[Debatte-Grundeinkommen] Kapitalismus ohne (Finanz)Krisen ?

Konrad Schlichtherle kconny at gmx.de
Fr Okt 28 23:34:22 CEST 2011


Am 27.10.2011 10:49, schrieb Agnes Schubert:
> Wer da glaubt, man müsse den Kapitalismus nur richtig machen, damit er
> die Menschheit glückselig macht, den muss ich enttäuschen - oder besser
> der wird, sobald der jeweilige "richtige Versuch" in die Wirklichkeit
> gebracht wird, selber von letzterer wohl  enttäuscht werden - oder aber
> er wird die Wirklichkeit gleich gar nicht (mehr) zur Kenntnis nehmen
> (wollen).

Durch ein gesundes Geldwesen wird doch gerade der Kapitalismus
beseitigt! Im Sozialismus lebt doch der Kapitalismus im verborgenen
weiter und daß Kommunismus eine Utopie ist, die am Menschsein vorbei
geht, dürften wir uns einig sein. Daher kann man den Kapitalismus nur
mit einem gesunden Tauschmittel beseitigen und nicht mit einem bGe.

> Die Marktwirtschaft tatsächlich krisenfrei zu machen und/oder dem
> Kapitalismus die Aufgabe der Güterversorgung unterzuschieben, heißt
> letztlich immer den Kapitalismus, respektive die Marktwirtschaft,
> abzuschaffen.

Die freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ist die Idealform des
gesellschaftlichen wirtschaftens.

> Dafür müssen aber letztlich immer die grundsätzlichen Mechanismen, die
> einerseits zur Rücksichtslosigkeit wie auch zu Krisen andererseits
> führen, kritisiert werden.

Das ist typisch für einen Menschen mit linker Ideologie. Alles
kritisieren, aber keine Lösung anbieten, die dem kapitalistischen
Treiben ein Ende setzt. Das einzige, daß Linke können: Kapitalisten an
Laternen aufhängen und privates Eigentum (wobei ich Grund und Boden
nicht zum Eigentum eines Menschen zähle) sozialisieren.

> Dass die Marktwirtschaft, ja schon im Ideal auf der freien Konkurrenz 
> beruhend, die /Rücksichtslosigkeit /gegenüber jenen enthält, die dieser
> Konkurrenz genau nicht gewachsen sind, sollte eigentlich leicht
> ersichtlich sein. Dennoch sind die Leute immer empört, wenn eben genau
> dieses Prinzip schlicht greift,  Produktionen verlagert werden,
> Lohndrückung und dauerhafte Arbeitslosigkeit herrscht, Menschen
> verhungern, ...

Wenn die Macht des Geldes gebrochen ist, der Konsument die Wahl hat, von
wem er seine Konsumgüter kauft, scheidet das aus.

> Sich an bestimmte jeweilige und temporäre Regeln (wie an Gesetze)  zu
> halten, ist eben nur ein Mittel der Konkurrenz. Regeln zu umgehen, sie
> zu beugen oder außer Kraft zu setzen, neue ("sozialere" oder
> "asozialere") einzuführen, sind die anderen Mittel.

Etwas von oben her per Gesetze und Verordnungen zu Regeln hat schon
immer ihre Blüten gebracht. Dabei denke ich beispielsweise an das
Glühbirnenverbot, das ein findiger Unternehmer nutzte um Heat-Balls zu
vertreiben. Denn importieren kann man die Glühbirne ja noch.

> Prinzipielles Verfahren in der Marktwirtschaft ist es, den eigenen
> Vorteil zu suchen, in dem man alle anderen und vor allem die jeweiligen 
> Konkurrenten und Tausch"partner" (Arbeitgeber-Arbeitnehmer, Produzent-
> Konsument) vom eigenen Vorteil ausschließt.

Der Mensch ist immer bestrebt mit möglichst wenig Aufwand sein Leben
möglichst gut zu bestreiten. Den Menschen kannst du auch nicht per
Gesetz zum Roboter machen (obwohl ich heute nur mal durch eine beliebige
Innenstadt gehen muß und genügend dieser menschlichen Roboter sehe).

> Dass die Marktwirtschaft auch gleich die /Krise/ beinhaltet, ist ebenso
> leicht ersichtlich:
> Wenn man freie Konkurrenz will, dann sind eben Absprachen unter den
> Konkurrenten unerwünscht.

Wenn das Geld den gleichen Angebotsdruck hat wie die Waren und
Dienstleistungen und noch dazu ausreichend Geld vorhanden ist, wird es
solche Dinge nicht mehr geben. Denn es bringt dem Unternehmer nicht den
Vorteil, den er heute damit hat. Wer würde sich denn von einem
Marktteilnehmer Geld leihen wollen, wenn er weiß, daß er sein Geld
unredlich erwirtschaftet hat?

> Dann wird von allen Seiten z.B. auf einen zukünftigen Markt gepokert,
> mit hoher Stückzahl die Stückkosten gesenkt, um der Konkurrenz eben
> voraus zu sein, und damit wird zwangsläufig eine Überproduktion in Gang
> gesetzt.

