[Trennmuster] Trennung von Gesangstexten
Keno Wehr
keno.wehr at abgol.de
Sa Apr 21 13:19:27 CEST 2018
Am 08.01.2017 um 23:00 schrieb Keno Wehr:
> Am 06.01.2017 um 20:20 schrieb Werner LEMBERG:
>>> Aus meiner Sicht liegt eine weitere Anwendung auf der Hand, nämlich
>>> die automatische Silbenverteilung eines Gesangstextes auf die Noten.
>> Das wurde erst kürzlich auf der »bug-lilypond«-Liste diskutiert.
>> http://lists.gnu.org/archive/html/bug-lilypond/2016-12/msg00060.html
>
> Danke für den interessanten Hinweis.
>
>>> Auf Grundlage der Wortliste müsste das prinzipiell leicht zu
>>> automatisieren sein, sodass nur noch der Text in seiner natürlichen
>>> Schreibung einzugeben wäre.
>> Nicht generell, leider.
>
> Ich schätze das so ein:
>
> 1. Auf der Grundlage der derzeitigen Wortliste und der daraus
> erzeugten TeX-Trennmuster ließe sich das Gesangstextproblem nur
> unbefriedigend lösen, da wichtige Trennungen wie „A-bend“ und
> „The-a-ter“ nicht erfolgen würden.
> 2. Eine Nachbearbeitungdurch das Notensatzprogramm mit Hilfe weniger
> einfacher Regeln („Trenne einzelne Buchstaben am Wortanfang ab.“
> etc.) wie auf der Lilypond-Liste vorgeschlagen ist potentiell
> unzuverlässig.
> 3. Erfolgversprechender wäre es, die Wortliste zu erweitern, indem
> alle einbuchstabigen Silben (am Wortanfang und im Wortinnern)
> markiert werden. Diese neuen Trennstellen müssten dann als
> ungünstig markiert werden, um sie nicht in die TeX-Trennmuster
> aufzunehmen.
> 4. Für Gesangstexte könnte man eigene Trennmuster generieren, die
> auch *alle* ungünstigen Trennstellen berücksichtigen.
> 5. Dass die Wortliste etymologische Trennungen bevorzugt ist für
> Gesangstexte kein Hindernis. Irgendwo habe ich mal die Regel
> gelesen, dass Gesangstexte im Zweifelsfall orthographisch korrekt
> und nicht nach Sprechsilben getrennt werden sollen (kann momentan
> leider keinen Beleg nennen). Für Sänger ist das m.E. auch
> unproblematisch, da Endkonsonanten einer Silbe ohnehin mit dem
> Beginn der folgenden Note zusammenfallen bzw. nach Wunsch des
> Dirigenten platziert werden müssen.
> 6. Ohne manuelle Nachbearbeitung kann es nicht gehen, da erstens kein
> Algorithmus etwas von Melismen (also der Dehnung einer Silbe über
> mehrere Noten) wissen kann, zweitens in seltenen Fällen zwei
> Silben auf einer Note zusammengezogen werden und drittens in
> einzelnen Wörtern immer Trennfehler auftreten können.
> 7. In Fällen mit uneindeutiger Trennung sollte wie bei den
> TeX-Trennmustern keine der möglichen Trennungen in die
> Gesangstext-Trennmuster aufgenommen werden, um dem Bearbeiter
> einen klaren Hinweis auf eine notwendige Nachbearbeitung zu geben.
> Wer gerne ein „Wachs-tu-be“ (verteilt auf drei Noten) hätte, aber
> „eine Wach-stu-be“ (verteilt auf drei Noten) erhält, bemerkt
> möglicherweise den Fehler nicht, wer dagegen eine „Wachstu-be“
> (verteilt auf zwei Noten) erhält, wird eingreifen.
> 8. Die gemachten Ausführungen sind möglicherweise auf andere Sprachen
> als Deutsch nicht anwendbar, da dort die Regeln anders sind oder
> der Prozess der Trennmustererzeugung anders verläuft.
>
Ich kann jetzt den fehlenden Beleg zu 5 nachliefern: Karl Hader: Aus der
Werkstatt eines Notenstechers, Wien 1948
»Silbentrennung der Gesangstexte immer orthografisch.«
Zitiert nach: Forssman/de Jong: Detailtypografie, ³2004, S. 353
Keno
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