[Trennmuster] Teltower

Guenter Milde milde at users.sf.net
Fr Mär 30 23:34:42 CEST 2012


On 29.03.12, Stephan Hennig wrote:
> Am 26.03.2012 14:29, schrieb Guenter Milde:
> > On 23.03.12, Stephan Hennig wrote:
> >> Am 22.03.2012 14:04, schrieb Guenter Milde:

> > Eher ist der Zusatz 
> > 
> >   In Ableitungen von Namen auf -ow bleibt -ow ungetrennt; denn es ist ein
> >   Laut (K 80).
> > 
> > zur Regel K 91 im vorreformatorischen Duden
> > 
> >   Ableitungen von Namen werden regelmäßig getrennt, welbst wenn sich das
> >   Namensbild darurch ändert.
> >   
> > weggefallen, weil auch die Regel K 80
> > 
> >   Vokale mit zwei oder mehr Lautzeichen, die eine Klangeinheit bilden
> >   (einlautige Vokalgruppen in Fremdwärtern, Doppelvolkale, Diphtonge oder
> >   Vokal + Dehnungs-h) dürfen in sich nicht getrennt werden.
> > 
> > 
> > in den neuen "amtlichen Regeln" entfallen ist.
> > 
> > Die "amtlichen Regelungen" (2006) übernehmen eine Variante von K 81
> > 
> >   Zusammenstoßende Vokale dürfen getrennt werden, wenn jeder einzelne
> >   silbisch ausgesprochen wird.
> > 
> > in Paragraph § 109 (Vokale -> Vokalbuchstaben)
> > 
> >   Zwischen Vokalbuchstaben, die zu verschiedenen Silben gehören,
> >   kann getrennt werden.
> > 
> > und beziehen sich auch in § 110 explizit auf Buchstaben:
> > 
> >   Steht in einfachen oder suffigierten Wörtern zwischen Vokalbuchstaben
> >   ein einzelner Konsonantenbuchstabe, so kommt er bei der Trennung auf
> >   die neue Zeile. Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben dazwischen, so
> >   kommt nur der letzte auf die neue Zeile.
> > 
> > Damit muß nicht länger zwischen Dehnungs-h (Müh-sal) und Silbentrenn-h
> > (Mü-he) unterschieden werden.

> So in etwa.  Es fehlt nur noch ein ausdrückliches Beispiel für die
> Trennung von Teltower.

Ja.

> > Ein "Nebeneffekt" ist, daß damit auch andere stumme Konsonanten wie
> > silbentrenner behandelt werden und auf die neue Zeile kommen
> > Trepto-wer analog zu Ge-her.

...

> Ich sehe einen klaren Unterschied zwischen dem stummen w und dem
> Dehnungs-h.  Das h wird beim sehr langsamen Sprechen sehr wohl gehaucht,
> das w jedoch niemals gesprochen.

Bei gehen ja, aber auch wenn ich mir viel Mü-he gebe, klingt es eher nach
Mü-je als nach Mü He, aber das mag von Sprecher zu Sprecher verschieden
sein.

> Der Diphthong ow wird beim Sprechen
> eher wie au in Bau-er behandelt (§ 109).

Im Deutschen ist der Digraph ow in slawischenstämmigen Namen kein
Diphthong. Das w ist stumm genau wie wenn da Treptoer stünde. 
(Und auf keinen Fall ein "au" wie im Tower;-2-;Tow-er;To.w-er von London.)


> Mangels besseren Überblicks über die Literatur kann ich hier leider nur
> die Wikipedia zitieren,
> <URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungszeichen#Dehnungs-h>

>     Ursprünglich stand das Dehnungs-h in Wörtern wie sehen und
>     ziehen und wurde dort auch ausgesprochen, der vorausgehende
>     Vokal frühneuhochdeutsch gedehnt, weil er in offener Silbe
>     steht. Mit dem Verstummen des h im Standarddeutschen wurde
>     es als Dehnungszeichen verstanden [...]

> Und weiter zu -ow,
> <URL:http://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungszeichen#Dehnungs-w_im_Digraph_-ow->:

>     Das w wird im deutschen stumm gesprochen, um das vorangehende
>     o zum Phonem /o:/ zu verlängern. Im Sorbischen, der slawischen
>     Sprache, die heute noch in manchen Gegenden dort gesprochen
>     wird, wird [w] in der Lautsprache als unsilbisches u gesprochen.
>     Im Mittelalter gab es auch im Deutschen das w als u (Gaue von
>     Alamannien, Schwaben, dem Elsass und von Hochburgund).

Wenn wir schon beim Wikipedia zitieren sind:

   Slawische Ortsnamen auf -ow oder -ov

   Bei der Endung -ow und -ov handelt es sich um ein patronymes
   beziehungsweise besitzanzeigendes, also possessivisches Suffix aus
   Personennamen, wie die Endungen -itz und -witz.

