[Debatte-Grundeinkommen] zum Modell von Goetz Werner

Wolfgang Strengmann-Kuhn strengmann at t-online.de
Sa Jun 24 12:48:59 CEST 2006


Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

On 24 Jun 2006 at 3:23, axel.tigges at web.de wrote:

> 
> Im Modell von Götz Werner bleiben dem einzelnen infolge der hohen
> Mehrwertsteuer bei 1500 Euro etwas mehr als 720 Euro.


> Das ist eine Milchmädchenrechnung das ist einfach gelogen, weil nicht berücksichtigt 
> wird, dass durch den Wegfall der Steuern, sich der Verkaufspreis drastisch reduziert und 
> erst darauf kommen die Mehrwertsteuer von 50%, so blöd kann doch wohl keiner sein, das 
> nicht ausrechnen zu können? 

50% Mehrwertsteuer sind 32 Prozentpunkte mehr als der Satz, der 
naechstes Jahr gilt. Jeder Punkt Mehrwertsteuer bringt 8 Mrd. Euro, macht 
256 Mrd. Euro, falls die Zusatzeinnahmen alle fuer das Grundeinkommen 
verwendet werden, das waere ein Grundeinkommen von etwas ueber 300 
Euro pro Kopf und Monat.

Wenn die Mehrwertsteuer auch noch die Einkommensteuer (ca. 180 Mrd. 
Euro) ersetzen soll, bleiben noch 80 Mrd. Euro fuer das Grundeinkommen, 
also 1000 EUR pro Person ... pro Jahr !

Nochmal: Goetz Werner spricht von einem Mehrwertsteuer"anteil" am 
Bruttopreis, das sind 100% (!) Mehrwertsteuersatz (**), was dann gerade 
mal zu einem Grundeinkommen in Hoehe des ALG II (als Einstieg) fuehrt. 
Und genau so vertritt Goetz Werner das auch. Die 1500 Euro, die er 
manchmal nennt, sind - seines Erachtens - machbar, wenn die von ihm 
erhoffte wirtschaftliche Dynamik eintritt.    

(**) Am Zahlenbeispiel: Jetzt beträgt der (Netto-)Preis einer Ware 100 Euro 
plus 18% MwSt sind das 118 Euro. Im Endeffekt würde - so hofft Gotz 
Werner - der Nettopreis auf 59 Euro sinken, darauf kommen 59 Euro MwSt, 
(also Mehrwertsteuersatz von 100 %), macht wieder 118 Euro Bruttopreis. 
50% des Preises sind also Mehrwertsteuer. 

Und noch was: die Ersetzung der Einkommensteuer durch die 
Mehrwertsteuer und der damit erhoffte Preis- und Lohnsenkungsprozess 
kann nur schrittweise in relativ kleinen Schritten erfolgen (auch das sagt 
Goetz Werner), so dass sein Modell eine Uebergangsphase von etlichen 
Jahren benoetigt.

Schoene Gruesse
Wolfgang Strengmann-Kuhn
Privatdozent fuer Volkswirtschaftslehre Uni Frankfurt


 




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