[IMI-List] [0589] Analyse: Heimatschutztruppe / Studie FCAS / Neue Artikel

IMI-JW imi at imi-online.de
Mi Mai 12 14:44:05 CEST 2021



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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0589 .......... 24. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos)........ https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste/
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Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List findet sich

1.) Eine Analyse zur Eurodrohne und eine neue Studie zum 
Kampfflugzeugsystem FCAS;

2.) eine soeben erschienene IMI-Analyse zur neuen Heimatschutztruppe der 
Bundeswehr;

3.) Hinweise auf zahlreiche weitere neue Artikel (Drohnen in Karabach, 
Tschad…).


1.) Eurodohne & FCAS

Seit der letzten IMI-List ist einiges geschehen – unter anderem hat der 
Bundestag leider die Gelder für den Bau der Eurokampfdrohne bewilligt, 
weshalb wir unsere diesbezügliche Analyse auf einen aktuellen Stand 
gebracht haben:

IMI-Standpunkt 2021/015b (Update: 12.5.2021)
Eurodrohne: Milliardengrab mit Ansage beschlossen
http://www.imi-online.de/2021/04/14/berg-karabach-und-der-erste-echte-drohnenkrieg/ 

Jürgen Wagner (14. April 2021)

Nach dem Rüstungsprojekt ist vor dem Rüstungsprojekt: Spätestens wohl am 
23. Juni sollen die Gelder für die nächste Phase des derzeit wichtigsten 
Rüstungsprojektes Future Combat Air System durch den Bundestag bewilligt 
werden. Dazu wurde eine ausführliche IMi-Studie veröffentlicht:

IMI-Studie 2021/4
Future Combat Air System
Das größte Rüstungsprojekt Europas
http://www.imi-online.de/2021/04/16/future-combat-air-system/
Jürgen Wagner (16. April 2021)

INHALTSVERZEICHNIS

Atomares KI-Luftkampfsystem
Meilenstein: Aus Millionen werden Milliarden
Schlüsselprojekt in deutsch-französischer Hand
Tempest-Konkurrenz
French Combat Air System?
Deutschland liefert I: Freie Bahn für Rüstungsexporte
Deutschland liefert II: Entwicklung von Kampfdrohnen
Deutschland liefert III: Die Sache mit der Ethik
Deutschland liefert IV: Outsourcing der Rüstungskosten?
Ausblick: Nach der Wahl

http://www.imi-online.de/2021/04/16/future-combat-air-system/


2.) IMI-Analyse zur neuen Bundeswehr-Heimatschutztruppe

IMI-Analyse 2021/22
Reserve für die Heimatfront
Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz
http://www.imi-online.de/2021/05/12/reserve-fuer-die-heimatfront/
Martin Kirsch (12. Mai 2021)

Auf einer Pressekonferenz am 6. April 2021 verkündete 
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer feierlich den Start des neuen 
„Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz“ mit dem zusätzlichen 
Werbeslogan „Dein Jahr für Deutschland“. In diesem Kontext ließ sie 
verlautbaren: „Heimat ist für mich und für viele andere Menschen in 
Deutschland mehr als nur ein Ort, es ist ein Gefühl, etwas was man im 
Herzen trägt“.[1] Die militärische Perspektive ist deutlich nüchterner. 
In einem nicht zufällig im selben Monat auf dem Youtube-Kanal der 
Bundeswehr veröffentlichten Video mit Filmausschnitten einer 
Heimatschutzübung der Bundeswehr von 1976 heißt es: “Heimat, das 
bedeutet nicht nur Freunde, Familie, die Landschaft, in der man 
aufgewachsen ist. Heimat, das sind auch Fabriken, Nachrichtenanlagen, 
Straßen, Brücken – kurz all das, was man mit dem neudeutschen Wort 
Infrastruktur bezeichnet“.[2]

So soll auch die neue Heimatschutztruppe der Bundeswehr nicht primär 
Gefühle, Landschaften, Freund*innen und Familie, sondern eben diese 
kriegswichtige Produktions-, Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur 
im Kriegsfall schützen.

