[Trennmuster] gswiss in language.dat

Jürgen Spitzmüller spitz at lyx.org
So Dez 8 10:56:40 CET 2013


Stephan Hennig wrote:
> > "Treffen drei s aufeinander, wenn es als Ersatz für ß steht (zum Beispiel
> > bei einer Schreibmaschine ohne ß), dann werden immer alle drei s
> > geschrieben, also auch bei folgendem Vokal. Kongressstadt, Fusssohle,
> > Masssachen"
> > (Duden 20/1991, S. 61 = R 204)
> 
> Finden diese Regeln denn in der Schweiz Anwendung?

Ja, das durch KMK-Beschluss initiierte halbfaktische "Duden-Monopol" galt zwar 
nicht für die Schweiz (es gab dort bspw. immer auch noch den "Heuer", den ich 
aber gerade nicht vorliegen habe), aber der Duden ist ja eine DACH-
Gemeinschaftsproduktion, er verstand sich also als verbindliches Regelwerk für 
Deutschland, Österreich und die Schweiz.

> Dann finden dort
> auch die Regeln zur Schreibung mit ß Anwendung?  Wird Straße
> handschriftlich mit ß geschrieben?

Nein, in der Schweiz ist das ß mehrheitlich nicht mehr gebräuchlich, auch 
handschriftlich nicht. Es wurde aber niemals offiziell "abgeschafft", es ist 
einfach weitgehend außer Gebrauch geraten, v.a. wohl weil man auf Tatstaturen 
und in den Setzkästen Platz für die französischen Sonderzeichen brauchte; 
vielleicht haben auch, wie P. Gallmann argumentiert, phonologische Gründe 
mitgespielt:
http://www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Pub/Eszett_1997.pdf

Jedenfalls stehen hier nach dem Verständnis des Duden die zwei <s> in der Tat 
als "Ersatz" für ß, und die zitierte Regel trifft zu. Auch in der neuen 
"Amtlichen Regelung" heißt es ja noch:
"Steht der Buchstabe ß nicht zur Verfügung, so schreibt man ss. In der Schweiz 
kann man immer ss schreiben." (§25 E2). Man beachte: _kann_.
<ss> wird insofern also eine Ersatzvariante von <ß> verstanden.

Ich schaue gerne noch mal im Heuer nach, wenn ich ihn in die Hand bekomme.

> Offene Probleme:
> 
> 1. Wir können bisher weder die Schreibung mit sss noch mit ss durch
> offizielle schweizer Regelwerke belegen.

Was wären denn "offizielle Schweizer Regelwerke"?

> 2. Wie in der oben verlinkten Diskussion erwähnt, kann es Fälle geben,
> in denen für die Schreibung mit sss weder Spalte 6 (traditionelle
> Ersatzschreibung), noch Spalte 7 (reformierte Ersatzschreibung)
> verwendet werden kann, zum Beispiel beim Wort Streckenmeßsignalgröße
> (akademisch, ich weiß):
> 
> traditionell:   Strecken-mess-si-gnal-grö-sse
> refomiert:     Stre-cken-mess-si-gnal-grös-se
> Schweiz:        Strecken-mess-si-gnal-grös-se

Inwieweit wäre das für die Dreikonsonantenregel relevant?

> Deshalb ja "ss.  Kann man in " nicht auch zwei Zeichen vorausschauen?

Nein, die Babel-Shortcuts sind immer auf zwei Zeichen begrenzt. Man könnte das 
sicher hintricksen, aber ich halte das für keine gute Idee, wenn sich "ss in 
swissgerman zu ss (bzw. ss-s) auflösen würde, in german und austrian aber in 
ßs, zumal dann nicht, wenn die Dreikonsonantenregel für s gar nicht zutrifft 
und wenn wir zudem das "s als Kürzel für ß auch in swissgerman weiter anbieten 
wollen.

Man könnte natürlich trotzdem ein Kürzel anbieten, das für entsprechende Fälle 
(die es ja faktisch offenbar gibt) entsprechend auflöst.
Wie wäre es mit "3s und "3S?
Das könnte auch für deutschländische Texte (vor 1901) nützlich sein.

Grüße
Jürgen




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