[Debatte-Grundeinkommen] Marktwirtschaft im Kapitalismus - ohne (Finanz)Krisen ?

Kruse wendanix at t-online.de
So Okt 30 10:07:22 CET 2011


Lieber Karl Palder,

lebst Du schon gedanklich auf dem Mars?

Es wäre doch wohl genauer zu klären, was ursprünglich mit 
Marktwirtschaft gemeint war und ob wir heute überhaupt in einer 
Marktwirtschaft
leben! Da sind doch einige Zweifel angebracht. Die neue Studie der 
Schweizer Forscher (unten angehängt!) bestätigt doch, dass wir eher von 
einem Machtgeflecht
von wenigen Konzernen beherrscht werden und dass eben keine Verteilung 
über Marktmechanismen erfolgt!
J. Ziegler sagt, dass jeder Mensch, der an Hunger stirbt, ermordet wird! 
Meint Malthus nicht eine traditionelle Ernährung auf der Basis von 
Massentierhaltung,
Boden- und Landschaftszerstörung und übermäßigem Fleischkonsum? Wie wäre 
die Situation, wenn die Menschen sich überwiegend vegetarisch und vegan 
ernähren und
die Meere nachhaltig befischen würden?
Vielleicht ist ja auch eine Marktwirtschaft in einer solidarischen 
Ökonomie möglich?!