In Skandinavien, den baltischen Staaten und in Polen wurden die 
Heimwehren, Nationalgarden und Territorialverteidigungseinheiten im Zuge 
der Aufrüstungspolitik der letzten Jahre längst reaktiviert oder 
aufgestockt. Reservist*innen üben die Sicherung von Infrastruktur und 
Verkehrswegen, um im Fall der Fälle den Kampftruppen auf ihrem Weg zur 
Front den Rücken freihalten zu können.

Seit Anfang April 2021 sind auch bei der Bundeswehr wieder Rekrut*innen 
in die Kasernen eingerückt, um sich explizit für den Reservedienst im 
Heimatschutz ausbilden zu lassen. Vorerst als einjähriges Pilotprojekt 
soll mit dem Freiwilligen Wehrdienst (FWD) im Heimatschutz das Personal 
gewonnen werden, um eine neue Heimatschutztruppe aufzubauen.

Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz

Der neue Freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz ist formal auf ein Jahr 
ausgelegt und besteht aus sieben Monaten Ausbildung in der aktiven 
Truppe und fünf Monaten Reservedienst – die allerdings über sechs Jahre 
verteilt werden. Im Gegensatz zum bisherigen Freiwilligen Wehrdienst, 
der neun bis einundzwanzig Monate dauert, nach der Grundausbildung in 
der aktiven Truppe stattfindet und Auslandseinsätze mit einschließen 
kann, dient der Heimatschutzdienst in der ersten Phase ausschließlich 
als Ausbildung für den späteren Reservedienst.

Zum Beginn der sieben Monate Ausbildung in der aktiven Truppe 
durchlaufen die Heimatschutzrekrut*innen die dreimonatige 
Grundausbildung gemeinsam mit angehenden Zeit- und Berufssoldat*innen. 
Danach trennen sich die Wege. Während die angehenden Soldat*innen in 
ihrer Spezialgrundausbildung auf den späteren Dienst auf einem Schiff, 
in einem Panzer, an einem Flugzeug oder in einem Krankenhaus vorbereitet 
werden, dreht sich bei den künftigen Reservist*innen alles um 
Heimatschutz. In drei eigens kurzfristig eingerichteten 
Ausbildungsstützpunkten in Wildflecken, Berlin und Delmenhorst werden 
die Rekrut*innen für den Objektschutz sowie in den Bereichen 
Sanitätsdienst, ABC-Abwehr und Brandschutz geschult.[3] Darin 
inbegriffen ist die Ausbildung an Infanteriewaffen wie Pistole, 
Sturmgewehr und Panzerfaust. In einem letzten Ausbildungsabschnitt im 
siebten Monat lernen die angehenden Heimatschützer*innen unter Aufsicht 
des zuständigen Landeskommandos die lokalen Gegebenheiten und die 
Heimatschutzkompanie kennen, in der sie später als Reservist*in 
zugeteilt werden. Nach sieben Monaten verlassen sie die Kasernen und 
kehren als frisch ausgebildete Reservist*innen ins Zivilleben zurück. 
Für die folgenden sechs Jahre haben sie sich allerdings verpflichtet, 
insgesamt mindestens fünf Monate für kleinere Übungen und Einsätze in 
der Heimatschutztruppe zur Verfügung zu stehen.[4] Bis April 2022 sollen 
insgesamt 1.000 angehende Heimatschützer*innen dieses Programm 
durchlaufen haben. Die Ergebnisse werden dann ausgewertet und für 
künftige Ausbildungsjahrgänge weiter angepasst.

Ein Schnupperkurs bei der Bundeswehr

Seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht 2011 kämpft die 
Bundeswehr mit Rekrutierungsproblemen. So sanken auch die Zahlen der 
freiwillig Wehrdienstleistenden über die Jahre. Während 2013 noch rund 
12.000 Freiwillige ihren Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisteten, sank 
diese Zahl auf rund 9.000 in 2020. Damit blieben gut ein Viertel der im 
Bundeshaushalt vorgesehenen und finanzierten 12.500 Stellen[5] 
unbesetzt. Die Einführung des neuen FWD im Heimatschutz erfüllt daher 
mindestens eine Doppelfunktion für die Bundeswehr. Offensichtlich geht 
es darum, neues Personal für die Reserve-Heimatschutztruppe zu gewinnen. 
Zudem gilt der FWD auch als Schnupperkurs für diejenigen, die sich 
aufgrund der hohen Einstiegshürden nicht gleich für Jahre und Jahrzehnte 
verpflichten wollen, der Idee aber nicht grundsätzlich nicht abgeneigt 
sind. Laut dem scheidenden Staatssekretär im Verteidigungsministerium, 
Peter Tauber, handelt es sich um den Versuch, eine spezifische Gruppe 
Jugendlicher zu erreichen, die ein generelles Interesse an der 
Bundeswehr haben, sich aber von längeren Verpflichtungszeiten, 
Dienstorten fern des Wohnortes und der Option, in Auslandseinsätze 
geschickt zu werden, abschrecken lassen. Eben diese Gruppe, die es wohl 
häufiger bis ins Karrierecenter der Bundeswehr schafft, dann aber für 
keine der bisherigen Optionen zu gewinnen war, soll jetzt erreicht 
werden.[6]

