[Trennmuster] -isch bei Zwielautverwechslungsgefahr
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Di Aug 18 20:19:59 CEST 2020
Lieber Keno, liebe Trennfreunde,
On 18.08.20, Keno Wehr wrote:
> Am 18.08.20 um 12:46 schrieb Werner LEMBERG:
> > > Wie trennt eigentlich der Einheitsduend den "überseei- schem
> > > Handel"?
...
> Im Duden von 1991 gibt's da durchaus eine anwendbare Regel, die ich vor
> einigen Wochen zitiert hatte:
> R 180 Vokalverbindungen dürfen nur getrennt werden, wenn sie keine
> Klangeinheit bilden.
> Befrei-ung, Trau-ung, bö-ig, europä-isch, faschisto-id, Muse-um,
> kre-ieren, sexu-ell, Ritu-al
> Enger zusammengehörende Vokale bleiben, wenn das möglich ist, besser
> ungetrennt.
> Natio-nen, natio-nal, Flui-dum, kolloi-dal, asia-tisch, Idea-list,
> Sexua-lität, poe-tisch, böi-ge, europäi-sche
> Wenn i und i zusammentreffen gilt:
> einei-ige, Unpartei-ische
> [...]
> Im Wörterverzeichnis wird „An|droi|de“, „Da|nai|de“, „Ne|rei|de“ und
> „Zy|kloi|de“ getrennt. Daraus kann man schließen, dass der 91er-Duden
> „überseei-sche“ vorsieht.
Das war es was ich gesucht hatte.
Nere-ide (und analog übersee-ische) sind erlaubt aber im
Wörterverzeichnis nicht so verzeichnet.
Danke für die Auffrischung.
> Zur Frage der Auszeichnung:
> Einträge wie
> altaramäische;alt=a·ra-mä>.i-sche
> altfäröische;alt=fä-rö>.i-sche
> finde ich grotesk. Das „>“ soll ja generell eine günstige Trennstelle
> markieren, wird aber zugleich für ungünstig erklärt.
Für mich ist die Wahl von <=> in erster Linie eine Kategorisierung, aus
der sich dann die relative Güte der Trennstellen ableiten lässt, ggf. mit
expliziten "Handkorrekturen".
> Da würde ich doch lieber „ische“ generell einfach mit „-i-sche“
> markieren, wo nötig dann „-i-.sche“.
Ich bin froh zu sehen, dass ich nicht der Einzige bin, der einen
Thread vorbeirauschen lässt und dann feststellt, das ihm die Entscheidung
nicht gefällt. Ich hatte in einer langen "-isch" Diskussion in der Liste
Auszeichnungsalternativen vorgeschlagen und dann aus den zwei von
Werner für akzeptabel befundenen gewählt als keine weitere Wortmeldung
kam.
Hier die Kurzfassung:
Problem: einige Trennungen sind vor, einige nach dem i "besser".
a) -i-sche / >i-sche
+ einfach
- uneinheitliche Markierung der Morphemgrenze
-> verworfen
b) -i-sche / -i-.sche
+ weniger Ausnahmen
- Trennung an erkennbarer Morphemgrenze einfach markiert
c) >.i-sche / >i-sche
+ Morphemgrenze vor -isch einheitlich markiert, wenn dort getrennt werden
darf
- mehr Ausnahmen (weil die generell günstigere Trennstelle an der
Morphemgrenze bei -ische meist ungünstiger ist als nach dem i.
d) >i-sche / >i-.sche mit Änderung der Vorzugsregel bei Flattervokalen:
bö>i-ge -> böi-ge
bö>i-.ge -> bö-ige
+ weniger Ausnahmen wenn wir dem Einheitsduden folgen
- viele Änderungen an bestehender Wortliste bzw.
Flatterauflösungsentscheidungen.
> Letzteres betrifft zur Zeit die Wörter „parteiische“ und „unparteiische“
> sowie evtl. einige weitere, die wir anders als der Duden behandeln wollen.
Aber das macht doch der Duden(81) genau so: "böi-ge, europäi-sche" aber
> Wenn i und i zusammentreffen gilt:
> einei-ige, Unpartei-ische
> Entsprechend dann evtl. für „ige“ (was nach Vokal ohnehin selten vorkommt).
Da haben wir z.Zt. anders als das Duden(91) Wörterverzeichnis bö-ige,
etwa-ige, ...
Viele Grüße
Günter
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