[Debatte-Grundeinkommen] Vorschlag

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Sa Aug 23 00:33:50 CEST 2008


Hallo Ernst Ullrich Schultz und alle, die es interessiert!

Die Idee finde ich genial, wobei ich sie eher als theoretische Überlegung sehen möchte. Anhand dieses Vorschlags lassen sich nämlich einige Grundlagen des Wirtschaftssystems verdeutlichen. Diese wären:

Angenommen, ich hätte eine Tocher, die unter 6 Jahren ist (das Alter wähle ich, weil ich bei meinem letzten Deutschland-Besuch erfahren habe, daß ab diesem Alter der Umgang mit Geld durch die Schule gelehrt wird und die Kinder Taschengeld bekommen). Wenn ich nun meine Tochter an dem "Spiel" beteiligen möchte, damit sie profitieren kann, muß ich für sie die Entscheidung fällen. Da sie (im ersten Spieldurchlauf) über kein Einkommen verfügt (im weiteren Verlauf bekommt sie ihren Anteil), muß sie über (freies) Kapital verfügen (über das ich dann die Entscheidungsgewalt haben muß oder ich zahle es durch mein Eigenkapital).

Daraus soll deutlich werden:
1.) Nur wer (bei diesem Spiel im ersten Durchgang) über (freies) Kapital verfügt, kann auch davon profitieren
2.) Spielteilnehmer müssen die freie Entscheidung treffen, ob sie am Spiel teilnehmen - wer dies nicht kann (die gedachte Tochter) braucht entweder einen Vormund, der die Entscheidung fällt oder profitiert nicht am Spiel

Eine weitere Überlegung beziehe ich aus der Spieltheorie: Wenn ich den Mindestbetrag (10 Euro) einzahle, bekomme ich mindestens 10 Euro heraus; bezahle ich mehr, bekomme ich (mit hoher Wahrscheinlichkeit) weniger heraus, da jeder Spielteilnehmer (wenn er rational denkt) darauf hofft, daß andere mehr einzahlen und er durch den Mindestbetrag mehr herausbekommt. Diese Überlegung funktioniert, wenn die Einzahlbeträge "geheim" bleiben; werden sie offen gelegt, gibt's erst richtig streit ;-)

Mal abgesehen, was die BaFin dazu sagt, wäre es auf jedem Fall interessant, was wirklich passiert - Vertrauen gegenüber Herrn Schultz vorausgesetzt ;-). 

Ich denke aber, daß jemand, der 100 Euro einzahlt und "nur" 12 Euro (wie alle anderen) herausbekommt (Personenanzahl und Beträge mal außen vor), diese Person im nächsten Spielverlauf ungern nochmals 100 Euro reinsteckt. Umgekehrt wird sich jeder freuen, der "nur" den Mindestbetrag bezahlt hat und dann auf einmal mehr bekommt: er wird es gerne (mit dem Mindestbetrag) wiederholen - ein Plus von 2 Euro. 

Wenn der "gutmütige Dumme" weiterhin Geld reinsteckt, muß er es irgendwo her haben; jeder andere bekommt mindestens seinen Mindesbetrag und kann somit (im weiteren Spielverlauf) diesen auch wieder für den nächsten Spielverlauf verwenden. Entsprechend dürfte es sich über mehrere Runden so ergeben, daß jeder nur noch den Mindestbetrag einzahlt und das ganze zu einem Nullsummenspiel wird. Vorausgesetzt, daß nicht irgendwelche "gutgläubigen Dummen" über den Mindestbetrag bezahlen. Die Bank wird sich in jedem Fall freuen ;-)

Danke für dieses Beispiel! Die Darstellung sollte keine Geringschätzung sein, sondern meine rationalen Überlegungen (Homo Ökonomicus) verdeutlichen.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)





  ----- Original Message ----- 
  From: Ernst Ullrich Schultz 
  To: Debatte-grundeinkommen at listi.jpberlin.de 
  Sent: Friday, August 22, 2008 11:20 PM
  Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Vorschlag


  Liebe MitstreiterInnen,

  die vielen Diskussionen in letzter Zeit über Details der Finanzierung des BGE haben mich nachdenklich gemacht. Meine Ansicht ist, dass es zuerst einmal um einen radikalen Bewusstseinswandel geht. Um zu sehen, wie weit sich dieser Wandel bei den Verfechtern des BGE schon vollzogen hat, mache ich folgenden, ernst gemeinten Vorschlag:

  Es wird ein Sammelkonto eröffnet - ich wäre bereit, bei der GLS-Bank (die ausschließlich ökologische und sinnvolle soziale Projekte fördert) ein solches Konto einzurichten.

  Jeder, der sich beteiligen möchte, überweist am Anfang des Monats einen frei gewählten Geldbetrag ab 10 Euro (damit sich die Abwicklung überhaupt lohnt) - nach oben hin natürlich unbegrenzt (auch Ackermann darf sich beteiligen!).

  Mitte des Monats wird der eingegangene Gesamtbetrag durch die Zahl der Teilnehmer geteilt und dieser Teil wird an jeden Teilnehmer zurücküberwiesen. 
  Ist doch ganz einfach, oder?

  Wenn sich mindestens 10 Teilnehmer melden, fange ich damit an.

  Ich freue mich auf rege Beteiligung,
  Ernst Ullrich Schultz

  PS: Aus aktuellem Anlass: Diskretion, was die Bankdaten angeht, wird auf jeden Fall zugesichert.


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