[IMI-List] [0486] Analyse: Bundeswehr-Umbau / Studie-Mali / NATO-Buch (2. Aufl.) / Podcast
IMI-JW
imi at imi-online.de
Mo Apr 24 16:40:31 CEST 2017
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0486 .......... 20. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos).. https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) Der Hinweis auf eine neue IMI-Studie zur EU-Politik in Mali und der
Sahel-Zone;
2.) Der Hinweis auf die erweiterte zweite Auflage des Buches „NATO:
Aufmarsch gegen Russland“;
3.) Der antimilitaristische Podcast (zum NATO-Gipfel und der
G20-Afrika-Konferenz);
4.) Eine IMI-Analyse zum geplanten Totalumbau der Bundeswehr.
1.) IMI-Studie: Mali-Krieg und EU-Außenpolitik
IMI-Studie 2017/06
Der Krieg in Mali als Folge der Formierung EUropäischer Außenpolitik
http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2017-6-Mali.pdf
Christoph Marischka (24. April 2017)
EU- und Regierungsvertreter_innen sowie regierungsnahe Thinktanks
bemühen gerne das Narrativ, dass Mali zu lange als Musterland der
Demokratie wahrgenommen und die „internationale Gemeinschaft“ bzw. die
EU dem westafrikanischen Land nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt
hätten. Das wirkt als (Selbst-)Kritik zunächst automatisch ehrlich und
dominiert deshalb auch die öffentliche Debatte über die Geschichte der
Eskalation in Mali. In Wahrheit trifft das Gegenteil zu: Der Krieg in
Mali ist zumindest in Teilen Ergebnis der Institutionalisierung und
Fusionierung EUropäischer Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik,
der hiermit zusammenhängenden Versicherheitlichung der Region und ihrer
geopolitischen Rahmung als „Sahel“, wie im Folgenden dargestellt werden
soll.
Gesamte Studie: http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2017-6-Mali.pdf
2.) NATO: Aufmarsch gegen Russland (2. Auflage, März 2017)
Das Buch „NATO: Aufmarsch gegen Russland“ (BEBUG Berlin) von
IMI-Vorstand Jürgen Wagner ist soeben in einer zweiten, erweiterten
Auflage erschienen (März 2017, 224S). Das Buch kann zum Preis von 9,99
(inkl. Porto) unter imi at imi-online.de bestellt werden. Weitere Infos
(Inhaltsangabe, etc.) hier:
http://www.imi-online.de/2016/12/07/nato-aufmarsch-gegen-russland/
3.) Antimilitaristische Podcast Nr. 10
Die 10. Ausgabe des Antimilitaristischen Podcasts beschäftigt sich mit
dem NATO-Gipfel in Brüssel (24./25. Mai) und der G20-Afrika-Konferenz
(10./11. Juni):
http://www.imi-online.de/2017/04/24/antimilitaristischer-podcast-ausgabe-10/
4.) Analyse zum geplanten Bundeswehr-Umbau
IMI-Analyse 2017/11
Bühler-Papier
Rüstungsoffensive und Totalumbau der Bundeswehr
http://www.imi-online.de/2017/04/22/buehler-papier/
Jürgen Wagner (22. April 2017)
Im Juni 2010 erging ein Kabinettsbeschluss, demzufolge sämtliche
Ressorts bis 2014 zusammen 81,6 Mrd. Euro einsparen sollten – 8,3 Mrd.
sollten aus dem Etat der Bundeswehr stammen. Der daran angelegte
Bundeswehrplan sah deshalb eine empfindliche Senkung der deutschen
Rüstungsausgaben vor und ein – offizielles – Ziel der am 18. Mai 2011
vorgelegten „Eckpunkte für die Neuausrichtung der Bundeswehr“ war es
dann auch, unter anderem über eine Verkleinerung der Truppe Gelder
einzusparen.[1]
Auch wenn der Sparbeschluss dann ohnehin schnell gekippt wurde und wir
seit einiger Zeit einen rasanten Anstieg der deutschen Rüstungsausgaben
erleben – was sich nun mit den „Vorläufigen konzeptionellen Vorgaben für
das künftige Fähigkeitsprofil der Bundeswehr“ anbahnt, ist Rüstung in
einer ganz neuen Dimension: Mehr Personal, mehr schwere Divisionen, mehr
Panzer, mehr Kampfflugzeuge, mehr Schiffe und nicht zuletzt natürlich
mehr Geld.