Freundliche Grüße

Jürgen Kruse
Schermbeck
attac Niederrhein
www.heckenschutz.de
30.10.2011

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Am 29.10.2011 17:39, schrieb MARSMISSION at gmx.net:
> liebe agnes!
> ich darf mal darauf hinweisen, das das was du kapitalismus nennst, kein kapitalismus ist. kapitalismus ist der umschlag von ökonomischer macht in politische, kulturelle, macht und deren vereinigung. du redest von der über kapitalakkumulation getragenen produktion. diese allerdings bewirkt zur zeit das überleben von 7 milliarden menschen. ohne technisch wissenschaftliche produktion und einer verteilfunktion, hier marktwirtschaft, könnten von den 7 milliarden menschen nur 2 milliarden überleben, da dort die von malthus beschriebene grenze für die anzahl der menschen liegt, die ohne solche produktion ernährt werden könnten. das heisst, du forderst den tod von 5 milliarden menschen.
> tschau, karl palder
>
>
> -------- Original-Nachricht --------
>> Datum: Thu, 27 Oct 2011 10:49:19 +0200
>> Von: Agnes Schubert<Agne.s at gmx.de>
>> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>> Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Kapitalismus ohne (Finanz)Krisen ?
>> Hallo,
>>
>>
>> es bringt nichts wesentliches, an singulären Erscheinungen oder auch nur
>> an einzelnen Wesensmerkmalen des Kapitalismus (wie Geld)  herumdoktern
>> zu wollen.
>>
>> Wer da glaubt, man müsse den Kapitalismus nur richtig machen, damit er
>> die Menschheit glückselig macht, den muss ich enttäuschen - oder besser
>> der wird, sobald der jeweilige "richtige Versuch" in die Wirklichkeit
>> gebracht wird, selber von letzterer wohl  enttäuscht werden - oder aber
>> er wird die Wirklichkeit gleich gar nicht (mehr) zur Kenntnis nehmen
>> (wollen).
>>
>> Die Marktwirtschaft tatsächlich krisenfrei zu machen und/oder dem
>> Kapitalismus die Aufgabe der Güterversorgung unterzuschieben, heißt
>> letztlich immer den Kapitalismus, respektive die Marktwirtschaft,
>> abzuschaffen.
>>
>> Dafür müssen aber letztlich immer die grundsätzlichen Mechanismen, die
>> einerseits zur Rücksichtslosigkeit wie auch zu Krisen andererseits
>> führen, kritisiert werden.
>>
>> Dass die Marktwirtschaft, ja schon im Ideal auf der freien Konkurrenz
>> beruhend, die /Rücksichtslosigkeit /gegenüber jenen enthält, die dieser
>> Konkurrenz genau nicht gewachsen sind, sollte eigentlich leicht
>> ersichtlich sein. Dennoch sind die Leute immer empört, wenn eben genau
>> dieses Prinzip schlicht greift,  Produktionen verlagert werden,
>> Lohndrückung und dauerhafte Arbeitslosigkeit herrscht, Menschen
>> verhungern, ...
>> Oder sie sind empört, wenn denn diese Konkurrenz mit anderen Mitteln
>> betrieben wird - Betrugsversuche, Gewalt, Kriege ...
>> Sich an bestimmte jeweilige und temporäre Regeln (wie an Gesetze)  zu
>> halten, ist eben nur ein Mittel der Konkurrenz. Regeln zu umgehen, sie
>> zu beugen oder außer Kraft zu setzen, neue ("sozialere" oder
>> "asozialere") einzuführen, sind die anderen Mittel.
>> Prinzipielles Verfahren in der Marktwirtschaft ist es, den eigenen
>> Vorteil zu suchen, in dem man alle anderen und vor allem die jeweiligen
>> Konkurrenten und Tausch"partner" (Arbeitgeber-Arbeitnehmer, Produzent-
>> Konsument) vom eigenen Vorteil ausschließt.
>>
>> Dass die Marktwirtschaft auch gleich die /Krise/ beinhaltet, ist ebenso
>> leicht ersichtlich:
>> Wenn man freie Konkurrenz will, dann sind eben Absprachen unter den
>> Konkurrenten unerwünscht.
>> Dann wird von allen Seiten z.B. auf einen zukünftigen Markt gepokert,
>> mit hoher Stückzahl die Stückkosten gesenkt, um der Konkurrenz eben
>> voraus zu sein, und damit wird zwangsläufig eine Überproduktion in Gang
>> gesetzt. Das resultierende Angebot kann zu den Stückkosten nicht mehr an
>> den Kunden gebracht werden und es müssen Werte vernichtet werden - und
>> alle schauen nur, dass sie so wenig wie möglich in dieser Krise zu
>> schaden kommen.
>>
>> Wer es sich mal in Ruhe durchdenkt, wird auch bei den Finanzprodukten,
>> die letztlich auch Waren sind, nichts anderes finden. Und verhindert man
>> einige spezielle Finanzgeschäfte, dann wird die Konkurrenz auf anderen
>> Gebieten ebenen um so härter und die nächste Krise hat dann nicht mehr
>> speziell die gegenwärtigen Anlässe.
>>
>> Man könnte also die Krisen vermeiden, in dem man Absprachen unter den
>> Konkurrenten einführt Also (staatliche oder private) Monopole fördert,
>> an statt sie zu behindern. Nur hat man dann eben die Aufhebung
>>    der Marktwirtschaft - hin zu einer umfassend geplanten
>> Produktionsweise (die ja auch nicht immer krisenfrei sein muss, aber
>> eben den Krisengrund der Marktwirtschaft ausmerzt).
>>
>> Man kann die Rücksichtslosigkeit verhindern, in dem man den eigenen
>> Vorteil beschränkt und letztlich verhindert. Das aber führt genauso zur
>> Aufhebung der Marktwirtschaft, weil man ihre Triebkraft negiert.
>>
>>
>> Genau das passiert auch bei Einführung eines Grundeinkommens. Man
>> relativiert ein Grundprinzip eben die Triebkraft des Kapitalismus. Will
>> man aber die Wirtschaft als Produktion von Gebrauchsgütern erhalten,
>> muss zeitgleich eine alternative Triebkraft entstehen, die der
>> Marktwirtschaft aber wiederspricht und so weiterhin auf deren Ende
>> zusteuert. (Arbeit aus innerer Berufung, ...)
>> Schreitet man mit der Wahrnehmung und deutung des Begriffes der
>> "gesellschaftlichen Teilhabe" weiter in den Rahmen der Möglichkeiten
>> voran, so erhöht sich unablässig das Grundeinkommen im Verhältnis zum
>> gesamten Produktionsvolumen und relativiert die Triebkraft des
>> Kapitalismus - nämlich den sozialen Unterschied - weiter.
>>
>>
>>
>> Also was bleibt?
>> - den Kapitalismus und seine notwendigen Auswirkungen,  (auch in Krisen)
>> persönlich klein zu halten,  auf Kosten der anderen den eigenen Vorteil
>> zu suchen (in dem z.B. sich die Arbeitenden und Steuern Zahler gegen die
>> Besitzenden (Banken, ...) stellen und umgekehrt, oder die deutschen
>> gegen die Griechen , ...)
>> - oder sich schon mal theoretisch mit dessen Ende/Auflösung zu befassen.
>>
>> Für beide Fälle kann man sich für ein BGE stark machen.
>> Eine Diskussion um eine andere Form des Geldes aber ist eine völlig
>> andere - in meinen Augen recht absurde - Baustelle.
>>
>> Gruß AgneS
>>
*-----------------------------------------------------------------------  Marktwirtschaft??:
147 Finanzkonzerne regieren die Welt*
von Daniel Meierhans
Samstag, 22. Oktober 2011 23:10
http://www.sonntagonline.ch/ressort/aktuell/1921/

