[Trennmuster] Vollständige Trennmusterauszeichnung

Keno Wehr keno.wehr at abgol.de
Sa Apr 28 23:18:30 CEST 2018


Am 27.04.2018 um 14:14 schrieb Guenter Milde:

>> Wenn ich ins aktuelle Gotteslob (katholisches Gesangbuch, erschienen 2013)
>> sehe, komme ich allerdings ins Grübeln: Es wurde zwar die neue
>> Rechtschreibung befolgt, aber ich finde unter den Noten die Liedzeilen:
>> „Blei-be bei uns, du Wan-drer durch die Zeit!“ (Nr. 325)
>> „Geh nicht vo-rü-ber, keh-re bei uns ein.“ (ebenfalls Nr. 325)
>> „in die-ser ö-ster-li-chen Zeit“ (Nr. 326)
>> „Ge-lobt sei Gott im höch-sten Thron“ (Nr. 328)
>> „Kommt, kommt ihr Chri-sten jung und alt“ (Nr. 331)
> Da kommt ja einiges an Inkonsistenzen zusammen. Sieht nach einem nicht
> fehlerfreiem Notensatzsoftware-Trennalgorithmus oder dem Ergebnis einer
> Arbeitsteilung aus.
>

An einen fehlerhaften Trennalgorithmus glaube ich nicht, das dürfte 
alles Handarbeit sein.
Auch wird wohl keine Übernahme aus früheren Ausgaben vorliegen. Die 
Vorgängerausgabe ist von 1975 und da hat man noch nicht am PC gesetzt.

Nach einer genaueren (natürlich nicht vollständigen) Durchsicht des 
Gotteslobs kann ich sagen, dass in den nicht für den Gesang bestimmten 
Texten sowie den Liedstrophen, die nicht direkt unter den Noten stehen 
die neue Rechtschreibung durchgehend befolgt wird (auch bei der 
Trennung). Dabei wird bei deutschen Wörtern wie „herab“ nach 
Sprechsilben getrennt („he-rab“). Bezüglich § 112 ist keine Aussage 
möglich, da solche Fremdwörter praktisch nicht vorkommen.

Für die Gesangstexte unter den Noten gilt das prinzipiell auch, jedoch 
mit folgenden Ausnahmen:

(1) st bleibt gemäß der alten Regel durchgehend ungetrennt. (Wörter mit 
ck werden dagegen nach NR getrennt.)

Als Erklärungen wären denkbar:
a) Der für den Notensatz Verantwortliche hat von der Regeländerung 
bezüglich st nichts mitbekommen und bei der Durchsicht ist es 
durchgerutscht, da von alters her vertraut.
b) Irgendein Antipode von Werner war der Meinung, dass es für das Singen 
vorteilhaft sein könnte, st zusammenzulassen.
c) Man hat sich an den ebenfalls im Gotteslob vorhandenen lateinischen 
Gesängen orientiert, bei denen st stets zusammenbleibt. Möglicherweise 
wollte man nicht im gleichen Buch Chris-tus und Chri-stus trennen und 
hat dann gleich die ganze Trennregel aus der anderen Sprache übernommen. 
Andererseits gibt es da einen lateinischen Gesang (Nr. 264), in dem 
I-sra-el getrennt wird (was nebenbei bemerkt nicht den mir bekannten 
lateinischen Trennregeln entspricht), und das wird auch nicht auf 
deutsche Lieder (Bsp. Nr. 222) übertragen.

Ich finde diese Erklärungen alle gleich unwahrscheinlich, aber eine 
bessere fällt mir nicht ein.

(2) Wie bereits erwähnt gibt es in Nr. 325 die Trennung „Wan-drer“.

Hier gehe ich von einem Versehen aus, da an anderer Stelle richtig 
„nied-rig“ getrennt wird. Oder aber man empfand „Wand-rer“ als 
irreführend wie von Günter vermutet.

(3) In Nr. 331 wird „em-pfin-det“ getrennt.

Das basiert entweder auf einer falschen etymologischen Auffassung, soll 
eine Aussprachehilfe darstellen oder ist schlicht ein Versehen.


Keno




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