Begründet wird das Militarisierungspaket mit der „Notwendigkeit“, sich
gegen Russland hochzurüsten – allerdings ohne gleichzeitig die
Fähigkeiten für Auslandsinterventionen zu verlieren, wohlgemerkt.
Konzeptionelle Vorgaben - „Bühler-Papier“
Die besagten „Vorläufigen konzeptionellen Vorgaben für das künftige
Fähigkeitsprofil der Bundeswehr“ wurde von der zuständigen Abteilung
Planung im Verteidigungsministerium erarbeitet und von ihrem Chef,
Generalleutnant Erhard Bühler, im Mitte März 2017 unterzeichnet. Das
„Bühler-Papier“ selbst ist nicht öffentlich, allerdings liegt es der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vor, die am 6.4. und am 19.4.2017
zwei ausführliche Auswertungen veröffentlichte. Das Blatt zitiert einen
Ministeriumssprecher, der zu Protokoll gab, die Vorgaben würden „ein
aktuelles, gemeinsames, einheitliches Verständnis über Auftrag,
Aufgaben, Ziele und künftige Ausrichtung der gesamten Bundeswehr
schaffen.“ Damit dürfte das Papier die entscheidende Grundlage für die
wohl noch diesen Sommer anstehende „Konzeption der Bundeswehr“ und das
„Fähigkeitsprofil 2017“ darstellen, mit denen das
Verteidigungsministerium dann den Umbau der Streitkräfte endgültig auf
den Weg bringen will. Bühler wird in der FAZ mit den Worten zitiert, bei
der Bundeswehr sei ein „erheblicher Änderungsbedarf“ vorhanden, aus
diesem Grund handele es sich bei den konzeptionellen Vorgaben um eine
„Abkehr von den Vorgaben der Neuausrichtung von 2011“ (FAZ, 19.4.2017).
Doppelgleisig – Gegen Russland und den Rest der Welt
Notwendig sei die Rüstungsoffensive durch „die zunehmende Konfrontation
mit Russland“ (FAZ, 6.4.2017), weshalb künftig der Landesverteidigung –
sprich der Hochrüstung gegen Russland – wieder größere Bedeutung
zugemessen werden müsse. Die klar anti-russische Stoßrichtung der
Vorhaben wird aus Sätzen wie diesem klar ersichtlich: „Damit würden die
Divisionen wieder die klassische Struktur aus der Zeit vor 1990
einnehmen.“ (FAZ, 19.4.2017)
Das darf aber nicht als eine Absage an Auslandsinterventionen verstanden
werden – das eine tun, ohne das andere zu lassen, lautet die Devise.
Mehr noch: Die im „Bühler-Papier“ anvisierten Maßnahmen sollen scheinbar
nicht nur bei der Konfrontation mit Russland einen „Wert“ haben, sondern
teils zumindest generell die deutsche Interventionsfähigkeit
„verbessern“: „Grundlage der militärischen Fähigkeiten Deutschlands
sollen künftig wieder die Verteidigungsplanungen der Nato sein. Sie
hatten zuletzt nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt, da sich
sowohl Deutschland als auch seine Partner im Bündnis auf Einsätze
außerhalb des Bündnisgebiets fokussiert haben. Mit Einsätzen zur
Krisenbewältigung rechnet das Ministerium auch künftig. Sie sollen – wie
Bühler in einem Aufsatz für die Zeitschrift des Deutschen
Bundeswehrverbandes schrieb – ‚gleichrangig‘ aus dem ‚nur einmal
vorhandenen Streitkräftedispositiv‘ beschickt werden können. Dafür
werden ihre Verbände und Einheiten personell und materiell wieder so
aufgestellt, dass sie, wie es in dem Papier der Planungsabteilung heißt,
‚jederzeit und innerhalb von weniger als 90 Tagen‘ im gesamten
Aufgabenspektrum einsatzbereit sind.“ (FAZ, 19.4.2017)
Schwere Divisionen – Mehr von allem
Gemäß den konzeptionellen Vorgaben soll die Bundeswehr künftig drei
schwere Divisionen in die NATO einbringen und ins Gefacht führen können.