*Die ETH Zürich liefert das intellektuelle Basismaterial für die 
Occupy-Wall-Street-Bewegung. Sie zeigt, wie eine Gruppe von nur 147 
Finanzkonzernen praktisch die gesamte Weltwirtschaft kontrolliert. * UBS 
und Credit Suisse mischen ganz vorne mit.

Die Occupy-Wall-Street-Bewegung belagert seit Wochen die Wall Street in 
New York. An anderen Finanzplätzen wie London oder Zürich sind ebenfalls 
Bewegungen entstanden. Glaubt man einer Studie der ETH Zürich, sind das 
die richtigen Standorte, um gegen die Auswüchse der globalen 
Finanzindustrie zu protestieren: Die Studie von ETH-Systemspezialisten 
zeigt erstmals, wie wenige Finanzkonzerne als in sich geschlossenes 
Netzwerk einen Grossteil der Weltwirtschaft kontrollieren. UBS und CS 
sind die Nummern 9 und 14 im Machtnetz.

Die Datenbankanalyse der ETH ergibt Erstaunliches: Ein Netzwerk von nur 
147 Konzernen übt eine rund 40-prozentige Kontrolle über alle 43060 
international tätigen Unternehmen aus, die 2007 in der 
Wirtschaftsdatenbank Orbis erfasst waren. Diese Kerngruppe der globalen 
Wirtschaft kontrolliert sich zudem über ein gegenseitiges 
Beteiligungsnetzwerk praktisch vollständig selber. Das renommierte 
Wissenschaftsmagazin «New Scientist», das diese Woche erstmals über die 
Studie schrieb, titelte mit den markigen Worten: «Enthüllt -- das 
kapitalistische Netzwerk, das die Welt regiert».

«Die Konzentration der wirtschaftlichen Kontrolle, die wir gefunden 
haben, ist enorm», sagt Stefano Battiston . Der ETH-Wissenschafter 
gehört zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der hochkomplexen 
Systeme und hat seine Analysen von Wirtschaftsnetzwerken unter anderem 
gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Joseph Stiglitz publiziert.

«Während etwa im ähnlich netzwerkartig aufgebauten Internet oder bei 
Wikipedia rund 40 Prozent der Webseiten zum mehrfach verbundenen Kern 
gehören, sind es bei den multinationalen Unternehmen nur 0,3 Prozent.» 
Man muss sich das als riesigen Wollknäuel vorstellen: Die 43060 
multinationalen Unternehmen haben insgesamt 400000 Beteiligungen und 
identifizierbare Beteiligte. Von diesen sind 1318 mehrfach vernetzt und 
haben im Durchschnitt 20 Verbindungen untereinander und repräsentieren 
selber einen Umsatzanteil von 20 Prozent. Über direkte und indirekte 
Beteiligungen kontrollieren sie aber zusätzlich noch einmal über 60 
Prozent.

Innerhalb des vernetzten Kerns haben die ETH-Forscher zudem eine 147 
Konzerne umfassende geschlossene Gesellschaft identifiziert, die nach 
Umsätzen gerechnet allein 40 Prozent der multinationalen Umsätze 
kontrolliert. Angeführt wird Macht-Rangliste von der britischen Barclays 
Bank. Die UBS ist die Nummer 9, die Deutsche Bank die 12 und Credit 
Suisse die 14. Bis zur China Petrochemical Group auf Rang 50 figurieren 
nur Finanzunternehmen. Darunter auch eine Reihe von kaum bekannten 
Fonds- und Investmentgesellschaften wie etwa der amerikanischen Capital 
Group Companies auf Rang zwei, die Beteiligungen -- unter anderem auch 
an Geberit -- in der Höhe von rund 1 Billion Dollar verwaltet.

