[Debatte-Grundeinkommen] [Genugfueralle] Für alle Marxisten...

Rüdiger Heescher ruediger.heescher at attac.de
Mo Okt 22 11:41:49 CEST 2007


Lieber Jörg

ich weiss jetzt nicht so genau, was diese Artikel im Zusammenhang mit  
Deiner Ausführung zu tun haben.

Erstmal: In der UdSSR gab es keinen Kommunismus oder Marxismus. Das  
war ein Leninistischer Sozialismus, der zu einem Staatskapitalismus  
gemacht wurde aus welchen Gründen auch immer. Im Prinzip kann man  
sagen, dass Putin letztlich genauso wieder dahin steuert. Dabei  
spielen die Menschen als Bürger sowieso kaum eine Rolle. Das ist die  
gleiche Denke wie damals von den StamoKap der SPD weswegen sich jetzt  
auch wohl Schröder so gut mit Putin versteht.

zweitens: Das geschieht aus Sozialneid heraus, was Du beschreibst und  
wenn ein System Sozialneid bedient, dann kann es kein Marxismus sein  
als Kommunismus. Kommunismus heute gedacht ist ein libertärer was  
systemisch ohne Sozialneid auskommt ohne Menschen umerziehen zu  
müssen. Sozialneid ist eine Notwendigkeit für Sozialdemokratie  
innerhalb des Kapitalismus. Ohne dem kann Sozialdemokratie zur  
Legitimation gar nicht funktionieren. Der Kapitalismus ist darauf  
angewiesen und SOzialdemokratie gibt dem Kapitlaimsus damit wiederum  
eine Legitimierung und das ganz persönlich über Sozialneid. Bei der  
Sozialistischen Staatlichen Variante sieht es ähnlich aus und hat uns  
im kalten Krieg gezeigt.

Warum das damals alles nicht funktioniert hat lag an Lenin, der es  
praktisch umsetzen wollte, wo aber der Kapitalismus noch lange nicht  
soweit war überwunden zu werden. Er glaubte, dass man gleich als  
Übergangsform den Sozialismus einführen müsse mit Gewalt um dann  
irgend wann den Kommunismus zu bekommen. Es herrschte damals ja die  
Vorstellung, dass man erstmal zum üben den Sozialsmus braucht um dann  
irgendwann den Kommunismus zu erreichen. Die Realität hat gezeigt,  
dass es ganz anders kam und aus puren ökonomischen und  
Überlebenszwängen das System dann gekippt werden musste zu einem  
totalitätren Staatskapitalismus, was letztlich dem Faschismus  
gleichzustellen ist. Ein gelernter Marxist wusste, dass dieses genau  
das gegenteil von dem ist, was man eigentlich wollte. Worauf es  
ankommt beim Kommunismus um ihn zu erreichen ist ihn in der Blüte des  
Kapitalismus systemisch zu überwinden. Ohne dann mit erzieherischen  
Methoden den Menschen über einen Sozialismus dann dorthin zu kommen.  
Mit Erzieherischen Methoden wird man den Menschen nicht dazu kriegen  
ein perfekter Mensch für ein perfektes System hinzubekommen. Das wird  
immer in die urne gehen. Es müssen die Rahmenbedingunegn geschaffen  
werden, die dann den Menschen aus sich heraus ohne SOzialneid, Gier  
etc handeln zu lassen. und das ist das libertäre Moment, was es dann  
ausmacht.

drittens: Bei den Grünen wird als erster Partei von allen 5 auf einer  
BDK darüber abgestimmt wohin man will mit der Möglichkeit ein bGE wie  
auch immer geartet zu fordern. Die völlige Abkehr von Hartz 4 ist  
somit eingeleitet und auch die Denke die hinter Grusi steht wird  
jetzt bei den Grünen aufgeweicht. Man kommt was das angeht wieder zu  
völlig alten überlegungen, wie damals noch in den 70er oder 80er  
JAhren. Und das ist gar nicht schlecht. Interessant ist, dass gerade  
vermeintliche Linke innerhalb der Grünen nun auf Grusi bestehen.  
Interessant ist auch dass man bei allen Überlegungen immer im  
Hinterkopf hat wo man Koalionsfähig ist und was man da am besten  
berücksichtigt. Koalionsfähigkeit heisst nicht alleine Machterhalt  
oder Regierungsfähigkeit sondern auch die Möglichkeit Mehrheiten in  
seinen Positionen zu finden. und die Diskussion bei den Grünen ist  
dabei spannend weil es auch Diskussionen in dieser Form bei anderen  
Parteien entwickeln kann.

Es ist viel in Bewegung zur Zeit und die Annäherung kann durchaus von  
allen Möglichen Partiene her in diesem Punkt passieren. Bei den  
Gralshütern von Sozialdemokratie sicherlich nicht. Da wird man vor  
eine Wand laufen. Denn gerade diese sind darauf angewiesen, dass ein  
kapitalistisches System wie auch immer erhalten bleibt um eine  
legitimierung zur eigenen Existenz zu bekommen. Bestes Beispiel  
hierbei sind Gewerkschaften.

