[Debatte-Grundeinkommen] Marktwirtschaft im Kapitalismus - ohne (Finanz)Krisen ?

Kruse wendanix at t-online.de
So Okt 30 10:18:30 CET 2011


Nachtrag:
Wer immer noch von der -vielleicht sogar "sozialen"- "Marktwirtschaft" 
träumt, sollte wirklich einmal lesen:

Robert Kurz, *Schwarzbuch Kapitalismus, Ein Abgesang auf die 
Marktwirtschaft*, Ullstein TB, München 2001  (vgl. u.a.: 
http://dirkhuebner66.de/schwarzbuch.htm) und:
Sarah Wagenknedcht, *Freiheit statt Kapitalismus*, Eichborn Verlag, 
Frankfurt 2011. !!!!!!
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Am 30.10.2011 10:07, schrieb Kruse:
> Lieber Karl Palder,
>
> lebst Du schon gedanklich auf dem Mars?
>
> Es wäre doch wohl genauer zu klären, was ursprünglich mit 
> Marktwirtschaft gemeint war und ob wir heute überhaupt in einer 
> Marktwirtschaft
> leben! Da sind doch einige Zweifel angebracht. 

> Die neue Studie der Schweizer Forscher (unten angehängt!) bestätigt 
> doch, dass wir eher von einem Machtgeflecht
> von wenigen Konzernen beherrscht werden und dass eben keine Verteilung 
> über Marktmechanismen erfolgt!
> J. Ziegler sagt, dass jeder Mensch, der an Hunger stirbt, ermordet 
> wird! Meint Malthus nicht eine traditionelle Ernährung auf der Basis 
> von Massentierhaltung,
> Boden- und Landschaftszerstörung und übermäßigem Fleischkonsum? Wie 
> wäre die Situation, wenn die Menschen sich überwiegend vegetarisch und 
> vegan ernähren und
> die Meere nachhaltig befischen würden?
> Vielleicht ist ja auch ein "Markt" in einer solidarischen Ökonomie 
> möglich?!
>
> Freundliche Grüße
>
> Jürgen Kruse
> Schermbeck
> attac Niederrhein
> www.heckenschutz.de
> 30.10.2011
>
> -----------------------------------------------------------------------
> Am 29.10.2011 17:39, schrieb MARSMISSION at gmx.net:
>> liebe agnes!
>> ich darf mal darauf hinweisen, das das was du kapitalismus nennst, kein kapitalismus ist. kapitalismus ist der umschlag von ökonomischer macht in politische, kulturelle, macht und deren vereinigung. du redest von der über kapitalakkumulation getragenen produktion. diese allerdings bewirkt zur zeit das überleben von 7 milliarden menschen. ohne technisch wissenschaftliche produktion und einer verteilfunktion, hier marktwirtschaft, könnten von den 7 milliarden menschen nur 2 milliarden überleben, da dort die von malthus beschriebene grenze für die anzahl der menschen liegt, die ohne solche produktion ernährt werden könnten. das heisst, du forderst den tod von 5 milliarden menschen.
>> tschau, karl palder
>>
>>
>> -------- Original-Nachricht --------
>>> Datum: Thu, 27 Oct 2011 10:49:19 +0200
>>> Von: Agnes Schubert<Agne.s at gmx.de>
>>> An:debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>>> Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Kapitalismus ohne (Finanz)Krisen ?
>>> Hallo,
>>>
>>>
>>> es bringt nichts wesentliches, an singulären Erscheinungen oder auch nur
>>> an einzelnen Wesensmerkmalen des Kapitalismus (wie Geld)  herumdoktern
>>> zu wollen.
>>>
>>> Wer da glaubt, man müsse den Kapitalismus nur richtig machen, damit er
>>> die Menschheit glückselig macht, den muss ich enttäuschen - oder besser
>>> der wird, sobald der jeweilige "richtige Versuch" in die Wirklichkeit
>>> gebracht wird, selber von letzterer wohl  enttäuscht werden - oder aber
>>> er wird die Wirklichkeit gleich gar nicht (mehr) zur Kenntnis nehmen
>>> (wollen).
