[Trennmuster] Aphel

Keno Wehr wehr at abgol.de
So Apr 26 20:55:37 CEST 2020


> Das ist ja ein Graus, dabei ist ein kleiner Astronom gestorben…
> Das Narrativ mit dem die Silbe wechselnden Spiritus asper kommt mir da
> sehr an den Haaren herbeigezogen vor, selbst wenn sie eine gewisse
> sprachgeschichtliche Relevanz haben sollte.

Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen.
Man sieht es auch an dem Beispiel »Aphärese« < griech. ἀφαίρεσις < ἀπο- 
+ αἱρέω (mit Spiritus asper!).
Dass »ἀπο« vor Spiritus asper zu »ἀφ« wird, ist auch nicht nur meine 
Privatinterpretation, sondern wird beispielsweise im englischen 
wiktionary erwähnt: https://en.wiktionary.org/wiki/%E1%BC%80%CF%80%CE%BF-

> Meinen Augen wäre es aus folgenden Gründen lieber, die Trennung
> Ap-hel zu sehen: Konsistenz mit dem Gegenteil (Peri-hel); die Tatsache,
> dass das „ph“ (anders als in den meisten griechischen Wörtern) eben kein
> φ war – falls dort getrennt werden sollte, hätte ich bei einem „Aph-“ am
> Zeilenende keinen Grund und keinen Kontext, davon auszugehen, dass es
> sich bei dem ph nicht um ein Ex-φ handelt;

Im Altgriechischen gab es das Wort noch nicht, da die Ellipsenform der 
Umlaufbahnen eine neuzeitliche Erkenntnis ist. Man hätte es da aber auf 
jeden Fall mit φ geschrieben, wie das Beispiel »Aphärese« zeigt.

>   zudem sind beides
> Fachbegriffe und in ihrer Branche so weit geläufig (es existiert
> schlicht kein deutscheres Wort dafür), dass sie m. E. nach gar nicht
> mehr als Fremdwörter zählen;

Das finde ich einen merkwürdigen Fremdwortbegriff. Natürlich ist »Aphel« 
ein Fremdwort.

> in der Aussprache in der Praxis verändern
> Peri- und Ap- den Klang des -hel hernach nicht

Es gibt auch die Aussprache [aˈfeːl]. Im Deutschen Aussprachewörterbuch 
(Berlin 2009) ist dies sogar die einzige angegebene Aussprache und sie 
entspricht den üblichen Regeln zur deutschen Fremdwortaussprache.
Die Alternative [apˈheːl] scheint mir eher eine fachsprachliche 
Hyperkorrektheit zu sein.

Das Analogieargument ist nicht immer anwendbar. Wir trennen 
beispielsweise auch »Kathode« und »Anode« unterschiedlich, obwohl beide 
den gleichen zweiten Bestandteil haben.

Dass die Aussprache des zweiten Teils sich in Abhängigkeit vom ersten 
ändern kann, zeigen zum Beispiel »Aphärese« und »Dihärese«, beide von 
αἱρέω (haireo), aber ein h hört man nur bei »Dihärese«.

>   (so wie sie das auch
> nicht beim -astron tun),

Worauf spielst du hier an?

>   das h gehört also zumindest für die
> Planetariums-Sprecher unter uns auf jeden Fall immer zum hinteren
> Wortteil.

Das fordert dann natürlich die Trennung »Ap-hel«.

Wenn dies das Ergebnis der Diskussion ist, heißt das aber noch lange 
nicht, dass sprachgeschichtliche Überlegungen unwichtig oder gar »ein 
Graus« wären.

Keno



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