[Trennmuster] Trennung von Vokalen

Guenter Milde milde at users.sf.net
Do Jun 14 16:49:14 CEST 2018


Liebe Trennfreunde,

On 13.06.18, Keno Wehr wrote:
> Am 11.06.2018 um 17:12 schrieb Guenter Milde:

> > 
> > > »oze-a-nisch« kann so bleiben (mit standardmäßiger Wahl der zweiten
> > > Trennstelle).
> > Auch wenn das im Standardtrennstil nichts ändert plädiere ich für die
> > Kennzeichnung als Nottrennung (oze.a-nisch, ...) wenn die Stelle im neuen
> > Duden rot ist.
> > 

> Aus der Bibliothek habe ich mir die 20. Auflage des Dudens besorgt. Diese
> erschien 1991 als letzte vor der Rechtschreibreform und erste nach der
> Wiedervereinigung. 

Sehr gut, der "Einheitsduden" schließt die Lücke (und ist ja in
dehyph-exptl auch als verbindliche Referenz für die AR angegeben).

> (Die Bibliothekare mussten erst länger danach suchen; die
> scheint nicht oft angefragt zu werden. :-) )

Ja, nach über 20 Jahren interessieren sich nur noch Exoten für die alte
Rechtschreibung.

> Trennstellen vor Einzelvokalsilben wie »Re-alität«, »Situ-ation« und
> »The-orie« fehlen dort im Wörterverzeichnis.

Das passt zum Wahrig und zu den roten Markierungen im "neuen" Duden.

> Im Regelteil findet man folgende Erklärung:

> »R 180 Vokalverbindungen dürfen nur getrennt werden, wenn sie keine
> Klangeinheit bilden.
> Befrei-ung, Trau-ung, bö-ig, europä-isch, Nere-ide [im Wörterverzeichnis
> witzigerweise ›Ne-rei-de‹], faschisto-id, Muse-um, kre-ieren, sexu-ell,
> Ritu-al

> Enger zusammengehörende Vokale bleiben, wenn das möglich ist, besser
> ungetrennt.
>   Natio-nen, natio-nal, Flui-dum, kolloi-dal, asia-tisch, Idea-list,
>   Sexua-lität, poe-tisch, böi-ge, europäi-sche
> Wenn i und i zusammentreffen gilt:
>   einei-ige, Unpartei-ische [im Wörterverzeichnis aber: ›Schii-tin‹]

Das gibt den Anschluß für die "ostdeutsche" Auffassung (Nottrennung).

> Zwei (gleiche) Vokale (Selbstlaute), die eine Klangeinheit darstellen, und
> Doppellaute (Diphtonge) dürfen nicht getrennt, sondern nur zusammen
> abgetrennt werden.
> Waa-ge, Aa-le, Ei-er, Mau-er, Neu-ron, Kai-ro

> Die stummen Dehnungsbuchstaben e und i werden nicht abgetrennt.
> Wie-se
> Coes-feld (gesprochen ['ko:s...])
> Trois-dorf (gesprochen ['tro:s...])

> Das gilt auch für das w in der Namenendung -ow.
> Tel-tow-er Rübchen

> Nicht trennbar sind die Wörter:
> Feen, knien, (auf) Knien, Seen«

Dazu schreibt Duden 71 in K82:

  Drei e oder zwei e nach i vermeide man zu schreiben, auch wenn die Silbe
  wie [ə] oder [ən] klingt. Die Lautfolge bringe man zusammen mit dem
  vorangehenden Konsonanten auf die folgende Zeile; manche Wörter trennt man
  besser gar nicht
  
  Bsp.: Ar-meen, Livreen, De-mo-kra-tien; Ideen, Seen, die Knie

Die Wortwahl "vermeide" und "besser" indiziert hier auch eher
Nottrennungen als ein striktes Verbot. Etwas kryptisch ist für mich das
"*Drei* e oder *zwei* e nach i". Das klingt wie wenn im Falle der
Trennung analog zur Dreikonsonantenregel ein weggelassenes Schwa wieder
zu schreiben wäre: *Armee-en, *See-en, ...

Im Notentext brauchen wir die Trennungen auf jeden Fall. Ich schlage die
Kennzeichnung als Nottrennung vor (Arme.en, Se.en, ...) kann aber auch
mit einer Kennzeichnung als "Notentrennstelle"
(Armeen;-2-;Arme·en;Arme-en) leben.


> Mir will nicht recht einleuchten warum das ä und i in »europäische« enger
> zusammengehören sollen als in »europäisch« oder das ö und i in »böige« enger
> als in »böig«. Auch halte ich »kolloi-dal« für irreführend. Daher stehe ich
> diesem Teil der Regel skeptisch gegenüber.

Ich denke, die *Zusammengehörigkeit* von öi ist bei bö-ig vs böi-sche
gleich eng, aber die *Möglichkeit* sie ungetrennt zu lassen ist
verschieden. Das könnte die unterschiedliche Behandlung der Nottrennung
(„bleiben, wenn das möglich ist, besser ungetrennt“) im Wörterverzeichnis
erklären.


> Außerdem fällt auf, dass »Teltow-er« nicht als Nottrennung eingeordnet wird.

Im 71-er Duden steht explizit hinter der Erklärung:

  … Die Ableitungssilbe -er kann nur notfalls abgetrennt werden.
  
  Bsp.: Tel-tow¦er Rübchen, Gü-strow¦er Industrie

Nach langer Diskussion hier auf der Mail-Liste hatten wir
entschieden, dass wir auch die neumodische Trennung Telto-wer als
Nottrennung/ungünstig markieren.


> Abgesehen von Sonderfällen wären folgende Möglichkeiten für die Trennung vor
> Flattervokalen zu erwägen:

> 1. Streng nach Duden (alt/neu):
> europäische;eu-ro-pä.i-sche;eu-ro-pä-i-sche

> 2. Generell als Nottrennung:
> europäische;eu-ro-pä.i-sche

> 3. Generell als reguläre Trennung (die dann aber in den TeX-Trennmustern aus
> ästhetischen Gründen entfällt):
> europäische;eu-ro-pä-i-sche

> Wie bereits oben angedeutet, bin ich für 3; dies ist auch am
> pflegeleichtesten.

Ich denke, der Pflegeaufwand steigt vor allem bei Fallunterscheidung AR/NR.

Die Korrelation mit [Duden 91] und Wahrig ist allerdings besser, wenn wir
Variante 2 wählen. Das erspart uns Nachfragen/Korrekturen im Stil:
"aber in der alten Rechtschreibung ist 'europä-ische' doch gar nicht
zugelassen!".

Mein Vorschlag für README.wortliste:

  „Nottrennstellen“ (Stellen, an denen eine Trennung zulässig aber nicht
  empfohlen ist) werden mit einem Punkt „.“ bezeichnet.
  
       me-ri-di.o-nal, oze.a-nisch, alë.u-tisch, Ky-re-na.i-ka
       La-sal-le-a.ner, Athe-i.sten (AR))
  
  Im Wörterverzeichnis des „Einheitsduden“ (1991) und Wahrig (1980) sind viele
  Nottrennungen nicht, im neuen Duden (2006) rot¹ verzeichnet. Im Regelteil
  des Duden wird vor 1996 die Trennung an diesen Stellen als zulässig aber
  nicht empfohlen beschrieben. Die „amtlichen Regeln“ kennen den Begriff der
  Nottrennung nicht, die 'wortliste' verwendet „.“ in de-1996 für ungünstige
  Trennstellen nach eigenem Ermessen.


Viele Grüße

Günter



Mehr Informationen über die Mailingliste Trennmuster