[IMI-List] [0590] Studie: Bundeswehr-Eckpunkte / Analyse: Rüstungsprojekte / Podcast
IMI-JW
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Mi Mai 26 17:14:47 CEST 2021
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0590 .......... 24. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos)........ https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste/
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) Hinweise auf neue Texte sowie den neuen antimilitaristischen Podcast;
2.) den Hinweis auf eine soeben erschienene IMI-Studie zu den neuen
Eckpunkten des Verteidigungsministeriums, in denen ein weitgehender
Umbau der Truppen angeschoben wird;
3.) eine IMI-Analyse zum Versuch, Rüstungsgroßprojekte noch vor den
Bundestagswahlen außerhalb des Verteidigungshaushaltes durchzudrücken.
1.) Neue Texte und Podcast
Neue Artikel sind erschienen u.a. zu den Sahel-Leitlinien der
Bundesregierung, der Privatisierung der Verwundetenevakuierung in Mali
und zu Drohnen im Mittelmeer für die Festung Europa.
In der mittlerweile 25. Ausgabe des Antimilitaristischen Podcasts geht
es um die Themen EU-Einsatz in Mosambik, BND und Protest gegen das KSK.
IMI-Standpunkt 2021/026
„Neue“ Strategische Leitlinien Sahel
http://www.imi-online.de/2021/05/21/neue-strategische-leitlinien-sahel/
Christoph Marischka (21. Mai 2021)
IMI-Mitteilung
Antimilitaristischer Podcast Ausgabe 25
EU-Einsatz in Mosambik, BND, Protest gegen KSK
http://www.imi-online.de/2021/05/20/antimilitaristischer-podcast-ausgabe-25/
(20. Mai 2021)
IMI-Analyse 2021/24
Drohnen für die Festung Europa
Unbemannte Überwachung des Mittelmeeres
http://www.imi-online.de/2021/05/20/drohnen-fuer-die-festung-europa/
Matthias Monroy (20. Mai 2021)
IMI-Standpunkt 2021/025
Laschets Welt
Außen- und sicherheitspolitische Grundsatzrede
http://www.imi-online.de/2021/05/20/laschets-welt/
(20. Mai 2021)
IMI-Standpunkt 2021/024
Wer Wind säht, wird im Sturm nicht mehr gerettet
Die Privatisierung der Verwundetenevakuierung in Mali
http://www.imi-online.de/2021/05/19/wer-wind-saeht-wird-im-sturm-nicht-mehr-gerettet/
Emma Fahr (19. Mai 2021)
2.) Studie: Kalter-Krieg 2.0: Eckpunktepapier zur Zukunft der Bundeswehr
IMI-Studie 2021/05
Bundeswehr der Zukunft
Eckpunkte für den Kalten Krieg 2.0
http://www.imi-online.de/2021/05/26/bundeswehr-der-zukunft/
Martin Kirsch (26. Mai 2021)
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Zorn
haben am 18. Mai 2021 ihre „Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft“
veröffentlicht.[1] Dabei handelt es sich um nichts weniger als die
strategische Neuausrichtung der Bundeswehr und ihrer Führungsstrukturen.
Oberste Prämisse ist die Bereitschaft zur sogenannten Landes- und
Bündnisverteidigung. Die Bundeswehr soll an der Spitze schlanker und in
der Breite schneller, flexibler, dezentraler, eigenverantwortlicher und
damit einsatzbereiter werden. In einem Wort: kriegsbereit.
Als militärischer Arm „Deutschlands als sicherheitspolitischer Macht“[2]
soll die Bundeswehr die Führung im Bereich der Bündnisverteidigung in
Europa übernehmen – bereitstehen für Muskelspiele an der östlichen
Bündnisgrenze und damit in der Konsequenz auch für das, was sich aktuell
kaum jemand auszusprechen wagt; für die Option eines offenen Krieges der
NATO mit Russland. Die Bundeswehr soll bereit gemacht werden für einen
Kalten Krieg 2.0, der längst begonnen hat.