>>>
>>> Die Marktwirtschaft tatsächlich krisenfrei zu machen und/oder dem
>>> Kapitalismus die Aufgabe der Güterversorgung unterzuschieben, heißt
>>> letztlich immer den Kapitalismus, respektive die Marktwirtschaft,
>>> abzuschaffen.
>>>
>>> Dafür müssen aber letztlich immer die grundsätzlichen Mechanismen, die
>>> einerseits zur Rücksichtslosigkeit wie auch zu Krisen andererseits
>>> führen, kritisiert werden.
>>>
>>> Dass die Marktwirtschaft, ja schon im Ideal auf der freien Konkurrenz
>>> beruhend, die /Rücksichtslosigkeit /gegenüber jenen enthält, die dieser
>>> Konkurrenz genau nicht gewachsen sind, sollte eigentlich leicht
>>> ersichtlich sein. Dennoch sind die Leute immer empört, wenn eben genau
>>> dieses Prinzip schlicht greift,  Produktionen verlagert werden,
>>> Lohndrückung und dauerhafte Arbeitslosigkeit herrscht, Menschen
>>> verhungern, ...
>>> Oder sie sind empört, wenn denn diese Konkurrenz mit anderen Mitteln
>>> betrieben wird - Betrugsversuche, Gewalt, Kriege ...
>>> Sich an bestimmte jeweilige und temporäre Regeln (wie an Gesetze)  zu
>>> halten, ist eben nur ein Mittel der Konkurrenz. Regeln zu umgehen, sie
>>> zu beugen oder außer Kraft zu setzen, neue ("sozialere" oder
>>> "asozialere") einzuführen, sind die anderen Mittel.
>>> Prinzipielles Verfahren in der Marktwirtschaft ist es, den eigenen
>>> Vorteil zu suchen, in dem man alle anderen und vor allem die jeweiligen
>>> Konkurrenten und Tausch"partner" (Arbeitgeber-Arbeitnehmer, Produzent-
>>> Konsument) vom eigenen Vorteil ausschließt.
>>>
>>> Dass die Marktwirtschaft auch gleich die /Krise/ beinhaltet, ist ebenso
>>> leicht ersichtlich:
>>> Wenn man freie Konkurrenz will, dann sind eben Absprachen unter den
>>> Konkurrenten unerwünscht.
>>> Dann wird von allen Seiten z.B. auf einen zukünftigen Markt gepokert,
>>> mit hoher Stückzahl die Stückkosten gesenkt, um der Konkurrenz eben
>>> voraus zu sein, und damit wird zwangsläufig eine Überproduktion in Gang
>>> gesetzt. Das resultierende Angebot kann zu den Stückkosten nicht mehr an
>>> den Kunden gebracht werden und es müssen Werte vernichtet werden - und
>>> alle schauen nur, dass sie so wenig wie möglich in dieser Krise zu
>>> schaden kommen.
>>>
>>> Wer es sich mal in Ruhe durchdenkt, wird auch bei den Finanzprodukten,
>>> die letztlich auch Waren sind, nichts anderes finden. Und verhindert man
>>> einige spezielle Finanzgeschäfte, dann wird die Konkurrenz auf anderen
>>> Gebieten ebenen um so härter und die nächste Krise hat dann nicht mehr
>>> speziell die gegenwärtigen Anlässe.
>>>
>>> Man könnte also die Krisen vermeiden, in dem man Absprachen unter den
>>> Konkurrenten einführt Also (staatliche oder private) Monopole fördert,
>>> an statt sie zu behindern. Nur hat man dann eben die Aufhebung
>>>    der Marktwirtschaft - hin zu einer umfassend geplanten
>>> Produktionsweise (die ja auch nicht immer krisenfrei sein muss, aber
>>> eben den Krisengrund der Marktwirtschaft ausmerzt).
>>>
>>> Man kann die Rücksichtslosigkeit verhindern, in dem man den eigenen
>>> Vorteil beschränkt und letztlich verhindert. Das aber führt genauso zur
>>> Aufhebung der Marktwirtschaft, weil man ihre Triebkraft negiert.