Massive Kritik an eben dieser Rekrutierungspolitik kommt von den 
Sozialverbänden. So meldeten sich im Sommer 2020 die Vorsitzenden des 
Paritätischen Wohlfahrtsverbands, der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt 
zu Wort und bezeichneten das Missverhältnis von Finanzierung und Werbung 
für den Bundeswehrdienst und die zivilen Freiwilligendienste als „große 
Ungerechtigkeit“.[7] Während die zivilen Freiwilligendienste mit 130 bis 
411 Euro Taschengeld und kaum Ressourcen für Aus- und Fortbildung als 
massiv unterfinanziert gelten, wird den freiwillig Wehrdienstleistenden 
im Heimatschutz mit 1.550 Euro Sold und freien Bahnfahrten der Dienst 
vergoldet – Budget für Werbekampagnen, Aus- und Fortbildung nicht 
einberechnet.

“Wo ist die Wertschätzung für die Arbeit, die unsere Freiwilligen im 
sozialen und ökologischen Bereich leisten?“ fragt Ulrich Schneider, 
Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und 
veranschaulicht die ungleiche Behandlung mit einem Beispiel: „Menschen, 
die freiwillig in der Pflege, Alten- oder Behindertenhilfe arbeiten, 
bekommen nicht mal ihr S-Bahn-Ticket ersetzt”.

Grundlegende Kritik an der Verwendung der Bezeichnung als 
Freiwilligendienst kam von Caritas und Arbeiterwohlfahrt. So kritisierte 
Caritas-Chef Peter Neher: „Die Bundeswehr sollte es als das bezeichnen, 
was es ist: Es ist eine Art Schnupperkurs für die Bundeswehr. 
Freiwilligendienste sind das Vorrecht der Zivilgesellschaft und nicht 
des Staates.“[8]

Heimatschutz: zwischen konservativem Populismus und Rechtsterrorismus

Ebenfalls bereits im Sommer 2020 wurde Kritik aus der Partei Die Linke 
am neuen Heimatschutzdienst laut. Neben der Ablehnung der Rekrutierung 
Minderjähriger – unter den ersten 1.800 Bewerber*innen war fast ein 
Viertel unter 18 Jahre alt – nahm die Kritik der Linken den Begriff 
Heimatschutz und dessen Implikationen in den Blick.

Der damalige Vorsitzende der Partei, Riexinger, kritisierte etwa 
gegenüber dem Spiegel: "Faschisten verwenden ihn seit je her gern für 
Nazi-Kameradschaften, 'Bürgerwehren' und paramilitärische Einheiten. Ich 
erinnere nur an den 'Thüringer Heimatschutz', der auch die 
NSU-Terroristen hervorgebracht hat".[9] Der verteidigungspolitischen 
Sprecher der Linken, Tobias Pflüger, ging weiter darauf ein, wer von 
Begriffen wie Heimatschutz und Dienst für Deutschland angezogen wird: 
„Mit dieser Wortwahl riskiert die Bundeswehr, speziell rechte Kreise 
anzuziehen. Zumal gerade für rechte Kreise eine Ausbildung an der Waffe 
attraktiv ist. Der neue Dienst darf nicht dazu führen, dass nun noch 
mehr rechtslastige Akteure an scharfen Waffen ausgebildet werden.”[10]

Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Militärgeheimdienst MAD 1.200 
Reservist*innen als „Rechtsextremisten“ eingestuft hat. Dieser Gruppe 
wird jetzt der Dienst an der Waffe und das Tragen der Uniform und damit 
die Teilnahme an Reserveübungen verboten.[11]

