[Trennmuster] Sinnentstellende Trennungen?

Stephan Hennig mailing_list at arcor.de
Fr Mai 30 21:59:59 CEST 2014


Am 29.05.2014 09:29, schrieb Tobias Wendorff:
> Am Mi, 28.05.2014, 22:28 schrieb Stephan Hennig:
>>   * Es betrifft insgesamt mehr Wörter als ursprünglich erwartet.
>>     Je öfter man die Wortliste durchsieht, desto mehr unschöne
>>     Trennungen fallen einem auf.  Den Anspruch, die kleine Menge
>>     von vielleicht einhundert kuriosen Trennungen vollständig zu
>>     unterdrücken, können wir nicht so einfach erfüllen.
>>
>>   * Sinnentstellende und irreführende Trennungen sind grammatisch
>>     zulässig.  Das Unterdrücken geschieht aus einem stilistischen
>>     Motiv und ist daher ein gewisser Fremdkörper.  Programme, die
>>     diese Unterscheidung nicht erlauben, sind unzureichend.
>>     Autoren wissen in der Regel um diesen Mangel und können
>>     Trennungen bei Bedarf gezielt beeinflussen (\hyphenation).
> 
> Das kommt mir eher vor, wie ein besser formuliertes "Oh nee, es
> kommt Arbeit auf uns zu. Lasst uns die Wörter einfach ignorieren.
> Wenn's schlecht getrennt wird, ist es halt Problem des Autors oder
> Lesers".

Die Arbeit steckt in der Markierung in der Wortliste.  Entsprechende
Auszeichnung vorausgesetzt, bleibt die Entscheidung, ob irreführende
Trennungen in den Trennmustern für pdfTeX hart unterdrückt werden, davon
erst einmal unberührt.


> Gerade diese Kategorisierungen ermöglichten automatisches Trennen,
> z.B. auf Websites. Es gibt tausende Websites da draußen, welches
> die Javascript-basierte Variante von LibHypen mit den Trennmustern
> einsetzen. Denen würde man damit gegen den Kopf knallen, weil wir
> sie ins offene Messer laufen lassen.

Ich kenne mich mit der Worttrennung in Browsern nicht aus, aber wenn man
mit Javascript trennen kann, kann "man" dann nicht auch mehrere Muster
(normale + stilistische) auf einen Text anwenden?


> Ich möchte mich nicht wiederholen, aber es gibt nicht nur TeX und
> TeX-Nutzer da draußen, die sich stundenlang mit dem Layout eines
> Textes beschäftigen. Open- und LibreOffice kann ebenfalls unsere
> Muster verwenden (und tut es auch?), da verlassen sich die Leute
> (leider?) darauf, dass die Software ein wenig Intelligenz
> mitbringt.

Du meinst, Anwender, die sich nicht näher mit der Gestaltung von
Dokumenten auseinandersetzen, kreiden z.B. OpenOffice die Trennung
Bürgerin-itiative an?  Glaube ich nicht.  Außerdem kann man im Gegensatz
zu Browsern in OpenOffice als Anwender in die Worttrennung eingreifen.


> Im Endeffekt ist demnach die ganze Trennmuster-Liste unnötig:
> 1. es könnte ja jeder Manuell trennen - Wörter ohne Trennzeichen
> sind grammatisch zulässig,

Wäre einfach, geht aber nicht.  Der Maßstab sind die herkömmlichen
deutschen Trennmuster.  Die Qualität unserer Muster muss schon irgendwie
darüber liegen, sonst verwendet unsere Muster niemand. :-)


> 2. lasst uns doch ein paar tausend Wörter aus der Liste löschen,
> dann ist es für uns einfach zu warten und der Anwender kann die
> fehlerhaften Trennungen selbst finden.

Siehe oben, die Arbeitsersparnis ist nicht das Argument.  Die Abwägung
ist einfach schwierig, weil unterschiedliche Nutzer unterschiedliche
Bedürfnisse haben.  Wir können auch zwei Mustersätze anbieten, mit
irreführenden Trennungen und ohne.  Für Anwendungen außerhalb von TeX
wäre das wohl am einfachsten.  In traditionellem TeX werden historisch
bedingt leider alle Trennmuster für alle installierten Sprachen geladen,
unabhängig von der Sprache des Dokuments.  Daher ist es für
nichtdeutschsprachige Anwender dumm, zwei fast identische und zudem sehr
große deutsche Mustersätze zu laden.  Lediglich LuaTeX kann Muster erst
bei Bedarf laden.  Wie also mit pdfTeX umgehen?

Viele Grüße,
Stephan Hennig



Mehr Informationen über die Mailingliste Trennmuster