[Trennmuster] Doyen

Guenter Milde milde at users.sf.net
Mi Mai 9 23:03:50 CEST 2018


On  9.05.18, Werner LEMBERG wrote:

> > Was ich suche, sind Trennbeispiele für loyal, Doyen, Foyer, Fayence,
> > ...  in alter Rechtschreibung.

> So, wie's gewesen ist, genau so steht's im alten Wahrig – ich hab' die
> alle einzeln kontrolliert (bis auf »Fayence«, glaube ich).

OK

...

> > a) foïer könnte auf ein i mit Diaresis zurückgehen, dann wäre es
> >    fo-ier (wie Ale-uten).
> >
> > b) foïer könnte für foijer stehen. Dafür spricht die häufige Wandlung
> >    des ij in ÿ und später
> >    y. https://de.wikipedia.org/wiki/Y#Ligatur_ij
> >
> >    Dann wäre die korrekte Trennung *im* Ypsilon!

> Hmm hmm hmm.  Wäre interessant, von einem französischen Experten eine
> Meinung einzuholen – Arthur, kennst Du da jemanden?

Genau so sieht es auch die französische Wikipedia
https://fr.wikipedia.org/wiki/Y_(lettre)

  Il peut avoir dans certains mots l'équivalent de deux i lorsqu'il est
  encadré par deux voyelles, comme dans appuyer (appui-ier).  Dans des
  mots où le y est précédé un a ou un o, le premier i change ainsi le
  son : a+i = [e] comme dans abbaye (abbai-ie) et o+i = [wa] comme dans
  aboyer (aboi-ier). Enfin dans une suite "consonne + y + voyelle ", il
  peut aussi avoir une valeur de i-i, comme dans embryon (embri-ion).

> >>> Bei Doyen sagt der online-Duden Do|yen, also nur eine Trennung!
> >>
> >> Das ist definitiv falsch, meiner Meinung nach.  Wenn man »ro-y-al«
> >> und »Fo-y-er« zuläßt, muß auch »Do-y-en« erlaubt sein.

...

> >>> Perspektivisch müssen wir überlegen, was mit den "neumodischen"
> >>> Trennungen vor dem y passieren soll.
> >
> > Ich hab noch mal recherchiert, aber keine wirklich zutreffende Regel
> > oder Aussage im amtl. Regelwerk gefunden, welche die Zulassung der
> > Alternativen begründet.
...

> Es geht primär darum, zu welcher Silbe das »y« in den problematischen
> Wörtern gehört.

Was aber auch untrennbar mit der Frage verbunden ist, ob es als Vokal oder
Halbvokal fungiert.

...

> Fakt ist, daß die meisten Deutschsprechenden bei Wörtern wie »loyal«
> das »y« als konsonantisch empfinden – und sogar so aussprechen (also
> »lojal« statt »loa-yal«).  Daher halte ich es durchaus gerechtfertigt,
> bei Sprechsilbentrennung vor dem »y« zu trennen.  Für die
> etymologische (bzw. auf der Ursprungssprache basierende) Trennung ist
> die Frage, ob Franzosen das auch so sehen.


Bei den amtl. Regeln für Trennung wird (bis auf die Ausnahmen 
Konsonanten + l, n oder r (§112) und Zusammensetzungen oder Präfigierungen
(§113)) nicht zwischen nativen und Fremdwörtern unterschieden.

Es gibt also keine Wahlmöglichkeit zwischen Sprechsilbenregel und Trennung
nach Herkunft.

Das erklärt evt. warum der Duden nur die "falsche" Trennung in Do-yen
zulässt. Fragt sich, warum dann aber ro-y-al:

Bei Dr. Wolfgang Schindler, „Worttrennung am Zeilenende“:
http://wolfgang-schindler.userweb.mwn.de/skripte/waz.pdf
wird festgestellt, dass "i" auch bei üblicher Aussprache als [j] eine
eigene Silbe darstellt: Na-ti-on und na|ti|o|nal wie pa|ra|no|id.

nati-onal und Spi-on stehen auch als Bsp. in §109: "Zwischen
Vokalbuchstaben, die zu verschiedenen Silben gehören, kann getrennt
werden."

Analog wäre dann in ro|y|al keine "Alternativtrennung", sondern ein
dreisilbiges Wort (wie Na-ti-on oder The-a-ter) weil hier das y als
Vokal gilt (evt. wegen < lat. roi im Gegensatz zu < lat. decanus beim Doyen). 

Das erklärt aber immer noch nicht den Unterschied, den der Duden zwischen
Fo-y-er und Do-yen macht.


Viele Grüße

Günter



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