>>>
>>>
>>> Genau das passiert auch bei Einführung eines Grundeinkommens. Man
>>> relativiert ein Grundprinzip eben die Triebkraft des Kapitalismus. Will
>>> man aber die Wirtschaft als Produktion von Gebrauchsgütern erhalten,
>>> muss zeitgleich eine alternative Triebkraft entstehen, die der
>>> Marktwirtschaft aber wiederspricht und so weiterhin auf deren Ende
>>> zusteuert. (Arbeit aus innerer Berufung, ...)
>>> Schreitet man mit der Wahrnehmung und deutung des Begriffes der
>>> "gesellschaftlichen Teilhabe" weiter in den Rahmen der Möglichkeiten
>>> voran, so erhöht sich unablässig das Grundeinkommen im Verhältnis zum
>>> gesamten Produktionsvolumen und relativiert die Triebkraft des
>>> Kapitalismus - nämlich den sozialen Unterschied - weiter.
>>>
>>>
>>>
>>> Also was bleibt?
>>> - den Kapitalismus und seine notwendigen Auswirkungen,  (auch in Krisen)
>>> persönlich klein zu halten,  auf Kosten der anderen den eigenen Vorteil
>>> zu suchen (in dem z.B. sich die Arbeitenden und Steuern Zahler gegen die
>>> Besitzenden (Banken, ...) stellen und umgekehrt, oder die deutschen
>>> gegen die Griechen , ...)
>>> - oder sich schon mal theoretisch mit dessen Ende/Auflösung zu befassen.
>>>
>>> Für beide Fälle kann man sich für ein BGE stark machen.
>>> Eine Diskussion um eine andere Form des Geldes aber ist eine völlig
>>> andere - in meinen Augen recht absurde - Baustelle.
>>>
>>> Gruß AgneS
>>>
> *-----------------------------------------------------------------------  
> Marktwirtschaft??:
> 147 Finanzkonzerne regieren die Welt*
> von Daniel Meierhans
> Samstag, 22. Oktober 2011 23:10
> http://www.sonntagonline.ch/ressort/aktuell/1921/
>
> *Die ETH Zürich liefert das intellektuelle Basismaterial für die 
> Occupy-Wall-Street-Bewegung. Sie zeigt, wie eine Gruppe von nur 147 
> Finanzkonzernen praktisch die gesamte Weltwirtschaft kontrolliert. * 
> UBS und Credit Suisse mischen ganz vorne mit.
>
> Die Occupy-Wall-Street-Bewegung belagert seit Wochen die Wall Street 
> in New York. An anderen Finanzplätzen wie London oder Zürich sind 
> ebenfalls Bewegungen entstanden. Glaubt man einer Studie der ETH 
> Zürich, sind das die richtigen Standorte, um gegen die Auswüchse der 
> globalen Finanzindustrie zu protestieren: Die Studie von 
> ETH-Systemspezialisten zeigt erstmals, wie wenige Finanzkonzerne als 
> in sich geschlossenes Netzwerk einen Grossteil der Weltwirtschaft 
> kontrollieren. UBS und CS sind die Nummern 9 und 14 im Machtnetz.
>
> Die Datenbankanalyse der ETH ergibt Erstaunliches: Ein Netzwerk von 
> nur 147 Konzernen übt eine rund 40-prozentige Kontrolle über alle 
> 43060 international tätigen Unternehmen aus, die 2007 in der 
> Wirtschaftsdatenbank Orbis erfasst waren. Diese Kerngruppe der 
> globalen Wirtschaft kontrolliert sich zudem über ein gegenseitiges 
> Beteiligungsnetzwerk praktisch vollständig selber. Das renommierte 
> Wissenschaftsmagazin «New Scientist», das diese Woche erstmals über 
> die Studie schrieb, titelte mit den markigen Worten: «Enthüllt -- das 
> kapitalistische Netzwerk, das die Welt regiert».
