[Debatte-Grundeinkommen] zu Beitrag Blaschke über einen Hauptamtlichen; Debatte-grundeinkommen, Band 23, Eintrag 4

Rüdiger Heescher ruediger.heescher at attac.de
Mo Feb 5 10:44:50 CET 2007


Guten Morgen Diskussionsrunde

Ich möchte mal einen Gedankengang zu dieser Diskussion beitragen, der  
vielleicht hilft ein wenig zu entschärfen.

Ich bemühe selbst gerne das Kindergeld Argument bei einer  
Grundeinkommen debatte und weiss, dass es hilft vor allem Menschen  
das Thema nahe zu bringen, die sich immer noch in ihren Köpfen  
vorstellen, dass der Mensch durch seine HÄnde Arbeit seinen Unterhalt  
und Lebensexistenz zu verdienen hat. Das sind vorrangig ja  
Gewerkscafter, die so denken. Man kommt bei Gewerkschaftern mit Marx  
und Arbeitsteiliger Gesellschaft und den entsprechenden Ausführungen  
von Marx zu Sklavenmentalität nicht weiter. Es verletzt den Stolz der  
Arbeiterbewegung. Es ist also Kontraproduktiv sich mit  
Gewerkschaftern auf einer solchen Ebene zu unterhalten, wenn sie ihre  
Identitfikation in ihrer Arbeit sehen.

Das Kindergeld Argument hilft soweit wie verstanden wird, dass es  
sowieso schon sowas wie ein "zusätzliches" Geld gibt für alle, was  
auch sich gerade Arbeiter vorstellen können, dass es hilft im Leben  
die Existenz zu bestreiten, weil das Kindergeld gerade mittlerweile  
schon einen grossen Bestandteil für niedriglohnverdiener ausmacht  
Kinder gross zu ziehen und Rechnungen bezahlen zu können.

Allerdings darf die Argumentation nach dem Kindergeld Argument nicht  
dazu führen, dass es egal ist wie hoch das Grundeinkommen ausfällt.  
Es gilt zu beschreiben, dass ein bGE ein Existenzgeld ist für alle  
und damit die heutige Situation beschrieben wird, dass man heutzutage  
kaum noch existieren kann ausser man dient sich einem System an von  
vieler unnützer (schädigender) Arbeit, die nur darauf ausgelegt ist  
mehr als nötig zu konsumieren oder auszubeuten(sich selbst  
asuzubeuten. (Versicherungsvertreter als Prostitutierte, Callcenter  
um die Kunden hinzuhalten, etc)

Das Kindergeld Argument dient auch dazu in der Folge um den  
neoliberalen Befürwortern eines bGE populistisch vorzuwerfen, dass  
die Menschen nicht wie Kinder behandelt werden wollen (zur  
Ruhigstellung und abgespeist um dahin vegitieren zu können, wenn der  
Mensch nicht mehr in der Lage ist aufgrund des niedrigen  
Existenzgeldes an soziokulturen Erungenschaften der Gesellschaft teil  
zu nehemn. . Dieses Argument sollte aber jetzt noch nicht benutzt  
werden, wenn es noch keinen grundsätzlichen Konsens über ein bGE  
gibt, aber später wäre es wichtig, wenn es um die konkrete Höhe geht,  
die m.E mindestens 800 + KV  nach heutiger Berechnung sein muss um  
von einem Effekt eines bGE gesamtgesellschaftlich zu sprechen, die  
eine Umkehr von Marktprinzipien erzeugt. Denn darum geht es. Es geht  
beim bGE darum einen Mechainsmus im System umzudrehen und  
auszuhebeln. Wir brauchen icht darüber zu streiten ob Arbeit  
notwendig ist für die Gesellschaft. Das sollte wohl jeder wissen,  
dass nichts von nichts kommt. Irgend wie muss ja produktivität für  
eine Finanzierung erreicht werden. Es wird ja nicht mehr nur Geld  
erzeugt dadurch dass wir Esel zum Kacken hinstellen. So ähnlich läuft  
es zwar an den Finanzmärkten, aber so läuft es nicht in einer  
Volkswirtschaft ab, wo Güter hergestellt werden müssen. Sei es  
privatwirtschaftliche Güter oder auch Allmende! Also kollektive Güter  
oder ein gemeinwohl Gut.

Also geht es bei dem Kindergeld Argument um zwei dinge. in der 1.  
Phase darum vor allem Gewerkschafter und Arbeitsfetischisten zu  
überzeugen, aber als Gegenargument in seiner begrifflichen Form gegen  
neoliberale Bestrebungen das bGE zu einem Kombilohn werden zu lassen.

Soviel zu meiner Einschätzung des Kindergeldargumentes.

gruss

Rüdiger



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"Ich bin nun überzeugt, dass der höchste Akt der Vernunft, der, in  
dem sie alle Ideen umfasst, ein ästhetischer Akt ist und dass  
Wahrheit und Güte nur in der Schönheit verschwistert sind."

