[Debatte-Grundeinkommen] Grün ist die Hoffnung

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
So Nov 25 20:48:13 CET 2007


Hallo zusammen,

vielleicht kennt hier jemand den Schriftsteller T.C.Boyle? Er hat ein Buch geschrieben, das folgenden Titel trägt: "Grün ist die Hoffnung". Es ist ein ironisches Werk über die Hassliebe zu sogenannten leichten Drogen und der Erkentnis daß doch alles anders kommt als man denkt. Über "Grün ist die Hoffnung" kann man selbst morgens um 8.00 Uhr in der S-Bahn lachen. Ein Buch für Leute, die sich nicht scheuen, Konventionen zu durchbrechen oder auch einfach auf diese sture und hochnäsige Gesellschaft einen Witz zu reissen.

Keine Sorge, das Ganze hat mehr mit dem BGE und den Grünen (Partei) zu tun, als es den Anschein hat. So kann man die "leichten Drogen" mit der Macht und dem BGE gleichsetzen. Am Parteitag in Nürnberg haben die Grünen gezeigt, welche Art von Droge sie lieber wollen: es ging um Macht. Zugunsten von Mehrheiten und Wählerstimmen wurde gegen das BGE gestimmt. Das ist nämlich einfacher, als Aufklärungsarbeit zu leisten, was ein BGE benötigt. Die Hassliebe zum BGE ist, daß es (persönlich) als vernünftig empfunden, aber (von den Medien) als vernunftswidrig angesehen wird. Wurde hier rationell entschieden oder unter Einfluß von "Drogen" (Macht")?

Robert (Zion) ist (laut Spiegel) zufrieden: "Das Thema ist jetzt nicht mehr aus der Partei herauszubringen." Schließlich waren 40% dafür. Boris Palmer ist (im gleichen Artikel) "realistischer": "Man kann beides wollen, man kann das Grundeinkommen attraktiv finden und wissen, dass es dafür noch zu früh ist. Und man kann gleichzeitig für die Grundsicherung stimmen." 

Robert hat wirklich Recht: das Thema ist in der Partei, wird beklatscht, weil es als "richtig" empfunden wird; aber es wird (Boris Palmer erkannte es) noch nicht verstanden - selbst in den eigenen Reihen, wie es scheint. Dafür ist Oswald Metzger das allerbeste Beispiel. Und entschieden wurde zugunsten der Macht und gegen das Wohl des Volkes. Aber vor allem gegen die Aufklärungsarbeit, welche Mehrheiten (und damit Macht) verschafft. Es war der Weg des geringsten Widerstands und zeigt: "der Mensch ist von Natur aus faul."

Dabei riet Dieter Althaus (CDU) den Grünen im Vorfeld zum BGE (wohl, damit sein "Bürgergeld" in seiner eigenen Partei ernster genommen wird):
http://www.presseportal.de/pm/30621/1090302/rheinische_post

Ein Schreiber in der BAG-Liste der Linken machte sich schon Sorgen (wurde mir zugespielt): "Am diesem Wochenende steht auf der Bundesdeligiertenkonferenz der Bündnis90/Grünen das Grundeinkommen, mit als ein zentrales Thema, auf deren Agenda. Mir bereitet Bauchschmerzen, wenn ich sehe, wie weit wir erst innerhalb unserer Partei mit diesem gewichtigen und die zukünftige Politik mitbestimmenden Thema erst sind."

Die Grünen haben in meinen Augen egoistisch, machtorientiert und in Richtung des Mainstream zugunsten von Mehrheiten und Wählerstimmen entschieden. Dabei hätten sie die große Chance gehabt, das BGE als erste (etablierte) Partei (wieder) ins Programm zu bringen, um damit Druck auf andere Parteien auszuüben, bzw. zu zeigen, daß es ihnen ernst ist. Ich stelle mir ernsthaft die Frage, ob eine "etablierte" Partei überhaupt das BGE vertreten kann. Ist es klug, in den eigenen Reihen gegen Betonmauern zu rennen, ja sogar jovial belächelt zu werden, weil man sowieso "realitätsfremd" ist? Wenn man schon den Stempel hat, kann man auch anderweitig "spinnen" ("Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert"). Es wurden auch Leute, wie Einstein, Darwin, Kopernikus und viele andere belächelt...

Der Gegner des BGE ist nicht Neoliberalismus, sondern Dummheit, Kurzsichtigkeit, Unaufgeklärtheit, Faulheit, Egoismus; Neid und Ignoranz. Damit zeigt sich auch die Aufgabe der BGE-Befürworter... das Gegenteil wäre nämlich "Gönnerhaftigkeit" ;-)

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)
http://www.iovialis.org
http://www.psgd.info
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