>
> «Die Konzentration der wirtschaftlichen Kontrolle, die wir gefunden 
> haben, ist enorm», sagt Stefano Battiston . Der ETH-Wissenschafter 
> gehört zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der hochkomplexen 
> Systeme und hat seine Analysen von Wirtschaftsnetzwerken unter anderem 
> gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Joseph Stiglitz publiziert.
>
> «Während etwa im ähnlich netzwerkartig aufgebauten Internet oder bei 
> Wikipedia rund 40 Prozent der Webseiten zum mehrfach verbundenen Kern 
> gehören, sind es bei den multinationalen Unternehmen nur 0,3 Prozent.» 
> Man muss sich das als riesigen Wollknäuel vorstellen: Die 43060 
> multinationalen Unternehmen haben insgesamt 400000 Beteiligungen und 
> identifizierbare Beteiligte. Von diesen sind 1318 mehrfach vernetzt 
> und haben im Durchschnitt 20 Verbindungen untereinander und 
> repräsentieren selber einen Umsatzanteil von 20 Prozent. Über direkte 
> und indirekte Beteiligungen kontrollieren sie aber zusätzlich noch 
> einmal über 60 Prozent.
>
> Innerhalb des vernetzten Kerns haben die ETH-Forscher zudem eine 147 
> Konzerne umfassende geschlossene Gesellschaft identifiziert, die nach 
> Umsätzen gerechnet allein 40 Prozent der multinationalen Umsätze 
> kontrolliert. Angeführt wird Macht-Rangliste von der britischen 
> Barclays Bank. Die UBS ist die Nummer 9, die Deutsche Bank die 12 und 
> Credit Suisse die 14. Bis zur China Petrochemical Group auf Rang 50 
> figurieren nur Finanzunternehmen. Darunter auch eine Reihe von kaum 
> bekannten Fonds- und Investmentgesellschaften wie etwa der 
> amerikanischen Capital Group Companies auf Rang zwei, die 
> Beteiligungen -- unter anderem auch an Geberit -- in der Höhe von rund 
> 1 Billion Dollar verwaltet.
>
> Seit 2007, dem Jahr, auf dem die Analyse beruht, dürfte es im Zug der 
> Finanzkrise zu einigen Platzwechseln gekommen sein. Die 
> Kontrollkonzentration des Machtzirkels ist seither jedoch kaum kleiner 
> geworden. Im Gegenteil: Die Vernetzung der Finanzriesen untereinander 
> dürfte sogar eher noch gewachsen sein. Denn schliesslich hat der 
> Konkurs der nur auf Rang 34 platzierten Lehman Brothers Holding der 
> Finanzindustrie eindrücklich klargemacht, wie stark die faktische 
> Staatsgarantie mit der Systemrelevanz korreliert. So hat Barclays 
> beispielsweise 2009 ihre Vermögensverwaltung an Blackrock abgetreten, 
> die nun über 3 Billionen Dollar kontrolliert. Da der Deal zur Hälfte 
> in Aktien getätigt wurde, sind die beiden Unternehmen jetzt 
> gegenseitig im zweistelligen Prozentbereich aneinander beteiligt.
>
> Die Resultate der ETH-Forscher sind Wasser auf die Mühlen der 
> Occupy-Wall-Street-Bewegung. Zeigen sie doch, dass sich nicht nur der 
> private Wohlstand auf eine kleine Minderheit konzentriert. Die 
> wirtschaftliche Macht liegt in den Händen eines noch viel exklusiveren 
> Zirkels. Nur 1,7 Prozent der multinationalen Unternehmen kontrollieren 
> 80 Prozent der Umsätze. Im Vergleich dazu wirkt die weltweite 
> Verteilung der Vermögen geradezu egalitär, müssen sich doch zwischen 5 
> und 10 Prozent Reiche 80 Prozent des Besitzes teilen.
>
> Für eine derartige Machtballung ist allerdings keine bewusste 
> Verschwörung notwendig, wie sie viele Occupy-Aktivisten vermuten, 
> betont Battiston. Ihr Entstehen lässt sich durch Marktmechanismen 
> erklären. So gehören gegenseitige Beteiligungen zu den gängigen 
> Anti-Übernahme-Strategien. Sie helfen zudem -- zumindest in einer 
> ersten Näherung -- die Risiken zu verteilen, und sie senken die 
> Zusammenarbeitskosten.
