[Trennmuster] gswiss in language.dat
Jürgen Spitzmüller
spitz at lyx.org
So Dez 8 18:48:17 CET 2013
Am Sonntag 08 Dezember 2013, 17:22:25 schrieb Stephan Hennig:
> Hmm, verstand /sich/ so. Aber ob die Schweizer ihn so verstanden, ist
> eine andere Frage, über die ich gern offizielle Informationen hätte.
> Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass es in der Schweiß gar
> keine amtlichen Vorgaben zur Schreibung gab.
Die Schweizer haben sich den Beschlüssen der II. Orthographischen Konferenz
sofort angeschlossen und den Duden als Lehrwerk in den Schulen eingeführt.
Dass der Duden in Deutschland ab 1954 dieses Quasi-Monopol bekam, hatte ja nur
damit zu tun, dass bereits eine Reform in Aussicht war und ein Bertelsmann-
Lexikon (in Erwartung der Neuregelungen) publiziert wurde, das vom Duden
erheblich abwich. Man wollte einfach kurzzeitig Verwirrung verhindern und
hatte dabei schlicht nicht damit gerechnet, dass die Reform so lange dauert.
Varianten gab es ja trotzdem weiterhin genug (Leipziger und Mannheimer Duden,
Buchdruckerduden, auch verschiedene Dudenauflagen).
> Ich bilde mir ein, gehört oder gelesen zu haben, dass die -- in meinen
> Augen unmögliche -- Trennung von z.B. beis-sen ein Zugeständnis an die
> Schweiz war, damit die amtlichen Regelungen allgemeinverbindlich für
> DACH wurden. Ob dies zusammengesponnen ist oder zu Zeiten der Reform
> mehr oder weniger offiziell verlautbart wurde, weiß ich allerdings
> nicht.
Das ist ein Mythos. Das hat orthographietheoretische Gründe (über die man
streiten kann, wie über alle Festlegungen, aber trotzdem).Gallmann dazu:
"Diese Art Trennung ist übrigens ins neue Regelwerk aufgenommen worden – aber
nicht wegen der Schweizer, sondern aus rein eugraphischen Gründen: Doppel-s am
Zeilenanfang irritiert auch Leser, deren Idiolekt die standardsprachlichen
Phonem-Graphem-Korrespondenzen zugrunde liegen."
(http://www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Pub/Eszett_1997.pdf S. 5)
> Es kann aber ein Hinweis darauf sein, dass der Duden vor 1996
> eben nicht verbindlich für die Schweiz war.
Verbindlich wohl nicht (wie vemutlich auch nicht für die Österreicher). Aber
nach 1996 ist er es erst recht nicht (auch nicht für die Deutschen). Trotzdem
zieht ihr ihn für die neue Rechtschreibung zu Rate?
> Ich weiß es nicht. Wenn der Duden vor 1996 für die Schweiz maßgeblich
> war, schön. Ich würde es nur gern vermeiden, Regelwerken zu Rate zu
> ziehen, die gar nicht verbindlich sind/waren.
Verbindlich ist nur die Amtliche Regelung. Dass der Duden so lange ein Quasi-
Monopol hatte, ist mehr oder weniger ein Versehen. Jedenfalls ist er es
spätestens seit 1996 nirgends mehr.
Jedenfalls wurde und wird der Duden (neben dem für den druckgraphischen
Bereich geschriebenen Buch von Heuer) auch in der Schweiz zurate gezogen, wenn
es um die Rechtschreibung geht (wer schaut schon in die Amtlichen Regelungen?)
> Momentan werden aufgrund der unklaren Sachlage für die traditionelle
> Rechtschreibung in der Schweiz alle drei Schreibweisen unterstützt, mit
> ßs, sss und ss. Die Schreibungen mit ss existieren dabei in der
> Wortliste nur für CH:
Wie gesagt, es lässt sich sehr leicht zeigen, dass diese Schreibungen auch in
Deutschland und Österreich gebräuchlich waren. Kodizes und Praxis lassen sich
halt nicht immer unter einen Hut bringen.
Jedenfalls sehe ich keinen Grund, das als Schweizer Spezifikum anzusehen.
Viele Grüße
Jürgen
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