[Debatte-Grundeinkommen] Egoismus - höheres Ziel (Re:Freier Wille ...)

Agnes Schubert Agne.s at gmx.de
Mi Apr 4 14:24:54 CEST 2012


Hallo Gerrit,

Ausgangspunkt meiner weltanschauung ist der erste Grundsatz des 
Philosophen René Descartes:
,/*Cogito ergo sum*/ ("Ich denke, also bin ich.")

  Die Selbsterkenntnis ist die Entscheidende. Die Annahme des anderen 
und dessen - als eines dem meinem ähnliches - Bewusstsein  ist schon mal 
zweifelhaft, wenn auch die Praxis dieser Annahme und darauf 
ausgerichtetes Handeln durchaus schlüssige Erfolge verzeichnet.

1) Gehe ich von mir aus, setze mich in den Mittelpunkt meines Denkens, 
dann bin ich auch Egoist. Denn Denken ist die notwendige Voraussetzung 
jeder bewussten Handlung.

2) Es ist im Grundsatz gewagt, besser wissen zu wollen, *was* der Welt 
(also den vielen anderen sich selbst Bewussten und somit Egoisten) am 
besten dient und somit als höheres Ziel zu gelten hat.
Wenn also kaum einer BGE wollte, weil kaum einer es für nützlich 
erachtet, ist es anmaßend zu behaupten, es würde allen letztlich damit 
gedient sein.
Wenn man da meint, man hätte einen altruistischen Wertmaßstab, so geht 
das ja nur, wenn manden auf den angenommenen egoistischen Wertmaßstab 
der anderen zu gründen vermag.

Altruismus geht eben nur, wenn denn alle anderen Egoisten sind.
Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht stimmt.
Wenn jeder zuerst an den anderen denkt und keiner zuerst an sich, dann 
wird es absurd. weil dann jede Behauptung, dass etwas den Menschen gut 
tut gleich absurd ist:
Beispiel Massenselbstmord:
Wenn jeder überzeugt ist, dass es für alle anderen die beste Lösung ist, 
wenn alle sich umbringen, dann ist es auch so. Kein Interesse stände dem 
dann ja entgegen.
Im Gegenteil: Sollte auch nur einer  sich davon ausnehmen wollen 
(vielleicht auch ursprünglich gut meinend den anderen zu liebe) , dann 
ist der mit dem "Vorwurf" Egoist konfrontiert, weil er ja zuwider 
handelt gegen die Interessen der anderen.
Umgekehrt geht das auch mit dem generellen Verbot von Selbstmordm, weil 
man ja lebend dem behaupteten Allgemeinwohl besser diene.

Der Unterschied im behaupteten Altruismus liegt allein in der jeweils 
angenommen Erkenntnis, ob ich meine Interessen eher gegen die anderen, 
neben den anderen oder mit den anderen zusammen bedienen kann.
Nützt mir das Lächeln meiner Freunde (emotional und direkt oder auch 
durch gegenseitige Freundschafts"dienste"), so schenke ich ihnen aus 
meinem Egoismus etwas. Dazu muss es nicht immer einer ausgeklügelten 
Berechnung "Gibst du mir, so gebe ich dir" folgen, manchmal reicht eben 
auch Bauchgefühl, Erziehung und Instinkt. Es sit aber immer ein 
Verhalten, dass sich langfristig immer nur eben hält/durchsetzen, wenn 
der auf diese Art altruistisch Handelnde auch (im Durchschnitt) einen 
Erfolg davon hat.

Solidarität ist also kein Widerspruch zum Egoismus sondern nur eine 
Variante dessen.
Wenn ich darüber aber nachdenke, ob ich BGE will, dann geht es dabei 
darum, ob ich - über den einen (eigenes direktes Einkommen) oder anderen 
Weg (mehr sozialer Friede, o.ä.)  - *mir* auch etwas davon versprechen kann.

Mit ganz egoistischen Grüßen
AgneS

> Message: 4 Date: Thu, 29 Mar 2012 01:49:45 +0200 From: Gerrit Haase 
> <gerrit.haase at gmail.com> To: 
> debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de Subject: Re: 
> [Debatte-Grundeinkommen] Freier Wille und Gemeinwohl (Re 
> Grundeinkommen als Mittel zum Zweck) Message-ID: 
> <CA+Fg1xaLZCZLw3Sp6C3u703w0WtzqfvVQ=+GWN6N6=1T+Ncg3A at mail.gmail.com> 
> Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1 Hallo, Am 2012-03-28 
> schrieb Agnes Schubert <Agne.s at gmx.de>:
>> "Diene dem höheren Ziel !"  also bitte nur dann, wenn ich die
>> Reihenfolge der Wertigkeiten der Ziele festlegen darf bzw. die so
>> genannten höheren unter ihnen eben meinen Zwecken auch wirklich dienlich
>> sind ;-) .
> Na, solange jeder erst seine Ziele verfolgt, seinen Egoismus
> befriedigt, höhere Ziele nur in Angriff nimmt, wenn nebenbei damit
> auch die eigenen Ziele erreicht werden, dann werden Ziele die nur
> wenigen dienlich sind nie erreicht oder nur in dem Fall, dass sich
> genug finden, die feststellen, dass sie alle ihre Ziele schon erreicht
> haben und anfangen sich zu langweilen.
>
> Dann wirds aber nicht besser als es ist. Oder andersrum ausgedrückt,
> so ist es ja jetzt schon und ich empfinde das als wenig solidarisch
> und ein bGE wäre vielleicht ein Anfang daran was zu ändern.
>
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