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)


Am 03.02.2007 um 19:11 schrieb Florian Hoffmann:

>
> Lieber Herr Blaschke,
>
> Sie wissen vielleicht, dass ich ein leidenschaftlicher Anhänger  
> eines BGE
> bin, aber ich möchte Ihnen auch sagen, dass man bei Herrn Künkler, dem
> Hauptamtlichen Gewekschaftsfunktionär ein paar Argumente gibt, die  
> man sich
> durchaus anhören sollte:
>
> 1. Freiheit vom Zwang zur Lohnarbeit? Natürlich hat Herr Künkler  
> recht, wenn
> er behauptet, dass in jeder Gesellschaft die Notwendigkeit zur Arbeit
> besteht. Wer nicht säht, kann nicht ernten. Sähen und Ernten sind  
> Arbeiten.
> An jedem Rebstock geht ein fleißiger Weinbauer pro Jahr 42 mal  
> vorbei. Alles
> Arbeit. Ohne Arbeit gibt es keinen Wein. Wer nicht atmet, kann  
> nicht leben,
> wer seine Kauwerkzeuge nicht gebraucht, kann nichts schlucken,  
> verhungert.
> Arbeiten muß sein. Der Zwang, die Notwendigkeit besteht natürlicher  
> Weise.
>
> 2. Deshalb hat Herr Künkler recht: "Jeder Sozialtransfer muss aus  
> dieser
> laufenden Wertschöpfung erwirtschaftet werden." Das bedeutet, dass  
> jemand
> etwas erarbeitet und davon einen Teil an einen anderen abgibt. Da  
> diese
> Weitergabe normalerweise nur dann gerechtfertigt ist, wenn der andere
> irgendwie bedürftig ist, ist die "Bedingung" entstanden. Nur wer  
> arbeitslos
> ist, bekommt, Arbeistlosenunterstützung, nur wer eine zu teuere  
> Wohnung
> bewohnt, bekommt, Wohngeld, nur wer studiert, also nichts verdienen  
> kann und
> dessen Eltern "arm" sind, bekommt Bafög. Diese Wenn-Dann- 
> Beziehungen wurden
> die Grundlage unseres Sozialstaatsdenkens.
>
> 3. Die wachsende Zahl der Wenn-Dann-Begründungen und ihrer  
> Begünstigten,
> verbunden mit einer prosperierenden Gesamtwirtschaft und einer
> entsprechenden Gedankenlosigkeit der Politiker, hat zu einem  
> Ausufern der
> Anwendung des Wenn-Dann-Prinzips geführt und ist einer der  
> Begründungen,
> weshalb man den Durchschnittstransfer nicht auf alle anwendet und  
> es denen,
> die es nicht nötig haben, also Mehrverdiener, per Steuersatz wieder  
> abnimmt.
> Soweit würde Herr Künkler vielleicht noch mitgehen, weil die  
> Transfers (z.
> B. Wohngeld) eben nichts mit Existenzminimum zu tun haben. Aber er  
> geht
> nicht mit bis zum auskömmlichen Einkommen als Grundeinkommen geht  
> er nicht
> mit. Und ich auch nicht, denn:
>
> 4. Grundeinkommen, Basic Income, ist ein mehr oder weniger stabiles
> Einkommen, mit dem man monatlich rechnen kann, so wie das  
> Kindergeld. Das
> Kindergeld hat nichts mit den Kosten eines Kindes oder seinem
> Existenzminimum zu tun, sondern ist eben ein Grundeinkommen, auf  
> das ich
> mich immer verlassen kann - völlig unabhängig von seiner Höhe! Ich  
> sattle
> auf dieses Grundeinkommen durch eigene Leistung drauf. Das macht  
> Spass, weil
> mir das Grundeinkommen etwas Mühsal abnimmt, etwas Sicherheit gibt.  
> Das
> Grundeinkommen ist ein Solidareinkommen, das jeder bekommt - wie das
> Kindergeld jeder bekommt, der ein oder mehrere Kinder hat. Wenn man  
> weiß,
> dass es erarbeitetes Einkommen ist, ist man für jeden Betrag  
> dankbar. Man
> spürt die Solidarität jeden Monat auf dem Bankkonto. Das ist das  
> Schöne am
> Grundeinkommen. Und jeder bekommt es, bedingungslos, jeder spürt die
> Solidarität, egal wie hoch der Betrag ist. Das können auch 55,21 Euro
> monatlich sein, geschenktes, aber von anderen erarbeitetes Geld.
>
> 5. Ein Grundeinkommen, so definiert, hat keinerlei Einfluß, keinerlei
> Auswirkungen auf Lohnverhandlungen, denn niemand würde sich  
> erlauben, das
> Thema überhaupt anzusprechen: Denn Gegenstand der Lohnverhandlungen  
> ist das
> Arbeitseinkommen, nicht das Solidareinkommen, welches alle am Tisch
> allmonatlich einstreichen! Wenn man also Grundeinkommen  
> richtigerweise so
> definiert, wie Herr Künkler es fordert, also ohne "auskömmliches
> Existenzminimum", könnte man ihn vermutlich für das BGE gewinnen.  
> Das wäre
> nicht nur einer mehr!
>
> Schönen Abend!
>
> Florian Hoffmann
>
>
>
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>> Erwerbslosenkoordinierung mit dem Thema Grundeinkommen umgeht -
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