[Trennmuster] Aphel
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Mo Apr 27 14:04:54 CEST 2020
On 26.04.20, Keno Wehr wrote:
> > Das ist ja ein Graus, dabei ist ein kleiner Astronom gestorben…
> > Das Narrativ mit dem die Silbe wechselnden Spiritus asper kommt mir da
> > sehr an den Haaren herbeigezogen vor, selbst wenn sie eine gewisse
> > sprachgeschichtliche Relevanz haben sollte.
> Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen.
> Man sieht es auch an dem Beispiel »Aphärese« < griech. ἀφαίρεσις < ἀπο- +
> αἱρέω (mit Spiritus asper!).
> Dass »ἀπο« vor Spiritus asper zu »ἀφ« wird, ist auch nicht nur meine
> Privatinterpretation, sondern wird beispielsweise im englischen wiktionary
> erwähnt: https://en.wiktionary.org/wiki/%E1%BC%80%CF%80%CE%BF-
Überzeugt.
> > Meinen Augen wäre es aus folgenden Gründen lieber, die Trennung
> > Ap-hel zu sehen: Konsistenz mit dem Gegenteil (Peri-hel); die Tatsache,
> > dass das „ph“ (anders als in den meisten griechischen Wörtern) eben kein
> > φ war – falls dort getrennt werden sollte, hätte ich bei einem „Aph-“ am
> > Zeilenende keinen Grund und keinen Kontext, davon auszugehen, dass es
> > sich bei dem ph nicht um ein Ex-φ handelt;
> Im Altgriechischen gab es das Wort noch nicht, da die Ellipsenform der
> Umlaufbahnen eine neuzeitliche Erkenntnis ist. Man hätte es da aber auf
> jeden Fall mit φ geschrieben, wie das Beispiel »Aphärese« zeigt.
Ein Einzelbeispiel reicht gemeinhin nicht, die englische Wiktionary-Seite
liefert allerdings noch mehr.
> > in der Aussprache in der Praxis verändern
> > Peri- und Ap- den Klang des -hel hernach nicht
> Es gibt auch die Aussprache [aˈfeːl]. Im Deutschen Aussprachewörterbuch
> (Berlin 2009) ist dies sogar die einzige angegebene Aussprache und sie
> entspricht den üblichen Regeln zur deutschen Fremdwortaussprache.
> Die Alternative [apˈheːl] scheint mir eher eine fachsprachliche
> Hyperkorrektheit zu sein.
Wir sollten wohl beides als mögliche, real vorkommende und korrekte
Ausprachen gelten lassen.
> Das Analogieargument ist nicht immer anwendbar. Wir trennen beispielsweise
> auch »Kathode« und »Anode« unterschiedlich, obwohl beide den gleichen
> zweiten Bestandteil haben.
> Dass die Aussprache des zweiten Teils sich in Abhängigkeit vom ersten ändern
> kann, zeigen zum Beispiel »Aphärese« und »Dihärese«, beide von αἱρέω
> (haireo), aber ein h hört man nur bei »Dihärese«.
> > das h gehört also zumindest für die
> > Planetariums-Sprecher unter uns auf jeden Fall immer zum hinteren
> > Wortteil.
> Das fordert dann natürlich die Trennung »Ap-hel«.
Der Duden von 34 trennt Aph|el, Aph|elium
das entspricht der oben hergeleiteten Zerlegung mit der "apo-Variante"
"aph-" und weggelassenem Start-h.
Der Duden von 72 schreibt Aphel (ohne Trennmöglichkeit)
das entspricht der Sprechsilbentrennung A·phel (wie sie bei
assimilierten Präfixen häufig auch schon in AR angewandt worden ist)
bei Aussprache [aˈfeːl].
Die Online-Duden Variante Ap|hel
entspricht der Sprechsilbentrennung bei Aussprache [apˈheːl].
Was sagt der Einheitsduden?
> Wenn dies das Ergebnis der Diskussion ist, heißt das aber noch lange
> nicht, dass sprachgeschichtliche Überlegungen unwichtig oder gar »ein
> Graus« wären.
Wie wäre es mit
Aphel;Ap-h<el # < griech. ἀπο- + ἥλιος, duden.de Ap|hel [apˈheːl] / Aphel [aˈfeːl]
Günter
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