[Trennmuster] Meinungsbild Gewichtung
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Do Jul 24 11:17:07 CEST 2014
Lieber Werner, liebe Trennkollegen,
On 23.07.14, Werner LEMBERG wrote:
...
> >> Da es auch einen Landesfinanzminister gibt, habe ich
> >>
> >> Bundes==finanz=minister
> >>
> >> eingetragen, was auf
> >>
> >> Bundes=finanz=minister
> >>
> >> geändert wurde.
...
> > Ich denke, da es sowohl Bundesfinanzen, Finanzminister, als auch
> > Landesfinanzen gibt sind auch beide Bildungswege des dreigliedrigen
> > Kompositums möglich und nachvollziehbar.
> Meiner Meinung nach darf man von bestimmten existierenden Komposita
> nicht verallgemeinern. Manche Formen sind zwar logisch im weitesten
> Sinne, aber doch ungebräuchlich.
> Nur weil es »Bundesfinanzen«, »Finanzminister« und »Landesfinanzen«
> gibt, kann man nicht auf ein »Ministerium für Bundesfinanzen«
> schließen. Es ist eben das »Bundesministerium für Finanzen« (nach
> Eigendarstellung der Länder Deutschland und Österreich).
OK. Also ein anderer Weg, um mein Sprachgefühl, daß es sich hier um
gleichberechtigte Wortfugen handelt, zu rationalisieren:
Der offizielle, vollständige Name ist "Bundesminister[ium] der
Finanzen". Die Kurzform "Bundesfinanzminister[ium]" ist durch Einfügen
des Bestimmungsworts "Finanzen" in das Wort "Bundesminister[ium]"
entstanden.
Ich plädiere dafür, solche Einfügungen (wie sie, z.B. bei Verbformen mit
"zu" 1544 Mal vorkommen:
...
42944: auseinanderzusetzen;aus<ein<an-der=zu=set-zen
59793: bekanntzugeben;be<kannt=zu=ge-ben
62347: bereitzufinden;be<reit=zu=fin-den
...
) durch gleichgewichtete Trennstellen zu kennzeichnen. Insbesondere dann,
wenn keine der beiden Fugen eine Vorzugstrennung ist.
Natürlich wäre es möglich, für diese Art der Zusammensetzung eine neue
Auszeichnungssyntax zu erfinden,
z.B. "Bundes=\finanz/=ministerium", vielleicht auch noch mit
geklammerten / und \, weil ja die Bildungsmöglichkeit
Bundes+Finanzministerium nicht ausgeschlossen ist
aber ich bin eindeutig dafür, die einfachste Form zu wählen, welche die
an die Trennliste gestellten Anforderungen erfüllt.
> Hast nicht gerade Du vor kurzem argumentiert, daß die Sprache nicht
> immer der Logik folgt? :-)
Grundlage natürlicher Sprachen ist keine formale Logik, aber Analogie und
Assoziationen. Daher sind Spachgesetze nicht willkürlich aber auch nicht
eindeutig.
> >> Fach=hochschul=abschluss
...
> > Weil aber Fach==hoch<schul=ab<schluß (also Fach-Hochschulabschluß)
> > dastand,
> Hoppla, da habe ich mich dann wohl vertippt.
> > habe ich nicht Fach=hochschul==abschluß geschrieben sondern die
> > neutrale Auszeichnung gewählt.
> Gleiches Argument wie oben, um es zu
> Fach=hochschul==abschluß
> zu ändern.
Da kann ich mit. Die Wandlung in Fach=hochschul=abschluß war in diesem Fall
ein Folgefehler, weil ich mir nicht sicher war, ob es in Österreich evt.
keine Fachhochschulen und dafür einen allgemeinen und einen fachspezifischen
Hochschulabschluß gibt. ;-)
> >> . Sonderwirtschaftszone
> >
> > Meinem Gefühl nach ist Sonderwirtschaft durchaus plausibel,
> Nun ja, eine Google-Suche von
> Sonderwirtschaft -Sonderwirtschaftszone
> gibt 1300 Treffer, was sehr, sehr mager ist. Und die meisten Einträge
> davon sind offensichtlich ad-hoc als Werbung für Übersetzungsprogramme
> generiert. U.a. scheint es ein spezielles Element des Kirchenrechts
> zu sein. Aber das mit »Zone« zu verbinden ist sehr ungebräuchlich.
Akzeptiert. Andererseits ist eine "Sonderwirtschaftszone" eine "Zone, in
der für die Wirtschaft besondere Regeln gelten". Wir können hier also
auch von der Bildung
Sonder + Wirtschafts + Zone
anstelle von
Sonder + (Wirtschafts + Zone)
ausgehen und die Fugen gleichgewichtet markieren.
> > [...] und die Trennungen Sonderwirtschafts-
> > zone und Sonder-
> > wirtschaftszone beide für "leseflußneutral".
> Im Prinzip sind *fast alle* Komposit-Trennstellen leseflußneutral!
> Aber wenn wir schon »die besten der besten der besten« suchen (um »Men
> in Black« zu zitieren :-), hätte ich's gerne richtig gewichtet.
Ich suche aber nicht die besten der besten Trennstellen, ich suche ich
ein Programm, welches automatisch den besten Textumbruch in einem
Dokument bestimmt! Daher ist es besser, bei (fast) gleichguten
Trennmöglichkeiten dem Programm die Wahl zu überlassen, damit
kontextabhängig die für das entsprechende Dokument beste Trennung gewählt
wird.
Viele Grüße
Günter
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