Dass auch die Reserve der Bundeswehr und die RSU-Kompanien – die 
Vorgänger der künftigen Heimatschutzverbände (s.u.) – ein deutliches 
Problem mit rechten bis rechtsterroristischen Strukturen haben, zeigen 
die Enthüllungen der letzten Jahre deutlich auf. So fiel der Fokus im 
Rahmen der Aufdeckung des Hannibal-Netzwerks auch auf die Gruppe 
Nordkreuz aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort hatten sich Polizisten und 
aktive Reservisten in Chatgruppen organisiert, um an einem Tag X 
politische Gegner*innen massenhaft zu entführen und umzubringen. Bei 
Durchsuchungen wurden neben Feindeslisten, Waffen- und Munitionslagern 
auch Chatprotokolle gefunden, in denen sich darüber ausgetauscht wird, 
an besagtem Tag X Bundeswehrfahrzeuge und Uniformen zu benutzen. Den 
Zugang dazu hatten sie.[12] Ein Mitglied der Gruppe, Horst S., war zu 
diesem Zeitpunkt Kommandeur der RSU-Kompanie Mecklenburg-Vorpommern. 
Zudem hatten weitere Mitglieder der Gruppe über ihren Reservistenstatus 
Zugang zu Kriegswaffen, Schieß- und Taktiktrainings der Bundeswehr.

Als Replik auf diese Kritik antwortete Verteidigungsministerin 
Kramp-Karrenbauer Anfang April 2021 mit einer besonderen Spielart des 
konservativen Populismus. So ließ sie verlauten: „Wir haben diesen 
Dienst bewusst Heimat und Heimatschutz genannt“ und führte weiter aus: 
„Ein Fehler war es, dass wir in der Vergangenheit den Begriff Heimat, 
der uns allen am Herzen liegt, einfach den Rechten in diesem Land 
überlassen zu haben“. „Es wird Zeit, dass wir diesen Begriff wieder in 
die demokratische Mitte holen und dass wir ihn zurückerobern, wenn sie 
so wollen“. Zudem sei es die Bundeswehr, die sich dazu verpflichtet 
habe, die „Heimat Bundesrepublik Deutschland“ und die damit 
einhergehenden Werte „Freiheit, Demokratie und Vielfalt“ zu beschützen.[13]

Dabei handelt es sich allerdings um einen durchsichtigen Versuch, sich 
einerseits von Rechten und Neonazis abzugrenzen, andererseits aber die 
konservativsten Ränder von Parteibasis und Wählerschaft anzusprechen, 
die sich - nicht nur im Vokabular - mit dem rechten Rand überschneiden. 
Diese Form der gleichzeitigen Abgrenzung und Anbiederung nach Rechts 
führt allerdings, abgesehen von der Option auf kurzfristige 
Stimmgewinne, zu einer Normalisierung des rechten Diskurses. 
Erschreckendes Beispiel dafür ist die Debatte um Flucht und Migration in 
den 1990er Jahren.

Mit Pilotprojekten zur neuen Heimatschutztruppe

Bereits 2012, nur fünf Jahre nach der Auflösung der letzten Einheiten 
des ehemaligen Territorialheers, wurde mit einem ersten Pilotprojekt 
begonnen, an einer neuen Heimatschutztruppe – wenn auch unter anderem 
Namen – zu arbeiten.[14] Die damals als Pilotprojekt neuen aufgestellten 
sogenannten Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien 
(RSU-Kompanien), bestehend aus Reservist*innen aus der Region, werden 
jetzt die Startmasse für die neuen Heimatschutzregimenter bilden.

