[Trennmuster] Aphel

Guenter Milde milde at users.sf.net
So Mai 17 16:31:07 CEST 2020


On 16.05.20, Keno Wehr wrote:
> Am 13.05.20 um 15:15 schrieb Guenter Milde:
> > Neuer Vorschlag:
> >
> > Aphel;-2-;Aph-.el;A·p<hel # < griech. ἀπο- + ἥλιος, Aussprache uneinheitlich apˈheːl/aˈfeːl, Duden(1991) Aph|hel, Duden(2006) Ap|hel
> >
> > Die unbegründete Trennung in AR wird gekennzeichnet aber unterdrückt,
> > die morphologische Trennung in NR gestattet und im Gesangstext die
> > Alternativtrennung nach Sprachsilben ermöglicht.

> Jetzt habe ich das Gefühl, wir fallen hinter den erreichten Diskussionsstand
> zurück.

Ich denke, es ist eine spiralförmige Entwicklung...

> Für die Trennung Aph|el gibt es durchaus eine Begründung in der
> griechischen ἀπο-Variante „ἀφ-“, wie ich bereits versucht habe zu erläutern
> (siehe auch „Praefixassimilation.txt“, Nummer 7).

Das muß ich einsehen.

Meine Zerlegungshypothese

  ap<hel < ap- + hel < aph + hel < apo- + hel

entstand in Analogie zu Fällen wie

        dispers;di<spers # < lat. dispergere < dis- + spargere
        Distrikt;Di<strikt # < lat. districtus < dis- + stringere
        suspekt;su<spekt # < lat. suspicere < sub- + specere
        transpirieren;tran<spi-rie-ren # < franz. < lat. transpirare < trans- + spirare
        transzendent;tran<szen-dent # < lat. transcendere < trans- + scandere

Allerdings legen Fälle¹ wie

   Aphorismus # < griech. ἀφορίζω <  ἀπο- +‎ ὁρῐ́ζω

nahe, dass bei der Assimilation von ἀπο- zu ἀφ- der Spiritus Asper des
folgenden Vokals zum Spiritus Lenis wird, also in der Umschrift der Stamm
das führende h verliert.

Auch wenn "A·pho-ris-mus" bereits in AR nach Aussprache getrennt wird und
bei Aussprache "a'fel" die Trennstelle nicht an der Silbengrenze ist, hat
der Duden (34) und der Einheitsduden (91) für diesen Fachterminus die
Trennung an der verblassten Morphemgrenze Aph|el vorgeschrieben (war=um
wurde ja auch entgegen der Aussprache getrennt).

¹ Unter https://en.wiktionary.org/wiki/Category:Ancient_Greek_words_prefixed_with_%E1%BC%80%CF%80%CE%BF-
  gibt es eine Reihe Beispiele aus dem Altgriechischem.)


Eine Besonderheit bei Aphel ist, dass es sich hier um eine "Neuschöpfung"
im wiss. Latein des 18. Jhd. handelt. Inwiefern dabei die Aussprache und
Zerlegung dem Altgriechisch anzugleichen ist, ist umstritten:

  Etymologi: Av nylatin aphelium, bildat av Johannes Kepler av klassisk
  grekiska ἀπό (apó), 'från', och ἥλιος (hḗlios), 'sol'. Uttal med /f/
  kommer från missuppfattningen att bokstäverna ph representerar
  transkribering av den grekiska bokstaven Φ (fi).

  Neugriechisch: aus dem Französischen rückentlehnt:
  αφήλιο < ἀφήλιον < λόγιο ενδογενές δάνειο: γαλλική aphélie < ἀπό + Ἥλιος

  Französch hat auch beide Aussprachen:
  aphélie \a.fe.li\ ou \a.pe.li\ masculin


> Der Duden 2006 hat auch nicht nur Ap|hel, sondern auch Aph|el (abhängig von
> der Aussprache).

Der online-Duden hat zwei separate Einträge
https://www.duden.de/rechtschreibung/Aphel_Aussprache_p_h
https://www.duden.de/rechtschreibung/Aphel_Aussprache_f
was mich sehr verwirrt hat (da ich zunächst nur einen fand).

Ost-Duden(71) und Fremdwörterbuch (Leipzig 72) schreiben: Aphel [a'fe:l]
(ohne Trennung).


> Gehen wir es einmal so an: Wie könnte ein Sprecher das Wort „Aphel“
> wahrnehmen?

> 1. Das Wort wird ohne genaue Kenntnis der Herkunft lediglich als Fremdwort
> identifiziert. Die Ausspache ist [aˈfeːl], die Trennung „A·phel“.

> 2. Die Wortherkunft ist bekannt, zumindest wird der zweite Teil auf griech.
> „helios“ zurückgeführt und die Analogie zu „Perihel“ soll betont werden. Die
> Aussprache ist dann [apˈheːl], die Trennung „Ap<hel“.

> 3. Die Wortherkunft ist bekannt und es werden die griechischen Lautgesetze
> berücksichtigt, die bei bereits in antiker Zeit gebildeten analogen
> Zusammensetzungen wie Aphärese und Methode wirksam waren. Die Aussprache ist
> [aˈfeːl]. Die Trennung ist a) „Aph<el“ (wie „Aph<ärese“), falls „ἀφ-“ als
> Präfix eingeordnet wird und b) „A·phel“, falls die Wortfuge aufgrund der
> Assimilation von „ἀφ-“ aus „ἀπο-“ als verdunkelt betrachtet wird (wie
> „Me-tho-de“ statt „Meth<ode“ < „μεθ-“ (< „μετα-“) + „ὁδός“).

> Wie sollten wir jetzt vorgehen?
> Nr. 1 ist generell nicht unsere Linie oder lediglich als Alternative zum
> Standard vorgesehen.
> Nr. 3 b ist meine Privatmeinung, die nicht mit dem Duden im Einklang steht.
> In der Wortliste berücksichtigt werden sollten die Auffassungen 2 und 3a.

> Das könnte dann heißen:
> Aphel;Ap[<h/h<]el

> oder bei strenger Auslegung des 91er-Dudens
> Aphel;-2-;Aph<el;Ap[<h/h<]el

Für AR müssen wir dem Einheitsduden folgen:

* Die Trennung lässt sich nur über eine Morphemgrenze begründen, das ergibt

    Aph<el

* Eine Trennalternative sieht die AR auch für unklare Aussprache nicht
  vor, insofern bleibt Ap-hel nach /ap'hel/ unberücksichtigt.

* Aufgrund der Aussprachealternativen und verdunkelten Fuge bin ich dafür, in
  AR die Trennung als ungünstig zu markieren:

    Aph<.el

Für NR dürfen wir aus zulässigen Trennstellen wählen:

* Je nach Aussprache ist das

    Ap<hel  # /ap'hel/

  oder

    A·ph<el # morphologische/syllabische Trennung für /a'fel/
    
  zusammengefasst
  
    Aphel;-2-;Aph<.el;A[p<h/·ph<]el # < lat aphelium < apo- + hel < grch. ἀπο- + ἥλιος
    
  
Praktisch ergäbe sich dann für alle Rechtschreibungen und Trennstile keine
automatische Trennung (wie auch im Duden 71).

Günter



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