[Trennmuster] Kombitrennzeichen
Stephan Hennig
mailing_list at arcor.de
Mi Mär 19 21:56:23 CET 2014
[fq, da nicht an Liste]
Am 19.03.2014 13:52, schrieb Guenter Milde:
> On 19.03.14, Stephan Hennig wrote:
>> Am 19.03.2014 07:10, schrieb Werner LEMBERG:
>> >
>> >>> 2. Die gemischten Trennzeichen wurden eingeführt, um
>> >>> kategorieübergreifende Wichtung zu ermöglichen:
>> >>>
>> >>> acht=ein=halb>>fach
>> >>>
>> >>> würde immer noch "acht + ein + halbfach" implizieren.
>> >>> Die Mischung
>> >>>
>> >>> acht=ein=halb=>fach
>> >>>
>> >>> stellt die Trennstelle vor -fach auf die gleiche Stufe wie die
>> >>> Wortfugen,
>> >>
>> >> Weshalb ist das wünschenswert?
>> >
>> > Wenn wir kategorisieren, dann richtig. Manche Suffixe beziehen sich
>> > auf das ganze Wort, aber eben nicht immer:
>> >
>> > unantastbar = un + (antast + bar)
>> >
>> > Unantastbarkeit = (un + antast + bar) + keit
>
>> Das ist schon klar. Ich wollte auch nicht die differenzierte
>> Auszeichnung in Frage stellen. Meine Frage bezog sich auf "die gleiche
>> Stufe wie Wortfugen". Letzten Endes kann die endgültige Bewertung bei
>> differenzierter Auszeichnung willkürlich gewählt werden. Aber ich
>> finde, die Auszeichnung sollte schon weitestgehend selbsterklärend sein.
>> Siehe auch die andere E-Mail, in der der es um
>> Be<=gut=ach-tungs===frist oder Be<=gut=ach-tungs==frist geht.
>> Inzwischen verstehe ich den Grund für erstere Schreibung, kann mich mit
>> der Gleichbewertung von == und => aber nicht so recht anfreunden.
>
>> Was mich dann doch wieder verwirrt, denn laut Ordnungsschema mit der
>> Formel B = 1/N (momentaner Konsens?) stehen = und => ja gar nicht auf
>> einer Stufe, wie oben am Beispiel acht=ein=halb=>fach behauptet?
>> Irgendwie hapert es bei mir noch am Verständnis.
>
> Dann muß ich wohl doch noch einmal weit in die Geschichte eintauchen und
> Teile der Diskussion bei der Einführung der Kategorisierung rekapitulieren:
>
> Die Grundidee ist, daß wir 3 "Klassen" von Trennstellen haben:
>
> Sprechsilben ohne Morphemgrenze (ge-hen)
>
> Trennstellen an Prä- und Suffixgrenze (ab<wärts, ähn>lich)
>
> Wortfugen (Eisen=bahn)
>
> Beim Zerlegen nach Sinneinheiten sollen stets die Wortfugen zuerst reißen,
> dann die Trennstellen an Prä/Suffixgrenzen und die Sprechsilben im Morphem
> gar nicht. Daher wurde die Bindungsstärke dieser Klassen als
>
> B(-) > B(<>) > B(=)
>
> festgelegt.
>
> Innerhalb der Klassen ist eine Differenzierung der Bindungsstärke durch
> Doppelung des Trennzeichens möglich.¹
>
> Holz==ei-sen=bahn um Holzeisen-Bahn auszuschließen
>
> her<auf<<be<schwö-ren (her+auf) + (be+schwören) statt
> her + (auf + (be+schwören))
>
> Ab-oli-tio--nis-mus Vorzugstrennung
>
> ¹ Gegenwärtig nutzen wir die Doppelung nur für Wortfugen. Vor Einführung
> der Rechtsbindigkeit von Präfixgrenzen hatten wir massenweise
> Auszeichnungen wie
>
> un<<<zu<<ver<läs-sig
>
> und vor Einführung der Suffixzeichen viele Fälle von '--'.
>
>
> Da in den meisten Fällen diese "klasseninterne" Differenzierung nicht
> mit "schwächerbindenden" Klassen kollidiert, wurde festgelegt daß auch für
> beliebige Doppelungen gilt:
>
> B(--) > B(<), B(---) > B(<), ...
> B(<<) > B(=), ...
> B(--) > B(=), ...
>
> d.h. die Regel B ~ 1/N gilt nur innerhalb der Klasse.
>
> Damit ist z.B. in
>
> Ab-oli-tio--nis-mus=dis-kus-sion
>
> und
>
> Her<ab<<fall=vor<gang (mir fällt grad kein besseres Bsp. ein)
>
> nur ein = nötig.
Das bisher beschriebene ist mir so ziemlich klar.
> Nun gibt es aber auch die Fälle, wo sich ein Präfix oder Suffix auf mehrere
> Teile einer Wortverbindung bezieht. Mit obiger Regel ist aber
>
> Hoch<<schwarz=wald
>
> immer noch ein Hochschwarz-Wald.
Und jetzt geht mir ein Licht auf. Mir war schon klar, welche
morphologische Struktur <= und => beschreiben. Was mir noch fehlte, war
die Erkenntnis, dass es bei gemischten Trennzeichnen nicht nur um eine
bestimmte Struktur geht, sondern diese Trennstellen auch noch besonders
vorzüglich sind.
>
> Hier kommen die gemischten Trennzeichen ins Spiel:
>
> <= Trennung nach Präfix, die bezüglich der Bindungsstärke behandelt
> wird wie wenn sie zur Klasse "Wortfugen" gehören würde.
>
> => Trennung vor Suffix, die bezüglich der Bindungsstärke behandelt
> wird wie wenn sie zur Klasse "Wortfugen" gehören würde.
Meiner jetzigen Meinung nach geben <= und => deutlich bessere
Trennstellen ab als (einfache) Wortfugen.
Hochschwarz- Hoch-
wald schwarzwald
vs.
Superwahl- Super-
jahr wahljahr
<= sollte hier also vor = reißen. Weshalb stellst du <= immer auf eine
Stufe mit =?
Und dann bleibt noch die Frage der Be<=gut=ach-tungs=(=)=frist. Wie ist
es nun richtig? Hier sollte die letzte Trennstelle als erstes reißen,
dann <= und erst dann =, oder?
> So ist der Stand. Da wir inzwischen kaum noch Fälle haben, wo die
> "Impermeabilität der Klassengrenzen" genutzt wird, können wir natürlich auch
> eine alternative Regel erwägen und die Klassengrenzen durch unterschiedliche
> Bindungsgewichte der Trennzeichen ersetzen.
>
> Günter
Viele Grüße,
Stephan Hennig
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