Da es die 30 RSU-Kompanien in vielen Regionen allerdings nicht 
schafften, genügend Reservist*innen zu rekrutieren, wurde 2017 unter 
Federführung des Reservistenverbandes mit der Erprobung von Kursen für 
Quereinsteiger*innen begonnen. Durch eine zweijährige 
Wochenendausbildung können berufserfahrene Interessierte, die zuvor 
keinen Wehrdienst geleistet hatten, seitdem mit einer Art 
„Grundausbildung Light“ in den aktiven Reservedienst in den 
RSU-Kompanien aufgenommen werden.[15]

Im Dezember 2018 wurde ein weiteres Pilotprojekt ins Leben gerufen: 
Zwischen April 2019 und Dezember 2021 wird mit dem Landesregiment Bayern 
getestet, in welchen Strukturen die bisherigen RSU-Kompanien zu 
eigenständigen Großverbänden zusammengeführt werden können, die dann in 
der Lage sein sollen, unabhängig von der aktiven Truppe zu agieren.[16]

Aufbauend auf den Erfahrungen und mit dem Personal aus diesen drei 
Pilotprojekten - aufgestockt durch die neuen Heimatschützer*innen aus 
dem Freiwilligen Wehrdienst - soll jetzt die neue Heimatschutztruppe der 
Bundeswehr entstehen. Bis 2025 ist geplant, die Einsatzbereitschaft von 
fünf Heimatschutzregimentern mit insgesamt 5.000 Reservist*innen 
herzustellen.[17] Bewähren sich die Strukturen in dieser Aufbauphase, 
ist davon auszugehen, dass die Heimatschutztruppe der Bundeswehr bis 
Anfang der 2030er Jahre auf deutlich über 10.000 Reservist*innen 
anwachsen wird.

Regimenter an der Heimatfront

Der Begriff Heimatschutz ist bei der Bundeswehr kein unbekannter und 
wurde nicht erst von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer für 
dieses Aufgabenfeld gewählt.

Bereits von den 1960er bis Mitte der 2000er Jahre existierte ein 
Territorialheer für den Heimatschutz in der Bundeswehr. Nach der 
Aufbauphase standen in den 1970er Jahren bereits über 100.000 
Reservisten und wenige aktive Soldaten in den Heimatschutzverbänden 
bereit. Größtenteils bestehend aus ehemaligen Wehrdienstleistenden wäre 
es der Auftrag des Territorialheeres gewesen, den Kampftruppen des 
Feldheeres unter NATO-Kommando den Rücken frei zu halten. Nach Ende des 
Kalten Krieges wurde das Territorialheer zwischen 1992 und 2007 
schrittweise aufgelöst.

Mit den aktuellen Beschlüssen zur Wiederherstellung einer voll 
funktionsfähigen Heimatschutztruppe stellt sich allerdings die Frage, 
welche Aufgaben aktuell für den Heimatschutz vorgesehen sind. Drei 
zentrale Handlungsfelder des neuen Heimatschutzes der Bundeswehr werden 
in einer aktuellen Broschüre des Verteidigungsministeriums zum FWD im 
Heimatschutz benannt.[18]

Das erste Aufgabenfeld, das auch die Struktur und Ausbildung der 
Heimatschutzkräfte bestimmt, erinnert dabei stark an den letzten Kalten 
Krieg: „In Krisenlagen müssen sich die Heimatschutzkräfte darauf 
einstellen, die für die Verteidigung wichtige Infrastruktur in 
Deutschland als rückwärtigem Raum einer möglichen Bündnisverteidigung zu 
sichern und zu schützen. Dazu zählen beispielsweise Häfen und 
Bahnanlagen, Güterumschlagplätze, die NATO-Pipeline, Marschstraßen, 
Brücken, Verkehrsknotenpunkte und digitale Infrastrukturen. 
Aufmarschierende Verbände der Bundeswehr und auch befreundeter 
Streitkräfte, die sich für einen Transfer in die Einsatzräume zeitlich 
befristet in Deutschland aufhalten, können ebenfalls geschützt werden“.[19]

Weiter heißt es: „Angesichts heute vorstellbarer hybrider Bedrohungen 
gilt es hier, sich auch auf verdeckt operierende irreguläre 
Gruppierungen einzustellen. Die Heimatschutzkräfte werden daher mit 
Infanteriewaffen ausgestattet sein und z.B. über Mittel zur lokalen 
Aufklärung verfügen“. In besagtem Filmchen über eine Heimatschutzübung 
aus dem Jahr 1976, tauchen die nahezu gleichen Aufgaben, allerdings mit 
älterem Vokabular und damit vielleicht klarer auf: „Im Hinterland 
operiert der Gegner häufig mit den Mitteln des verdeckten Kampfes. Daher 
ist die wichtigste Aufgabe eines Spähtrupps, feindliche Kommandos und 
Partisanen ausfindig zu machen und ihren Standort dem 
Kompaniegefechtsstand zu melden“.[20]