Gesamte Studie hier herunterladen:
http://www.imi-online.de/2021/05/26/bundeswehr-der-zukunft/
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung – 2
Reform? Reförmchen? Vorschläge zur strategischen Neuausrichtung! – 2
„Deutschland als sicherheitspolitische Macht” – 2
„Organisiere dich, wie du kämpfst“ – 4
Erhöhung der Einsatzbereitschaft – 5
Truppe und Material aus einer Hand – 5
Lauwarmer Krieg – 6
Forderungen ans Parlament – 7
Anmerkungen – 9
Gesamte Studie hier herunterladen:
http://www.imi-online.de/2021/05/26/bundeswehr-der-zukunft/
3.) Analyse: Rüstungsgroßprojekte vor der Wahl, außerhalb des Militäretats?
IMI-Analyse 2021/23 (Update: 26.5.21)
Rüstungsgroßprojekte
Milliardenpoker des Verteidigungsministeriums
http://www.imi-online.de/2021/05/18/ruestungsgrossprojekte/
Jürgen Wagner (18. Mai 2021) [Links im html und PDF]
Die Wunschliste von Politik und Militär ist lang, weshalb noch vor den
Wahlen im September 2021 eine ganze Reihe von Rüstungsprojekten durch
den Bundestag geschleust werden sollen. Hierfür übermittelte das
Verteidigungsministerium (BMVg) bereits im Februar eine Liste mit 51
sogenannten 25-Millionen-Vorlagen. Dabei handelt es sich um Vorhaben,
die den besagten Betrag übersteigen und denen der Verteidigungs- und
Haushaltsausschuss deshalb gesondert zustimmen muss. Schon damals wurde
allerdings u.a. im Handelsblatt über eine weitere Aufstellung mit
Rüstungsprojekten berichtet, die auf – vorsichtig formuliert – wackliger
Finanzgrundlage stünden: „In einer zweiten Liste werden Vorhaben
genannt, deren Finanzierung derzeit ‚nicht gesichert ist‘. Genannt
werden 15 Projekte, darunter die Nachfolge für das Kampfflugzeug Tornado
und die Beschaffung eines Schweren Transporthubschraubers.“
Insofern mag es auf den ersten Blick etwas überraschen, dass am 10. Mai
2021 in zahlreichen Medien Alarm geschlagen und vor einem Scheitern
diverser zentraler Rüstungsprojekte gewarnt wurde. Bei Spiegel Online
hieß es beispielsweise: „Zahlreiche Rüstungs-Großprojekte der Bundeswehr
stehen auf der Kippe, weil die Finanzierung nicht gesichert ist. Das
geht aus einer vertraulichen Liste des Verteidigungsministeriums hervor,
die auch dem SPIEGEL vorliegt. Die Kosten für die bisher nicht sicher
finanzierten Vorhaben summieren sich auf etliche Milliarden Euro.“
Eine Erklärung, worin der Unterschied zwischen der Liste im Februar und
der im Mai liegt, blieben aber nahezu alle Medienberichte schuldig. Er
besteht vor allem darin, dass nun auch die deutsch-französischen
Prestigeprojekte Kampfpanzer (Main Ground Combat System, MGCS) und
Kampfflugzeug (Future Combat Air System, FCAS) den Stempel „nicht
finanzierbar“ verpasst bekommen haben. Beide Vorhaben gelten aber als
Schlüsselprojekte von zentraler Bedeutung auf dem Weg zu einem
deutsch-französischen Rüstungskomplex und wurden mit viel politischem
Kapital angeschoben, weshalb ihr Scheitern einen ziemlichen
Scherbenhaufen hinterlassen würde.
Dies gilt insbesondere für das FCAS, über das es in der aktuellen
Ausgabe der Internationalen Politik heißt: „Strategisch gesehen wird das
Luftkampfsystem der Zukunft der Testfall schlechthin für eine
europäische Sicherheitspolitik sein. […] FCAS war von Beginn an eher ein
politisches denn ein militärisches Konzept, und vielleicht liegt darin
ein Geburtsfehler. […] FCAS ist keine freiwillige Industriekooperation,
sondern ein Projekt der politischen Machtzentren in Paris und Berlin.“
Das Verteidigungsministerium argumentiert deshalb schon seit einiger
Zeit, diese länderübergreifenden Großprojekte müssten aufgrund ihrer
(industrie)politischen Bedeutung entweder über andere Haushalte
finanziert oder über eine Zusicherung kontinuierlich und deutlich
steigender Militärausgaben abgesichert werden.
