[Trennmuster] Nottrennstellen
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Di Sep 25 17:30:25 CEST 2018
Liebe Trennfreunde,
On 22.09.18, Werner LEMBERG wrote:
...
> Mein Gefühl sagt mir, daß der Unterschied zwischen ».« und »-.« zu
> gering ist, als daß man das leicht ohne Irrtümer einpflegen kann.
> Wenn's geht, hätte ich lieber bloß ».«.
Das deckt sich mit meinem Wunsch nach einer möglichst einfachen und
verständlichen Auszeichnung. Es gibt fließende Übergänge und Fälle, wo
die Aussprache uneinheitlich ist (Se-en/Se-en). Liedtexter und Poeten
nutzen den Freiraum für Verteilung auf eine oder zwei Schläge, je nach
dem was besser passt. Insofern ist für Notentext eine Nacharbeit
unvermeidlich und ein Irrtum nicht so schlimm.
Andererseits sehe ich auch deutliche Vorteile für den Notenttext, wenn
wir die Unterscheidung einführen und die Trennung dort unterdrücken wo
eine verbundene Aussprache überwiegt.
Bsp.: Aussee vs. Union:
Aus-se-.er # (Einwohner von Aussee), Ausse(e) + -er
* nach Duden 71 ist die Trennung bei entfallenem e zu vermeiden: Aus-seer
* im Lied verteilt sich das Wort auf drei Noten: Aus- se- er
Union
* Duden 71, Wahrig, Einheitsduden und NR trennen Uni-on
* im Lied und Gedicht verteilt sich das Wort auf zwei Schläge: U- nion
> > "." dann, wenn beim Singen die Verbindung eher/üblicherweise auf
> > eine Note gesungen wird aber eine Trennung (auch in AR schon)
> > zulässig, (aber nicht unbedingt günstig) ist.
> >
> > ge-ni.al ge-ni.a-le
> Also ich würde »ge-ni-al« und »ge-ni-a-le« verwenden. Ich sehe nichts
> spezielles hier.
Ich spreche es im Normalfall eher zwei/dreisilbig: [gen-jal, gen-ja-le],
im Wiktionary steht es mit "unsilbischem i" [ɡeˈni̯aːl].
Beim langsamen Vorsprechen (z.B. mit Klatschen um Kindern die
Silbentrennung beizubringen) würde ich auch ge- ni- al sprechen, aber
beim Singen eher "Das ist ei- ne ge- nia- le Idee" singen.
> > Im Zweifelsfall bin ich bei Wörtern der Umgangssprache eher für
> > Verbinden (Ma-te-ri.al) und bei fremdsprachigen Fachbegriffen eher
> > für Trennen (Au-xi-li-ar=trup-pen, Bi<no-mi-al=ko<ef-fi-zi-ent).
> Das sehe ich nicht so, weil die meisten Deiner Beispiele für mich klar
> nach zwei Silben klingen. Aber wir sind da im Bereich des
> Subjektiven... Mein Vorschlag: lieber mehr erlauben als weniger, also
> z.B. »Ma-te-ri-al«.
Für die Standardtrennung kann ich mir gut vorstellen, die
Schwankungsfälle zuzulassen, aber im Notentext tendiere ich zum
Unterdrücken der Schwankungsfälle.
> > Insofern würd ich trotz [diokletsi̯'aːn] den Namen Di-o-kle-ti-an
> > auszeichnen.
> Wie Keno bin ich der Meinung, daß selbst bei gutklingenden
> Trennstellen die erste Trennung nach einem »t«, das wie ein »z«
> ausgesprochen wird, eher zu vermeiden ist. Meine Wahl wäre also
> Di-o-kle-ti.an
Damit würden wir uns von allen mir bekannten Trennregeln und -verzeichnissen
abheben. Gibt es eine Referenz für diese Vermeidung?
Und wie wollen wir die vielen anderen Fälle von Ausspracheänderungen
handhaben:
wach- vs. wach-
sen en
Bän- vs. Bän-
der ke
sin- vs. sin-
nen- gen
?
Ich sehe es eher wie der Wahrig und der alte Duden:
Durch jede Silbentrennung wird das Schriftbild des Wortes zerstört
und fließendes Lesen erschwert. Darum vermeide man das Abtrennen
einzelner Buchstaben:
also *nicht*: O-fen, A-bend, A-dria, O-hi-o, Treu-e,
möglichst auch das Abtrennen zweier Buchstaben am Wortende:
also *nicht* mach-te, Anzei-ge, kau-en.
Dazu habe ich die Filter
righthyphenmin3()
"""""""""""""""""
Nach alter Buchdruckerregel werden zwei Buchstaben am Wortende
nicht abgetrennt.
Fe-bruar, Brause, Fo-lien=her<stel-ler, Abend=er<zäh-lung
Anwendung: Blocksatz, mittlere und breite Textspalten; Flattersatz
hyphenmin3()
""""""""""""
Keine Trennstellen „in der Nähe“ von „besseren“ Trennstellen.
Abend=erzäh-lung, un<gemüt-lich
Anwendung: Flattersatz, Blocksatz in breiten Spalten, Web-Browser
Damit werden die "kritischen" Trennungen in Nati-on, Kombinati-on und
Stati-on unterdrückt, bei nati-o-nal und Stati-o-nen greift die
"Flattervokalregel", nur Stationsvorsteher bleibt Sta-ti-ons=vor-ste-her.
...
> > Noch offen ist die Markierung, wenn im Standardstil der Flattervokal nach
> > hinten soll:
> >
> > Athe-i.sten Athe-i-.sten Athe-i-sten
> >
> > ent<kof-fe-.i-.niert ent<kof-fe-.i-.niert ent<kof-fe-i-niert ent<kof-fe-i-.niert
> >
> > Was sagen Einheitsduden und Wahrig 80?
> Wahrig gibt »athe-istisch« an; »entkoffeiniert« kennt er nicht.
OK, dann hat entweder der Einheitsduden das auch so, oder der Reformduden
hat einen Fehler beim rotfärben der ersten Trennung in athe|is|tisch gemacht.
Zumindest haben wir einen Präzedentzfall und können "Athe-i-.sten"
auszeichnen, was im Standard-Trennstil zu Athe-isten wird.
Viele Grüße
Günter
Mehr Informationen über die Mailingliste Trennmuster