[Postfixbuch-users] Rejects mit Ironports?!
lars
lars at brainlift.de
Sa Feb 21 21:58:36 CET 2009
hallo, liste,
ich schweife etwas ab - aber zum Thema Ironport eine nette Geschichte
als Erbauung zum Abend:
1 (ein) Debianserver mit Postfix /Postgrey/Policyd/Amavis/
Spamassassin / Squirrelmail versorgte an der kleinsten Hochschule des
kleinsten Bundeslandes seit mehreren Jahren etwa 800 Userkonten und
diente nebenbei noch als Gateway für einen Exchangeserver.
Hardwareaufwand: ein längst abgeschriebener Server. Wartungsaufwand:
etwa 3 - 5 Stunden monatlich. Spamerkennungsrate so hoch, dass
BenutzerInnen sich beschwerten, wenn mal zwei Spams pro Woche
durchkamen.
Dann kamen die Schlipsträger in die Chefetage, dem It-Verantwortlichen
fiel auf, dass solch eine "selbstgebastelte" Linuxserverlösung "nicht
mehr zeitgemäß" sei, und es kamen die Herren der Firma
"Alligatior" (Name geändert ;-)) und empfahlen die Ironport C150 als
so genannte "Systemlösung". Preis: 25000,- Euro für einen 2er-Cluster
inklusive Lizenzen für 3 Jahre (nach 3 Jahren wird man dort nachkarten
bzw -zahlen müssen).
Kleine Überraschung beim "Beratungs"-gespräch: "Wie, Sie haben fast
1000 Userkonten?? Sorry, da reicht die C150 nicht mehr, da werden wir
die C350 nehmen müssen." Preis: wurde mir als erklärtem Anhänger der
bestehenden OpenSource-Lösung nicht mehr mitgeteilt, dürfte aber
irgendwo zwischen 30000,- und 35000,- Euro gelegen haben (!).
Dann kam die Teststellung. Der Postfix blieb in Betrieb, weil er per
Webmail die User versorgt. Jeden Morgen kurz nach 6 Uhr ist der Server
aus Backupgründen für wenige Augenblicke unter Port 25 nicht
erreichbar - IronPort 1 wurde seine Mail also für einige Sekunden
nicht los, stellte daraufhin den Dienst ein, IronPort 2 übernahm,
wurde die Mails natürlich wieder los, aber IronPort 1 schickte Alarm
und nahm erst Stunden später wieder ihren Dienst auf.
Frage des IT-Verantwortlichen: "Was ist denn da schon wieder mit dem
Postfix??"
Einen Tag später fanden die Alligatior-Leute den "Fehler" übrigens,
der sicher weder von Bug noch Feature, aber wohl von einem schlecht
konfigurierten IronPort-System zeugt; dass aber solche hirnrissigen
Systemwechsel überhaupt möglich sind und von den IT-Verantwortlichen
nicht hinterfragt, sondern unkritisch bejubelt werden, ist für mich
das Erschreckende an dieser Geschichte. Und das noch mit Steuergeldern
in einem Bundesland, welches nicht gerade durch üppige Einzahlungen in
den Länderfinanzausgleich berühmt ist ...
Hat eigentlich jemand die Emailadresse des Rechnungshofs?
Wir haben letzte Woche übrigens gerade wieder mal einen Kunden von
einem externen Dienstleister auf eigenes Mailhosting (natürlich mit
Postfix) umgestellt - nach durchschnittlich täglich 600 Spams im
Sammelpostfach *vor* der Umstellung hatten wir dort im Verlauf von
sechs Tagen insgesamt (!) derer noch ganze 5 (fünf) Stück.
Schöne Grüsse
Lars aus Bremen
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