[Trennmuster] Achtkläss- ler
Stephan Hennig
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So Apr 13 18:22:11 CEST 2014
Am 13.04.2014 06:28, schrieb Werner LEMBERG:
>> Außerdem ist -ler nah am Suffix -er (Radler < radeln, ...) den wir
>> in Fällen wie Bau-er ja auch nicht auszeichnen.
>
> Also wenn wir »-er« auszeichnen könnten, wär's schon sinnvoll. Da
> aber stets mit dem vorherigen Konsonanten verbunden, geht's eben
> nicht, genausowenig wie »-ung«. Bei »-ler« dagegen funktioniert's.
>
>> So ist meines Erachtens auch bei
>>
>> maß=geb=>lich
>>
>> die Trennung
>>
>> maß-
>> geblich
>>
>> deutlich besser selbst wenn meine Meinung hier evt. nicht maßgeb-
>> lich ist.
Das hängt wohl von der Definition von besser ab.
> Hmm. Mir gefallen beide gut, aber Du hast schon recht, daß der
> Wortakzent – oftmals völlig außerhalb der Grammatik stehend – eine
> bedeutende Rolle spielt. Kann sein, daß Schweizer und Österreicher
> bei vielen Wörtern das ganz anders sehen als Deutsche. Im weiteren
> sind frühe Trennungen etwas besser als späte Trennungen; das wäre eine
> Extra-Ebene der Trennungsmaschinerie, hier noch ein paar
> Gewichtspunkte beizusteuern.
>
> Wir haben also zwei Effekte, welche Trennstellen zusätzlich
> beeinflussen:
>
> optisch: Trennungen direkt nach oder vor guten Trennstellen sind
> schlecht.
>
> optisch/sprachlich: Frühe Trennstellen sind generell besser,
> manchmal sogar über die Kompositagrenze hinweg.
Letzteres verstehe ich nicht ganz.
Hier meine persönliche, durch nichts belegte Meinung: Ich denke, die
Leserlichkeit (Lesefreundlichkeit) ist am höchsten bei Worttrennungen,
die man "sicher" vervollständigen kann. Das sind Trennungen mit zwei
Eigenschaften:
1. Man kann den Rest des Wortes am Zeilenende bzw. während des
Zurückspringens des Auges unmittelbar ahnen.
2. Man spürt außerdem die "Sicherheit" dieser Fortsetzung. Die
restlichen Buchstaben des Wortes haben also eine hohe Redundanz.
Insbesondere Punkt 2 senkt den "Leseaufwand", der durch Worttrennungen
entsteht, spürbar. Vielleicht auch, weil die bereits bekannte
Fortsetzung dem Auge am neuen Zeilenanfang einen Anker bietet.
Ich meine, mich an das Gefühl des noch ungeübten Lesers zu erinnern, der
bei gewissen Worttrennungen ungeduldig den neuen Zeilenanfang sucht, um
zu erfahren, wie das Wort denn nun weitergeht. Ich kann mich nicht an
konkrete Trennungen erinnern, denke heute aber, dass es sich dabei wohl
überwiegend um Trennungen nach nichtssagenden Vorsilben handelte (über-,
ab-, ver-).
Worauf ich hinaus möchte, die Redundanz des Restwortes steigt
tendentiell mit der Zahl der bereits gelesenen Buchstaben. Daher sind
eher späte Trennstellen besser, nicht die frühen.
Einen Einwand gegen diese Sichtweise möchte ich gleich vorwegnehmen. Es
kann sein, dass die oben beschriebene "Sicherheit" nicht durch die
Worttrennung allein hervorgerufen wird, sondern auch durch die Satzlänge
und die Stellung des getrennten Wortes im Satz. Die Redundanz des
Restwortes hinge dann nicht nur von lokalen Gegebenheiten ab (dem zu
trennenden Wort). Um solche Effekte zu berücksichtigen, müsste man in
einem Trennalgorithmus die jeweilige Satzstruktur bzw. Wortart ermitteln
(engl. part of speech, POS). In LanguageTool wird so etwas gemacht, um
Mehrdeutigkeiten aufzulösen. Möglich ist vieles ...
Untersuchungen zur Leserlichkeit von Worttrennungen sind mir allerdings
nicht bekannt. Heutzutage können die Hersteller von E-Book-Lesegeräten
solche Experimente nebenher machen. Die aktuelle Lesegeschwindigkeit
wird bei gewissen Herstellern bereits ständig ermittelt.
Viele Grüße,
Stephan Hennig
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