[Debatte-Grundeinkommen] Vom Recht auf Pflicht, Mensch zu sein...

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Sa Okt 2 21:31:05 CEST 2010


Hallo Edwin, und jeden, den's sonst noch interessiert,

irgendwie habe ich das Gefühl, daß Du Dir gar nicht bewußt bist, um was es hier geht... Aber kein Problem, denn Politiker scheinen keine Ausnahme zu machen ;-)

Die Frage ist nicht, wie die Welt in 10 Jahren aussehen wird, sondern wie sie aussehen soll. David Hume stellte fest, daß man vom IST-Zustand nicht auf den SOLL-Zustand schließen kann (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Humes_Gesetz), womit er ethische Sollensätze ihrer Begründung und damit ihres Ursprungs beraubt. Also sollte uns der IST-Zustand nur insofern interessieren, daß er nur Ausgangspunkt (nicht Ursprung!) für den gewünschten SOLL-Zustand ist.

Damit aber nicht genug, denn wir fragen hier auch nach dem Ursprung des Rechts (Hume sah ihn z.B. im Gefühl und in der Tradition). Bemühen wir hierzu aber nochmals Goethes Faust, wo Mephisto Fausts Studienanwärter im Studierzimmer seine Meinung zur Rechtswissenschaft erklärt: Vom Rechte, das mit uns geboren ist, von dem ist, leider! nie die Frage. Wer meint, daß Goethe den Teufel hier nach der Natur des Menschen fragen läßt, dürfte falsch liegen; vielmehr bezieht sich die Frage auf die Natur des Rechts: Mit welchem Recht wurden wir geboren? Oder noch heftiger: Wer oder was gibt uns eigentlich das Recht zu exitieren?

Man kann nun eine überpositivistische Instanz (Natur des Menschen, Gott, Vernunft...) in Betracht ziehen, um die Antwort elegant zu umgehen. Oder man sagt, das bestehende Recht der Eltern und der Gesellschaft gibt uns das Recht zu leben (Gefühl und Tradition). Wobei wir dann fragen müssen, wie es mit der Pflicht (und der damit verbundenen Verantwortung) aussieht... Haben wir nicht deshalb einen Staat erschaffen und vom Gemeinwesen getrennt, um eine "juristische Person" per Gericht dafür in die Pflicht nehmen (=verantwortlich machen) zu können?

AgneS spricht die Verantwortung an: Nicht Trial and Error am offenen Herzen, sondern vorhergehende Überlegung ist gefragt... In der Medizin gibt es einen hippokratischen Eid als Grundlage einer Ärzteethik. In der Politik gibt's zwar auch Eide, aber ob sie als ethische Selbstverpflichtung verstanden werden, wage ich manchmal zu bezweifeln. Übrigens steht in der englischen Wikipedia zu Humes Problem ein Lösungsansatz von John Searle: the act of making a promise places one under an obligation by definition, and that such an obligation amounts to an "ought" (der Akt eines Verspechens setzt jemanden per Definition in die Pflicht, und eine solche Verpflichtung läuft auf ein "Sollen" hinaus).

Wie viele folgender Idee nachgekommen sind, möchte ich lieber erst gar nicht wissen:
http://www.woche-des-grundeinkommens.eu/12/06/2009/eidesstattliche-erklaerung/

Bleiben wir bei Mephisto: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht! ...

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)
Projekt Jovialismus


  ----- Original Message ----- 
  From: Edwin Merki 
  To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de 
  Sent: Saturday, October 02, 2010 11:54 AM
  Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommenNachrichtensammlung, Band 64, Eintrag 16


  Hallo AgneS,

   

  "Also nichts da mit "Einfach mal machen, und man wird dann schon sehen". Gerade weil es immer um Spekulationen in die Zukunft geht, müssen auch Freunde des BGE seriöser Weise zugeben, dass sie zwar Ahnungen aber kein Wissen über die Wirkung des BGE haben. Also schadet es nicht, wenigstens  mögliche schon erkennbaren Risiken zu benennen, um zumindest diese möglichst durch die bewusste Gestaltung und vorsichtige Einführung des BGE auszuschließen. 

  Gruß AgneS"

   

  Dein Ansinnen in Ehren - aber erklär mir mal, wie das Leben in 10 Jahren aussehen wird.

   

  Meine Feststellung geht dahin, dass die Wirtschaft einen ungebremsten Hunger nach Wachstum hat - nur die Gesellschaft hat's dadurch nur gerade vor die Höhle gebracht.

   

  Wenn die Menschen sich das nicht holen was sie bedürfen, werden sie es nie und nimmer freiwillig bekommen. Schaut doch nur mal die ganzen Sparprogramme an, die ganzen Sozialleistungen werden reduziert und vieles wird für den Otto-Normalverbraucher nicht mehr möglich sein - siehe nur die Schulbildung. Krass dargestellt wird nur noch lernen und studieren können, wessen Familie das notwendige Kleingeld besitzt - also zurück zur Elitengesellschaft.

  Gruss

  Edwin

   

   

   

  -----Ursprüngliche Nachricht-----
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  Gesendet: Donnerstag, 30. September 2010 20:50
  An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
  Betreff: Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 64, Eintrag 16

   

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