Die FAZ (19.4.2017) schreibt: „Bis 2026 soll eine erste Division die
volle Einsatzfähigkeit erreicht haben. Das würde bedeuten, dass knapp 20
000 Soldaten in drei gepanzerten Brigaden inklusive Divisions- und
Brigadetruppen in den Kampf geschickt werden können. Dazu ist die
Bundeswehr derzeit nicht in der Lage. […] Ende 2031 sollen auch die
beiden anderen Divisionen voll ausgestattet und nach einer Vorlaufzeit
von etwa drei Monaten einsatzbereit sein.“
Da die FAZ hier davon spricht, 20.000 Soldaten müssten „in den Kampf
geschickt werden können“, ist anzunehmen, dass hiermit ein
gleichzeitiger Einsatz mit dieser Anzahl gemeint ist. Dies würde unter
Berücksichtigung von Rotations- und Ruhezeiten wiederum bedeuten, dass
tatsächlich über einen Gesamtumfang von ca. 60.000 Soldaten gesprochen
wird. Nicht nur personell ist die Bundeswehr hierzu aktuell nicht
aufgestellt, auch materiell muss den Vorgaben zufolge massiv aufgerüstet
werden, weshalb Bühler von „deutlich ambitionierteren Zielen“ spricht
(FAZ, 19.4.2017).
Personalbedarf: Reservisten und Ankerarmee
Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr aus dem Jahr 2011 wurde damit
begonnen, die Bundeswehr von 220.000 Soldaten auf die Zielgröße von
maximal 185.000 Soldaten abzusenken.[2] Schon im Mai 2016 hatte
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die „Trendwende Personal“
und damit einen Wiederaufwuchs der Truppe verkündet. Im Februar 2017
drangen dann Pläne aus dem Ministerium an die Öffentlichkeit, die
Bundeswehr solle absehbar wieder auf 200.000 Soldaten anwachsen
(Augengeradeaus, 21.2.2017).
Diese Zahl scheint sich direkt aus den seinerzeit bestimmt bereits
angestellten Überlegungen bezüglich des nun angebahnten Umbaus der
Truppe abzuleiten. So schreibt die Frankfurter Rundschau (19.4.2017)
angesichts der konzeptionellen Vorgaben: „Beobachter gehen davon aus,
dass auch der Personalbestand wieder wachsen dürfte: ‚Es ist klar, dass
wir dann eine Bundeswehr bekommen, die wieder ungefähr 200 000 Mann
hat‘, hieß es […] in Koalitionskreisen.“
Da die Bundeswehr aber jetzt schon massive Probleme hat, an ausreichend
Rekruten zu gelangen (siehe IMI-Studie 2017/1), werden zwei Maßnahmen
vorgeschlagen, um das Problem zu adressieren: „Weil es dafür absehbar
nicht genügend Personal gibt, wächst dem ‚Bühler-Papier‘ zufolge die
Bedeutung von Reservisten, mit denen teilaktive und nicht aktive
Bataillone im Mobilisierungsfall aufgefüllt werden sollen. Ein weiterer
Weg liegt in der Eingliederung ausländischer Einheiten in die deutschen
Streitkräfte, wie er schon länger mit den Niederländern, jüngst auch mit
rumänischen und tschechischen Truppenteilen beschritten wird.“ (FAZ,
19.4.2017)
Mit dem zweiten Aspekt wird auf das so genannte „Ankerarmee-Konzept“
(früher auch: Rahmennationskonzept) angespielt, mit dem die Bundeswehr
versucht, Truppen kleinerer Nationen – unter deutscher Führung versteht
sich – für sich nutzbar zu machen: „Deutschlands Streitkräfte sollen zum
zentralen Bezugspunkt für kleinere Partner werden. Rumänien und die
Tschechische Republik wollen Teile ihrer Heerestruppen in die
Kommandostruktur der Bundeswehr einbinden“, schrieb die FAZ schon am
9.2.2017.[3]
Hochrüstung der Teilstreitkräfte
Nicht nur beim Personal, vor allem auch beim Material wird die
