[Trennmuster] gswiss in language.dat
Stephan Hennig
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So Dez 8 17:22:25 CET 2013
Am 08.12.2013 10:56, schrieb Jürgen Spitzmüller:
> Stephan Hennig wrote:
>>
>> Finden diese Regeln denn in der Schweiz Anwendung?
>
> Ja, das durch KMK-Beschluss initiierte halbfaktische "Duden-Monopol" galt zwar
> nicht für die Schweiz (es gab dort bspw. immer auch noch den "Heuer", den ich
> aber gerade nicht vorliegen habe), aber der Duden ist ja eine DACH-
> Gemeinschaftsproduktion, er verstand sich also als verbindliches Regelwerk für
> Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Hmm, verstand /sich/ so. Aber ob die Schweizer ihn so verstanden, ist
eine andere Frage, über die ich gern offizielle Informationen hätte.
Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass es in der Schweiß gar
keine amtlichen Vorgaben zur Schreibung gab.
> Nein, in der Schweiz ist das ß mehrheitlich nicht mehr gebräuchlich, auch
> handschriftlich nicht. Es wurde aber niemals offiziell "abgeschafft", es ist
> einfach weitgehend außer Gebrauch geraten, v.a. wohl weil man auf Tatstaturen
> und in den Setzkästen Platz für die französischen Sonderzeichen brauchte;
> vielleicht haben auch, wie P. Gallmann argumentiert, phonologische Gründe
> mitgespielt:
> http://www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Pub/Eszett_1997.pdf
>
> Jedenfalls stehen hier nach dem Verständnis des Duden die zwei <s> in der Tat
> als "Ersatz" für ß, und die zitierte Regel trifft zu. Auch in der neuen
> "Amtlichen Regelung" heißt es ja noch:
> "Steht der Buchstabe ß nicht zur Verfügung, so schreibt man ss. In der Schweiz
> kann man immer ss schreiben." (§25 E2). Man beachte: _kann_.
> <ss> wird insofern also eine Ersatzvariante von <ß> verstanden.
Ich bilde mir ein, gehört oder gelesen zu haben, dass die -- in meinen
Augen unmögliche -- Trennung von z.B. beis-sen ein Zugeständnis an die
Schweiz war, damit die amtlichen Regelungen allgemeinverbindlich für
DACH wurden. Ob dies zusammengesponnen ist oder zu Zeiten der Reform
mehr oder weniger offiziell verlautbart wurde, weiß ich allerdings
nicht. Es kann aber ein Hinweis darauf sein, dass der Duden vor 1996
eben nicht verbindlich für die Schweiz war.
> Ich schaue gerne noch mal im Heuer nach, wenn ich ihn in die Hand bekomme.
>
>> Offene Probleme:
>>
>> 1. Wir können bisher weder die Schreibung mit sss noch mit ss durch
>> offizielle schweizer Regelwerke belegen.
>
> Was wären denn "offizielle Schweizer Regelwerke"?
Ich weiß es nicht. Wenn der Duden vor 1996 für die Schweiz maßgeblich
war, schön. Ich würde es nur gern vermeiden, Regelwerken zu Rate zu
ziehen, die gar nicht verbindlich sind/waren.
>> 2. Wie in der oben verlinkten Diskussion erwähnt, kann es Fälle geben,
>> in denen für die Schreibung mit sss weder Spalte 6 (traditionelle
>> Ersatzschreibung), noch Spalte 7 (reformierte Ersatzschreibung)
>> verwendet werden kann, zum Beispiel beim Wort Streckenmeßsignalgröße
>> (akademisch, ich weiß):
>>
>> traditionell: Strecken-mess-si-gnal-grö-sse
>> refomiert: Stre-cken-mess-si-gnal-grös-se
>> Schweiz: Strecken-mess-si-gnal-grös-se
>
> Inwieweit wäre das für die Dreikonsonantenregel relevant?
Momentan werden aufgrund der unklaren Sachlage für die traditionelle
Rechtschreibung in der Schweiz alle drei Schreibweisen unterstützt, mit
ßs, sss und ss. Die Schreibungen mit ss existieren dabei in der
Wortliste nur für CH:
Messignal;-2-;-3-;-4-;-5-;-6-;-7-;Me{ss/ss=s}i.gnal
Die Schreibungen mit sss auch für DA (alles ab Spalte 5 ist in irgend
einer Form Ersatzschreibung für ß):
Messsignal;-2-;-3-;Mess=si-gnal;-5-;Mess=si-gnal;Mess=si-gnal;-8-
Wie man sehen kann ist in der letzten Zeile Spalte 8 leer. Für die
Schreibung in der Schweiz wird also auf Feld 6 oder 7 zurückgegriffen.
Was aber nicht immer funktioniert. Beim Wort Streckenmesssignalgrösse
würde in beiden Spalten eine für die Schweiz falsche Trennung stehen
(siehe oben). Feld 8 müsste also explizit ausgefüllt werden, was bisher
jedoch systematisch (?) nicht erfolgt.
>> Deshalb ja "ss. Kann man in " nicht auch zwei Zeichen vorausschauen?
>
> Nein, die Babel-Shortcuts sind immer auf zwei Zeichen begrenzt. Man könnte das
> sicher hintricksen, aber ich halte das für keine gute Idee, wenn sich "ss in
> swissgerman zu ss (bzw. ss-s) auflösen würde, in german und austrian aber in
> ßs, zumal dann nicht, wenn die Dreikonsonantenregel für s gar nicht zutrifft
> und wenn wir zudem das "s als Kürzel für ß auch in swissgerman weiter anbieten
> wollen.
Ja, das stimmt. Man könnte überlegen, das Verhalten von "ss
konfigurierbar zu gestalten, also entweder ßs oder sss oder ss. Nur
eine Idee.
> Man könnte natürlich trotzdem ein Kürzel anbieten, das für entsprechende Fälle
> (die es ja faktisch offenbar gibt) entsprechend auflöst.
> Wie wäre es mit "3s und "3S?
> Das könnte auch für deutschländische Texte (vor 1901) nützlich sein.
Meinem persönlich Empfinden nach fallen Ziffern in Wörtern ganz schön
aus der Rolle. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich die
vorziehen, z.B. "s_ oder "$ oder ... Oder wie oben erwähnt, könnte man
das Verhalten von "ss konfigurierbar machen (mit Vorgabe 'ßs', wie es
mit 'german' bisher der Fall ist).
Allerdings habe ich mich mit den Besonderheiten der Schweizer
Rechtschreibung nur beschäftigt, um die fehlende Babel-Unterstützung im
Paket dehyph-exptl rudimentär zu dokumentieren, in der Hoffnung, jemand
nimmt sich des Problems irgendwann an. (Das Format der Wortliste wird
von der Frage auch berührt.) Gibt es nun endlich Babel-Unterstützung
für Schweizer Autoren, möchte ich Entscheidungen zur
Benutzerschnittstelle gern den fachlich und organisatorisch betroffenen
überlassen. :-)
Viele Grüße,
Stephan Hennig
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