[Trennmuster] »Anwohnerinitiative«

Guenter Milde milde at users.sf.net
Di Mai 8 16:49:38 CEST 2018


Lieber Werner, liebe Trennfreunde,

On  8.05.18, Werner LEMBERG wrote:

> Wir haben

>   An<woh-ner=in<.i-ti-a-ti-ve

> als NR-Eintrag in der Wortliste.  Hier zeigt sich, daß es
> problematisch ist, den Punkt sowohl als allgemeinen
> Ungünstigkeitsmarker als auch als Marker für einbuchstabige Trennungen
> zu benutzen.

> Wir hatten früher nämlich

>   An<woh-ner=in<.itia-ti-ve

> als etymologisch basierende Trennung – der Punkt diente also dazu,
> »Anwohnerin« zu vermeiden.  Diese Variante will ich für
> TeX-Trennmuster aus der derzeitigen Wortlistenversion wieder
> erstellen.  Das schlägt sich aber mit den Regeln zur Vermeidung von
> einbuchstabigen Trennungen, so wie wir das kürzlich besprochen haben!

Der Punkt ist weiterhin dafür da, im etymologischen Trennstil die ungünstige
Trennung zu vermeiden.

Mein Trennstil-Filter hatte diesen Fall aber bisher nicht berücksichtigt.
Es ist auch insofern ein Novum, als dass hier die "Verblassung" der
Wortfuge dazu führt, dass eine nach § 107 E1 verbotene Trennstelle nach
Anfangsvokal zulässig wird.

Damit haben wir den neuen Fall, dass auch ein einzelner Vokal zwischen
Wortfuge (<=) und alternativer Nebentrennstelle stehen kann.


> Nehmen wir an, wir würden »Anwohnerin« nicht unterdrücken wollen, dann
> hätten wir

>   An<woh-ner=in<i-ti-a-ti-ve

> als NR-Eintrag.  Falls keine Ungünstigkeitsmarker verwendet werden,
> ist »[<>=]« stärker als »-«, und bei zwei »-« wird das erstere
> unterdrückt; das ergäbe

>   An<woh-ner=in<itia-ti-ve

> für TeX-Trennmuster.  Wenn wir diese Regeln aber auf den derzeitigen
> NR-Eintrag anwenden, ergibt das stattdessen

>   An<woh-ner=ini-tia-ti-ve   ,

> was inkonsistent ist!

Für die Entscheidung zwischen Alternativtrennungen nach § 112 oder
§113 ist die "Ungünstigkeitsmarkierung" ohne Belang. Der Trennstil sollte
konsequent bleiben, auch wenn dann die gewählte Trennstelle (traditionell
oder modern) wegen anderer Gründe nicht genommen wird.

Nach Verbesserung des Alternativen-Filters wird nun folgendermaßen
aussortiert:

  Test:
  >>> blasse = (u'Bür-ger=in<.i-ti-a-ti-ve Pä-..d<e-..rast')
  >>> for wort in blasse.split():
  ...     print wort, '->', verblasst(wort)
  Bür-ger=in<.i-ti-a-ti-ve -> Bür-ger=in<.iti-a-ti-ve
  Pä-..d<e-..rast -> Päd<erast
  >>> for wort in blasse.split():
  ...     print wort, '->', verblasst(wort, 'modern')
  Bür-ger=in<.i-ti-a-ti-ve -> Bür-ger=ini-ti-a-ti-ve
  Pä-..d<e-..rast -> Pä-..de-..rast

Im Sprachauszug geht es dann so:

# >>> traditionell(u'An<woh-ner=in<.i-ti-a-ti-ve')
# u'An<woh-ner=in<.iti-a-ti-ve'

# >>> modern(u'An<woh-ner=in<.i-ti-a-ti-ve')
# u'An<woh-ner=ini-ti-a-ti-ve'


Der Filter für den Trennstil "wie immer" (ti-a- -> tia-) würde jetzt
folgen, ist noch aber nicht implementiert.


> Mit anderen Worten, wir brauchen meiner Meinung nach einen anderen
> Marker, um die Präferenz bei einbuchstabigen Trennungen zu markieren,
> falls notwendig.

> Vorschlag: Wir verwenden »·« für die zweite, ungünstigere Trennstelle,
> falls obige Regeln für die Unterdrückung von einbuchstabigen
> Trennungen nicht passen, z.B.

>   Li-po-i·de

> Dann hätten wir in Folge

>   An<woh-ner=in<.i·ti-a-ti-ve

> »·« könnte auch als zusätzlicher Marker verwendet werden, z.B.

>   Wor-k=·a-ho-lic

> falls »Wor-ka-ho-lic« die bevorzugte Trennvariante wäre.

Ich denke, dass wir für normalen Text auch ohne diese Unterscheidung
auskommen können. Wenn eine von zwei Trennstellen wirklich ungünstiger
ist, kann sie wie bisher mit „.“ gekennzeichnet werden. Wenn beide
"gleich ungünstig" sind, ist keine Kennzeichnung nötig (der "wie
immer"-Filter nimmt die zweite).


Bei Notentexten haben wir noch ein Problem: 

Normalerweise wird beim Singen von Alternativtrennungen nur eine
gesungen: he-r<aus ist zweisilbig, genauso wie Ma-g-net oder Prä<g-nanz. 

Bei In<itiative geht aber durch die Alternativauswahl "eine Silbe verloren":
Der "Alternativenfilter" verwirft für den Trennstil "modern"
(Sprechsilben) die etymologische Trennung (egal ob günstig oder
ungünstig), d.h.: In<i-tiative -> Ini-tiative.

Wenn der "Notentext-Filter" nach dem "Alternativfilter" kommt, sieht er
keine Wortfuge und damit keine Veranlassung eine Trennung einzufügen.

Wenn der "Notentext-Filter" vor dem "Alternativfilter" kommt,
schmeißt der "Alternativfilter" immer eine Silbe raus.

Wahrscheinlich muss der "Alternativenfilter" noch einen speziellen Modus
"moderne Noten" bekommen, wo etymologische Trennung vor Vokal erhalten
bleibt...

Oder wir führen doch noch ein neues Zeichen für die "verbotenen"
Trennungen am Wortanfang und -ende ein. (Im 1934-er Duden steht z.B.
"A¦braham", damit klar ist, dass nicht Ab-ra-ham getrennt werden darf.)


Viele Grüße

Günter



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