[Trennmuster] Fremdworttrennungen

Guenter Milde milde at users.sf.net
Do Jun 14 18:13:37 CEST 2018


On 13.06.18, Keno Wehr wrote:
> Am 07.06.2018 um 18:19 schrieb Guenter Milde:

> > 
> > > > und dann ist da noch:
> > > > 
> > > > 3) chth: Melanchthon, autochthon (wird in § 112 nicht erwähnt)
> > Auch im "alten Duden" wird keine Regel für die Trennung …-chth angegeben.
> > Es gilt K89 "In schwierigen Einzelfällen … empfiehlt es sich, im WV
> > nachzuschlagen…".

Aber, wie Du unten zeigst hat der 1991er-Duden die Regel "chth ungetrennt".

> > Mit den amtlichen Regelungen wurde die Trennung nach Herkunftssprache
> > aufgegeben - bis auf die eng beschriebenen Ausnahmen in §§ 112 und 113.
> > 
> > Eine Ausnahmeregel zu "…-chth" fehlt genauso wie eine zu "…-sp" und
> > "…-st". Die im Duden verzeichneten Trennungen "ab-strakt",
> > "Ob-struktion", und "Ere-chtheion" dürfte es nach den Regeln gar nicht
> > mehr geben!

> Die Ob-struktion hat schon ihre Richtigkeit (aus ob- + struere).

Stimmt, es waren ab-strakt und Ere-chtheion.

> > 
> > "auto<chton" ist nach §113 gemäß der Morphologie trennbar. Bei "Melan-chton"
> > läßt sich das über "Schwartzerdt, griech. μελανής + χθων" auch begründen.
> > 
> > Doch bei "Ere-chtheion" ist die Etymologie (und damit Morphologie) unklar:
> > Ἐρε + χθεύς, (Erderschütterer) handelt es sich um eine volksetymologische
> > Deutung. Wir können natürlich über die Hintertür der Volksetymologie die
> > Trennung "retten" und Ere<chthei-on schreiben.
> > 

> Im »Griechischen etymologischen Wörterbuch« von Frisk werden zu Erechtheus
> zwei verschiedene Herkunftsangaben gemacht:
> 1. von ἐρέχθω (zerren, hin und her reißen); diese Variante wird als
> unwahrscheinlich angesehen
> 2. als Kurzform von Ἐριχθόνιος mit der Zerlegung ἐρι (verstärkendes Präfix)
> + χθόνιος (erdgeboren); dies wiederum sei »vielleicht volksetymol. Umbildung
> eines vorgriech. Wortes«

> Für eine Auszeichnung mit »<« oder »=« scheint es mithin nicht genügend
> Anhaltspunkte zu geben.

> Die Trennung Ere-chtheus wird für die AR durch den 1991er-Duden
> gerechtfertigt:

> »R 179 [...] Ebenso trennt man in Fremdwörtern im allgemeinen nicht die
> Buchstabengruppen
> bl, pl, fl, gl, cl, kl, phl; br, pr, dr, tr, fr, vr, gr, cr, kr, phr, str,
> thr; chth; gn, kn
> [...] Ere-chthei-on; Ma-gnet, py-knisch«

> Merkwürdigerweise wurde diese Regel nicht für die AR, sondern für die NR in
> die dehyph-exptl-Anleitung übernommen (S. 12 unten), wobei »str« entfernt
> wurde. 

Die Regel R3 soll zeigen, wo wir von der Wahlmöglichkeit nach §112 Gebrauch
machen und abweichend von den Standardsilben trennen. Damit schließen wir 
die nach §112 zulässigen Fälle wie

    Te-ch-nik, Stry-ch-nin, Leu-t-nant, Zen-t-ner, Inte-r-nat,
    Te-le<lea-r-ning, Co-ck-ney, Or-k-ney, Bri-t-ney,
    O·m-ni=bus, E·ch-naton, A·kne, Ä·tna,
    Bro-s-nan, Ce-s-s-na, Subbo-t-nik, Vi-l-nius, Kala-sch-nikow,

aus.

