[Debatte-Grundeinkommen] Bitte um Hilfe beim Rechnen!

Bernd Hückstädt joytopia at web.de
Sa Jun 24 13:46:55 CEST 2006


Am 24.06.2006 um 12:48 schrieb Wolfgang Strengmann-Kuhn:

> Goetz Werner spricht von einem Mehrwertsteuer"anteil" am
> Bruttopreis, das sind 100% (!) Mehrwertsteuersatz (**), was dann  
> gerade
> mal zu einem Grundeinkommen in Hoehe des ALG II (als Einstieg) fuehrt.



Lieber Wolfgang Strengmann-Kuhn, liebe Listen-TeilnehmerInnen,

es ist ja immer verführerisch, mit großen Zahlen zu rechnen:  
Millionen, Milliarden, Billionnen - da lässt sich fast alles  
schönrechnen, und keiner kann mehr wirklich etwas beurteilen.


Ich hatte vor einigen Monaten eine Rechnung durchgeführt mit einem  
Mini-Staat von 100 Menschen, Grundeinkommen 1000 EUR, Steueranteil  
50%. Es muss ja im Kleinen wie im Großen funktionieren.

Vielleicht kann mir hier jemand helfen, was ich da möglicherweise  
falsch rechne:

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Ausgangslage:
In Deutschland haben wir zur Zeit etwa 82 Mill. Einwohner, davon sind  
etwa 40 Mill. erwerbstätig, also etwa die Hälfte. Gehen wir davon  
aus, dass trotz des Grundeinkommens alle weiterarbeiten, dann können  
wir folgende Annahme zugrunde legen:


Annahme A: Staat (S) mit 100 Menschen, davon 50% erwerbstätig (E),  
50% nicht erwerbstätig (NE), Grundeinkommen 1000 EUR, Umsatzsteuer  
50%, geschlossenes System.

1. Staat (S) hat (woher auch immer) 200.000 EUR.
Kontostände: S 200 TEUR, NE 0 TEUR, E 0 TEUR

2. Staat zahlt 50 TEUR an NE und 50 TEUR an E als Grundeinkommen.
Kontostände: S 100 TEUR, NE 50 TEUR, E 50 TEUR

3. Staat vergibt Aufträge an E im Werte von 100 TEUR.
Vereinfachung: Die daraus resultierende Umsatzsteuer gibt er immer  
gleich wieder aus.
Kontostände: S 0 TEUR, NE 50 TEUR, E 150 TEUR

4. NE und E geben jeweils 1 TEUR, also insgesamt 100 TEUR für  
Lebensunterhalt aus. Davon gehen 50 TEUR an Staat und 50 TEUR an E.
Kontostände: S 50 TEUR, NE 0 TEUR, E (150 - 50 + 50) = 150 TEUR

5. In Erwartung eines regelmässigen Einkommens geben E jeweils 6 TEUR  
also insgesamt 300 TEUR für Luxus aus (finanziert durch  
Kontokurrentkredit). Davon gehen 50% an Staat und 50% an E.
Kontostände: S 200 TEUR, NE 0 TEUR, E (150 - 300 + 150) = 0 TEUR

Damit ist der Ausgangspunkt wieder erreicht .

Das System funktioniert nur, wenn es geschlossen ist , alle  
Erwerbstätigen auch erwerbstätig bleiben und durchschnittlich 6.000  
EUR im Monat verkonsumieren. Sind diese Annahmen wahrscheinlich? Eher  
nicht.



Was passiert aber, wenn die prophezeite 20:80 Gesellschaft  
Wirklichkeit wird, also nur noch 20 % der Bevölkerung arbeiten (das  
sind immerhin noch 40% der bisher Erwerbstätigen)?


Annahme B: Staat mit 100 Menschen, davon 20% erwerbstätig (E), 80%  
nicht erwerbstätig (NE), Grundeinkommen 1000 EUR, Umsatzsteuer 50%,  
geschlossenes System.

1. Staat (S) hat (woher auch immer) 200.000 EUR.
Kontostände: S 200 TEUR, NE 0 TEUR, E 0 TEUR

2. Staat zahlt 80 TEUR an NE und 20 TEUR an E.
Kontostände: S 100 TEUR, NE 80 TEUR, E 20 TEUR


3. Staat vergibt Aufträge an E im Werte von 100 TEUR.
Vereinfachung: Die daraus resultierende Umsatzsteuer gibt er immer  
gleich wieder aus.
Kontostände: S 0 TEUR, NE 80 TEUR, E 120 TEUR


4. NE und E geben jeweils 1 TEUR, also insgesamt 100 TEUR für  
Lebensunterhalt aus. Davon gehen 50 TEUR an Staat und 50 TEUR an E.
Kontostände: S 50 TEUR, NE 0 TEUR, E (120 -20 + 50) = 150 TEUR

5. In Erwartung eines regelmässigen Einkommens geben E jeweils 15  
TEUR also insgesamt 300 TEUR für Luxus aus (finanziert durch  
Kontokurrentkredit). Davon gehen 50% an Staat und 50% an E.
Kontostände: S 200 TEUR, NE 0 TEUR, E 0 TEUR

Damit ist auch hier der Ausgangspunkt wieder erreicht .
Nur: Wer gibt jeden Monat 15.000 EUR für Luxus aus?

Bitte um Nachhilfe!

Viele Grüße

Bernd Hückstädt


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