Vor diesem Hintergrund hat sich das BMVg zu einem Erpressungsversuch
entschlossen, bei dem es hoch pokert. Die Abgeordneten sollen unter
Druck und ihnen die sprichwörtliche Pistole auf die Brust gesetzt
werden: Entweder ihr sorgt in der ein oder anderen Form für viele
zusätzliche Milliarden oder wir fahren zentrale deutsch-französische
Rüstungsprojekte gegen die Wand.
Finanzierungsprobleme?
Seit Jahren kennt der Militärhaushalt nur den Weg nach oben: von €24,3
Mrd. (2000) über €32,5 Mrd. (2014) und €38,5 Mrd. (2018) auf €46,9 Mrd.
(2021). Dennoch sieht das von Verteidigungsministerin Annegret
Kramp-Karrenbauer und Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn am 9.
Februar 2021 veröffentlichte „Positionspapier: Gedanken zur Bundeswehr
der Zukunft“ weiteren Handlungsbedarf: „Angesichts dieser Gesamtlage
stellen wir fest, dass die Bundeswehr trotz erheblicher Zuwächse im
Verteidigungshaushalt in den vergangenen Jahren weiterhin
unterfinanziert ist.“
Für wie unterfinanziert sich das Verteidigungsministerium genau hält,
ließ es vermutlich bewusst durchsickern, indem die interne
Finanzbedarfsanalyse 2022 an die Medien gelangte. Darin wird von einem
Bedarf von €53,1 Mrd. für das Jahr 2022 ausgegangen, der sich
schrittweise bis 2025 auf €61,5 Mrd. erhöhen soll.
Insofern hielt sich die Begeisterung auch in Grenzen, als die Eckwerte
des Bundeshaushaltes vom 24. März 2021 für 2022 einen Haushalt von €49,3
Mrd. vorsahen, obwohl es sich dabei um eine nochmalige deutliche
Steigerung des Haushaltes handeln würde. Besonders erbost zeigten sich
militärnahe Kreise aber über die weitergehende Finanzplanung für die
Jahre 2023 (€46,32 Mrd.), 2024 (€46,16 Mrd.) und 2025 (€45,73 Mrd.).
Zwar fällt der endgültige Beschluss über den Haushalt 2022 ohnehin in
die Verantwortung der nächsten Bundesregierung, die auch nicht an die
Vorgaben der Eckwerte für die Jahre 2023 bis 2025 gebunden sein wird.
Die Sorge aber, dass die fetten Jahre unter Pandemiebedingungen und
einer wahrscheinlichen Regierungsbeteiligung der Grünen nun vorbei sein
könnten, dürfte die aktuelle Strategie des Verteidigungsministeriums
befeuern, den eigenen budgetären Spielraum schon jetzt möglichst zu
erweitern und den der kommenden Bundesregierung so weit als möglich
einzuengen.
Outsourcing von Rüstungsgroßprojekten?
Schon November 2020 warnte Verteidigungsministerin Annegret
Kramp-Karrenbauer in einer Grundsatzrede: „Das führt mich zu einem
zentralen Punkt: Ich werde einer Finanzierung von Großprojekten zu
Lasten der Grundausstattung und der Mittel des täglichen Betriebs nicht
zustimmen. […] Neue Großprojekte, so attraktiv sie scheinen und so schön
es wäre, die damit versprochenen Fähigkeiten zu haben, können nur dann
realisiert werden, wenn dafür in der Finanzplanung zusätzliches Geld
bereitgestellt wird – oder wenn andere Großprojekte dafür nicht
realisiert werden.“
Als Lösung für die Finanzierbarkeit der besonders teuren
länderübergreifenden Großprojekte schwebt dem Verteidigungsministerium
nun, wie bereits angedeutet, vor, deren Kosten einfach anderen
Haushaltsposten aufs Auge zu drücken.
