[Debatte-Grundeinkommen] Politische Erkl =?ISO-8859-1?B?5A==?=rung des Netzwerkes

lwalczak at gmx.de lwalczak at gmx.de
So Dez 18 12:41:00 CET 2005




Von: "Manuel Franzmann" <M.Franzmann at soz.uni-frankfurt.de>
Datum: Sat, 17 Dec 2005 14:52:35 +0100
An: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Politische Erklärung des Netzwerkes


Liebe Mitstreiter in Sachen Grundeinkommen,
 
so sinnvoll ich öffentliche Erklärungen des Netzwerks wie die gerade
herausgegebene dem Inhalte nach im großen und ganzen finde und so sehr ich
das Engagement der im Sprecherkreis engagierten Personen schätze, so sehr
zweifle ich aber an der Richtigkeit des Tons bzw. der gewählten Sprache der
jetzigen Erklärung. In meinen Augen ist es nicht angemessen, daß das
Netzwerk derart fordernde Erklärungen abgibt, wie sie einem
Arbeitslosenverband oder einer vergleichbaren Interessengruppierung
zustehen, aber nicht dem Netzwerk Grundeinkommen als Zusammenschluß höchst
heterogener Personen und Gruppierungen. Das Netzwerk vertritt keine
Interessengruppe sondern im intellektuellen öffentlichen Meinungsstreit eine
Idee. Und für diese Idee muß das Netzwerk werben, indem es den Vertretern
konkurrierender Reformansätze (etwa Hartz IV) wie selbstverständlich einen
guten Willen unterstellt und Argumente vorträgt, die gegen deren
Reformansätze und für ein bedingungsloses Grundeinkommen sprechen.
Entsprechend müßte der Ton solcher Erklärungen wie der gerade
herausgegebenen der eines werbenden Plädoyers und nicht der mit geschwellter
Brust vorgetragener Forderungen sein. Damit erscheint das Netzwerk lediglich
als wenig diskussionsoffen und verständigungsorientiert und kontrafaktisch
als im Hinblick auf spezifische Interessen parteiische politische
Kampforganisation. Ich hätte im übrigen nur Verständnis dafür, wenn etwa die
Arbeitsloseninitiativen verschärft den politischen Kampf mit Forderungen,
die die Interessen der Arbeitslosen artikulieren, suchen würden. Aber das
Netzwerk kann eine solche Interessenvertretung und Kampfposition nicht
übernehmen. Das Netzwerk vertritt keine spezifischen Interessen sondern
artikuliert intellektuell die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens rein
aus der Perspektive des Gemeinwohls.
 
Mit besten Grüßen
Manuel Franzmann

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Liebe Mailingliste

Das empfinde ich auch so. - mehr aufzeigend, in den Folgerungen für die
zukünftigen Entscheidungen offen lassend. - mehr Empfehlung, weniger
"Forderung". Die Leute wollen -zu Recht- selbst denken. Und vielleicht
kommen einige oder auch viele dabei ja auch zu Lösungen, die über das GE
hinausgehen, z,B. Abschaffung des Geldes... :-)
Allerdings - leicht ist es nicht, den offenen Ton zu finden, wenn man seeehr
von etwas überzeugt ist...

Im Übrigen braucht man nicht etwas herbeizufordern, was sich (fast) von
selbst ergibt! Das Grundeinkommen avanciert im Zuge voranschreitender
Rationalisierung zu einer Selbstverständlichkeit!, es sei denn, man zieht
auch die Antithese in Betracht - die massenhafte "Abschiebung"(bloß wohin?)
überflüssig gewordener, weil nicht mehr zur Lohnarbeit benutzbarer Menschen.
Jedenfalls wird die Zahl derer, die ALGII in Anspruch nehmen müssen,
kontinuierlich ansteigen. ALGII ist quasi der Finger, der auf das
Grundeinkommen zeigt und dieser Finger wird immer grösser; die Zahl derer,
die bereit sind, ergebnisoffen über eine Lösung nachzudenken wird ebenfalls
größer - ganz von "selbst".
Vielleicht wird es kreativer als wir es uns z.Zt. vorstellen können.
Auf jeden Fall spannend.
Noch spannender und aussichtsreicher erscheint es, wenn man diese
Entwicklung verbindet mit einem Blick auf die sich abzeichnende Entwicklung
im Erziehungswesen. Da ist ein Aufbruch zu sehen hin zu offeneren Konzepten,
welche den Protagonisten mehr Freiheit und Mitbestimmung überlassen
(vielfach, weil Schüler -auch in Grundschulen- einfach sich weigern, den
alten Quatsch mitzumachen), bis hin zu konsequent demokratischem
Zusammenleben und Lernen in "Schulen" (Sudbury Schulen und andere
"Demokratische Schulen")
Da rücken dann Menschen nach, bei denen Ellenbogenmentalität, Wettbewerb und
Konkurrenz nicht mehr dominieren - statt dessen emotionale Intelligenz,
soziale Kompetenz, Solidarität und Teamgeist.
Klingt unglaublich idealistisch, oder? - aber Kinder sind sowieso so, so man
sie denn läßt...

Mit erwartungsvollen Grüßen
Lothar Walczak

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