[Trennmuster] Wahltrennungen nach §113 (morphemisch/syllabisch)

Guenter Milde milde at users.sf.net
Mo Nov 5 19:09:32 CET 2018


Lieber Keno, liebe Trennfreunde,

On  3.11.18, Keno Wehr wrote:
> Am 14.09.18 um 21:27 schrieb Guenter Milde:
> > 
> > > > Mein Vorschlag ist, generell die syllabische Wahltrennung nur
> > > > auszuzeichnen, wenn eines der obengenannten Kriterien (geläufiges
> > > > Wort der Umgangssprache mit verblasster Etymologie oder der
> > > > Morphologie widersprechender Aussprache) zutrifft.

...

> > > > Für <s-p und <s-t hieße das, in der Regel <sp / <st.
...
> > > > Gegenwärtig haben wir 134 Einträge mit "<s-t":
> > > > 
> > > > Ana<s-ta-sia
> > > > ana<s-ta-tisch
> > > > De<s-ti-na-ti-on
> > > > di-a<s-to-lisch
> > > > Di<s-tanz
> > > > Ek<s-ta-se
> > > > Re<s-tau-rant
> > > > 
> > > > und Ableitungen/Zusammensetzungen. Davon würde ich
> > > > 
> > > > * di-astolisch als irreführend ablehnen,
> > 
> > > > * Dis-tanz (und evt. auch Res-taurant) als möglicherweise verwirrend nicht
> > > empfehlen,
> > > Die »Di-stanz« sehe ich »dis-tan-ziert«. Das Restaurant ist in der
> > > Umgangssprache geläufig und hat eine verblasste Etymologie. Was ist an
> > > »Res-taurant« verwirrend?
> > Verwirrend ist Dis-tanz (neue Tanzform mit "dissen"?).
> > https://de.wiktionary.org/wiki/dissen
> > 
> > Res-taurant ist vielleicht ist nur für mich ungewohnt, hat aber
> > definitiv nichts mit einem Stier zu tun.
> > Wenn Dir die Trennung Res-taurant wichtiger als die Einheitlichkeit ist,
> > werde ich mich gegen den Beibehalt von
> > 
> >    Restaurant;-2-;Re<stau-rant;Re<s-tau-rant
> > 
> > nicht sperren.

> Eine Sonderbehandlung für das »Restaurant« brauche ich nicht. Ich habe
> das nur als Beispiel für ein umgangssprachlich geläufiges Wort mit
> verblasster Etymologie genannt.
> Bei verblasster Etymologie sind »Res-taurant« und »Dis-tanz« naheliegender
> als »Re-staurant« und »Di-stanz«. Wir können aber auf solche Trennungen
> auch verzichten. Mir ist allerdings unklar, warum es trotzdem eine
> »Dias
> -pora« > geben soll.

Hier habe ich mich von der Aussprache mit Betonung auf dem "a" [diˈaspoʁa]
beeinflussen lassen, welche von der üblichen Aussprache des Präfix dia-
deutlich abweicht.

Da spielt sicher auch eine Rolle, dass mein Sprachgefühl in Zeiten von
"trenne nie st" geprägt wurde und ein getrenntes s-t mich daher zunächst
eine Fuge vermuten lässt.

> > Evt. kann die Assimilation aber auch als ein Grund gesehen werden, die
> > syllabische Trennung auch zuzulassen, also di<s-pers und sy<s-to-lisch.

> So würde ich nicht argumentieren, denn für die morphologische
> Durchschaubarkeit sind solche Trennungen eher hinderlich, da
> sie den zweiten Bestandteil verschleiern.
> Der Grund für solche Trennungen kann höchstens die Aussprache
> sein.

Dazu müssen wir uns auf den Zweck der "Wortliste" einigen: 

Für mich sind diese Hauptsächlich eine Grundlage für "gute automatische
Trennungen". Und eine Trennung ist m.E. dann "gut", wenn sie die zügige
und korrekte Erfassung eines Textes nicht hindert, d.h. wenn sie mich
nicht zum stolpern bringt. 

Oft hilft die morphemische Trennung beim Erfassen von zusammengesetzten
Wörtern. Das Aufdecken einer verblassten Morphologie kann aber hinderlich
sein, wenn das Wort als Ganzes bekannt ist und die morphemische Trennung
der Wahrnehmung des Wortes als "Atom" zuwiderläuft.

Viele Grüße

Günter




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