Überwindung des Kapitalimsus funktioniert daher auch nur wenn man  
einsieht, dass die eigene Existenzlegitimierung nicht mehr notwendig  
ist. Aber da gilt es noch viele dicke Bretter zu bohren. SOlange wie  
das weiterhin noch vorhanden ist, werden gurndsätzlich im Menschen  
immer weiter SOzialneid und auch Gier befördert. Es ist also ein  
Wechselspiel. SOlange das eine existiert ist dann das andere auch  
noch notwendig. So müsste man es sich vorstellen. Es ist also alles  
ein Prozess der dauert. Man kann nicht einfach ein System festlegen  
und sagen, dass ist nun das tollste System und alle Menschen müssen  
dann so funtkionieren. Das passiert aber solange man eine Ideologie  
zugrunde legt.

Wenn wir es hinbekommen, dass die Menschen egal mit welcher Ideologie  
behaftet irgend wann den Leitspruch aus dem Kantischen Verständnis  
heraus hinbekommen, dass Vernunft walten solle durch "Einsicht in die  
Notwendigkeit" dann kann viel sich bewegen und die Richtung führen in  
die wir wollen. Und dann kommen wir direkt zum  
Geschichtsphilosophischen Verständnis von Hegel. In seinem System   
funktioniert es einfach so, dass diese BEwegung in diesem Verständnis  
erfolgt.

Das wird aber noch dauern ehe wir das dann auch historisch betrachtet  
so bewerten können.

gruss

Rüdiger

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"Sich selbst zu verändern, glaubwürdig zu werden, Menschen zu  
überzeugen und den verschiedenen Formen von Ausbeutung und Terror  
entgegenzuwirken, das mag in manchen Augenblicken ungeheuer schwer  
erscheinen, und dennoch gibt es keine Alternative."
Rudi Dutschke

'Der Reiche betrachtet alles als käuflich für sich,
weil er sich als die Macht der Besonderheit seines Selbstbewußtseins  
weiß.
Der Reichtum kann so zu derselben Verhöhnung und Schamlosigkeit  
führen, zu der der arme Pöbel geht.
Diese beiden Seiten, Armut und Reichtum,
machen so das Verderben der bürgerlichen Geselschaft aus.'  VPR 1819/20

aber:
"Die Armut an sich macht keinen zum Pöbel." PR

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Am 21.10.2007 um 22:24 schrieb Joerg Drescher:

> Dies ist die sporadisch moderierte Diskussionsliste des  
> Schwerpunktes Genugfüralle von Attac Deutschland. Die hier  
> geposteten Meinungen müssen nix mit der offiziellen Attac-Meinung  
> zu tun haben.
>
> ---------------------------
>
> Hallo zusammen,
>
> für alle Anhänger des Kommunismus und Marxismus hier ein paar  
> Artikel, die
> zeigen, wie "böse" die Wirtschaft ist und daß die "Gerechtigkeit"  
> mit Füßen
> getreten wird:
> http://www.stern.de/wirtschaft/finanzen-versicherung/finanzen/:Geh% 
> E4lter-Was-Bosse/600448.html
>
> http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/ 
> arbeit/:Arbeitslosengeld-I-Umverteilung/600415.html
>
> http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/ 
> karriere/:Eliteforscher-Hartmann-Zum-Manager/600040.html
>
> http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,510451,00.html
>
> Wer nun nach den Artikeln davon träumt, daß der Marxismus, bzw.  
> Kommunismus
> "besser" sei und das Problem lösen würde, hat in meinen Augen  
> nichts von den
> menschlichen Abgründen begriffen. In den 5 Jahren, die ich in der  
> Ukraine
> bin (als Postsowjetisches Land, das einmal den "Sozialismus" praktisch
> lebte), habe ich einsehen müssen, daß dieses System auch nichts  
> taugt. Es
> gibt immer Menschen (und wird es immer geben), die ein solches  
> System für
> sich zu nutzen wissen. Deshalb hatte dieses System Mechanismen, die
> Andersdenkende verfolgten und statt "Gerechtigkeit" eben "Freiheit"  
> mit
> Füßen traten. Massive Geschichtsverfälschung, Unterdrückung und
> "Mißwirtschaft" waren an der Tagesordnung. Und wer glaubt, daß man die
> Ideologie nur "besser" umsetzen müsse, scheitert wieder an den  
> gleichen
> Fehlern, wie sie schon begangen wurden. Der Fehler liegt nicht im  
> System,
> sondern am Menschen.
>
> Warum und weshalb das alles so ist, hatte ich versucht, in einer
> "Staatstheorie" zu beschreiben. Es ist Zeit, einmal aus der  
> Geschichte zu
> lernen und das Gelernte praktisch umzusetzen. Diesen Ansatz  
> verfolgt der
> Jovialismus. Solange es aber Grabenkämpfe im BGE-Lager gibt, sich "Die
> Linke" schämisch "freut", daß "Die Grünen" mit dem BGE nicht weiter  
> kommen,
> kann das nix werden. Würden wir einmal an einem Strang ziehen und  
> damit
> beginnen, das vernünftige zu tun, wäre all jenen geholfen, für die  
> wir uns
> einsetzen: den Menschen.
>
> In der Hoffnung, selbst die BGE-Betonköpfe etwas aufzuweichen,  
> verbleibe ich
> mit vielen Grüßen aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
> http://www.iovialis.org
> http://www.psgd.info
>
> Liebe Leute, wer hat Lust, diese Liste mit zu administrieren /  
> moderieren? Kontakt: Hannes at attac-saar.de
> Hannes Hahn +49 681 41922
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