Seit 2007, dem Jahr, auf dem die Analyse beruht, dürfte es im Zug der 
Finanzkrise zu einigen Platzwechseln gekommen sein. Die 
Kontrollkonzentration des Machtzirkels ist seither jedoch kaum kleiner 
geworden. Im Gegenteil: Die Vernetzung der Finanzriesen untereinander 
dürfte sogar eher noch gewachsen sein. Denn schliesslich hat der Konkurs 
der nur auf Rang 34 platzierten Lehman Brothers Holding der 
Finanzindustrie eindrücklich klargemacht, wie stark die faktische 
Staatsgarantie mit der Systemrelevanz korreliert. So hat Barclays 
beispielsweise 2009 ihre Vermögensverwaltung an Blackrock abgetreten, 
die nun über 3 Billionen Dollar kontrolliert. Da der Deal zur Hälfte in 
Aktien getätigt wurde, sind die beiden Unternehmen jetzt gegenseitig im 
zweistelligen Prozentbereich aneinander beteiligt.

Die Resultate der ETH-Forscher sind Wasser auf die Mühlen der 
Occupy-Wall-Street-Bewegung. Zeigen sie doch, dass sich nicht nur der 
private Wohlstand auf eine kleine Minderheit konzentriert. Die 
wirtschaftliche Macht liegt in den Händen eines noch viel exklusiveren 
Zirkels. Nur 1,7 Prozent der multinationalen Unternehmen kontrollieren 
80 Prozent der Umsätze. Im Vergleich dazu wirkt die weltweite Verteilung 
der Vermögen geradezu egalitär, müssen sich doch zwischen 5 und 10 
Prozent Reiche 80 Prozent des Besitzes teilen.

Für eine derartige Machtballung ist allerdings keine bewusste 
Verschwörung notwendig, wie sie viele Occupy-Aktivisten vermuten, betont 
Battiston. Ihr Entstehen lässt sich durch Marktmechanismen erklären. So 
gehören gegenseitige Beteiligungen zu den gängigen 
Anti-Übernahme-Strategien. Sie helfen zudem -- zumindest in einer ersten 
Näherung -- die Risiken zu verteilen, und sie senken die 
Zusammenarbeitskosten.

«Unsere mathematische Analyse ist grundsätzlich weder positiv noch 
negativ», so Battiston weiter. «Sie ist vielmehr eine Grundlage, um die 
weltweite wirtschaftliche Vernetzung besser verstehen und damit auch die 
Folgen von politischen und unternehmerischen Entscheiden besser 
abschätzen zu können.»

Erstaunlicherweise ist die ETH-Studie die erste, welche die ökonomischen 
Machtverhältnisse auf globalem Niveau abbildet. Bisherige Analysen 
beschränkten sich auf einzelne Länder oder Märkte.

Auch wenn verschiedene Details der Studie, wie etwa die Gleichsetzung 
einer Beteiligung mit einer entsprechenden Kontrolle, umstritten sind -- 
der generelle Befund ist so klar, dass er nicht ignoriert werden kann. 
Die gewaltige Machtkonzentration in den Händen weniger Konzerne und die 
nicht minder grosse gegenseitige Abhängigkeit dieser Konzerne 
untereinander werfen eine Reihe von Fragen auf.

Aus liberaler Sicht stellt etwa die enge Verknüpfung der Marktteilnehmer 
den Wettbewerb infrage. Die Regulatoren stehen vor der Herausforderung, 
Wege zu finden, wie Risiken in einem solchen Abhängigkeitsnetzwerk 
überhaupt isoliert werden können. So dürfte beispielsweise eine 
Abspaltung der Investment-Aktivitäten der UBS unter diesen Umständen 
zwar die unmittelbaren Auswirkungen auf die Schweiz begrenzen, das 
weltweite Finanzsystem würde von deren Bankrott aber kaum weniger stark 
erschüttert. Die UBS ist nicht nur «too big to fail» für die Schweiz, 
sondern «too connected to fail» für die Welt.

