[Trennmuster] Problem mit Ein-Buchstaben-Trennungen

Guenter Milde milde at users.sf.net
Mi Jan 13 12:41:59 CET 2021


Liebe Trennfreunde,

danke der Nachfrage, das ist wirklich knifflig.

Es kann hilfreich sein, die Wirkung der Stilfilter einzeln und in der
richtigen Reihenfolge zu betrachten.

`wortliste/sprachauszug.py -h` zeigt:

   -s STIL,[STIL...], --stil STIL,[STIL...]
                        Trennstil (Vorgabe: "morphemisch,standard,einfach")

`wortliste/sprachauszug.py --stilliste` verrät:


    morphemisch(wort)
        Bei Alternativen, Trennung nach Morphologie (hin<auf, Päd<ago-ge).
        
        Entferne Alternativtrennungen nach §113 (verblasste Morphologie).

    standard(wort)
        Entferne ungünstige Trennungen und Einvokalsilben.

    einfach(wort, alternative=0, symbol='-')
        Vereinheitliche Trennstellenmarker.

On 11.01.21, Werner LEMBERG wrote:
> >> Die Muster bezüglich ».« sind, soweit ich das sehen kann, ident
> >> (weil »·« nicht berücksichtigt werden darf):
> >>
> >>    XXX=>.X-XXX
> >>    XXX<.X-XXX
> >>
> >> und trotzdem gibt's verschiedene Resultate.
> > 
> > Ich meine, es gibt hier doch einen Unterschied.
> > 
> > Markierungen wie X·X<X-XXX und X·X=X-XXX enthalten nach der Fuge
> > eine Randtrennung, die abgesehen vom Gesangstext nur zum Zuge kommt,
> > wenn ein sprechsilbenorientierter Trennstil gewählt wird (an Stelle
> > der Fugentrennstelle), und zwar unabhängig von einer möglichen
> > Ungünstigkeitsmarkierung an der Fuge.
> > 
> > Eine Markierung wie XX>X-XXX oder XX=>X-XXX kennzeichnet dagegen
> > keine Randtrennung, da für Suffixe andere Regeln gelten. Die
> > Entscheidung, wie hier getrennt wird, ist unabhängig von der im
> > ersten Fall.

> Unterschiedliche Regeln für »>« und »<«?  Ich halte das für eine nicht
> so gute Idee, ehrlich gesagt.

Ist aber "schon immer" so:

* Trennung an Wortfugen gilt für "zusammengesetzte und präfigierte"
  Wörter (§ 108). 

  "=" und "<" kennzeichnen die Trennung *auf Grund einer Morphemgrenze*
  (die manchmal auch mit einer Sprechsilbengrenze zusammenfällt).
  
* Bei Suffixen (mehrsilbige einfache und suffigierte Wörter)
  wird bereits in de-1901 *immer* syllabisch getrennt.

  ">" kennzeichnet die Trennung an einer Sprechsilbengrenze, wenn diese
  *an einer Morphemgrenze* erfolgt. Suffixgrenzen an anderen Stellen
  werden gar nicht markiert, weil dort nicht getrennt werden darf.


Daher gilt die Wahlmöglichkeit morphemisch/syllabisch (§ 113 verblasste
Morphologie) nur für Präfixe und Zusammensetzungen.


Nach der Anwendung von "morphemisch" sind die beiden Bsp. also

  aar=gau=>.i-schen    Ärz-te=in<.i·ti.a-ti-ve

Nach Entfernen der ungünstigen und Gesangs- Trennstellen bleibt

  aar=gaui-schen    Ärz-te=initi.a-ti-ve

Die Auflösung der Einvokalsilben ergibt

  aar=gaui-schen    Ärz-te=initia-ti-ve

"Einfach" macht daraus

  aar-gaui-schen    Ärz-te-initia-ti-ve


> >> Ein mögliche Lösung ist – ich glaube, ich hab' das schon einmal
> >> vorgeschlagen – für (2) explizit beide Ein-Buchstaben-Trennstellen
> >> mit ».« zu markieren:
> >>
> >>    Ärztein<.i-.tiative
> > 
> > Soll denn »Ärzteini-tiative« auch im syllabischen Trennstil verboten
> > sein?

> Gute Frage.  Günter?

Ich finde die Trennung Ärzteini-
tiative durchaus üngünstig bis verwirrend.

Allerdings plädiere ich für die einfache Auszeichnung:

  Ärzteinitiative;Ärz-te=in<.i·ti.a-ti-ve
  
Denn im Gesang ist 

  Ärz- te- in- i- tia- ti- ve
  
m.E nicht schlechter als  

  Ärz- te- i- ni- tia- ti- ve

und im README.wortliste steht

* Bei Trennung nach „Empfinden“ des Schreibenden bei „verblasster
  Herkunft“, §113 gibt es keine allgemeingültige Festlegung über die
  Trennmöglichkeiten.  Daher kann eine Vollständigkeit grundsätzlich nicht
  erreicht werden. In der Wortliste sind Alternativtrennungen nur
  gekennzeichnet, wenn sie für hilfreich (oder zumindest unschädlich) für
  das Textverständnis und günstig für die Silbentrennung in Gesangstexten
  angesehen werden.

Ich würde das bei allen 105 Vorkommen von Initiative so machen, also

   Initiative;In<i·ti.a-ti-ve # de-1996 I·n<i-ti.a-ti-ve

und so weiter.
Aber evt. wollen Freunde moderner Trennung auch lieber Beschäftigungsini-
tiative trennen als das morphemisch korrekte Beschäftigungsin-
itiative. Allerdings wird mit "hyphenmin3" im 2. Fall Beschäftigungs-
initiative getrennt, im ersten Fall kann immer noch Beschäftigungsini-
tiative herauskommen weil ja 3 Buchstaben nach der Hauptfuge stehen.

Günter



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