[FoME] Thesen zum Jour-Fixe
Radiobridge at aol.com
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Mo Apr 8 17:48:09 CEST 2013
zum FoME Jour Fixe 2013 / Berlin / 10.04.2013
NEUN THESEN zum Charakter von Medienförderung
1. Förderung zur Entwicklung von Medien ist konstitutiver Bestandteil
eines entwicklungspolitischen Konzepts, das behauptet, es gäbe Hilfsbedürftige
und diesen könne kompetent und sogar selbstlos geholfen werden.
2. Dieses einseitig von sogenannten Gebergesellschaften definierte
entwicklungspolitische Konzept erhebt zugleich den Anspruch, in sogenannten
Nehmergesellschaften demokratische Werte zu entwickeln oder sogar zu verankern.
3. Alle organisierten Initiativen, die diesem entwicklungspolitischen
Konzept folgen, also auch solche zur Medienförderung, sind tatsächlich nichts
anderes als unterschiedliche Arten von Geschäftsmodellen der sogenannten
Gebergesellschaften.
4. Wie in allen anderen Sektoren entwicklungspolitischer Aktivitäten
sollen auch bei der Medienförderung konstitutive Merkmale von
Gebergesellschaften, also hauptsächlich marktwirtschaftliche Strukturen, in den
Nehmergesellschaften etabliert werden.
5. Seminare, Workshops und andere Massnahmen der Medienförderung sind
nicht Instrumente interkulturellen Austausches, sondern Gelegenheit, in
Nehmergesellschaften Agenten eines Wandels zu schulen, der ihnen Werte und
Kompetenz der Gebergesellschaften als dominant und deshalb erstrebenswert
erscheinen lässt.
6. Bei dieser Förderarbeit wird weitgehend ausgeblendet, dass sich die
marktwirtschaftlich organisierten Strukturen in den Gebergesellschaften, und
damit deren Medien selbst, in einer dramatischen Krise befinden.
7. Es wird ferner ausgeblendet, dass es in den Nehmergesellschaften
Kommunikationsformen gibt, die unter Verwendung kostengünstiger moderner
Technologien zu einer Revitalisierung traditionellen Geschichtenerzählens und damit
zu Medienformaten führen können, die von Strukturen und Ideologien der
Gebergesellschaften unabhängig sind.
8. Medienförderer sind aufgerufen, sich in erster Linie mit solchen
traditionellen Kommunikationsstrukturen vertraut zu machen und deren
Protagonisten, falls gewünscht, beim Erlernen technologischer Fertigkeiten zu helfen.
9. Dann kann vielleicht als Grundvoraussetzung allen Handelns erkannt
werden, dass es sich bei den sogenannten Nehmergesellschaften auf Dauer um
Überlebensgesellschaften handelt, die Agenten aus der Welt von
Erlebnisgesellschaften nicht brauchen.
Klaus Jürgen Schmidt
_www.radiobridge.net/mediendebatteB.html_
(http://www.radiobridge.net/mediendebatteB.html)
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