Die Politik hinwiederum muss sich Strukturen schaffen, um dieser 
Machtkonzentration zumindest gleichwertig entgegentreten zu können. Denn 
auch wenn 147 Konzerne so wenig wie die 193 UNO-Staaten in der Lage 
sind, ihre Eigeninteressen zurückzustellen, um eine 
Schatten-Weltregierung zu bilden, so können sie doch besser als die 
Staatengemeinschaft ihre Kräfte bündeln, um gemeinsame Interessen zu 
schützen. Wie effektiv sie dabei sind, zeigt das erfolgreiche Lobbying 
gegen effektive Regulierung der Finanzmärkte.

Aber nicht nur Gesellschaft und Politik sind gefordert. Auch die 
Konzerne selber müssen ihr Netzwerk angesichts der kaum mehr 
beherrschbaren Turbulenzen der letzten Jahre überdenken. Die 
gegenseitige Beteiligungsvernetzung, die kurzfristig die Risiken für das 
einzelne Unternehmen reduziert, wächst immer mehr zu einem 
unkontrolliert schwingenden Klumpenrisiko, welches das ganze System in 
den Abgrund zu ziehen droht.
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Tageszeitung junge Welt
28.10.2011 / Kapital & Arbeit / Seite 9
http://www.jungewelt.de/2011/10-28/021.php
*Klub der Übermächtigen*
*Schweizer Studie zeigt auf, wie knapp 150 Superkonzerne die 
Weltwirtschaft zu ihrem Spielball machen.* Neue Argumente für 
»Occupy«-Bewegung
Ralf Wurzbacher
Geld regiert die Welt. Das weiß heute fast jeder. Aber geht es auch 
etwas genauer? Neuerdings schon. Forscher der Eidgenössischen 
Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben akribisch nachgebohrt und 
Beängstigendes ans Licht befördert. Nach ihren Erkenntnissen halten 
gerade einmal knapp 150 multinationale Konzerne die Fäden des weltweiten 
Wirtschaftsgeschehens in der Hand. Bezeichnend außerdem: Den Löwenanteil 
dieser Übermächtigen stellen Unternehmen aus der Finanzindustrie. Die 
Befunde kommen zur rechten Zeit und sind Wasser auf die Mühlen der 
globalisierungskritischen Bewegung. Ihre Losungen »Occupy Wallstreet« 
oder »Occupy Frankfurt« treffen die Richtigen, sprich die verborgenen 
Strippenzieher des Systems.
Umfassender Ansatz
James Glattfelder, Stefano Battiston und Stefania Vitali von der 
Schweizer Vorzeigehochschule sind die Frage nach Art und Umfang 
ökonomischer Vorherrschaft anders angegangen als sonst. Sie begnügten 
sich nicht damit, nur plump das Geld der großen Zampanos zu zählen, um 
deren Machtfülle allein von Umsatz- und Profitvolumina abzuleiten, wie 
dies etwa das US-Wirtschaftsmagazin Fortune mit den »Global 500« alle 
Jahre wieder macht. Ihr Ansatz ist umfassender: Die 
ETH-Systemspezialisten nehmen die vielfältigen Geschäftsverbindungen in 
den Blick, die ein Konzern zu anderen Firmen unterhält und entschlüsseln 
auf diesem Wege Netzwerke korporativer Kontrolle.

Für ihre Studie »Network of Global Corporate Control« haben die 
Wissenschaftler die Datenbank Orbis der Organisation für wirtschaftliche 
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchforstet. Darin sind 
Kennzahlen zu praktisch allen weltweit tätigen Firmen und 
Wirtschaftsakteuren zusammengetragen. Aus den für 2007 erhältlichen 
Informationen von 37 Millionen Marktteilnehmern filterte das 
Forscherteam in einem ersten Schritt 43000 Unternehmen heraus, die 
grenzüberschreitend Geschäfte machen. Diese Transnationalen bringen es 
auf insgesamt über 400000 Beteiligungen, aber nur eine kleine Gruppe von 
1318 Konzernen ist mehrfach und wechselseitig über mindestens zwei, im 
Durchschnitt 20 Bande miteinander verwoben. Sie bilden damit ein 
engmaschiges Netzwerk reziproker Abhängigkeiten und üben darüber 
gewaltigen Einfluß auf die Weltökonomie aus. Ihr Anteil am Gesamtumsatz 
aller international agierenden Unternehmen beträgt 20 Prozent, über ihre 
direkten oder indirekten Beteiligungen kontrollieren sie allerdings 
satte 80 Prozent.