   -- http://de.wikipedia.org/wiki/Namen_auf_-ow

Sorbisch kann ich nicht, aber im Polnischen, Tschechischen, Bulgarischen
und Russischen wird die Genitivendung ow/ov nicht als Diphthong, sondern
als "of" gesprochen (vgl. die Umschreibung Dimitroff und die Aussprache
russischer Namen wie Iwanow).

> Vorausgesetzt der Inhalt der Wikipedia entspricht in diesem Fall keiner
> Einzelmeinung, würde dies nicht die Behandlung des Diphthongs ow analog
> zu au oder ie nach § 109 rechtfertigen, also Teltow-er wie Bau-er?

Sehe ich nicht so, denn:

* So wie das Dehnungs-h ist das Dehnungs-w im Standarddeutschen vertummt.

* §§ 109 und 110 sprechen explizit von Vokal-/Konsonantbuchstaben.




> >> <URL:http://141.74.33.52/stagn/Portals/0/101125_TopR5.pdf>.  Darin
> >> (hurra!) gibt es auch einen Abschnitt zur Silbentrennung:
> > 
> >>   1.1.15.1 Im Bedarfsfall (aus Platzgründen, auch zur
> >>   Verdeutlichung der Ausdehnung eines geographischen
> >>   Objektes oder des Schriftbildes in der Karte) wird die Sil-
> >>   bentrennung angewandt. Sie folgt den Regeln der deutschen Rechtschreibung.
> >>   NEU: Namen und Wörter können
> >>     a) nach Wortstämmen oder auch
> >>     b) nach Sprechsilben getrennt werden.
> >>   Beispiele: a) Eisen-ach  oder  b) Eise-nach
> >>              a) Main-au    oder  b) Mai-nau
> > 
> > Aber die Schlußsilbe -ow ist kein Wortstamm, sondern ein Suffix.
> > Vergleichbar ist daher z.B. Hal-lei-ner, was auch traditionell (wegen
> > K 91) nicht *Hal-lein-er getrennt werden darf.

> Gut, das schließt a) aus.  Was spricht gegen Teltow-er laut b)?  Ohne
> die amtlichen Regeln zu Rate zu ziehen?

Dagegen spricht, daß die Wortliste in Feld 4 die Trennungen nach den
amtlichen Regeln enthält. Wer diese Regeln ablehnt sollte die
Trennungen nach der Sprachreform von 1901 wählen.



> > Die Trennung nach Sprechsilben kann für stumme Buchstaben keine Zuordnung
> > zur ersten oder zweiten Silbe ergeben. Aber die Regel § 110 ist eindeutig
> > auf Konsonantbuchstaben bezogen, womit der stumme Konsonant auf die neue
> > Zeile kommt.

> Dieser ständige Bezug auf /Buchstaben/ ist das Übel.

Warum Übel? Im Gegensatz zum Tollpatsch ist hier keine Volksethymologie in
Erz gegossen.

Ich kann auch keine Verdunklung der Namensherkunft erkennen, wenn
Trep-to-wer analog zu Kra-ko-wi-ak (von Krakow, laut Duden (2006)
unverändert) getrennt wird.


Günter
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  schrieb Guenter Milde: > > On 23.03.12, Stephan Hennig wrote: > >> Am 22.03.2012
   14:04, schrieb Guenter Milde: > > Eher ist der Zusatz > > > > In Ableitungen
   von Namen auf -ow bleibt -ow ungetrennt; denn es ist ein > > Laut (K 80).
   > > > > zur Regel K 91 im vorreformatorischen Duden > > > > Ableitungen von
   Namen werden regelmäßig getrennt, welbst wenn sich das > > Namensbild darurch
   ändert. > > > > weggefallen, weil auch die Regel K 80 > > > > Vokale mit
  zwei oder mehr Lautzeichen, die eine Klangeinheit bilden > > (einlautige Vokalgruppen
   in Fremdwärtern, Doppelvolkale, Diphtonge oder > > Vokal + Dehnungs-h) dürfen
   in sich nicht getrennt werden. > > > > > > in den neuen "amtlichen Regeln"
   entfallen ist. > > > > Die "amtlichen Regelungen" (2006) übernehmen eine
  Variante von K 81 > > > > Zusammenstoßende Vokale dürfen getrennt werden,
  wenn jeder einzelne > > silbisch ausgesprochen wird. > > > > in Paragraph
  § 109 (Vokale -> Vokalbuchstaben) > > > > Zwischen Vokalbuchstaben, die zu
   verschiedenen Silben gehören, > > kann getrennt werden. > > > > und beziehen
   sich auch in § 110 explizit auf Buchstaben: > > > > Steht in einfachen oder
   suffigierten Wörtern zwischen Vokalbuchstaben > > ein einzelner Konsonantenbuchstabe,
   so kommt er bei der Trennung auf > > die neue Zeile. Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben
   dazwischen, so > > kommt nur der letzte auf die neue Zeile. > > > > Damit
   muß nicht länger zwischen Dehnungs-h (Müh-sal) und Silbentrenn-h > > (Mü-he)
   unterschieden werden. [...] 

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