[Debatte-Grundeinkommen] BGE-Konzept von Götz Werner

"Eckhard Rülke" ERuelke at gmx.de
Fr Apr 11 16:28:16 CEST 2008


Hallo Norbert,

 ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht mit 
nebensächlichen Details verzetteln. Deswegen laß' ich die Einzelpunkte 
weg und wiederhole nur nochmal meinen prinzipiellen Einwand: 

 Du schreibst: "Wenn ich davon ausgehe, dass alle Leistungen mit 50% 
besteuertwerden, ergibt dies die Hälfte des BIP." - in Zahlen: 17.500$ pro 
Kopf pro Jahr. Das heißt, Du gehst allen Ernstes davon aus, dass aus den 
82 Mio Einwohnern Deutschlands 1.435 Milliarden $ zusätzliche Steuern 
rauszuholen sind, wovon man dann ganz komfortabel ein BGE finanzieren 
könnte.
 
 Und ich frage, wo dieses viele Geld herkommen soll. Da sich die 
Einnahmesituation nicht ändert, geht die erhöhte Steuerforderung doch 
zwangsläufig zu Lasten des Umsatzes - wie wir es ja mit den 3 
Prozentpunkten ab 2007 praktisch erlebt haben. Wenn aber mit einer großen 
Steuerhöhung der Gesamtumsatz deutlich sinkt, gibt es auch proportional 
weniger Mehrwertsteuereinnahmen als ursprünglich angenommen. Der 
tatsächliche Betrag wird viel geringer als 17.500$ pro Kopf.

 Als Zweites kommt hinzu, dass diese Mehrwertsteuereinnahme praktisch viel 
weniger wert ist, als es ein gleich großer Betrag heute wäre. Weil sich 
die Preise um die zusätzliche Mehrwertsteuer erhöht haben, kann man sich 
für gleich Geld viel weniger kaufen, als heute.

 Durch diese beiden Faktoren (1. Steuerhöhung senkt den Umsatz. 2. Das 
eingenommene Geld hat weniger Kaufkraft) kann man mit 50% Steuer kein 
existenzsicherndes BGE finanzieren. Von dem, was dabei pro Kopf übrig 
bleibt könnte ein heutigen Hartz IV Empfänger nicht leben. Wenn man aber 
die Steuer noch weiter erhöht, nimmt die Wirkung diese Faktoren 
überproportional zu. 



>  

>  

> ----- Ursprüngliche Nachricht -----
> Von: Norbert Maack
> Gesendet: 14:47 Uhr
> An: Eckhard Rülke
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] BGE-Konzept von Götz Werner
> 
> Hallo Eckart,
> 
> 1. zur Klarstellung: ich hatte nicht Deine Überlegungen als 
> absurdbezeichnet, sondern geschrieben, dass Du mit Deinen Überlegungen 
> dasBGE-Modell von Werner als absurd dargestellt hast.
> 
> 2. Wenn es stimmen würde, dass Herrn Presse einen Prozentpunkt nichtnur 
> gesagt sondern auch gemeint hat, wäre das ganze Projekt 
> tatsächlichabsurd. Denn dann würde ja 1% Mwst 8 Euro monatl. 
> Einkommen/Kopfbedeuten.  Um 800 Euro Einkommen zu ermöglichen, wären 
> 100% Mwst nötig.Das scheint mir wirklich absurd und deswegen nehme ich 
> an, dass hierein Missverständnis vorliegt.
> 
> 3. 35 000 $ BIP pro Kopf habe ich aus folgender Tabelle 
> entnommen.http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Bruttoinlandsprodukt_pro_Kopf
>     Meine Überschlagsrechnung ging nicht von einer Erhöhung um 
> 50Prozentpunkte aus (bitte genau lesen) sondern von 50% Steuer. 
> Undwenn        ich davon ausgehe, dass alle Leistungen mit 50% 
> besteuertwerden, ergibt dies die Hälfte des BIP. 
> 
> 4. Deine weiteren Ausführungen kann ich nicht nachvollziehen. Wie 
> dieseRechnung: 17.500 $ pro Kopf ( x 82 Mio Einwohner = 213 Mio $)  ???
> 
> 5. Und insgesamt halte ich die Berechnungen auf Grund der heutigenZahlen 
> für müßig, da im Falle eines BGE die gesamte Preisbildung sich    
>         dynamisch verändern wird. 
> 6. Und schließlich halte ich auch ein über die Jahre festes BGE 
> fürunmöglich; m. E. muss es jährlich an das tatsächliche BIP 
> angepasstwerden.
> 
> 
> Trotzdem ein schönes Wochenende!
>    
>       Norbert
> 
> 
> 
> Eckhard Rülke schrieb:

> 
> >        Hallo Norbert,  
> > 
> > - Herr Andé Pressemeinte eindeutig die Erhöhung von (damals) 16% auf 
> > 17%, d.h. ich hätteeindeutigerweise ProzentPUNKT schreiben müssen. 
> > Entschuldigung.
> >     - Die Berechnung,dass solch ein Prozentpunkt 8,-€ monatliches BGE 
> > bringen würde stammtnicht von mir sondern vom Institut für 
> > Entrepreneurship des Herrn Prof.Werner.
> >     - Deine Rechnungmit 35.000 $ BIP pro Kopf, kann ich nicht 
> > nachvollziehen. Unabhängigdavon, dass ich nicht weiß, wie realistisch 
> > die 35.000 sind – und wiesoDollar? Was ich überhaupt nicht verstehe, 
> > ist, wieso bei einerMwst-Erhöhung um 50%(Prozentpunkte) plötzlich 
> > 17.500 $ pro Kopf ( x 82Mio Einwohner = 213 Mio $) mehr Geld da sein 
> > soll. Wo sollte denn dasherkommen?
> >   
> >    Wenn ich zB. 20.000,-€ Nettoeinkommen im Jahr verfügbar habe, 
> > könnte ich – je nach dem, wie mein Jahreswarenkorb aussieht – zB. 
> > für 18.000,-€ Nettopreis Waren einkaufen und würde gleichzeitig 
> > 2.000,-€ Mwst entrichtet haben. Wenn dann die Mwst um 50 
> > Prozentpunkte erhöht würde, müsste ich für den gleichen 
> > Jahreswarenkorb 9.000,-€ Mwst mehr bezahlen, was mein Beitrag zur 
> > BGE-Finanzierung wäre.   
> > 
> >    Doch das ist blanke Theorie, weil ich ja nur 20.000,-€ insgesamt 
> > zur Verfügung habe. Gezwungenermaßen werde ich mich bescheiden und 
> > nur noch einen Warenkorb von ca. 12.400,-€ netto einkaufen und auf 
> > den ich 7.600,-€ Mwst bezahle. Für die BGE-Finanzierung stünden 
> > also statt zusätzlichen 9.000,-€ nur 5.600,-€ zur Verfügung. Da 
> > sich gleichzeitig alle Preise um etwa 45% erhöht haben, kann man sich 
> > dafür soviel Waren kaufen, wie heutzutage für 3.862,-€.   
> > 
> >    Da es im Prinzip allen Wirtschaftsteilnehmern so geht, wie mir mit 
> > meiner Familie, muß man auch Dein Beispiel proportional umrechnen: Aus 
> > 35.000$ BIP pro Kopf ergäbe sich so ein BGE mit einer Kaufkraft von 
> > 563,-$ pro Monat.  
> > 
> >    Durch eine Verdopplung des Mwst-Aufschlages auf 100 Prozentpunkte 
> > würde sich dieser Betrag aber keineswegs ebenfalls verdoppeln, denn 
> > alle Waren und Dienstleistungen würden dann das 1,9-fache kosten. 
> > Wegen weiterer erzwungener Selbsteinschränkung der Steuerzahler und 
> > der weiteren Kaufkrafteinbuße ergäbe sich dann ein BGE mit einer 
> > Kaufkraft von 654,-$ pro Kopf und Monat.   
> > 
> >  
> > Nun erklär’ mir doch bitte mal,was an diesen Überlegungen absurd 
> > ist.
> > 
> >      MfG  
> > 
> > Eckhard   
> > 
> >    
> > 
> > >  
> >   
> > >  
> >   
> > > ----- Ursprüngliche Nachricht -----
> > > Von: Norbert Maack
> > > Gesendet: 05.04.08 03:44 Uhr
> > > An: Liste Grundeinkommen
> > > Betreff: [Debatte-Grundeinkommen]  BGE-Konzept von Götz Werner
> > > 
> > > 
> >   
> > >     Hallo Eckhard,
zu Deinem Postiung vom 19.3., das ich jetzt erst 
> > > (da neu) gelesen habe:
    
> > > 
> > >      > Mein Fazit: Genau hinhören, wenn jemand ein BGE proklamiert. 
> > > 
> > >  
    Nicht nur genau hinhören ist wichtig, sondern ggf. auch 
> > > nachfragen:    
> > > 
> > >  
 > 1. Wenn man bei gegebener Wirtschaftslage (2006) die 
> > > Mehrwertsteuer um 1% erhöht, …
> > > 
> > >      Die Erhöhung der Mwst. um x % ist etwas anderes als die 
> > > Erhöhung um x Prozentpunkte.    
> > > 
> > > So ist eine Erhöhung der Mwst von 16 % auf 19 % zwar nur eine 
> > > Erhöhung um 3 Prozentpunkte, aber der Mwst.-Betrag erhöht sich 
> > > dabei um 19-16/ (16/100) = 18,75 %!!    
> > > 
> > > 
> > >     
> > > Insofern würde eine Nachfrage bei  HerrnAndré Presse sinnvoll 
> > > sein, ob er dieErhöhung um 1% (nämlich des Betrages) oder um einen 
> > > Prozentpunkt    gemeint hat.    
> > > 
> > > 
> > >     
> > > Im letzteren Fall hast Du mit Deiner Berechnung ungefähr Recht, 
> > > anderenfalls würde ein wesentlich geringerer und damit realistischer 
> > > Anstieg nötig sein:     
> > > 
> > > Ein Anstieg von 16 % um 1 % käme dann nach meiner Rechnung nämlich 
> > > nur auf 16, 16%, der 8 Euro/Kopf bringen täte. Um auf 1600 Euro/Kopf 
> > > zu kommen, müsste eine Erhöhung um 1600/8 = 200% stattfinden und 
> > > das wären nach A.R. 200*0,16 = 32%, was auf insgesamt ca. 50% 
> > > rauskäme. Dabei ständen mit den ursprünglichen 16 % immerhin noch 
> > > knapp ein Drittel (500 Euro/Kopf) zusätzlich für die übrigen 
> > > Staatsausgaben zur Verfügung.
> > >     
> > >      
> > > Bei einem BIP pro Kopf von 35.000 $ und 50% Steuer wären das17 500 $ 
> > > pro Kopf im Jahr, was pro Monat auf ca. 1 500 $ käme. Dafehlen 
> > > dannnoch die 16%,  das kann man so genau wohlnicht rausrechnen, aber 
> > > größenordnungsmäßig scheint es mir nicht soabsurd, wieDu es mit 
> > > Deiner Berechnung nahe legst.    
> > > 
> > >  Mit sonnigen Grüßen    
> > > 
> > > 
> > >     
> > >             NorbertMaack  
> >        
> > 
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