[Trennmuster] Vokalverbindung »ia«
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Mo Mai 8 15:08:00 CEST 2023
Liebe Trennfreunde,
Am 2.05.23 schrieb Werner LEMBERG:
> Deinen Ausführungen kann ich durchaus zustimmen, aber...
> > Wenn „An-to-ni.·a“ und „Bra-si-li.·a“, dann auch „An-to-ni.us“ und
> > „Bra-si-li.en“.
> ... dieser Schlußfolgerung nicht. »ia« am Wortende empfinde ich als
> etwas gänzlich anderes als »ius« oder »ien«. Ganz besonders für den
> letzen Fall würde ich niemals ».« verwenden, weil grammatikalisch
> »eingedeutscht«. Ich denke, das ist für mich die »willkürliche
> Grenze«.
In der Umgangssprache sage ich "Bra sil jen" und "An ton jus".
Nach Duden darf ich heutzutage Bra-si-li-en und An-to-ni-us trennen.
Im Leipziger Duden von 1972 stand noch
K88 ...
In Schwankungsfällen, d.h. vor allem in Wörtern mit ay, ey, ea, ia, ie,
io usw., ist die Trennung der Vokalgruppe nur als Nottrennung anzusehen.
Man trenne das Wort zwischen solchen Vokalen besser nicht, sondern, wenn
möglich, an anderer Stelle.
Ca.yenne, Rey-on, ozea-nisch, asia-tisch, Va-rian-te, ge-nia-le Leistung
ma-te-riell, ma-te-riel-ler Nutzen, Na-tion, Na-tio-nen
Wir hatten die spezielle Markierung des "Schwankungsfalls" eingeführt, um
etwas mehr Abstufung zwischen silbentragenden und nicht silbentragenden
(Halb-) Vokalen zu erlauben. Allerdings ist, wie wir nun sehen, die
Zuordnung nicht leicht und schon gar nicht eindeutig.
Ich hatte bei den Korrekturen in jedem Einzelfall nachgeprüft, ob in
Liedtexten die Trennung oder Zusammenfassung häufiger/wahrscheinlicher
ist. Insofern ist der Unterschied "Gam-bi·a" vs. "Ak-ti.en" durchaus
bewusst gewählt. Andererseits ist es immer noch eine willkürliche Grenze in
einem Kontinuum von Aussprachemöglichkeiten.
Im Gesang gibt es nicht nur bei Halbvokalen Vorkommnisse von
Zusammenfassung mehrerer Silben auf einen Ton und Aufteilung einer Silbe
auf mehrere Töne ("La- a- a- a- a- as- set das Za- gen").
Notensatzprogramme müssen also immer eine Möglichkeit der Korrektur
automatisch erstellter Trennungen bereitstellen.
Insofern können wir auch überlegen, ob die Sondermarkierung der
"Schwankungsfälle" überhaupt sinnvoll ist, oder wir das Ganze ohne Abstriche
auch einfacher haben können:
An-to-ni.·a -> An-to-ni·a
An-to-ni.us -> An-to-ni-us
...
Zi-ga-ret-ten=ma-fi.·a -> Zi-ga-ret-ten=ma-fi·a
Zwi-schen=sta-ti.on -> Zwi-schen=sta-ti-on
Falls im Gesangstext oder "restriktiven Trennstilen" Schwankungsfälle
nicht getrennt werden sollen (Mil-lio-nen, Ma-fio-si, ...), kann das evt.
auch über reguläre Ausdrücke erfolgen.
Viele Grüße
Günter
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