[Debatte-Grundeinkommen] Kapitalismus ohne (Finanz)Krisen ?

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Sa Okt 29 17:39:38 CEST 2011


liebe agnes!
ich darf mal darauf hinweisen, das das was du kapitalismus nennst, kein kapitalismus ist. kapitalismus ist der umschlag von ökonomischer macht in politische, kulturelle, macht und deren vereinigung. du redest von der über kapitalakkumulation getragenen produktion. diese allerdings bewirkt zur zeit das überleben von 7 milliarden menschen. ohne technisch wissenschaftliche produktion und einer verteilfunktion, hier marktwirtschaft, könnten von den 7 milliarden menschen nur 2 milliarden überleben, da dort die von malthus beschriebene grenze für die anzahl der menschen liegt, die ohne solche produktion ernährt werden könnten. das heisst, du forderst den tod von 5 milliarden menschen.
tschau, karl palder


-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Thu, 27 Oct 2011 10:49:19 +0200
> Von: Agnes Schubert <Agne.s at gmx.de>
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Kapitalismus ohne (Finanz)Krisen ?

> Hallo,
> 
> 
> es bringt nichts wesentliches, an singulären Erscheinungen oder auch nur 
> an einzelnen Wesensmerkmalen des Kapitalismus (wie Geld)  herumdoktern 
> zu wollen.
> 
> Wer da glaubt, man müsse den Kapitalismus nur richtig machen, damit er 
> die Menschheit glückselig macht, den muss ich enttäuschen - oder besser 
> der wird, sobald der jeweilige "richtige Versuch" in die Wirklichkeit 
> gebracht wird, selber von letzterer wohl  enttäuscht werden - oder aber 
> er wird die Wirklichkeit gleich gar nicht (mehr) zur Kenntnis nehmen 
> (wollen).
> 
> Die Marktwirtschaft tatsächlich krisenfrei zu machen und/oder dem 
> Kapitalismus die Aufgabe der Güterversorgung unterzuschieben, heißt 
> letztlich immer den Kapitalismus, respektive die Marktwirtschaft, 
> abzuschaffen.
> 
> Dafür müssen aber letztlich immer die grundsätzlichen Mechanismen, die 
> einerseits zur Rücksichtslosigkeit wie auch zu Krisen andererseits 
> führen, kritisiert werden.
> 
> Dass die Marktwirtschaft, ja schon im Ideal auf der freien Konkurrenz  
> beruhend, die /Rücksichtslosigkeit /gegenüber jenen enthält, die dieser
> Konkurrenz genau nicht gewachsen sind, sollte eigentlich leicht 
> ersichtlich sein. Dennoch sind die Leute immer empört, wenn eben genau 
> dieses Prinzip schlicht greift,  Produktionen verlagert werden, 
> Lohndrückung und dauerhafte Arbeitslosigkeit herrscht, Menschen 
> verhungern, ...
> Oder sie sind empört, wenn denn diese Konkurrenz mit anderen Mitteln 
> betrieben wird - Betrugsversuche, Gewalt, Kriege ...
> Sich an bestimmte jeweilige und temporäre Regeln (wie an Gesetze)  zu 
> halten, ist eben nur ein Mittel der Konkurrenz. Regeln zu umgehen, sie 
> zu beugen oder außer Kraft zu setzen, neue ("sozialere" oder 
> "asozialere") einzuführen, sind die anderen Mittel.
> Prinzipielles Verfahren in der Marktwirtschaft ist es, den eigenen 
> Vorteil zu suchen, in dem man alle anderen und vor allem die jeweiligen  
> Konkurrenten und Tausch"partner" (Arbeitgeber-Arbeitnehmer, Produzent- 
> Konsument) vom eigenen Vorteil ausschließt.
> 
> Dass die Marktwirtschaft auch gleich die /Krise/ beinhaltet, ist ebenso 
> leicht ersichtlich:
> Wenn man freie Konkurrenz will, dann sind eben Absprachen unter den 
> Konkurrenten unerwünscht.
> Dann wird von allen Seiten z.B. auf einen zukünftigen Markt gepokert, 
> mit hoher Stückzahl die Stückkosten gesenkt, um der Konkurrenz eben 
> voraus zu sein, und damit wird zwangsläufig eine Überproduktion in Gang 
> gesetzt. Das resultierende Angebot kann zu den Stückkosten nicht mehr an 
> den Kunden gebracht werden und es müssen Werte vernichtet werden - und 
> alle schauen nur, dass sie so wenig wie möglich in dieser Krise zu 
> schaden kommen.
> 
> Wer es sich mal in Ruhe durchdenkt, wird auch bei den Finanzprodukten, 
> die letztlich auch Waren sind, nichts anderes finden. Und verhindert man 
> einige spezielle Finanzgeschäfte, dann wird die Konkurrenz auf anderen 
> Gebieten ebenen um so härter und die nächste Krise hat dann nicht mehr 
> speziell die gegenwärtigen Anlässe.
> 
> Man könnte also die Krisen vermeiden, in dem man Absprachen unter den 
> Konkurrenten einführt Also (staatliche oder private) Monopole fördert, 
> an statt sie zu behindern. Nur hat man dann eben die Aufhebung
>   der Marktwirtschaft - hin zu einer umfassend geplanten 
> Produktionsweise (die ja auch nicht immer krisenfrei sein muss, aber 
> eben den Krisengrund der Marktwirtschaft ausmerzt).
> 
> Man kann die Rücksichtslosigkeit verhindern, in dem man den eigenen 
> Vorteil beschränkt und letztlich verhindert. Das aber führt genauso zur 
> Aufhebung der Marktwirtschaft, weil man ihre Triebkraft negiert.
> 
> 
> Genau das passiert auch bei Einführung eines Grundeinkommens. Man 
> relativiert ein Grundprinzip eben die Triebkraft des Kapitalismus. Will 
> man aber die Wirtschaft als Produktion von Gebrauchsgütern erhalten, 
> muss zeitgleich eine alternative Triebkraft entstehen, die der 
> Marktwirtschaft aber wiederspricht und so weiterhin auf deren Ende 
> zusteuert. (Arbeit aus innerer Berufung, ...)
> Schreitet man mit der Wahrnehmung und deutung des Begriffes der 
> "gesellschaftlichen Teilhabe" weiter in den Rahmen der Möglichkeiten 
> voran, so erhöht sich unablässig das Grundeinkommen im Verhältnis zum 
> gesamten Produktionsvolumen und relativiert die Triebkraft des 
> Kapitalismus - nämlich den sozialen Unterschied - weiter.
> 
> 
> 
> Also was bleibt?
> - den Kapitalismus und seine notwendigen Auswirkungen,  (auch in Krisen) 
> persönlich klein zu halten,  auf Kosten der anderen den eigenen Vorteil 
> zu suchen (in dem z.B. sich die Arbeitenden und Steuern Zahler gegen die 
> Besitzenden (Banken, ...) stellen und umgekehrt, oder die deutschen 
> gegen die Griechen , ...)
> - oder sich schon mal theoretisch mit dessen Ende/Auflösung zu befassen.
> 
> Für beide Fälle kann man sich für ein BGE stark machen.
> Eine Diskussion um eine andere Form des Geldes aber ist eine völlig 
> andere - in meinen Augen recht absurde - Baustelle.
> 
> Gruß AgneS
> 

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