Diese Aufgabe an der Heimatfront, im Hinterland der Kampftruppen, 
schlägt auch den Bogen zu den zwei weiteren Aufgabenfeldern. Kommt es in 
Friedenszeiten zu Naturkatastrophen oder Großunfällen wie Hochwasser, 
extremen Schneefällen, einem Zugunglück oder einer Pandemie, konnten 
bereits die alten und werden auch die neuen Heimatschutzverbände zur 
Unterstützung für den zivilen Katastrophenschutz eingesetzt werden 
können. Bei Übungen und Einsätzen mit dem zivilen Katastrophenschutz 
knüpfen die Kommandostrukturen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit 
auf Bundes- und Länderebene und die Heimatschutz-Reserve vor Ort 
Kontakte und pflegen den Austausch. Diese direkte Zusammenarbeit nutzt 
ihnen dann nicht nur im Kriegsfall oder bei Naturkatastrophen.

Auch für das dritte mögliche Einsatzspektrum, den Einsatz gegen Feinde 
im Inneren, sind diese Kontakte und die Normalisierung der Bundeswehr 
als Akteur im Inland für die Truppe von Vorteil. Bei diesen 
Einsatzoptionen handelt es sich um die Ausrufung des Inneren Notstandes 
oder die explizit vom Verteidigungsministerium erwähnte Option, die neue 
Heimatschutztruppe gemeinsam mit der Polizei zur Terrorabwehr im Inland 
einzusetzen. So wird in der besagten Broschüre auch die „Unterstützung 
von Polizeikräften in Terrorlagen beim Einrichten von Kontrollpunkten 
und Durchführen von Absicherungsmaßnahmen“ als möglicher Aufgabenbereich 
der Heimatschutzkräfte benannt. Zur Rechtsinterpretation heißt es 
weiter: „Sind die Voraussetzungen eines katastrophischen Ausmaßes 
gegeben, können - unter Führung der Polizei - hoheitliche Zwangs- und 
Eingriffsbefugnisse wahrgenommen werden“. Damit reiht sich die 
Aufgabenbeschreibung der neuen Heimatschutztruppe in eine Reihe von 
Vorstößen aus der CDU/CSU ein, die seit Jahren versucht die Bundeswehr 
an den äußersten Grenzen der Verfassung aktiver in der Terrorabwehr im 
Inland einzubinden.

Ob aus bürgerrechtlicher Perspektive mit Blick auf die Ausweitung der 
Fähigkeiten und Kompetenzen der Bundeswehr im Inland, aus 
antifaschistischer Perspektive mit Blick auf neue Zugänge zu Strukturen 
und Waffen der Bundeswehr für rechtes Klientel oder aus 
friedenspolitischer Perspektive mit Blick auf Rekrutierung und die 
Rückkehr zu Strukturen aus dem letzten Kalten Krieg: die Wiederbelebung 
des Heimatschutzes der Bundeswehr ist ein deutlicher Beleg dafür, dass 
autoritäre Tendenzen in der Innenpolitik und die aktuelle 
Aufrüstungspolitik kaum voneinander zu trennen sind.

Anmerkungen
[1] Bundesministerium der Verteidigung: Heimatschutz - Neuer 
freiwilliger Wehrdienst gestartet, 06.04.2021, bmvg.de.

[2] Bundeswehr: CLASSIX - Übung der Heimatschutztruppe (1976), 
30.04.2021, youtube.com.

[3] Phoenix: Pressekonferenz mit Annegret Kramp-Karrenbauer zum neuen 
Freiwilligen Wehrdienst am 06.04.21, youtube.com.

[4] Bundesministerium der Verteidigung: Heimatschutz in Deutschland - 
Zum Start des neuen Freiwilligen Wehrdienstes, Broschüre, März 2021, 
bundeswehr.de.

[5] Bundesfinanzministerium: Bundeshaushaltsplan 2021 - Einzelplan 14 - 
Bundesministerium der Verteidigung, Seite 21, bundeshaushalt.de.

[6] Phoenix: "Dein Jahr für Deutschland" - AKK stellt neuen 
Bundeswehr-Freiwilligendienst vor, 23. Juli 2021, youtube.com.