Bundeswehr massiv nach- bzw. hochrüsten müssen, sollte es zu einer
Umsetzung der konzeptionellen Vorgaben kommen. Dabei werden alle drei
„klassischen“ Teilstreitkräfte bedacht (die Cyberaufrüstung läuft
ohnehin bereits): Beim Heer ist die Rede davon, dass höhere Stückzahlen
des Schützenpanzers Puma beschafft werden müssten. Auch was den
Schützenpanzer Boxer anbelange, sei eine Verdreifachung von aktuell
bereits beschafften und bestellten 330 Stück auf dann in etwa 1000
erforderlich. Womöglich wird es aber noch mehr sein: „Sollten die noch
bestehenden Absichten aufgegeben werden, knapp 500 alte Exemplare des
Transportpanzers Fuchs umzurüsten und zu modernisieren und sie
stattdessen durch neue Boxer zu ersetzen, dann stiege der Bedarf auf
mehr als das Fünffache. Der aktuelle Stückpreis des Boxers wird auf rund
fünf Millionen Euro kalkuliert.“ (FAZ, 19.4.2017) Außerdem soll die
Artillerie massiv aufgestockt werden: „Den größten Zuwachs verzeichnet
gemäß den Planungen die Artillerie. Nach dem Kalten Krieg wurde sie von
knapp 40 auf drei Bataillone zusammengestrichen. Für Einsätze wie in
Afghanistan spielten Geschütze, die Munition über Dutzende Kilometer
weit verschießen können, keine große Rolle mehr. Durch die zunehmende
Konfrontation mit Russland hat sich das wieder geändert. Künftig soll es
14 Artilleriebataillone geben.“ (FAZ, 6.4.2017)
Bei der Luftwaffe soll es den Vorgaben gemäß in den Worten der FAZ darum
gehen, dass sie künftig „pro Tag bis zu 350 Aufklärungs- und
Kampfeinsätze fliegen kann.“ Generell seien „in den kommenden 15 Jahren
auch milliardenschwere Investitionen in die Luftstreitkräfte geplant.“
Dazu würde die Anschaffung zusätzlicher Airbus A400M zur
Truppenverlegung, neue Kampfflugzeuge und Transporthubschrauber sowie
Flugabwehrsysteme gehören. Und schließlich soll auch die Marine nicht zu
kurz kommen: Mindestens 15 Schiffe sollen künftig gleichzeitig
kampfbereit sein. Hier gebe es vor allem Modernisierungsbedarf: „Dem
‚Bühler-Papier‘ zufolge müssen die Minenabwehreinheiten, sechs Tender
und vier Fregatten der Klasse 123 Ende des nächsten Jahrzehnts aus
Altersgründen ersetzt werden. Zudem, so heißt es, habe die
Bundesregierung die Nato-Forderung nach zwei weiteren Versorgungs- und
Kommandoschiffen (Joint Logistics and Command Ship) akzeptiert.“ (FAZ,
19.4.2017)
Irrsinnige Kosten
Durch das Bühler-Papier erhält man einen Eindruck, weshalb von der Leyen
schon Anfang 2016 ankündigte, anstatt bisherigen Planungen zufolge nicht
50 Mrd., sondern satte 130 Mrd. Euro in die Neuanschaffung von
Rüstungsgütern pumpen zu wollen (siehe IMI-Analyse 2017/2).
Schnellstmöglich soll hierfür der Investitionsetat von damals etwa 5
Mrd. auf 9 bis 10 Mrd. angehoben werden – 2017 sind es bereits 7,26 Mrd.
Euro.
Und das Geld wird auch gebraucht, allein der Bedarf an Boxern könnte
sich auf bis zu 8,25 Mrd. Euro aufsummieren: „Die finanzielle,
personelle und materielle Auszehrung der Bundeswehr ist gestoppt. Der
Wehretat steigt wieder an, die Verbände und Einheiten sollen wieder
vollständig mit Personal und Gerät ausgerüstet werden. Erhard Bühler
bezeichnet das Papier als „Dokument des Übergangs“ – von der Ära der
Auslandseinsätze in das Zeitalter der Heimat- und Bündnisverteidigung.