Zunächst tat sich mit diesem Vorschlag der CSU-Bundestagsabgeordnete
Reinhard Brandl hervor. Als dann aber Kramp-Karrenbauer und Zorn
dieselbe Forderung – wenn auch ein wenig verklausuliert – in ihrem
bereits erwähnten Positionspapier zur Zukunft der Bundeswehr erhoben,
war klar, dass diese abstruse Idee ernst zu nehmen war. „In diesem
Zusammenhang weisen wir mit besonderem Nachdruck darauf hin, dass
Verteidigung eine gesamtstaatliche Aufgabe ist, die sich nicht allein im
Verteidigungshaushalt niederschlagen kann. Für die Finanzierung von
politisch übergeordneten Großvorhaben, vor allem in der multinationalen
Rüstungskooperation, steht die Bundesregierung gemeinschaftlich in der
Verantwortung. Die staatliche Kernaufgabe Sicherheit muss breit getragen
werden.“
Hier geht es um alles andere als Peanuts: Die wichtigsten „politisch
übergeordneten Großvorhaben“ der „multinationalen Rüstungskooperation“
sind, wie erwähnt, das deutsch-französische Kampfflugzeug und der
Kampfpanzer, bei denen jeweils von Entwicklungskosten von bis zu €100
Mrd. die Rede ist.
Blankoscheck für Rüstungsprojekte?
In seinem Anschreiben zur Liste der finanziell nicht abgedeckten
Großprojekte verweist das BMVg explizit darauf, sie sei die direkte
Folge der in den Eckwerten anvisierten Mittelausstattung, mit denen die
Vorhaben nicht mehr finanzierbar seien: "Die Finanzierungsprobleme
ergeben sich insbesondere aus dem im Eckwertebeschluss vorgesehenen
starken Rückgang der Haushaltsmittel nach dem Jahr 2022."
Dennoch sollen die Vorhaben augenscheinlich dem Haushaltsausschuss
vorgelegt werden, der dann vor der Wahl steht, sie abzulehnen oder eine
Finanzierung ggf. auch außerhalb des BMVg-Etats zuzusichern. Der
militärnahe Blog Augengeradeaus schreibt dazu: „Das
Verteidigungsministerium will dem Haushaltsausschuss des Bundestages
zahlreiche Rüstungsprojekte zur Billigung vorlegen, auch wenn deren
Finanzierung noch offen ist. […] Anfang des Jahres hatte das
Verteidigungsministerium den Abgeordneten von Verteidigungs- und
Haushaltsausschuss bereits eine lange Liste mit den geplanten Vorhaben
übergeben […]. Ein wenig überraschend scheint, dass das
Verteidigungsministerium damit auch die bislang als gesichert geltenden
multinationalen Projekte infrage stellt – und auch im Haushalt
offensichtlich sichere Vorhaben doch nicht so sicher sind.“
Bei den „bislang als gesichert geltenden multinationalen Projekten“
handelt es sich, wie gesagt, vor allem um die deutsch-französischen
Projekte FCAS und MGCS, die nun vom Verteidigungsministerium ebenfalls
infrage gestellt werden. Die BMVg-Strategie ist dabei insofern recht
clever, weil auch die Eckwerte des Bundeshaushaltes nicht nur die
Bedeutung dieser Großprojekte betonen, sondern sie gehen sogar so weit,
eine Art finanzielle Garantieerklärung für sie vorzuschlagen: „Es
besteht Einvernehmen innerhalb der Bundesregierung, dass bestimmte
Großvorhaben zum Schließen von Fähigkeitslücken gemäß dem
Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und damit zur Wahrnehmung bereits
eingegangener internationaler Verpflichtungen finanziert werden und dem
Verteidigungshaushalt ermöglicht wird, die insoweit verabredeten
Fähigkeitsziele zu erreichen. Dies gilt insbesondere für Vorhaben im
Rahmen der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen
Rüstungskooperationen […].“
Indem das Verteidigungsministerium nun aber unter anderem keine
Finanzgarantie mehr für die deutsch-französischen
Rüstungskooperationsprojekte übernimmt, spielt es den Ball den
Abgeordneten und dem Finanzministerium zu, die hierdurch massiv unter
Zugzwang gesetzt werden: Entweder sie entscheiden sich dafür, den
Erpressungsversuchen nicht auf den Leim zu gehen und die Vorhaben zu
strecken oder gar einzustampfen. Damit würden sie sich dann aber den
Schwarzen Peter für das mögliche Scheitern der Prestigeprojekte
einhandeln. Denn spätestens Ende Juni müssen zum Beispiel die Gelder für
das FCAS freigegeben werden, ansonsten droht eine deutliche
Verschiebung, was das ohnehin gespannte Verhältnis zum
Kooperationspartner Frankreich endgültig überdehnen könnte.
