[Trennmuster] Präfigierte Wörter mit eingeschobenem s
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Sa Mai 26 12:21:30 CEST 2018
Lieber Keno, liebe Trennfreunde
On 24.05.18, Keno Wehr wrote:
> Liebe Trennfreunde!
> Zum lateinischen Präfix »ab« existiert die Nebenform »abs«, die vor
> bestimmten
> Konsonanten zum Einsatz kommt. Dies betrifft derzeit folgende Wörter in der
> Wortliste:
> abstinent
> Abstinenz
> abstrahieren
> abstrakt
> abstrus
> Abszess
> (nicht hingegen »Abszisse«, wo das s bereits zum zweiten Bestandteil gehört)
> Dass der Einschub des s unter den linguistischen Begriff der Assimilation
> fällt, glaube ich nicht; in den Beispielen, die ich zur Assimilation
> gefunden
> habe, wird »abs« nicht erwähnt. Bei Assimilation wird der Endkonsonant eines
> Wortes verändert, während hier ein s eingeschoben wird. Dies kann allerdings
> als verwandtes Phänomen betrachtet werden.
Der Duden (71) schreibt in K44:
ſ steht immer mit dem lateinischen Präfix 'abs-'. Das 's' dieses
Präfixes wird nicht mehr als Silbenauslaut empfunden.
Bsp. abſtinent abſtrakt, Abſzess
Damit in AR stets Trennung vor dem „s“, Schreibung in Fraktur: abſ…
> Die aus etymologischer Sicht naheliegende Auszeichnung »abs<trakt« ist
> mit der früheren Trenn- und Lang-s-Praxis unvereinbar (Trennung:
> »ab-ſtrakt«), daher hat Günter für diese Fälle »ab<strakt« etc.
> ausgezeichnet, was ich auch für sinnvoll halte.
Wir könnten in AR auch ab-strakt etc. schreiben, aber dann wäre diese
Trennung in NR nicht mehr erlaubt. Mit ab<strakt lässt sich argumentieren,
dass es sich um eine Trennung nach Wortbestandteilen handelt. Selbst wenn es
nicht ganz sauber ist, ist es pragmatisch, weil dann die Alternative-Filterung
für ab<s-trakt funktioniert.
> Es gibt einige ähnliche Fälle im Zusammenhang mit den lateinischen Präfixen
> »ob« und »sub«. »ob« wird manchmal zu »obs«, was in »ostendere« (zeigen)
> nochmals zu »os« verändert wurde. Aus »sub« entsteht »subs«; diese Form ist
> allerdings hypothetisch, da sie zu »sus« vereinfacht wurde.
Danke für die Hinweise.
Ich habe die Sachen noch einmal durchgesehen, kommentiert und dokumentiert.
> In der Wortliste betrifft dies folgende Wörter:
> obsolet
> obszön
> ostentativ
Hier ist überall ein Lang-ſ, mit Trennung vor dem ſ.
> Suszeptibilität
Das gibts in meinem 71-er Duden nicht.
> suspendieren
> Suspension
> Suspensorium
Wird mit Rund-s geschrieben und nach dem s getrennt.
> Vielleicht könnte jemand überprüfen, ob hier früher auch jeweils ein Lang-s
> vorgesehen war (ich habe keinen Fraktur-Duden). Falls ja, müsste die
> Auszeichnung der vier mit »sus« beginnenden Wörter verändert werden (bisher
> »Sus<zeptibilität« etc.). Die Auszeichnung der zwei Wörter mit »obs«
> entspricht
> bereits der oben beschriebenen Praxis für »abs« (»ob<szön«). Die bisherige
> Auszeichnung »osten-ta-tiv«/»os-ten-ta-tiv« berücksichtigt den
> Präfixcharakter
> nicht, was nicht weiter tragisch ist und vor allem gut mit einem Lang-s
> vereinbar wäre.
Wenn es für eine Alternativauflösung in de-1996 nötig ist, bin ich für <,
(ob<s-zön) ansonsten ist es egal (ob-szön oder ob<szön).
> In diesem Zusammenhang ist mir noch folgender Wortlisteneintrag aufgefallen,
> der überarbeitungsbedürftig erscheint: »Ost-rach« (vmtl. Ortsname). Es
> sollte
> entweder »Ost=rach« oder »Ostrach;Os-trach« heißen.
Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Ostrach ist nichts zur Etymologie des
Namens zu finden (außer, dass es auch noch den gleichnamigen Fluss gibt).
Ein dazugehöriges Westrach scheint es nicht zu geben (aber den seltenen
Familiennamen).
Eine Trennung Os-trach oder O·strach gilt nur für Fremdwörter bzw.
fremdsprachige Herkunft (auch in AR).
Nach Duden 71 kann gilt für Namen:
Erschließbare Zusammensetzungen werden nach K69 getrennt (Rams-au,
Wüns-dorf, Fried-rich, Wolf-ram,...
Schwer erkennbare Zusammensetzungen können entsprechend K71 nach
Sprechsilben getrennt werden.
Ge-le-nau, Lö-bau, Wün-storf, Neckar-sulm, Ro-traud
Solange die Herkunft nicht geklärt ist, würde ich es bei Ost-rach belassen.
Viele Grüße
Günter
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