> Nach den amtlichen Regeln müsste »chth« ebenfalls entfernt werden.

Ja. Daher brauchen wir eine Entscheidung über die Auszeichnung und Behandlung
von Erechtheus und abstrakt.

> Folglich wäre der Wortlisteneintrag:
> Erechtheus;Ere-chtheus;Erech-theus

> Der NR-Duden hat allerdings »Ere-ch-theus«; hier wird als ähnlich wie in
> »abstrakt« eine alte Trennstelle tradiert, die die neuen Regeln gar nicht
> mehr vorsehen.

Evt. reicht dem neuen Duden ja die Volksetymologie. ;-)

Als Pragmatiker würde ich sagen, wir können ab<strakt und Ere<ch-theus
schreiben, wenn wir die traditionellen Trennstellen behalten wollen.




> > > > Bei 2c und 3 könnte ich mir gut vorstellen, vor dem n bzw. dem ch zu
> > > > trennen.
> > Also neu Mag-net aber weiter Melan-chton (oder Melan<chton)?

> Nein, ich habe mich vertippt. Ich meinte vor dem n und vor dem th.

> > Einfacher ist es auf jeden Fall, §112 einheitlich zu handhaben
> > (wenn no-ble und Fa-brik, dann auch Ma-gnet).

> Einfacher ja, aber meiner Meinung nach nicht besser.

> > Mein Vorschlag ist es, auf die explizite Auszeichnung der
> > Alternativ-Standardtrennung nach §112 generell zu verzichten.

> Ich würde »Ma-g-net« und »Si-g-nal« etc. auszeichnen, aber nur »Cham-pa-gne«
> und »Co-gnac« (wegen anderer Aussprache).

Im Gegensatz dazu trennt der 34-er Duden eben *wegen* der Aussprache
Kompag-nie:

  Nur in dem Worte Kompagnie, in dem das g nicht gesprochen und im Heere
  nicht mehr geschrieben wird, trennen wir Kompag-nie.

Der online-Duden i·g-noriert seine Geschichte und schreibt

  Von Duden empfohlene Trennung: Kom|pa|gnie
  Alle Trennmöglichkeiten: Kom|pa|g|nie


> Dagegen würde ich auf Trennungen zwischen Konsonant und l/r in Fremdwörtern
> ganz verzichten, auch in modernen und gesangstextoptimierten Trennstilen.
> Wenn ich Werner richtig verstanden habe, unterstützt er das.

> > Da die Standard-Trennung bedingungslos angewendet werden kann, lassen
> > sich die Standard-Trennstellen über einen Filter leicht erzeugen. Mit
> > 
> >    ./sprachauszug.py ../../../wortliste --stil=standardsilben_force --test-filter > standardsilbenwörter.txt
> > 
> > erhalte ich eine Datei mit 8846 Einträgen von "Ab<bau==leit=zent-ra-le"
> > bis "zyp-ri-schen".
> > 
> > Die 28 expliziten Auszeichnungen würde ich dann einfach in Richtung
> > Fremdwortsilben revertieren (Psy-ch<i-a-t-rie -> Psy-ch<i-a-trie, ...).
> > 

> Ja, solche Trennungen können wieder aus der Liste. Falls sie doch benötigt
> werden, können sie automatisiert generiert werden. Nur für gn/kn halte ich
> individuelle Markierungen für sinnvoll.

Nur, wenn wir sie benötigen um zwischen Champagner und Magnet zu
unterscheiden (alternativ kann der Filter nach der Herkunfstssprache sehen).

Um zwischen Magnet und noble (also gn und allen anderen Fällen) zu
unterscheiden ist eine spezielle gn-Filterfunktion hinreichend.


Viele Grüße

Günter



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