>
> «Unsere mathematische Analyse ist grundsätzlich weder positiv noch 
> negativ», so Battiston weiter. «Sie ist vielmehr eine Grundlage, um 
> die weltweite wirtschaftliche Vernetzung besser verstehen und damit 
> auch die Folgen von politischen und unternehmerischen Entscheiden 
> besser abschätzen zu können.»
>
> Erstaunlicherweise ist die ETH-Studie die erste, welche die 
> ökonomischen Machtverhältnisse auf globalem Niveau abbildet. Bisherige 
> Analysen beschränkten sich auf einzelne Länder oder Märkte.
>
> Auch wenn verschiedene Details der Studie, wie etwa die Gleichsetzung 
> einer Beteiligung mit einer entsprechenden Kontrolle, umstritten sind 
> -- der generelle Befund ist so klar, dass er nicht ignoriert werden 
> kann. Die gewaltige Machtkonzentration in den Händen weniger Konzerne 
> und die nicht minder grosse gegenseitige Abhängigkeit dieser Konzerne 
> untereinander werfen eine Reihe von Fragen auf.
>
> Aus liberaler Sicht stellt etwa die enge Verknüpfung der 
> Marktteilnehmer den Wettbewerb infrage. Die Regulatoren stehen vor der 
> Herausforderung, Wege zu finden, wie Risiken in einem solchen 
> Abhängigkeitsnetzwerk überhaupt isoliert werden können. So dürfte 
> beispielsweise eine Abspaltung der Investment-Aktivitäten der UBS 
> unter diesen Umständen zwar die unmittelbaren Auswirkungen auf die 
> Schweiz begrenzen, das weltweite Finanzsystem würde von deren Bankrott 
> aber kaum weniger stark erschüttert. Die UBS ist nicht nur «too big to 
> fail» für die Schweiz, sondern «too connected to fail» für die Welt.
>
> Die Politik hinwiederum muss sich Strukturen schaffen, um dieser 
> Machtkonzentration zumindest gleichwertig entgegentreten zu können. 
> Denn auch wenn 147 Konzerne so wenig wie die 193 UNO-Staaten in der 
> Lage sind, ihre Eigeninteressen zurückzustellen, um eine 
> Schatten-Weltregierung zu bilden, so können sie doch besser als die 
> Staatengemeinschaft ihre Kräfte bündeln, um gemeinsame Interessen zu 
> schützen. Wie effektiv sie dabei sind, zeigt das erfolgreiche Lobbying 
> gegen effektive Regulierung der Finanzmärkte.
>
> Aber nicht nur Gesellschaft und Politik sind gefordert. Auch die 
> Konzerne selber müssen ihr Netzwerk angesichts der kaum mehr 
> beherrschbaren Turbulenzen der letzten Jahre überdenken. Die 
> gegenseitige Beteiligungsvernetzung, die kurzfristig die Risiken für 
> das einzelne Unternehmen reduziert, wächst immer mehr zu einem 
> unkontrolliert schwingenden Klumpenrisiko, welches das ganze System in 
> den Abgrund zu ziehen droht.
> ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
> Tageszeitung junge Welt
> 28.10.2011 / Kapital & Arbeit / Seite 9
> http://www.jungewelt.de/2011/10-28/021.php
> *Klub der Übermächtigen*
> *Schweizer Studie zeigt auf, wie knapp 150 Superkonzerne die 
> Weltwirtschaft zu ihrem Spielball machen.* Neue Argumente für 
> »Occupy«-Bewegung
> Ralf Wurzbacher
> Geld regiert die Welt. Das weiß heute fast jeder. Aber geht es auch 
> etwas genauer? Neuerdings schon. Forscher der Eidgenössischen 
> Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben akribisch nachgebohrt und 
> Beängstigendes ans Licht befördert. Nach ihren Erkenntnissen halten 
> gerade einmal knapp 150 multinationale Konzerne die Fäden des 
> weltweiten Wirtschaftsgeschehens in der Hand. Bezeichnend außerdem: 
> Den Löwenanteil dieser Übermächtigen stellen Unternehmen aus der 
> Finanzindustrie. Die Befunde kommen zur rechten Zeit und sind Wasser 
> auf die Mühlen der globalisierungskritischen Bewegung. Ihre Losungen 
> »Occupy Wallstreet« oder »Occupy Frankfurt« treffen die Richtigen, 
> sprich die verborgenen Strippenzieher des Systems.
