[Postfixbuch-users] Welches Betriebssystem

Peer Heinlein p.heinlein at jpberlin.de
Do Nov 11 23:14:05 CET 2004


Am Donnerstag, 11. November 2004 22:45 schrieb Clemens Gogolin:


> ABER auf dem Debian-Sektor naht Rettung: Sarge soll demnächst
> "stable" werden! (inkl. Kernel 2.6)- und ich glaube, man kann es
> versuchen. Jedenfalls probiere ich Sarge auf einem BackupSever im

Ich habe mich in den letzten Monaten immer und immer wieder mit dem für 
mich "faszinierenden" Phänomen Debian beschäftigt.

Es mag viele Gründe für Debian geben, von denen ich auch fast alle 
anerkenne. Das will ich gar nicht diskutieren. Viele der seit Jahren 
gebetsmühlenartig wiederholten Argumente ("Installation per apt-get" 
etc.) sind im Falle SuSE vollständig wiederholt, ebenso wie das nicht 
totzukriegende Gerücht, SuSE wäre nicht ohne YaST administrierbar und 
würde ständig Configs überschreiben.

Diese ganzen Faktoren mal beiseite -- für mich läßt das nur den Schluß 
zu, daß es eigentlich shitegal ist, man soll das System nehmen, daß man 
am besten im Griff hat, denn das System ist immer nur so gut wie der 
Administrator einerseits und die System-Configuration andererseits. Und 
ob Debian oder SuSE, ein Apache ist Apache, ein Postfix ist Postfix und 
auch iptables geht bei Debian oder SuSE keinerlei unterschiedliche 
Wege.

Aaaaaaaaaaber: Das ebenfalls nicht totzukriegende Argument des "stable" 
verschafft mir mittlerweile mehr als einen dicken Hals.

De facto dürfte es kaum jemanden geben, der ein Debian-System 
tatsächlich "stable" betreibt, weil Debian schlichtweg sonst VÖLLIG 
veraltet ist und keinesfalls auf aktueller Hardware läuft. In 
Wirklichkeit betreibt jeder doch sein Debian auf unstable/testing, aber 
alle faseln nur c00l davon wie "stable" dieses Debian doch ist. In 
wirklichkeit haben sie eh fast alle einen unstable-Kernel drauf, eine 
unstable-glibc nachgeholt und alles mögliche auf unstable geupdated 
oder gebackportete Pakete installiert (die ebenfalls als "non-stable" 
zu betrachten sind.

Wir haben in unserem Serverpark keinesfalls "neueste" Hardware. Das sind 
zwar täglich neu gekaufte Maschinen, aber das Board darin wird vom 
Hersteller mittlerweile schon als "veraltet" geführt. 
3ware-RAID-Controller sind ebenfalls nicht erst dieses Jahr erfunden 
worden und eine Etherpro 100-Netzwerkkarte von Intel ist auch nicht von 
letzter Woche.

De facto ist auf diesen Systemen unmöglich ein Debian-stable benutzbar. 
ein Kunde hatte es sich LEIDERSEUFZ neulich gewünscht. Ohne 
glibc-Update war da nix zu machen, anderer Kernel mußte auch rauf, 
keine Chance.

KLAR: *JETZT* läuft es. Auch nett und stabil. Aber bei dem ganzen 
rumgemurkse und der ganzen Einspielerei frage ich mich sehr ernsthaft, 
ob ich nicht mit einer aktuellen SuSE + Updates oder einem aktuellen 
SLES, die beide einheitlich von SUSE in sich stimmig zusammengebaut 
wurden, auf der besseren Seite bin (andere Faktoren, s.o., mal 
beiseite).

Natürlich: Ein aktuelles beinahe-Sarge installiert sich auf diesen 
Maschinen problemlos. Der Schluß liegt nahe zu sagen: "Wenn Sarge da 
ist, dann packen wir überall Sarge rauf, das läuft ja dann stable".

Aber was ist in zwei Jahren? Der Sarge-Nachfolger ist noch nicht da, 
Netzwerkkarten mit 100 MBit gibt`s nicht mehr, die neuen Interfaces 
kennt der Sarge-Kernel nicht, neue RAID-Controller ebenfalls nicht, die 
neuen Boards auch nicht...

In zwei Jahren werde ich also wieder alles aus 
unstable/testing/backported zusammenschustern müssen und mir einen XXXX 
ärgern, wenn ich im Rechenzentrum mit Orginal-CDs nicht klarkomme, 
sondern alles mögliche zusammensuchen und dazuladen muß.

Wenn ich davon ausgehe, daß ich absofort keien neue Hardware mehr 
einsetze / kaufe, dann könnte ich Sarge nehmen. Da ich davon ausgehe, 
daß in ein/zwei Jahren zwangsläufig nur noch neue Serverhardware  zu 
kaufen ist, dann setze ich Debian lieber NICHT ein.

Oder man ist so realistisch zu sagen, daß man ehrlicherweise sowieso 
alles auf unstable/testing laufen läßt -- dann aber bitte auch nicht 
mehr dieses ewige stable-stable-stable-Argument wiederholen und 
anbringen. Das Zeug ist nicht mehr und nicht weniger stable als eine 
gute andere Distri.

Vielleicht habe ich es ja auch einfach nur nicht kapiert. Aber ich habe 
mir jetzt so oft Debian-Vorträge von echt kompetenten Leuten angehört 
und bin immer wieder kopfschüttelnd herausgegangen -- mit dem Schluß, 
daß ich es in der Theorie schön ist, im Arbeitsalltag für mich aber 
unbenutzbar.

So, soll jetzt kein Glaubenskrieg werden. Wie gesagt: Wer meint Debian 
besser im Griff zu haben als andere Distris, soll die nehmen. Ich kann 
nur diese (für mich nicht korrekten) "Gerüchte" ständig hören...

> BackEnd aus. Wenn das gut geht - wird mein Woody in der DMZ auch in
> Sarge gewandelt.

Was passiert, wenn Du einen neuen Rechner in zwei Jahren benötigst?

Wechselst Du dann wieder zurück?

Peer



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