Diese Rückkehr zur Vollausstattung der Bundeswehr wird viel Geld kosten.
Ministerin von der Leyen hatte vor mehr als einem Jahr einen
Modernisierungsbedarf bis 2024[4] in Höhe von 130 Milliarden Euro
ausgemacht. Doch um die länger gesteckten Planungsziele der Nato und die
Vorgaben des Planungspapiers zu erfüllen, werden höhere Investitionen
notwendig. Die Bundeswehr, heißt es darin, solle künftig gemeinsam mit
Frankreich und Großbritannien das europäische Rückgrat der Nato bilden.“
(FAZ, 19.4.2017)
Dabei ist es keineswegs so, dass die Bundeswehr in den letzten Jahren
„kaputt gespart“ worden wäre, wie überall insinuiert wird: So stieg der
Militärhaushalt von umgerechnet etwa 24,3 Mrd. Euro im Jahr 1999 bis
2010 auf 31,1 Mrd. Euro an. Wie abzusehen war, wurde der Sparbeschluss
vom Juni 2010, demzufolge der Rüstungshaushalt bis 2014 auf 27,6 Mrd.
Euro hätte gesenkt werden müssen, schnell wieder einkassiert. 2014 waren
es dann 32,5 Mrd. Euro und seither schießt der Etat regelrecht durch die
Decke. Aktuell sind für das Jahr 2017 37 Mrd. eingeplant und den
„Eckwerten“ des Finanzministeriums vom März 2017 zufolge soll der Etat
bis 2021 auf mindestens 42,3 Mrd. Euro steigen – 15 Mrd. über dem
augenscheinlich längst vergessenen Sparbeschluss.
Propagandaoffensive
Zwar kann das Verteidigungsministerium selbstständig und ohne Absprache
mit anderen Ressorts die „Konzeption der Bundeswehr“ erlassen, für die
Bewilligung der erforderlichen Gelder ist sie aber natürlich weiterhin
von der restlichen Politik abhängig. Und die schielt zumindest mit einem
Auge doch stets auch auf die Wahlbevölkerung, die gegenüber höheren
Rüstungsausgaben notorisch skeptisch eingestellt ist. Deshalb wurde ihr
als Begleitmusik parallel zur Veröffentlichung der Grundzüge des
„Bühler-Papiers“ auch gleich noch medial die Notwendigkeit der
Hochrüstungsmaßnahmen eingetrichtert. Die Bundeswehr sei eine „Kaputte
Truppe“, fast nichts funktioniere und es gäbe dringenden
Investitionsbedarf, so Zeit Online (20.4.2017) Noch doller betitelt Der
Spiegel (Nr. 16/2017) einen Kommentar mit den Worten „Wir müssen rüsten
gegen den Krieg“, um dann einzuleiten: „Das schreckliche A-Wort hat
erneut Konjunktur, A wie Aufrüstung - es provoziert politischen
Widerstand. Doch die Wahrheit lautet: Die Bundeswehr braucht deutlich
mehr Geld, sonst wird sie ihren Job nicht machen können.“
Trotz der bislang insgesamt eher dürftigen Quellenlage – augenscheinlich
liegt das „Bühler-Papier“ bislang lediglich der FAZ vor – zeichnet sich
jetzt schon ab, dass versucht wird, einem massiven Militarisierungsschub
den Weg zu ebnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung diesen
Rüstungsfliegenfängern nicht auf den Leim geht!
Anmerkungen
[1] Natürlich ging es bei der Neuausrichtung der Bundeswehr aber
vorrangig um die „Verbesserung“ der Interventionsfähigkeit.
[2] Um genau zu sein waren es 170.000 plus 5.000 bis 15.000 Freiwillig
Wehrdienstleistende (FWDLs).
[3] Siehe für eine ausführliche Kritik zum Rahmennationskonzept
IMI-Studie 2015/07.
[4] Woher der FAZ-Autor die Zahl 2024 nimmt ist etwas schleierhaft. Jede
andere Quelle nennt 2030 als Zieljahr für von der Leyens Rüstungsinitiative.
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