> Umfassender Ansatz
> James Glattfelder, Stefano Battiston und Stefania Vitali von der 
> Schweizer Vorzeigehochschule sind die Frage nach Art und Umfang 
> ökonomischer Vorherrschaft anders angegangen als sonst. Sie begnügten 
> sich nicht damit, nur plump das Geld der großen Zampanos zu zählen, um 
> deren Machtfülle allein von Umsatz- und Profitvolumina abzuleiten, wie 
> dies etwa das US-Wirtschaftsmagazin Fortune mit den »Global 500« alle 
> Jahre wieder macht. Ihr Ansatz ist umfassender: Die 
> ETH-Systemspezialisten nehmen die vielfältigen Geschäftsverbindungen 
> in den Blick, die ein Konzern zu anderen Firmen unterhält und 
> entschlüsseln auf diesem Wege Netzwerke korporativer Kontrolle.
>
> Für ihre Studie »Network of Global Corporate Control« haben die 
> Wissenschaftler die Datenbank Orbis der Organisation für 
> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchforstet. 
> Darin sind Kennzahlen zu praktisch allen weltweit tätigen Firmen und 
> Wirtschaftsakteuren zusammengetragen. Aus den für 2007 erhältlichen 
> Informationen von 37 Millionen Marktteilnehmern filterte das 
> Forscherteam in einem ersten Schritt 43000 Unternehmen heraus, die 
> grenzüberschreitend Geschäfte machen. Diese Transnationalen bringen es 
> auf insgesamt über 400000 Beteiligungen, aber nur eine kleine Gruppe 
> von 1318 Konzernen ist mehrfach und wechselseitig über mindestens 
> zwei, im Durchschnitt 20 Bande miteinander verwoben. Sie bilden damit 
> ein engmaschiges Netzwerk reziproker Abhängigkeiten und üben darüber 
> gewaltigen Einfluß auf die Weltökonomie aus. Ihr Anteil am 
> Gesamtumsatz aller international agierenden Unternehmen beträgt 20 
> Prozent, über ihre direkten oder indirekten Beteiligungen 
> kontrollieren sie allerdings satte 80 Prozent.
>
> Das namhafte Wissenschaftsmagazin New Scientist, das als erstes von 
> der Untersuchung berichtete, titelte angesichts des Befundes: 
> *»Enthüllt -- das kapitalistische Netzwerk, das die Welt regiert«*. Am 
> Wochenende hatten sich mehrere Schweizer Zeitungen des Themas 
> angenommen, nach einigem Zögern zogen auch deutsche Medien nach. Für 
> Aufsehen sorgt im speziellen die Zahl 147. Sie steht für das 
> Konzentrat der Weltherrschaft schlechthin und umfaßt jene zwölf 
> Dutzend Megakonzerne, die auf dem Wirtschaftsparkett die Strippen 
> ziehen. Diese aufs engste miteinander verflochtene geschlossene 
> Gesellschaft (»super-entity«) hat die Verfügungsgewalt über rund 40 
> Prozent der Weltwirtschaft. »Die Konzentration der wirtschaftlichen 
> Kontrolle, die wir gefunden haben, ist enorm«, befand der ETH-Forscher 
> Battiston gegenüber der Schweizer Zeitung Der Sonntag. Er hat bereits 
> gemeinsam mit Nobelpreisträger Joseph Stiglitz Analysen zu 
> Wirtschaftsnetzwerken veröffentlicht.