Hier geht es allein für die nächste Projektphase bis 2027 (der Erstflug
ist erst für 2035 und die Auslieferung für 2040 terminiert) um immense
Summen. Die Internationale Politik schreibt dazu: „Der Druck auf die
deutsche Regierung also ist immens, denn in diesem Sommer tritt FCAS in
die entscheidende Planungsphase. Im April haben die beiden ausführenden
Rüstungskonzerne Dassault Aviation und Airbus Defence and Space ihren
Regierungen einen Plan auf den Tisch gelegt, der den Bau eines
flugfähigen Prototyps bis 2027 vorsieht. Kostenpunkt: rund neun
Milliarden Euro. Soll der Zeitplan eingehalten werden, müsste der
Bundestag noch in dieser Legislaturperiode einen Finanzierungsplan
freigeben mit dem deutlichen Hinweis: Hier wird nicht mit Millionen,
sondern Milliarden gerechnet.“
Vor diesem Hintergrund ist es gut möglich, dass vor allem dem FCAS vom
Bundestag ein Blankoscheck ausgestellt wird, schließlich ist das
Projekt, in den Worten der Stiftung Wissenschaft und Politik, "too big
to fail".
Womöglich hat sich Kramp-Karrenbauer aber auch verkalkuliert –
schließlich sind auf ihrer Nicht-Finanzierbar-Liste auch weitere
Projekte gelandet, die bislang als abgesichert galten. Frisch in Frage
gestellt wurde zum Beispiel auch der Ersatz der Flottendienstboote Oker,
Alster und Oste, was wohl 2 Mrd. Euro kosten würde. Das brachte nun
parteiübergreifend CDU- und SPD-Abgeordnete aus Küstenländern mächtig
auf die Palme, deren Werften davon profitieren sollten. In einem
gemeinsamen Brief machten die CDU-Abgeordneten Eckhardt Rehberg
(Haushalt) und Henning Otte (Verteidigung) sowie die SPD-Parlamentarier
Dennis Rohde (Haushalt) und Siemtje Möller (Verteidigung) keinen Hehl
aus ihrem Unmut. Bei Augengeradeaus wird der Wortlaut zitiert: „Für
einen Großteil dieser 15 Vorlagen sind im Verteidigungshaushalt 2021
sowie in der aktuellen Finanzplanung bereits entsprechende Mittel
veranschlagt und in den Geheimen Erläuterungen entsprechend ausgewiesen.
Daher können wir nicht nachvollziehen, dass eine Finanzierung aus dem
Einzelplan 14 nicht mehr leistbar ist. […] Sowohl die mangelnde und
verspätete Kommunikation als auch die nicht ausreichende Qualität der
Antworten auf die Fragen aus dem parlamentarischen Raum verwundern.
Abschließend weisen wir nochmals darauf hin, dass die geplanten
Vertragsabschlüsse oder deren eventuell notwendige Priorisierung nicht
ohne das Parlament erfolgen werden. Um noch eine Behandlung der
geplanten 25 Mio. Euro-Vorlagen in dieser Legislaturperiode
gewährleisten zu können, bitten wir um Rückantwort bis Freitag, den 28.
Mai 2021.“
Es bleibt also abzuwarten, wie das Fingerhakeln ausgehen wird. Sollte
den ungedeckten Rüstungsprojekten aber im Haushaltsausschuss zugestimmt
werden, würde dies den Spielraum der nächsten Bundesregierung wohl
extrem einengen, was wohl auch das Ziel der Übung sein dürfte: Entweder
müsste sie die diesbezüglichen Gelder durch ein weiter jährlich stark
steigendes Militärbudget oder durch eine Verlagerung auf andere
Haushaltstöpfe garantieren – in beiden Fällen würde das
Verteidigungsministerium damit einen milliardenschweren Coup landen.
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