[Pirateninfo] FW:Grüne Gentechnik bringt Risiken für Kleinbauern und fördert Agrarfabrik en

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Mit Jun 16 10:22:13 CEST 2004


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From: "Kein Patent" <keinpatent at keinpatent.de>
Sent: Tuesday, June 08, 2004 7:23 PM
Subject: taz-Serie "Grüne Gentechnik": Risiken (taz; GeNPost)


Genpflanzen machen reich und glücklich - im Werbespot

Die grüne Gentechnik bringt wirtschaftliche Risiken für Kleinbauern und 
fördert die Agrarfabriken. Versicherungen scheuen das Gentech-Geschäft

BERLIN taz  Die Daten kamen ausgerechnet aus den USA. Das
Landwirtschaftsministerium (USDA), das nicht als Gegner der grünen
Gentechnik gilt, erklärte: Amerikanische Bauern werden von genveränderten
Organismen (GVO) wahrscheinlich nicht mehr ernten als im konventionellen
Anbau. Auch der Verbrauch von Giften gegen Kräuter und Insekten sei nicht
gesunken, so das USDA.

Die Aussage widerspricht nicht nur den Werbeslogans der Gentechkonzerne, sie
verweist auch auf einen Aspekt, der in der Debatte um die Gentech auf dem
Acker bisher kaum berücksichtigt wird: die ökonomischen Risiken für die
Anbauer der Designerplanzen.

"Wenn die grüne Gentechnik kommt, bedeutet das erst einmal höhere Kosten für
die Bauern", sagt Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Jede Probe, ob die Ernte
GVO-belastet sei, jedes Zertifikat über GVO-Freiheit, jeder Nachweis einer
Verunreinigung durch die GVO-Pollen des Nachbarn kosteten extra Geld.

Wirklich teuer wird es, wenn wegen GVO-Ernten die Verarbeitungs- und
Tansportwege der Ernten getrennt werden müssen: Eigene Lkws, eigene Silos,
eigene Güterwaggons für GVO- und genfreie Ladungen werden den Bauern in
Rechnung gestellt, befürchtet Janßen. Ein Gutachten des Fraunhofer-Instituts
für Systemforschung kommt zu einem ähnlichen Schluss: Die Einführung der
Gentechnik bringe einen wirtschaftlichen Nutzen "insbesondere für
wachstumsorientierte Betriebe" - also die klassische industrielle
Agrarfabrik. "Bei kleinen und wachstumsschwächeren Betrieben ist eher eine
Verstärkung des innersektoralen Strukturwandels und eine Abwanderung von
Arbeitskräften zu befürchten."

Auch die Einführung der Gentechnik in der Tierzucht könne die Großen
begünstigen und "insgesamt zu einer Verringerung von Betrieben und
Arbeitsplätzen im Agrarbereich führen. Zu Deutsch: Gentechnik macht die
Großen konkurrenzfähiger und drückt die Kleinen noch mehr an die Wand.

Ein weiteres wirtschaftliches Risiko ist die Frage der Haftung für mögliche
Schäden durch GVO. Die Versicherungen sind sehr zurückhaltend. Der
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat "erhebliche
Bedenken", dass das Risiko überhaupt versicherbar ist. Schließlich decke die
Haftpflichtversicherung nur unvorhergesehene Risiken. Doch Pollenflug ist
für die Versicherer ein "vorhersehbares, vermeidbares" Risiko. Für die
Münchner Rückversicherung ist deshalb klar: "Die Bauern sind unserer Meinung
nach das schwächste Glied der Kette. Bestehende übliche Deckungssummen für
landwirtschaftliche Betriebe müssten zur Deckung von Gentechnikrisiken
erhöht werden, was eine finanzielle Belastung für die Bauern bedeuten
würde."

Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht diese Risiken nicht. Der Bauer kaufe
genauso das Saatgut und bediene die gleichen Maschinen bei GVO wie bei
genfreier Produktion, erklärt ein Sprecher. Das Hauptproblem der Bauern, so
der DBV, sei das Höfesterben, der Strukturwandel von vielen kleinen zu
wenigen großen Betrieben. Von den derzeit noch etwa 350.000 Höfen in
Deutschland werden jedes Jahr etwa 3 Prozent, über 10.000 Höfe, aufgegeben.
Die bewirtschaftete Fläche, die produzierte Menge und die Preise bleiben
aber etwa gleich: Immer weniger Höfe und immer weniger Bauern produzieren
immer mehr.

Der Druck auf die Kleinen stellt jedoch wieder eine Verbindung zur
Gentechnik her: Georg Janßen sieht eine weitere Gefahr. "Wenn sich die
Kosten verschärfen und die Bauern so mit dem Rücken an der Wand stehen, kann
ihnen der Handel leicht billiges Futter aus GVO-Soja anbieten. Dann ist die
Versuchung sehr groß."

BERNHARD PÖTTER

taz 
5.6.2004, Seite 4

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