[Trennmuster] Teltower

Guenter Milde milde at users.sf.net
Do Mär 22 14:04:01 CET 2012


On 21.03.12, Stephan Hennig wrote:
> Am 21.03.2012 22:03, schrieb Guenter Milde:
> >  On 20.03.12, Stephan Hennig wrote:

...

> >> Ich hatte bisher den Eindruck, bei der Reform der Rechtschreibung
> >> sei die Buchstabenfolge ow für [o:] unter den Tisch gefallen und
> >> die unterdrückte Trennung Telto-wer ließe sich allein mit dem
> >> Reformduden nicht rechtfertigen.


> >> Ich erinnere mich an eine längere Diskussion zu dem Thema auf der
> >> alten trennmuster-opensource-Liste.  Mit Tel-tow-er könnte ich
> >> mich anfreunden.  Kann bitte jemand mit einem 2006er Duden im 
> >> Wortverzeichnis nachsehen, ob dort eine ow-er-Trennung verzeichnet
> >> ist?
> > 
> > Der Reform-Reform-Duden (24. Auflage, 2006) schreibt im
> > Duden-Regelteil unter K 165 explizit und in rot (i.e. neu):
> > 
> > Das stumme w in der Namensendung »-ow« wird wie andere Konsonanten 
> > behandelt.

> Oh-weh!  Nun gut, das ist keine amtliche Regel.

> >  Die angehängten "amtlichen Regelungen" erwähnen "-ow" nicht.

Allerdings ist es sehr plausibel, daß eine in den amtlichen Regeln nicht
erwähnte Ausnahme nicht fortgeschrieben ist. Insbesondere wenn man die
Tatsache betrachtet, daß die Abschaffung von Ausnahmen ein wesentliches
Ziel der Rechtschreibreform war. Ich sehe die nichtamtlichen Duden-Regeln
hier eher als einen "Kommentar" denn als willkürliche Setzung.


> Ich beziehe mich im folgenden auf die amtlichen Regeln unter
> <URL:http://www.ids-mannheim.de/service/reform/>.  Auf Seite 16 heißt es
> dort:

>   (3.2) Für Eigennamen (Vornamen, Familiennamen, geografische Ei-
>   gennamen und dergleichen) gelten im Allgemeinen amtliche Schrei-
>   bungen. Diese entsprechen nicht immer den folgenden Regeln.

> Wenn die heutigen amtlichen Regeln nicht verbindlich für die Schreibung
> von Eigennamen sind (aus gutem Grund), sind sie dann verbindlich für
> deren Trennung?  Ich meine, nein.

Ich meine, schon. 

Ich würde die Trennung amtlicher Namen wie Ableitungen (z.B. Plauen -
plauener vs. plauensche) behandeln, also den allgemeingültigen Regeln
unterwerfen. Es sei denn, eine amtliche Namensschreibung legt auch eine
amtliche Trennung fest -- dazu ist mir aber kein Beispiel bekannt.



Anstelle nach Schlupflöchern zu suchen, um ungeliebte Trennungen 
vermeiden zu können, sollten wir lieber alle erlaubten Trennungen der
entsprechenden Sprachvariante markieren und die "Hausorthographie" über
die Wichtungen implementieren. (So weiß ein Lehrer, der in der
"wortliste" nachsieht, daß er dem Schüler für die Trennung "Telto-wer
Rübchen" keinen Punkt abziehen soll, ohne daß die TeX-Trennmuster eine solche
Trennung verzapfen.)


> > Ich schlage vor, für die Reformschreibung diese Trennung zu 
> > übernehmen, also
mit Wichtung:

  Teltower;-2-;Tel-tow-.er;Tel-to-.wer   # stummes w in Endung ow

(meinetwegen auch mit mehreren Punkten um die großen Bauchschmerzen mit
dieser Trennung deutlich zu machen).



Konsequent gedacht würde das bedeuten, auch solche dämlichen Trennungen
wie Pu-b-..li-kum (aber nicht die zurückgenommenen wie A-.bend) in
'de-1996' auszuzeichnen und als ungünstig zu markieren. Ich denke es
ist nicht dringend, solche Änderungen, die sich im praktischen Gebrauch
nicht auswirken, in die Wortliste aufzunehmen. Aber diese Möglichkeit offen
zu halten und zu dokumentieren halte ich für sinnvoll.



> Die Liste war lediglich als Hilfe zum Nachschlagen im Duden gedacht.
> Flatow und Güstrow sind mir schon im Duden begegnet. Grabow und Teltow
> geben aufgrund der regional benannten kulinarischen Spezialitäten ideale
> Beispiele für Nachschlagewerke ab. Treptow und Rathenow, nun ja.
> Ersteres ist ein bekannter Berliner Stadtteil. Und ich meine, letzteres
> wäre mir auch schon einmal irgendwo begegnet. 

Brillen aus Rathenow, der Autor Lutz Rathenow, ...

> Die Mehrzahl der auf -ow endenden Orte wird es dagegen nicht in ein
> Nachschlagewerk zur Rechtschreibung schaffen. :)

Das hängt davon ob, wie literturinteressiert die Autoren des
Nachschlagewerkes sind:

  Linow, Lindow,
  Rhinow, Glindow
  Beetz und Gatow,
  Dreetz und Flatow,
  Bamme, Damme, Kriele, Krielow,
  Petzow, Retzow, Ferch am Schielow,
  Zachow, Wachow und Groß-Bähnitz,
  Marquardt an der stillen Schlänitz,
  Senzke, Lenzke und Marzahne,
  Lietzow, Tietzow und Rekahne,
  und zum Schluß in dem leuchtenden Kranz:
  Ketzin, Ketzür und Vehlefanz. 

  -- aus Fontanes 3. Bd. der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg",
     gefunden auf http://www.cll.uni-trier.de/CLL/Interaktive%20Uebungsaufgaben%20%28Praxis%20-%20Textbestimmung,%20in%20Arbeit%29/Namenkunde/Die%20Bildungsweise%20der%20deutschen%20Ortsnamen


viele Grüße

Günter



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