>
> Ganz oben im elitären Club der 147 steht die britische Barclays-Bank. 
> Unter die ersten zehn schaffen es allein sechs US-Konzerne, darunter 
> J.P. Morgan (Platz 6) und Merrill Lynch (10). Die französische AXA (3) 
> und die Eidgenössische UBS (9) vertreten Kontinentaleuropa in der 
> Spitzengruppe. Die Deutsche Bank ist die Nummer zwölf, zusammen mit 
> der Allianz (28) landen nur zwei deutsche Unternehmen im vorderen 
> Feld. Platz 50 nimmt die chinesische Petrochemical Group ein, der 
> einzige Konzern in den Top 50, der keine Bank, Versicherung, Fonds- 
> oder Investmentgesellschaft ist. Das hat System: *Drei Viertel der 
> Überkonzerne sind Teil der Finanzbranche.* Weil sie untereinander 
> mittels mannigfaltiger, teils hochspekulativer Instrumente wie 
> Krediten und Kreditausfallversicherungen verschränkt sind, 
> kontrollieren sich die Protagonisten der Supereinheit vollständig 
> gegenseitig. Und faktisch ist kein Konzernlenker mehr Herr über den 
> eigenen Laden.
> Steilvorlage für Bewegung
> Für die an Stärke gewinnende »Occupy«-Bewegung rund um den Globus ist 
> die ETH-Studie eine Steilvorlage. Mit der Belagerung der Börsenplätze 
> dieser Welt wurde die richtige Standortentscheidung getroffen. Die 
> irrwitzige Machtballung in den Händen ein paar weniger Weltenlenker 
> entblößt nicht nur die Lächerlichkeit des liberalen Mantras vom freien 
> Wettbewerb und der Selbstregulierung der Marktkräfte. Sie ist auch die 
> Negation ökonomischer Stabilität und nicht zuletzt der Demokratie. Mit 
> dem Grad der Vernetzung steige auch das »Ansteckungsrisiko im 
> wirtschaftlichen Krisenfall«, konstatieren so auch die ETH-Forscher. 
> »Das Gesamtsystem wird so instabiler, weil sich Probleme leicht 
> ausbreiten können.«
>
> Wo es hinführt, wenn ein Dominostein im wackligen Gefüge der 
> Abhängigkeiten zu Fall kommt, hat der Lehman-Crash 2008 eindrucksvoll 
> demonstriert, dessen Erschütterungen bis heute fortwirken. Dabei ist 
> die Vernetzung selbst so etwas wie die Lebensversicherung der 
> Superkonzerne. Engmaschige Unternehmensbeteiligungen sind nicht nur 
> eine gängige Antiübernahmestrategie. Sie entfalten auch eine gewaltige 
> Erpressungskraft gegenüber der Politik und den Nationalstaaten. Der 
> Sonntag schrieb dazu: »Die UBS ist nicht nur >too big to fail< für die 
> Schweiz, sondern >too connected to fail< für die Welt.«
>
>
>
> ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
> 15. August 2011
> Grafik dazu: siehe:
>
>
> http://nextbigfuture.com/2011/08/147-superentities-dominate-network-of.html
>
>
>       147 Superentities dominieren das Netz der globalen
>       Unternehmenskontrolle
>       <http://translate.googleusercontent.com/translate_c?hl=de&prev=/search%3Fq%3Dnetwork%2Bof%2Bglobal%2Bcorporate%2Bcontrol%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3De9t%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26prmd%3Dimvns&rurl=translate.google.de&sl=en&u=http://nextbigfuture.com/2011/08/147-superentities-dominate-network-of.html&usg=ALkJrhhUTjYt2ZTLplcboD_go2F-pAYkIA>
>
>
>
> <http://3.bp.blogspot.com/-kP9gqCRn7vI/Tkn9LZJGR6I/AAAAAAAAMSs/q-XB3yWUxo8/s1600/corpcontrol.png> 
>
> /Netzwerk-Topologie./ /(A) A bow-tie besteht aus in-Bereich (IN), 
> out-Bereich (OUT),/
> ///starke Zusammenhangskomponente oder Core (SCC) und Rohre und Ranken 
