[Postfixbuch-users] Mal wieder was rechtliches! ;-)

Peer Heinlein p.heinlein at heinlein-support.de
Do Apr 7 08:11:49 CEST 2011


Am Dienstag, 5. April 2011, 08:57:42 schrieb Frank Fiene:


> Gut, das habe ich verstanden! Wenn ich also am 01.01.2012 lösche,
> darf ich alles vor 2005 löschen!?

Alle Handelsbriefe, die nicht steuerlich relevant sind.

Wie Du das trennen willst?  Keine Ahnung. Darum gehe ich grundsätzlich 
von 10/11 Jahren aus.

> >> Die werden eh vom SAP geschickt, da gibt es natürlich eine
> >> Archivierung! ;-)
> > 
> > Reicht nicht aus.
> 
> Das musst du erläutern, das SAP-System erzeugt eine Mail und die wird
> revisionssicher in einem SAP-Archiv aufbewahrt und dann an das
> nächste Mailgateway verschickt.

Mißverständnis. Das im SAP kann schon ausreichen, nur sind das nicht die 
einzigen steuerlich relevanten Handelsbriefe, die Du hast. Insofern ist 
das eh nur ein kleiner Teil und damit nicht die Lösung.
 
> Soll ich jetzt ein Mailarchivierung auf jedem Hop auf dem Weg zum
> Kunden machen müssen, das ist schwer möglich!

Nein, nicht auf jedem Hop. Aber eben alle. Und SAP sind nicht alle.
 
> > Deine Unternehmsführung spielt russisch Roulette. Sie verstößt
> > gegen grundlegende Buchführungspflichten, was nicht nur enorme
> > Risiken für das Unternehmen bedeuten kann, sondern ggf. auch sogar
> > zu einer persönlichen Haftung des Geschäftsführers führen kann...
> 
> Stop, wo ist der Unterschied zu normaler Post?
> Es wird ja auch nicht Werbung eingescannt und archiviert!

Niemand will ja, daß Du Spam archivierst. Das sind ja auch keine 
Handelsbriefe :-)

Nur:

*) Angeblich taggen die Leute, um false positives doch noch zu 
empfangen. Halte ich für Unsinn udn gefährlich, aber das ist eine andere 
Diskussion.

*) Also befinden sich in den spam-Mails relevant-wahrscheinlich echte 
Nachrichten

*) Will man ein vollständiges Archiv haben, müßtew man diese F.P. 
ebenfalls archivieren. Wenn man das aber nicht trennen kann...

Aus diesem Grunde rate ich von jedem Anti-Spam-System ab, das nicht 
Mails in Echtzeit rejected. Dann löst sich dieses Problem von alleine.

> >>>> Da das der Vorstand beschlossen hat, sind die Admins doch raus,
> >>>> oder? Wir würden das schriftlich festhalten, dass wir dem nicht
> >>>> zustimmen werden!
> > 
> > Das interessiert beim §206 StGB nicht.
> > 
> > Ich würde NICHT löschen.
> > 
> > Wie man das genauer macht schaffe ich geade nicht zu erklären, bin
> > soeben in Lübeck angekommen. Heute Abend mehr. :-)
> 
> Das wäre super!

Darauf gibt es natürlich keine einfache Antwort.

Grundsätzlich gilt halt: Man macht es nicht. Wenn Dein Chef sagt: "Haue 
den Typen da", dann machst Du das auch nicht, weil das strafrechtlich 
relevante Körperverletzung ist. Also ist das hier nicht anders.

Dafür wird Chef kein Verständnis haben, wenn er beratungsresistent ist.

Einfach nur sagen "ich bin dagegen und mache es jetzt unter Protest" 
bringt auch nichts. Auch wenn ich unter Protest den Typen verhaue, bin 
ich weiterin Körperverletzer.

Hilfsweise macht man es wie jeder vernünftiger Consultant mit höchsten 
Tagessätzen: Man sitzt NEBEN der Tastatur und sagt dem Patienten, äh, 
Kunden, was er eintippen kann. Aber verantwortlich ist am Ende der, der 
es gemacht hat. :-)

(Man könnte auch hier über Beihilfe etc. reden, aber dann hört's auch 
irgendwann mal auf.)

Grundsätzlich würde ich versuchen, das ganze aber mit Sinn und Verstand 
zu lösen. Schließlich ist DAS auch im Sinne des Unternehmens -- und auch 
im höchstpersönlichen Interesse des Chefs. Wir machen viele Workshops 
mit Unternehmen: Da muß man mal Chef, IT-Leiter, 
Datenschutzbeauftragten, ggf. Betriebsrat und Admins an einen Tisch 
bringen, das sauber erklären und im Sinne des Unternehmens nachhaltig 
aufräumen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es FAST immer 
einvernehmlich gute Lösungen gibt, statt per Konfrontation und Frust zu 
agieren.

Wer seine private Nutzung nicht im Griff hat, der hat an vielen Stellen 
Schmerzen. Nicht nur im Spamschutz, auch bei Datenschutz, Backup und der 
revisionssicheren Archiveirung. Alles Folgeprobleme. Aber fehlende 
Archivierung kann beispielsweise eine höchstpersönliche Haftung eines 
Geschäftsführers auslösen. Und da können die dann schon hellhörig 
werden.

Peer


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