[Trennmuster] Fremdworttrennungen

Guenter Milde milde at users.sf.net
Do Jun 7 18:19:04 CEST 2018


On  7.06.18, Werner LEMBERG wrote:

> > Bei den Fremdwörten, auf die § 112 angewandt werden kann, könnte man
> > folgende Gruppen unterscheiden:
> >
> > 1a) zwei Konsonanten + l: Amplitude, Exemplar, Jongleur, Souffleur
> >
> > 1b) zwei Konsonanten + r: Kontrolle, Industrie, Elektrik,
> > Illustration, Spektrum
> >
> > 2a) ein Konsonant + l: Bibliothek, Diplom, Tablette, Zyklus, noble,
> > Persiflage
> >
> > 2b) ein Konsonant + r: Fabrik, Makrele, Metropole, auch Euphrat und
> > anthrazit

Die lassen sich leicht zu einer Gruppe zusammenfassen:

K86: Untrennbar sind in Fremdwörtern die Verbindungen von Verschluß- und
     Reibelauten mit l und r.

> > 2c) ein Konsonant (g) + n: Magnet, Signal, Dignität, Insignien

Das ist

K87: Untrennbar ist die Konsonantenverbindung "gn".

> > und dann ist da noch:
> >
> > 3) chth: Melanchthon, autochthon (wird in § 112 nicht erwähnt)

Auch im "alten Duden" wird keine Regel für die Trennung …-chth angegeben.
Es gilt K89 "In schwierigen Einzelfällen … empfiehlt es sich, im WV
nachzuschlagen…".

Mit den amtlichen Regelungen wurde die Trennung nach Herkunftssprache
aufgegeben - bis auf die eng beschriebenen Ausnahmen in §§ 112 und 113.

Eine Ausnahmeregel zu "…-chth" fehlt genauso wie eine zu "…-sp" und
"…-st". Die im Duden verzeichneten Trennungen "ab-strakt",
"Ob-struktion", und "Ere-chtheion" dürfte es nach den Regeln gar nicht
mehr geben!

"auto<chton" ist nach §113 gemäß der Morphologie trennbar. Bei "Melan-chton"
läßt sich das über "Schwartzerdt, griech. μελανής + χθων" auch begründen.

Doch bei "Ere-chtheion" ist die Etymologie (und damit Morphologie) unklar:
Ἐρε + χθεύς, (Erderschütterer) handelt es sich um eine volksetymologische
Deutung. Wir können natürlich über die Hintertür der Volksetymologie die
Trennung "retten" und Ere<chthei-on schreiben.


> > Bis vor kurzem wurden all diese Gruppen ausschließlich gemäß § 112
> > getrennt (siehe auch dehyph-exptl-Anleitung, S. 12 unten).

Genauer gesagt, in Fällen, wo §112 eine Wahl vorsieht wurde nur die "alte",
an fremdsprachige Silbentrennung angelehnte Variente ausgezeichnet.

> > Offenbar soll das zumindest für 1a und 1b so bleiben, wahrscheinlich
> > auch für 2a und 2b.

> Ja.

Kein Problem für sprachauszug.py, Wahltrennungen nach §112 lassen sich
getrennt von denen nach §113 auswählen:



> > Bei 2c und 3 könnte ich mir gut vorstellen, vor dem n bzw. dem ch zu
> > trennen.

Also neu Mag-net aber weiter Melan-chton (oder Melan<chton)?

Einfacher ist es auf jeden Fall, §112 einheitlich zu handhaben
(wenn no-ble und Fa-brik, dann auch Ma-gnet).


Mein Vorschlag ist es, auf die explizite Auszeichnung der
Alternativ-Standardtrennung nach §112 generell zu verzichten.
Da die Standard-Trennung bedingungslos angewendet werden kann, assen sich die
Standard-Trennstellen über einen Filter leicht erzeugen. Mit

  ./sprachauszug.py ../../../wortliste --stil=standardsilben_force --test-filter > standardsilbenwörter.txt

erhalte ich eine Datei mit 8846 Einträgen von "Ab<bau==leit=zent-ra-le"
bis "zyp-ri-schen".

Die 28 expliziten Auszeichnungen würde ich dann einfach in Richtung
Fremdwortsilben revertieren (Psy-ch<i-a-t-rie -> Psy-ch<i-a-trie, ...).


Viele Grüße

Günter



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