Das namhafte Wissenschaftsmagazin New Scientist, das als erstes von der 
Untersuchung berichtete, titelte angesichts des Befundes: *»Enthüllt -- 
das kapitalistische Netzwerk, das die Welt regiert«*. Am Wochenende 
hatten sich mehrere Schweizer Zeitungen des Themas angenommen, nach 
einigem Zögern zogen auch deutsche Medien nach. Für Aufsehen sorgt im 
speziellen die Zahl 147. Sie steht für das Konzentrat der Weltherrschaft 
schlechthin und umfaßt jene zwölf Dutzend Megakonzerne, die auf dem 
Wirtschaftsparkett die Strippen ziehen. Diese aufs engste miteinander 
verflochtene geschlossene Gesellschaft (»super-entity«) hat die 
Verfügungsgewalt über rund 40 Prozent der Weltwirtschaft. »Die 
Konzentration der wirtschaftlichen Kontrolle, die wir gefunden haben, 
ist enorm«, befand der ETH-Forscher Battiston gegenüber der Schweizer 
Zeitung Der Sonntag. Er hat bereits gemeinsam mit Nobelpreisträger 
Joseph Stiglitz Analysen zu Wirtschaftsnetzwerken veröffentlicht.

Ganz oben im elitären Club der 147 steht die britische Barclays-Bank. 
Unter die ersten zehn schaffen es allein sechs US-Konzerne, darunter 
J.P. Morgan (Platz 6) und Merrill Lynch (10). Die französische AXA (3) 
und die Eidgenössische UBS (9) vertreten Kontinentaleuropa in der 
Spitzengruppe. Die Deutsche Bank ist die Nummer zwölf, zusammen mit der 
Allianz (28) landen nur zwei deutsche Unternehmen im vorderen Feld. 
Platz 50 nimmt die chinesische Petrochemical Group ein, der einzige 
Konzern in den Top 50, der keine Bank, Versicherung, Fonds- oder 
Investmentgesellschaft ist. Das hat System: *Drei Viertel der 
Überkonzerne sind Teil der Finanzbranche.* Weil sie untereinander 
mittels mannigfaltiger, teils hochspekulativer Instrumente wie Krediten 
und Kreditausfallversicherungen verschränkt sind, kontrollieren sich die 
Protagonisten der Supereinheit vollständig gegenseitig. Und faktisch ist 
kein Konzernlenker mehr Herr über den eigenen Laden.
Steilvorlage für Bewegung
Für die an Stärke gewinnende »Occupy«-Bewegung rund um den Globus ist 
die ETH-Studie eine Steilvorlage. Mit der Belagerung der Börsenplätze 
dieser Welt wurde die richtige Standortentscheidung getroffen. Die 
irrwitzige Machtballung in den Händen ein paar weniger Weltenlenker 
entblößt nicht nur die Lächerlichkeit des liberalen Mantras vom freien 
Wettbewerb und der Selbstregulierung der Marktkräfte. Sie ist auch die 
Negation ökonomischer Stabilität und nicht zuletzt der Demokratie. Mit 
dem Grad der Vernetzung steige auch das »Ansteckungsrisiko im 
wirtschaftlichen Krisenfall«, konstatieren so auch die ETH-Forscher. 
»Das Gesamtsystem wird so instabiler, weil sich Probleme leicht 
ausbreiten können.«

Wo es hinführt, wenn ein Dominostein im wackligen Gefüge der 
Abhängigkeiten zu Fall kommt, hat der Lehman-Crash 2008 eindrucksvoll 
demonstriert, dessen Erschütterungen bis heute fortwirken. Dabei ist die 
Vernetzung selbst so etwas wie die Lebensversicherung der Superkonzerne. 
Engmaschige Unternehmensbeteiligungen sind nicht nur eine gängige 
Antiübernahmestrategie. Sie entfalten auch eine gewaltige 
Erpressungskraft gegenüber der Politik und den Nationalstaaten. Der 
Sonntag schrieb dazu: »Die UBS ist nicht nur >too big to fail< für die 
Schweiz, sondern >too connected to fail< für die Welt.«