Eine Überproduktion gibt es nur, wenn es eine Schieflage zw. vorhandenem
Tauschmittel Geld und den produzierten Gütern gibt. Ist Geld immer in
ausreichender Menge vorhanden, so daß der Bedarf der Menschen auch
gedeckt werden kann, dürfte es zu keiner Überproduktion kommen. Zu
Überproduktionen kommt es in unserem Kapitalismus ja auch nur dann, wenn
es wirtschaftlich Bergab geht und die Konsumenten das Geld nicht mehr so
haben.

> Das resultierende Angebot kann zu den Stückkosten nicht mehr an
> den Kunden gebracht werden und es müssen Werte vernichtet werden - und
> alle schauen nur, dass sie so wenig wie möglich in dieser Krise zu
> schaden kommen.

In einer gesunden Marktwirtschaft mit gutem - und nicht teuflischem Geld
- gibt es diese wirtschaftlichen Dellen nicht und daher hat ein
Unternehmer eine ganz andere Planungsmöglichkeit wie jetzt.

> Wer es sich mal in Ruhe durchdenkt, wird auch bei den Finanzprodukten,
> die letztlich auch Waren sind, nichts anderes finden. Und verhindert man
> einige spezielle Finanzgeschäfte, dann wird die Konkurrenz auf anderen
> Gebieten ebenen um so härter und die nächste Krise hat dann nicht mehr
> speziell die gegenwärtigen Anlässe.

Wenn ich das Tauschmittel Geld immer in ausreichender Stückzahl im Markt
habe und das auch der aktuellen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft
leicht anpassen kann, wird es solche Krisen nicht geben. Noch dazu wird
die Spekulation beseitigt.

> Man könnte also die Krisen vermeiden, in dem man Absprachen unter den
> Konkurrenten einführt Also (staatliche oder private) Monopole fördert,
> an statt sie zu behindern.

Monopole gab es ja auch im ehemaligen Ostblock mit ihrer Planwirtschaft.
Daß das genauso wenig gesund ist wie die Konzerne bei uns, sollte doch
kein Problem sein zu erkennen.

> Nur hat man dann eben die Aufhebung
>  der Marktwirtschaft - hin zu einer umfassend geplanten Produktionsweise
> (die ja auch nicht immer krisenfrei sein muss, aber eben den Krisengrund
> der Marktwirtschaft ausmerzt).

Staatliche Monopole sind nicht besser wie Konzerne, wenn man nicht den
Kapitalismus beseitigt. Der Kapitalismus steckt eben im Geld, das in
seiner heutigen Konstruktion die Gier beflügelt da es sich verhält wie Gold.

> Man kann die Rücksichtslosigkeit verhindern, in dem man den eigenen
> Vorteil beschränkt und letztlich verhindert. Das aber führt genauso zur
> Aufhebung der Marktwirtschaft, weil man ihre Triebkraft negiert.

Um ein gesundes wirtschaften zu erfinden, muß man den Charakter des
Menschen erkennen und dann um ihn herum ein System bauen, das dem
Menschen die Freiheit mit seinem ureigenen Charakter gibt und ihn darin
nicht versucht zu beschneiden. Alles andere ist eine Entmenschlichung!

> Genau das passiert auch bei Einführung eines Grundeinkommens.

Das bGe ist nur ein Baustein des ganzen und nicht alles!

Denn lassen wir das Geld wie es ist, fließt es von den vielen Töpfen
immer in eine Richtung und zwar in jene, in der eh schon zu viel davon ist.

Ich glaube, daß die Geld-Gehirn-Schranke bei Frau sehr viel ausgeprägter
ist wie bei Männern, da sie stärker an dem hängen, was schon da ist und
auch nicht so sehr räumlich denken können.

> Man
> relativiert ein Grundprinzip eben die Triebkraft des Kapitalismus.

Es ist nicht die Triebkraft des Kapitalismus sondern die menschliche
Triebkraft mit möglichst wenig Aufwand einen maximalen Gewinn zu
erzielen, der dem Kapitalisten ja auch die beste Frau beschert die er
haben kann, da gerade Frauen auf Geld besonders stehen. Und hat ihr Mann
trotz viel Geld auch viel Zeit für sie, macht sie das ja auch glücklich.
Ein Mann mit viel Geld kann doch einer Frau erst die Welt zeigen und
daher muß er es schaffen, Reichtümer anzuschaffen und dann nicht mehr
viel arbeiten zu müssen sondern arbeiten zu lassen - genau da sind wir
wieder in der Zinsknechtschaft in der ein anderer für den Reichen
arbeiten muß. Geld allein habe ich jedenfalls noch nie arbeiten gesehen
... aber es ist im hier und jetzt möglich und das war es auch im
ehemaligen Ostblock.

Nicht umsonst äußerte Trotzky mal, daß man eigentlich die permanente
Revolution bräuchte - die gäbe es in gesunder Form mit einem Geld, das
eine Geldumlaufgebühr enthält, wie sie Silvio Gesell wollte.

Wer unser heutiges Geld so belassen will, wie es ist, wird damit leben
müssen, daß es auch so weiter geht, wie bisher und wer gar kein Geld
mehr will, wird feststellen, daß der Mensch sehr schnell ein
alternatives Tauschmittel gefunden hat - meinetwegen Zigaretten und
Spirituosen.

-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 897 bytes
Beschreibung: OpenPGP digital signature
URL         : <https://listi.jpberlin.de/pipermail/debatte-grundeinkommen/attachments/20111028/3d5ae981/attachment.asc>


Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen