[Debatte-Grundeinkommen] Funktioniert die DemokratieinDeutschland?

Rüdiger Heescher ruediger.heescher at attac.de
Di Feb 20 13:29:18 CET 2007


Hallo Jörg

Nein!

  Ein ganz grosses Nein möchte ich hier einfach mal aussprechen.

Du hältst einfach zu sehr fest an einem Menschenbild Modell, was Dich  
automatisch im weiteren Denken zu sowas wie Naturrechte führen wird.

Du kannst es umschreiben und auch versuchen noch zu verfeinern, aber  
letztlich bleibst Du bei den Naturrechten stecken.

Das ist nicht das was die Aufklärung uns mit Menschenrechten vorgibt.  
Das sind zwei völlig verschiedene Ansätze.

Ich weiss, dass die Naturrechte immer gerne gerade in der Esoterik  
hochgehalten werden, aber wenn man so weiter denkt, dann landet man  
bei einer üblen Denke, die nicht wirklich weiter führt zu Humanismus.

Es soll zwar so sein, und die Absicht steht dahinter, aber wenn man  
sich mal anschaut, wie z.B. über die grundlegenden BEdürfnisse des  
Menschen und auch in der Folge über die Bedürfnispyramide nachdenkt,  
dann kommt man schnell bei einem Modell an, was dazu führt den  
Menschen völlig zu vergeistigen. Das Ziel also in der  
Bedürfnispyramide soll dann der perfekte Mensch werden, der sich dann  
nur noch in seiner Selbstreflektion und Selbsterkenntnis beschäftigen  
muss. Da könnte ich viele Ansätze zu benennen, die sich in gleicher  
Weise sowas vorstellen. Angefangen von Rudolf Steiner, über Aleister  
Crowley hin zu Meister Ekkart etc. Das sind ansätze, die sich nicht  
vereinbaren lassen mit der Vorstellung, dass man organsisch z.B. sich  
als gesamter Mensch versteht. Körperlich, seelisch und geistig um es  
mal wieder mit einer religiösen Note zu versehen.

Die Scientology Church versucht z.B. das emotionale so weit zu  
verbannen, dass nur noch rein das kognitive übrigbleibt. Auch hier  
findet so ein Gerüst statt an dem man sich festhält um den perfekten  
Menschen zu haben.

Wenn wir also unsere Bedürfnisspyramide aufstellen, kann es nicht  
darum gehen nur noch die SPitze zu erreichen, sondern es kann nur  
darum gehen alle ebenen harmoisch für den Menschen zu verbinden. Und  
dieses muss geschehen indem man dem Menschen die jeweiligen Rechte  
gibt um sie entfalten zu können und entsprechend selbst inder Lage  
sind diese Ebenen in ein für ihnen passendes harmonisches  
Gleichgewicht zu bringen.

Bei den Antros wird immer das geistige hochgehalten (auch wenn sie  
die Dreigliederung immer anführen, so wird man bei den meisten  
Anthros den Anspruch des geistigen über allem sehen) und bei ALeister  
crowley die Freiheit, bei den Scientologen wird das kognitive in den  
Vordergurnd geschoben. Aber das kann es letztlich nicht sein, denn  
der Mensch ist und bleibt ein differenziertes Wesen aus Fleisch und  
Blut mit allen Bedürfnissen des kognitiven und emotionalen Handelns.  
Das ist das Wesen des Menschen. Und dieses Wesen des Menschen in  
Einklang mit sich selbst zu kriegen ist die Aufgabe bei dem ganzen.  
Die Natur des Menschen ist es dabei nicht, denn "des Menschen" gibt  
es dabei nicht.

Der mensch ist sehr vielschichtig und auch wiedersprüchlich. Das muss  
der Mensch jeden Tag aushalten und irgendwie zusammenbringen können.  
und das kann am besten zusammengebracht werden im Einklang, dadurch  
dass man dem Menschen insgesamt soviele Rechte wie möglich gibt um  
sich entfalten zu können. Egal wie diese Entfaltung später aussieht.  
Denn da wird es sehr unterschiedliche Formen der Entfaltung geben und  
selbst wir, die wir in unserer Kultur und unseren Werten verpflichtet  
sind werden uns dann wundern, was es dann alles geben wird an  
Entfaltung, wo wir mit unseren Werten bestimmt nicht mit  
einverstanden sind.

Die Sinnerfüllung denke ich gibt es dann nicht mehr. Das waren  
Projekte von Religionen und Sekten. Sobald wir diesen Punkt erreicht  
haben beid em die Harmonie von dem was den Menschen ausmacht erreicht  
wurde, wird die Sinnerfüllung wegfallen, aber im gleichen Moment wird  
die HArmonie dann wieder weg sein und das streben geht wieder von  
vorne los. Das Streben nach Sinn ist ein denken, was uns sehr oft  
dazu verleitet hat es ausdrücklich nur in einem Bereich zu erlangen  
aber andere Bereiche von uns völlig ausgeblendet wurden. Das bringt  
uns aber in ein ungleichgewicht und wenn wir in einem ungleichgewicht  
sind, dann kommen konflikte mit uns selbst und dann auch anderen  
zustande.

In dem Sein, welches uns nur durch Rechte garantiert werden können  
und auch erst in unserem Bewusstsein dann eine Rolle spielen, wird  
man dann erst dazu kommen tatsächlich uns selbst als minderbemittelte  
Wesen zu akzeptieren, wovon wir ja bis heute nicht ausgehen, dass das  
so ist. Ich denke mal die meisten gehen unterbewusst immer noch davon  
aus, dass wir als Menschen die Krone der Schöpfung sind und bestimmt  
nicht als Minderbemittelt da stehen.  Wir sind sehr eingeschränkt  
letztlich auch durch uns selbst dadurch dass wir immer versuchen  
einen Teil von uns hervorzuheben und den anderen völlig  
vernachlässigen und dann auch immer die gleiche Logik an uns selbst  
ausrichten: entweder oder. Doch das ist nicht wirklich erfüllend.

Worauf wir uns durch die Einführung vom bGE einigen können ist  
tatsächlich Tugenden beim Menschen hervorzulocken und damit auch dem  
gegensprüchlichen Trend im Kapitalismus etwas entgegenzustellen. Aber  
das ist auch alles, was wir dann mit dem bGE erreichen. Alles andere  
bleibt dennoch offen. Aber es kann dann natürlich viel leichter zu  
etwas neuem führen, wo ich die Hoffnung mit verbinde den Kapitalismus  
überwinden zu können.

Nochmal ganz deutlich. Es kann und es wird nicht so sein, dass sich  
alle Menschen dann nur noch mit Philosophie beschäftigen werdneund  
die reflektiertesten Menschen der Geschicht ewerden. Das kann auch  
nicht Sinn des Menschen sein. Ihn auf die Grundfunktionen im  
biologistischen Sinne zu reduzieren kann es auch nicht sein. Es geht  
um die Vereinigung vom Wesen des Menschen in seiner Harmonie. So  
würde ich es beschreiben.


let's face it! (http://www.attac.de/heiligendamm07/)

Rüdiger

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Rüdiger Heescher
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"Ich bin nun überzeugt, dass der höchste Akt der Vernunft, der, in  
dem sie alle Ideen umfasst, ein ästhetischer Akt ist und dass  
Wahrheit und Güte nur in der Schönheit verschwistert sind."

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)



Am 20.02.2007 um 11:48 schrieb Joerg Drescher:

> Hallo Rüdiger,
>
> vielen Dank für Deine Abhandlung über den Utilitarismus. Doch ich  
> möchte
> Deinen Ansatz entkräften: Du sagst, es sei unmöglich, ein  
> Menschbild zu
> entwerfen, das den Menschen so beschreibt wie er ist. Als Philosoph  
> solltest
> Du die Unmöglichkeit ausklammern und neutral erstmal alles zulassen  
> - selbst
> das Unmögliche.
>
> Ich gebe Dir aus Deiner Ausführung recht, daß man den Menschen so  
> nehmen
> muß, wie er ist. Und da haben wir 3 Dinge, die alle Menschen schon  
> immer
> hatten:
> 1.) biologische Grundfunktionen (Verdauungsvorgang, der Leben  
> ermöglicht)
> 2.) Eigenschaften (Vernunft, Gefühle, Kraft, Größe etc.)
> 3.) Fähigkeiten (Denken, Fühlen, Handeln etc.)
>
> Dieses Menschenbild kann man sogar auf alle Lebewesen anwenden,  
> wobei dem
> Menschen gewisse Eigenschaften und Fähigkeiten eigen sind, die andere
> Lebewesen nicht haben. Wenn man nun eine Ideologie darauf aufbauen  
> will, muß
> man eben diese 3 Aspekte berücksichtigen.
>
> Ich stimme Dir zu, daß viele Ideologien versuchten, gewisse Aspekte  
> in den
> Vordergrund zu stellen. Manche Eigenschaften und Fähigkeiten sind  
> zum Teil
> angeboren, andere wiederum werden erst im Laufe des Lebens  
> entwickelt. Auch
> darüber läßt sich streiten, welche davon angeboren und welche  
> entwickelt
> sind.
>
> Der Jovialismus (als Ideologie) versucht aber gerade diese  
> Tatsachen zu
> berücksichtigen. Das Ideal des Jovialismus, davon leitet sich auch  
> der Name
> ab, ist das Wohl (ein sinnerfülltes, glückliches, selbstbestimmtes  
> Leben ->
> vgl. Eudämonismus). Nach dem Existenzialismus gibt es keinen  
> objektiven
> Sinn, der für jeden Menschen gilt. Dem widerspricht der Jovialismus  
> und
> besagt, daß der objektive Sinn des Lebens der Fortbestand desselben  
> sei.
> Dies ist eine Hypothese, die sich allerdings auf jedes Subjekt  
> anwenden
> läßt. Diese Annahme läßt dabei offen, wie gelebt werden soll, geht  
> aber
> davon aus, daß ein glückliches, sinnerfülltes und selbstbestimmtes  
> Leben
> dadurch erreicht wird, daß die Eigenschaften und Fähigkeiten eines
> jeweiligen Menschen ausgebildet werden (Selbstverwirklichung). Dazu  
> ist es
> nötig, diese Eigenschaften und Fähigkeiten zu erkennen  
> (Selbsterkenntnis).
> Ein anderer Mensch kann dabei nur behilflich sein, der Mensch muß  
> selbst
> handeln (Selbstbestimmung). Das macht im wesentlichen die Ideologie  
> des
> Jovialismus aus.
>
> Ein BGE soll dazu (in der heutigen Zeit) die biologischen  
> Grundfunktionen
> absichern. Geld dient dabei als Mittel, einer menschlichen Eigenschaft
> Einhalt zu gebieten: der Gier. Dazu ist es nötig, die herrschende  
> Auffassung
> von Geld wieder ihrem Ursprung zurückzuführen (Apell an die  
> Vernunft als
> Eigenschaft, durch die Fähigkeit zu denken, bzw. zu verstehen).  
> Geld ist ein
> Tauschmittel und durch ein BGE kann es (unserer Auffassung nach)  
> wieder zu
> diesem werden.
>
> Der Jovialismus läßt dabei jede bestehende Religion oder  
> Philosophie zu, im
> Gegenteil, er fordert sogar die Beschäftigung mit diesen Theorien und
> Gedanken, um der Selbsterkenntnis näher zu kommen (deshalb sollen im
> "jovialen Staat" Religionen, Philosophie, Psychologie und sonstige
> Geisteswissenschaften unterrichtet werden).
>
> Wer sich für die Ideen des Jovialismus interessiert, soll fragen. Auf
> http://www.iovialis.org/download sind einige Fragmente, die noch
> zusammengefaßt werden müssen; in der "Denkfabrik" (auch über diesen  
> Link
> erreichbar) sind teilweise Quellen und die Gedankengänge zu finden.
>
> Der Staatsentwurf des Jovialismus basiert auf dem, was ich hier gerade
> geschrieben habe. Dabei ist die Grundidee der Demokratie ein  
> wesentliches
> Element.
>
> Mir ist bekannt, daß viele Menschen glauben, es sei unmöglich, eine  
> "neue"
> Ideologie zu entwerfen. Wir bezeichnen es auch nicht direkt als  
> "Ideologie",
> sondern als "philosophisches Projekt". Das einzig "ideologische"  
> daran ist,
> daß es Grundlagen gibt (wie z.B. ein Menschenbild, ein Weltbild,  
> Ansätze zu
> Ethik, Moral, Gewissen, Gerechtigkeit, Wahrheit, Pflicht oder  
> Zwang...).
> Diese werden aber nicht als absolut richtig definiert, sondern  
> durch das
> "philosophische Projekt" selbst in Frage gestellt, damit jeder für  
> sich eine
> Antwort darauf finden kann.
>
> Ich bin kein Guru und will auch keiner sein. Der Jovialismus wurde  
> mir "in
> den Schoß" gelegt und ich brauchte Jahre, um die Grundlagen  
> verständlich zu
> machen. Doch will ich deshalb kein "Führer" werden, nur weil ich ein
> bisschen über die Zukunft der Menschheit nachgedacht habe. Das wird  
> mir
> leider öfters unterstellt, ohne daß diejenigen begriffen hatten,  
> was es mit
> dem Jovialismus auf sich hat, obwohl sie eigentlich diese  
> "Ideologie" selbst
> verfolgen.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Rüdiger Heescher
> To: Joerg Drescher
> Cc: Guido Casper ; debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Sent: Tuesday, February 20, 2007 11:27 AM
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Funktioniert die
> DemokratieinDeutschland?
>
>
> Hallo Jörg et al
>
>
> diese Diskussionen über den guten oder schlechten Menschen, über  
> die Natur
> des Menschen und wie man ein Menschenbild bastelt hatten wir in der
> Philosophie tatsächlich schon sehr sehr lange und es ist nicht  
> möglich die
> "Natur" des Menschen wirklich zu beschreiben. Wenn man eine Ideologie
> aufsetzen möchte auf ein Menschenbild, dann kann das nur in die  
> Hose gehen.
> So gingen wirklich alle Vorgänger immer vor und es brachte nur ein  
> Zerrbild
> der Realität hervor und konnte nicht alles berücksichtigen.
>
>
> Deswegen ist es ja den Utilitaristen gelungen sich in allen Bereichen
> durchzusetzen, sei es in der Juristerei, dem Demokratieverständnis und
> selbst auch in Konfliktlösungsstrategien indem man Entscheidungs und
> Handlungstheorien auf Grundlage der Spieltheorie setzte und damit  
> einen
> rationalen Menschen geschaffen hat, der angeblich so funktioniert,  
> sodass er
> berechenbar ist und man daraufhin eine Ideologie entwerfen konnte,  
> die der
> heutige Neoliberalismus letztlich ist. Man versuchte also das  
> Menschenbild
> rein spieltheoretisch anzugehen und bekam dann den perfekten  
> rationalen
> Menschen heraus, der auch epistemiologische Ansätze beinhaltete, aber
> letztlich auf seiner GLaubensgrundlage rational handelt. Das  
> funktioniert
> allerdings auch nicht und die Menschen werden sich nicht immer im  
> Verhalten
> zueinander rational verhalten und suchen die win-win situation im  
> privaten
> wie im ökonomischen Sinne.
>
>
> Gefühle spielen zur Rationalität und den Glaubenssätzen eine  
> entscheidende
> Rolle, die es verlangen berücksichtigt zu werden. Die Wesenslogik  
> wird auch
> völlig aussen vor gelassen bei der Betrachtung des Menschen in seiner
> Individualität.
>
>
> Der utilitarismus hat uns verkauft, dass es diese Metaebene oder  
> sogar als
> Transzendenz vorgegaugelte Ebene einer systmischen Funktion des  
> Menschen
> innerhalb einer Gemeinschaft gibt, die sogar rational und am besten in
> Formalismen zu erklären geht (Formalismus beruht auf Spieltheorie).  
> Darauf
> basieren ja sogar die angelsächsischen juristischen Vorstellungen  
> und bei
> uns bürgert sich dieses Rechtsempfinden auch immer mehr ein, wenn  
> unser
> altes Rechtssystem (basierend auf Kant) immer mehr dem utilitarismus
> unterworfen wird. Kann durchaus "gute" Ergebnisse
> produzieren(Verbraucherschutz), aber letztlich wird etwas anderes  
> damit
> gemacht. unser Rechtssystem wird immer mehr durcheinander gebracht  
> und man
> kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass eine Stimmige Logik  
> dahinter
> steckt. Es fehlt mittlerweile die Stimmigkeit im System selbst, die  
> bis vor
> Jahren (bevor die Zypries Justizministerin wurde) noch einiger massen
> gegeben war. Sie führt sozusagen stück für Stück das angelsächsische
> Rechtssystem (und Denken) ein, wobei es dann natüclich hakt mit dem  
> alten
> Rechtsverständnis, was zwar knochen konservativ ist, aber trotzdem  
> stringent
> war und man sich  auf eine gewisse Stringenz in der Rechtsprechung  
> verlassen
> konnte. Das ist ja heute nicht mehr so. Die Schönheit in der  
> Klarheit und
> Stringenz dieses Systems ist kaputt gegangen. Wenn man sich auf etwas
> verlassen will in unserem Rechtssystem dann ist es die Willkür der  
> Richter
> in der Rechtssprechung. Von Verfassungsrichterlichen Urteilen will  
> ich gar
> nicht sprechen. Da sieht es sehr wüst aus und man kann schon  
> erkennen, dass
> dort eine gewisse Anpassung stattgefunden hat. Beim BGH ist  
> vielleicht noch
> am ehesten Stringenz zu erwarten.
>
>
> Durch die Umstellung unseres Systems generell auf freie  
> Marktwirtschaft ist
> einiges ins Wanken gekommen, weswegen wir auch das Gefühl haben,  
> dass die
> unterschiedlichsten Vorstellungen über den Menschen nicht mehr zum  
> tragen
> kommen und wir ein System brauchen, welches ideologisch festhält,  
> wie die
> Natur des Menschen in wirklichkeit ist. Es ist aber ein festhalten  
> um den
> Menschen wieder wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu  
> stellen, was
> beim Utilitarismus ja nicht vorhanden ist.
>
>
> Es ist schon schlau von den Utilitaristen insgesamt, ein Modell auf  
> die
> Beine zu stellen, welches den Menschen völlig abstrakt in einem  
> Formalismus
> verweilen lässt und man nicht mehr dahinter schaut, wie der Mensch  
> wirklich
> ist. Aber es schafft uns natürlich auch einen unmut, dass wir genau  
> wissen,
> dass der Mensch nicht so tickt, wie es uns der Utilitarismus  
> andauernd sagt.
>
>
> Wenn wir nun ein System nach der Einführung des Grundeinkommens  
> denken, dann
> bleibt uns nichts anderes als auf den Menschen zu vertrauen und  
> Erfahrungen
> zu sammeln. Denn so eine Situation hatten wir ja noch nicht um zu  
> wissen wie
> der Mensch dann tatsächlich sein wird. Die Natur des Menschenist ja
> sozusagen nicht Gott gegeben, sondern immer abhängig von den  
> Umständen und
> der geschichtlichen Entwicklung seiner selbst und der Menschheit  
> ansich. Die
> Menschheit als ganzes anders als der einzelen Mensch sowieso und "die"
> Menschen werden bestimmt nicht anders sein von ihren Gefühlen,  
> ihrem Wesen
> und ihrem Denken als bisher. Nur wie drückt sich das im  
> gesellschaftlichen
> Miteinander aus, wenn man diese Systemänderung macht. Dazu fehlen uns
> einfach die Erfahrungswerte. Man kann davon ausgehen, dass systemisch
> bedingt veränderungen eintreten im Bewusstsein und auch im Handeln,  
> was man
> in unserer idealistischen Tradition ja schon immer angenommen aht  
> und was
> wir ja auch aus Erfahrung her kennen. Doch grundsätzlich wieder eine
> Diskussion darüber zu führen ob der Mensch gut oder böse ist oder  
> ob wir
> rein nur das sytsemische betrachten müssen, was den Menschen dann
> funktionieren lässt greift da zu kurz.
>
>
> Deswegen halte ich es auch für völlig falsch eine ideologie zu  
> entwickeln.
> Diese führte immer wieder in die Sackgasse. Da bevorzuge ich doch die
> Anschauung über eine Gesllschaftliche Entwicklung im Sinne von Michael
> ALberts ParEcon, wo man in einzelnen Regionen mit unterschiedlichsten
> Voraussetzungen, umwelt, Ressourcen etc sehen muss, was dort  
> angesagt ist.
> Kulturell gibt es da auch ziemliche untershciede. Es fängt beim  
> Bewusstsein
> fpür die SPrache schon an, wo man Dinge differenzierter betrachten  
> muss oder
> eben weniger, einfach weil die Umwelt sozusagen es vorgibt.
>
>
> Wenn man idealistisch wieder versucht vorzugehen, dann kriegen wir  
> nichts
> anderes heraus als Wilhelms und Joschka Fischers ansatz: "Am  
> deutschen Wohl
> soll die Welt genesen" und wir stülpen allen Menschen auf der Welt  
> unsere
> tolle Idee auf, die allen Menschen den himmel auf Erden verspricht.  
> Das hat
> noch nie funktioniert.
>
>
> Gerade in dieser Hinsicht finde ich John Rawls "Theory of justice"  
> ziemlich
> gelungen, wenn man es tatsächlich auch in den politischen Bereich  
> übertragen
> könnte. Aber leider funktioniert es ja nicht. Und der politische
> Liberalismus ist letztlich auch nur ein Kompromiss weil man sonst  
> nichts
> anderes weiss. Ronald Dworkin hat da auch ziemlich herumgeeirt. Es  
> hilft
> zwar um aktuelle Konflikte zu lösen, aber Patentrezepte sind es  
> nicht und
> man wird immer an seine Grenzen stossen.
>
>
> Aber das hat ja damals auch schon Plato festgestellt und letztlich  
> ist die
> Politik die höchste Kunst, die der Mensch wirklich leisten kann.  
> Genau das
> ist ein Problem mit dem wir uns schon Jahrtausende auseinander  
> setzen. ich
> glaube kaum, dass wir es jetzt in unserer Runde schaffen, diese
> Menschheitsproblem zu lösen.
>
>
> Wir schaffen es sicherlich in der Folge der Aufklärung wieder einen  
> schritt
> weiter zu kommen. Wenn wir für uns die Französische Revolution als
> Startschuss sehen, die Aufklräung als unsere grundlegende Philosophie
> betrachten, über die Oktoberrevolution mit ihren Wirren und der
> marxistischen theorie begleitet als Zeitbedingte Entwicklung der  
> Menscheit
> sehen, dann kommen wir in der Folge sicherlich irgendwann zu einem  
> Modell,
> was dann mal wirklich funktioniert. Ich glaube so systematisch sind  
> die
> Menschen wie seit der Aufklärung noch nie an die  
> Menscheitsgeschichte heran
> gegangen, wie jetzt. Der Glaube an die Entwicklung der Menschheit  
> (nicht dem
> einzelnen Menschen!) war glaube ich noch nicht so verhaftet in der
> Geschichte wie jetzt seit der Aufklärung. Das gibt Hoffnung und  
> ersetzt
> damit auch Religionen. Das ist doch schonmal was oder?
>
>
> Wenn wir erstmal von diesen Prämissen ausgehen und uns im Sinne von  
> Hegel
> tatsächlich die Menschheitsgeschihte systematisch betrachten, dann  
> kann man
> voller Hoffnung sein. Doch werden wir selbst unsere Ergebnisse  
> nicht  in
> unserem Bewusstsein mitbekommen. Wir bleiben auch nur in unserem
> Entwicklungsprozess verhaftet und werden nicht den Stein der Weisen
> erfinden. Vielleicht wird man das im Nachhinein irgendwie  
> interpretieren
> wollen, aber auch die nachfolgenden Genrationen werden zumindest in  
> der
> Bildungsschicht genau wissen, dass selbst wenn wir dazu beigetragen  
> haben
> die Aufklärung weiter zu führen in unserer Zeit gefangen waren.
>
>
> Aber das macht ja nichts. Genauso wie wir die Verdienste von Kant  
> und Hegel
> und Marx etc zu schätzen wissen, wird es in 300 Jahren genauso auch  
> mit
> unserer Genration passieren.
>
>
> Wenn wir also in diesem Sinne poerieren wollen, dann lohnt es sich  
> nicht
> über die Natur des Menschen zu reden sondern eigentlich über etwas  
> anderes.
> Nämlich über die globalen sozialen Menschenrechte. Wenn wir darüber  
> reden
> und uns von dort immer weiter bewegen in Richtung Prinzipien,  
> Auswirkungen,
> dann sollte es uns gelingen. Dabei sollte im Sinne der Aufklärung  
> auch klar
> sein, dass wir dann nicht mehr über Naturrechte sprechen. Selbst  
> das hat man
> nach dem 2. Weltkrieg für unsere Demokratie nicht mehr für  
> "vernünftig"
> angenommen. Denn wenn man sich auf Naturrechte beruft kommt sowas  
> wie der
> Nationalsozialismus raus. und so eine Wiederholung brauche wir  
> bestimmt
> nicht in unserer Menschheitsgeschichte.
>
>
> Es geht also nur in der Fortführung der Aufklärung um globale soziale
> Menschenrechte. Dieses ist dann Dein (Jörg) ausgangespunkt und  
> nicht das
> Menschenbild ansich. Es hat also in der neuen Philosophie eine Wendung
> stattgefunden, wo man genau von der Outputorientierten Seite her  
> das ganze
> angeht und nicht von der Grundprämisse eines guten oder schlechten  
> Menschen
> ansich. Leider haben uns in dem Bereich die utilitaristen was voraus,
> weswegen sie auch so erfolgreich geworden sind. Aber auch das lässt
> sichwieder kippen, wenn wir überzeugende Argumente liefern und  
> unser System
> stimmig ist (nicht als ideologie gedacht!)
>
>
> let's face it! (http://www.attac.de/heiligendamm07/)
>
>
> Rüdiger
>

-------------- nächster Teil --------------
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