[7] Redaktionsnetzwerk Deutschland: Wohlfahrtsverbände kritisieren 
Kramp-Karrenbauers neuen Wehrdienst, 23.07.2020, rnd.de.

[8] Deutschlandfunk: Der neue Freiwilligendienst im Heimatschutz, 
06.04.2021, deutschlandfunk.de.

[9] Spiegel: Linke kritisiert "Heimatschutz"-Begriff für neuen 
Freiwilligendienst, 20.07.2020, spiegel.de.

[10] Die Linke im Bundestag: Die Bundeswehr schwächt zivile 
Freiwilligendienste - Pressemitteilung von Tobias Pflüger, 06.04.2021, 
linksfraktion.de.

[11] Focus: Bundeswehr-Geheimdienst suft 1200 Reservisten als 
rechtsradikal ein, 08.05.2021, focus.de.

[12] Luca Heyer: Der Hannibal-Komplex, IMI-Studie 2019/04 (13.06.2019), 
imi-online.de.

[13] Phoenix: Pressekonferenz mit Annegret Kramp-Karrenbauer, 06.04.21.

[14] Martin Kirsch: Der neue Heimatschutz der Bundeswehr, AUSDRUCK 
3/2013, imi-online.de.

[15] Reservistenverband – Landesgruppe Brandenburg: Ausbildung 
Ungedienter erfolgreich beendet, 14.02.2019, reservisten-brandenburg.de.

[16] Martin Kirsch: Experiment Landesregiment Bayern - „Nationale 
Reserve“ als eigenständige Truppe für Inlandseinsätze?, IMI-Analyse 
2019/07 (08.02.2013), imi-online.de.

[17] Bundesministerium der Verteidigung: Heimatschutz in Deutschland, 
Broschüre, Seite 4, März 2021.

[18] Ebd.

[19] BMVg: Heimatschutz in Deutschland, Broschüre, Seite 5, März 2021.


3.) Neue Texte auf der IMI-Homepage

IMI-Analyse 2021/21 (Update: 11.5.2021)
Globale Ökonomie, Militarisierung und Nachhaltigkeit
http://www.imi-online.de/2021/05/06/globale-oekonomie-militarisierung-und-nachhaltigkeit/ 

Karl-Heinz Peil (6. Mai 2021)

IMI-Standpunkt 2021/023
Campen mit Komfort
Das Beschaffungsvorhaben „Bewegliche Unterbringung im Einsatz Streitkräfte“
http://www.imi-online.de/2021/05/06/campen-mit-komfort/
Emma Fahr (6. Mai 2021)

IMI-Analyse 2021/20
Tschads Langzeit-Herrscher stirbt, Sohn übernimmt, Frankreich billigt
http://www.imi-online.de/2021/04/29/tschads-langzeit-herrscher-stirbt-sohn-uebernimmt-frankreich-billigt/ 

Pablo Flock (29. April 2021)

IMI-Standpunkt 2021/022
Flucht aus Afghanistan – Dauereinsatz im Sahel
http://www.imi-online.de/2021/04/27/flucht-aus-afghanistan-dauereinsatz-im-sahel/ 

Christoph Marischka (27. April 2021)

IMI-Standpunkt 2021/021
Tschad: Machthaber Déby ist tot
http://www.imi-online.de/2021/04/20/tschad-machthaber-deby-ist-tot/
(20. April 2021)

IMI-Standpunkt 2021/020
Repression gegen die Hafenarbeiter*innen in Genua
http://www.imi-online.de/2021/04/20/repression-gegen-die-hafenarbeiterinnen-in-genua/ 
Jacqueline Andres (20. April 2021)

IMI-Standpunkt 2021/019 (Update 22.4.2021)
Afghanistan: Zeit der Bilanzen
http://www.imi-online.de/2021/04/20/afghanistan-zeit-der-bilanzen/
Jürgen Wagner (20. April 2021)

IMI-Analyse 2021/19 - in: Telepolis, 14.4.2021
Berg-Karabach und der „erste echte Drohnenkrieg“
Europas Anteil und deutsche Konsequenz
http://www.imi-online.de/2021/04/14/berg-karabach-und-der-erste-echte-drohnenkrieg/ 

Christoph Marischka (14. April 2021)



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