[Debatte-Grundeinkommen] Arbeitswelt im Umbruch

Kurt Sprung sprungk at gmx.de
Mi Jun 6 12:29:47 CEST 2007


Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Monotone, stupide, gefährliche Arbeit wird zunehmend von Maschinen übernommen. Maschinen sind zunehmend in Systeme von Maschinen eingebettet. Computer ergänzen diese Systeme, sie werden effizienter, kleiner und leistungsstärker. Roboter erobern immer neue Tätigkeitsfelder. Die Versorgungslage in Deutschland ist ausgezeichnet. 1949 gab es Mangel an Nahrung. Inzwischen ist Nahrungsmangel in unserem Land undenkbar aber auch die übrigen Konsumbedürfnisse kennen keinen Mangel. Wir leben seit vielen Jahren in großem Überfluss. 

In der Arbeitswelt verschiebt sich der Anspruch von Kraft hin zu Intelligenz, von hierarchischem Befehl und Gehorsam zu ausgewogener Teamfähigkeit. Kreativität, Einfallsreichtum sind gefragt genauso wie Flexibilität. Ein Fachidiot ist deshalb nicht erwünscht, weil er blind ist für die Arbeitsbereiche um ihn herum, sein Fachwissen ist durchaus ein Plus. Gefragt ist also Fachwissen mit breitem Allgemeinwissen samt der Motivation ständig dazuzulernen. 

Über dem Ganzen steht die Arbeit mit Herz. Hilfsbereitschaft, Kooperation und Liebe im christlichen Sinne sind absolut Qualitäten der Arbeitswelt. (Aber auch wenn sie es nicht wären: ich werde die Liebe immer höher halten als andere Dinge und wenn die Welt zusammenbricht)

Diese Veränderungen in der Arbeitswelt werden von einer Erscheinung vernebelt: Millionenmassenarbeitslosigkeit. Erwerbsarbeit ist inzwischen seit Jahrzehnten knapp in Deutschland. Was knapp ist, das ist wertvoll und teuer. Dieser Nebel täuscht die Wahrnehmung. Das Gute, das Fruchtbare verschwindet hinter dem Druck, der bei der Reise nach Jerusalem entsteht: ein Stuhl ist zuwenig und wenn es mich trifft, dann bin ich der Dumme, der Betrogene, der Ausgestoßene. Deshalb muss ich alles tun, damit ein anderer der Dumme ist. Egoismus und Ellenbogencharakter und sogar Mobbing sind die logische Folge der jetzigen Massenarbeitslosigkeit.

Für Unternehmer, für Arbeitgeber ist eine hohe Arbeitslosigkeit dagegen günstig. Sie erlaubt es den Druck auf Löhne und Gehälter sowie auf Gewerkschaft so hoch wie noch nie zu schrauben. Götz Werner und Hans- Olaf Henkel, beide sind Vertreter des Arbeitgeberlagers, beide haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft unseres Landes.

Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens setzt die positiven Kräfte in uns frei, weil wir, im Sinne des Spieles "Reise nach Jerusalem" niemals mehr ohne Stuhl dastehen werden, wenn die Musik aufhört zu spielen. Arbeitslose werden vom Zwang der Arbeitsuche befreit sein. Niemand muss mehr eine Arbeit suchen, um das Recht zu besitzen soviel Geld von der Gemeinschaft zu erhalten, wie er zum überleben braucht. Dafür gibt es einen einleuchtenden Grund, der nicht allein im Menschenbild begründet ist: wer arbeitet und damit ein zusätzliches Einkommen besitzt verfügt über deutlich mehr Geld als der Arbeitslose. Es ist paradox, wenn ein Arbeitender kaum mehr erhält als ein Arbeitsloser. Dieses Paradoxon beseitigt das bedingungslose Grundeinkommen.

Unsere Arbeitswelt wird geprägt sein von Liebe, von Beistand, von Kreativität und von Teamfähigkeit. Dieses Bild trage ich schon jetzt in meinem Herzen. Die Arbeitsbereiche, die gefährlich sind, die schmutzig sind, die uns bei ihrer Ausübung Schmerzen oder Gesundheitsschäden zufügen müssen sich gerade unter dem Druck des bedingungslosen Grundeinkommens wandeln.

Wenn niemand mehr den Spargel stechen wollte, wenn niemand mehr den Müll wegschaffen wollte (da fällt mir gerade Neapel ein), dann müssen wir uns notgedrungen andere Lösungen ausdenken - aber das meine ich doch mit Kreativität!

Liebe Grüße 

Kurt Sprung
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