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15. August 2011
Grafik dazu: siehe:


http://nextbigfuture.com/2011/08/147-superentities-dominate-network-of.html


      147 Superentities dominieren das Netz der globalen
      Unternehmenskontrolle
      <http://translate.googleusercontent.com/translate_c?hl=de&prev=/search%3Fq%3Dnetwork%2Bof%2Bglobal%2Bcorporate%2Bcontrol%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3De9t%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26prmd%3Dimvns&rurl=translate.google.de&sl=en&u=http://nextbigfuture.com/2011/08/147-superentities-dominate-network-of.html&usg=ALkJrhhUTjYt2ZTLplcboD_go2F-pAYkIA>



<http://3.bp.blogspot.com/-kP9gqCRn7vI/Tkn9LZJGR6I/AAAAAAAAMSs/q-XB3yWUxo8/s1600/corpcontrol.png> 

/Netzwerk-Topologie./ /(A) A bow-tie besteht aus in-Bereich (IN), 
out-Bereich (OUT),/
///starke Zusammenhangskomponente oder Core (SCC) und Rohre und Ranken 
(T & T)./ /(B) Bow-Tie Struktur des größten zusammenhängenden Komponente 
(LCC) und andere angeschlossene Komponenten (OCC)./ /Jeder Abschnitt 
Volumen Skalen logarithmisch mit dem Anteil der TNCs Betriebseinnahmen./ 
/In Klammern Prozentsatz der Betriebseinnahmen und Anzahl der TNCs, 
cfr./ /Tabelle 1./ /(C) SCC Layout der SCC (1318 Knoten und 12191 
Links)./ /Node Größenskalen logarithmisch mit dem Betrieb Erträge, 
Knoten Farbe mit Netzwerk zu steuern (von gelb bis rot)./ /Link 
Farbskalen mit Gewicht./ /(D) Zoom auf einige wichtige TNCs in der 
Finanzbranche./ /Einige Zyklen sind hervorgehoben./

Im Jahr 2007 wurden nur 147 Unternehmen 
<http://translate.googleusercontent.com/translate_c?hl=de&prev=/search%3Fq%3Dnetwork%2Bof%2Bglobal%2Bcorporate%2Bcontrol%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3De9t%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26prmd%3Dimvns&rurl=translate.google.de&sl=en&u=http://www.sciencenews.org/view/generic/id/333389/title/Financial_world_dominated_by_a_few_deep_pockets&usg=ALkJrhi-FyzJQfvXylnw9S0W6NWJOZ-RPg> 
fast 40 Prozent der Geldwert aller transnationalen Konzernen 
kontrolliert wird, berichten Forscher in einem Papier online 
veröffentlicht am 28. Juli arXiv.org.

ArXiv - Das Netzwerk der globalen Unternehmenskontrolle 
<http://arxiv.org/abs/1107.5728>

    Die Struktur des Control-Netzwerk transnationaler Konzerne
    beeinflusst globalen Wettbewerb auf dem Markt und finanzielle
    Stabilität. Bisher wurden nur kleine nationale Proben untersucht,
    und es gab keine geeignete Methode zur Steuerung global zu
    beurteilen. Wir präsentieren die erste Untersuchung der Architektur
    des internationalen Eigentums-Netzwerk, zusammen mit der Berechnung
    der Kontrolle von jedem Global Player statt. Wir finden, dass
    transnationale Konzerne eine riesige Fliege Struktur bilden, und
    dass ein großer Teil der Kontrolle einer kleinen engmaschigen Kern
    von Finanzinstituten fließt. Dieser Kern kann als Wirtschaftsfaktor
    "Super-Einheit", die wichtige neue Fragen aufwirft sowohl für
    Forscher und politische Entscheidungsträger gesehen werden. 

"Das ist empirische Evidenz dessen, was anekdotisch Jahren verstanden", 
sagt Informationen Theoretiker Brandy Aven der Tepper School of Business 
an der Carnegie Mellon in Pittsburgh.


    Während jeder Mensch auf der Straße dieses Ergebnis vorausgesagt
    haben, der ökonomischen Literatur Märkte darstellt, wie so
    dynamisch, dass sie hot spots der Kontrolle mangelt, sagt Glattfelder.

    Und obwohl der Status der viele Spieler in der Analyse hat sich seit
    2007 geändert (mittlerweile aufgelösten Lehman Brothers ist ein
    wesentliches Element des Kerns), die Analyse zeigt, dass das
    Eigentum wird zunehmend konzentriert und zunehmend transnational,
    sagt Gerald Davis von der Universität of Michigan in Ann Arbor.
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-------------- nächster Teil --------------
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