> (T & T)./ /(B) Bow-Tie Struktur des größten zusammenhängenden 
> Komponente (LCC) und andere angeschlossene Komponenten (OCC)./ /Jeder 
> Abschnitt Volumen Skalen logarithmisch mit dem Anteil der TNCs 
> Betriebseinnahmen./ /In Klammern Prozentsatz der Betriebseinnahmen und 
> Anzahl der TNCs, cfr./ /Tabelle 1./ /(C) SCC Layout der SCC (1318 
> Knoten und 12191 Links)./ /Node Größenskalen logarithmisch mit dem 
> Betrieb Erträge, Knoten Farbe mit Netzwerk zu steuern (von gelb bis 
> rot)./ /Link Farbskalen mit Gewicht./ /(D) Zoom auf einige wichtige 
> TNCs in der Finanzbranche./ /Einige Zyklen sind hervorgehoben./
>
> Im Jahr 2007 wurden nur 147 Unternehmen 
> <http://translate.googleusercontent.com/translate_c?hl=de&prev=/search%3Fq%3Dnetwork%2Bof%2Bglobal%2Bcorporate%2Bcontrol%26hl%3Dde%26client%3Dfirefox-a%26hs%3De9t%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26prmd%3Dimvns&rurl=translate.google.de&sl=en&u=http://www.sciencenews.org/view/generic/id/333389/title/Financial_world_dominated_by_a_few_deep_pockets&usg=ALkJrhi-FyzJQfvXylnw9S0W6NWJOZ-RPg> 
> fast 40 Prozent der Geldwert aller transnationalen Konzernen 
> kontrolliert wird, berichten Forscher in einem Papier online 
> veröffentlicht am 28. Juli arXiv.org.
>
> ArXiv - Das Netzwerk der globalen Unternehmenskontrolle 
> <http://arxiv.org/abs/1107.5728>
>
>     Die Struktur des Control-Netzwerk transnationaler Konzerne
>     beeinflusst globalen Wettbewerb auf dem Markt und finanzielle
>     Stabilität. Bisher wurden nur kleine nationale Proben untersucht,
>     und es gab keine geeignete Methode zur Steuerung global zu
>     beurteilen. Wir präsentieren die erste Untersuchung der
>     Architektur des internationalen Eigentums-Netzwerk, zusammen mit
>     der Berechnung der Kontrolle von jedem Global Player statt. Wir
>     finden, dass transnationale Konzerne eine riesige Fliege Struktur
>     bilden, und dass ein großer Teil der Kontrolle einer kleinen
>     engmaschigen Kern von Finanzinstituten fließt. Dieser Kern kann
>     als Wirtschaftsfaktor "Super-Einheit", die wichtige neue Fragen
>     aufwirft sowohl für Forscher und politische Entscheidungsträger
>     gesehen werden. 
>
> "Das ist empirische Evidenz dessen, was anekdotisch Jahren 
> verstanden", sagt Informationen Theoretiker Brandy Aven der Tepper 
> School of Business an der Carnegie Mellon in Pittsburgh.
>
>
>     Während jeder Mensch auf der Straße dieses Ergebnis vorausgesagt
>     haben, der ökonomischen Literatur Märkte darstellt, wie so
>     dynamisch, dass sie hot spots der Kontrolle mangelt, sagt
>     Glattfelder.
>
>     Und obwohl der Status der viele Spieler in der Analyse hat sich
>     seit 2007 geändert (mittlerweile aufgelösten Lehman Brothers ist
>     ein wesentliches Element des Kerns), die Analyse zeigt, dass das
>     Eigentum wird zunehmend konzentriert und zunehmend transnational,
>     sagt Gerald Davis von der Universität of Michigan in Ann Arbor.
>     --------------------------------------------------------------------------------------------------
>
>
>
>
>
>
>
>

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
URL: <https://listi.jpberlin.de/pipermail/debatte-grundeinkommen/attachments/20111030/a390c0b6/attachment.html>


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