[IMI-List] [0367] Praktikum / Studie Battlefield 3

IMI imi at imi-online.de
Mo Feb 27 14:02:31 CET 2012


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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0367 .......... 16. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jonna Schürkes / Jürgen Wagner
Abo (kostenlos).. https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List findet sich

1.) Der Hinweis auf mögliche Praktika bei der IMI;

2.) Eine neue Studie zu dem Computerspiel „Battlefield 3“;

3) Links zu den neuesten Texten auf der IMI-Homepage.


1) IMI-Praktikum

Die Informationsstelle hat in den kommenden Monaten eine 
Praktikumsstelle frei. Wir freuen uns über Bewerbungen, wobei uns 
schulische Leistungen und Lebensläufe deutlich weniger interessieren, 
als persönliche Beweggründe und Erfahrungen für und mit politischem 
und/oder antimilitaristischem Engagement und Vorstellungen und Wünschen, 
die mit einem Praktikum bei der IMI verbunden wären.

Näheres: http://www.imi-online.de/uber-imi/praktikum/

Nachfragen gerne an: imi at imi-online.de


2) Studie zu Battlefield 3

Die Bedeutung des Computer- und Videospielemarktes nimmt rasant zu, 
ebenso wie sein Einfluss auf die Herstellung von Welt- bzw. 
Feindbildern. Aus diesem Grund muss der gesellschaftlichen Wirkung und 
den in Spielen transportierten Botschaften endlich weitaus mehr 
Aufmerksamkeit geschenkt werden, als dies bislang der Fall ist.

In einem der erfolgreichsten Computer- und Videospiele überhaupt – 
Battlefield 3 – wird der Konflikt zwischen den USA und dem Iran 
aufgegriffen und dessen Eskalation nur minimal in die Zukunft verlagert, 
ins Jahr 2014. Aus diesem Grund beschäftigt sich die nachfolgende 
IMI-Studie ausführlich mit den verschiedenen Facetten dieses „Spiels“:


IMI-Studie 2012/05
Battlefield 3: Das virtuelle Schlachtfeld
Die Story - Der Hintergrund - Die Produktion - Die Vermarktung
http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie-12-5-Battlefield3.pdf
Michael Schulze von Glaßer (27. Februar 2012)


Einleitung

„Die Kriegsschauplätze bei Battlefield 3 jagen mir einen kalten Schauer 
über den Rücken. Nicht nur, weil man in einem völkerrechtswidrigen 
Angriffskrieg ‚mitspielt‘, sondern weil der medial und politisch von 
langer Hand vorbereitete Krieg gegen den Iran ebenfalls in Hochglanz 
über die Monitore flimmern wird. In Battlefield 3 soll sich der Spieler 
mit US-Soldaten identifizieren und so deren Feindbilder und die 
dazugehörige Politik akzeptieren. Ob er sich darüber hinaus ein Urteil 
über die echte Weltlage bilden kann oder wird, halte ich für fraglich. 
Hier zahlen die Spieler noch freiwillig Geld dafür, sich gegen 
potenzielle Kriegsgräuel desensibilisieren zu lassen“, schreibt 
Sebastian Biemann in einem Leserbrief im Videospiel-Magazin GameStar und 
löste damit noch vor Erscheinen des First-Person-Shooter-Videospiels 
„Battlefield 3“ eine Debatte über dessen Inhalt aus.[1]

Verantwortlich für das Blockbuster-Spiel, welches weltweit ab dem 25. 
Oktober 2011 (in der EU ab dem 28. Oktober) für den PC und die 
Spielkonsolen Sony Playstation 3 und Microsoft Xbox 360 erschien, sind 
das schwedische Entwicklerstudio „Digital Illusions Creative 
Entertainment“ (DICE) und der US-Publisher „Electronic Arts“ (EA). 
Battlefield 3 wurde in den ersten beiden Wochen nach Veröffentlichung 
bei einem Preis von 40 bis 70 Euro allein in der Bundesrepublik über 
500.000 Mal verkauft.[2] „Einen besseren Start hat bisher noch kein 
Actionspiel in Deutschland hingelegt“, resümiert die GameStar auf ihrer 
Website.[3] Weltweit wurden bis zum 1. November 2011 fünf Millionen 
Exemplare des Videospiels verkauft.[4] Bis Ende November 2011 sind 12 
Millionen Exemplare des Videospiels an den Einzelhandel ausgeliefert 
worden, von denen bis dahin 8 Millionen verkauft wurden.[5] Dazu wurde 
das Spiel bis Ende 2011 noch etwa 3,5 Millionen-Mal illegal für den PC 
und 760.000-Mal für die Xbox 360 illegal aus dem Internet 
heruntergeladen.[6] Battlefield 3 ist mit seinen Verkaufszahlen (und 
illegalen Downloads) eines der weltweit erfolgreichsten Videospiele, die 
es bisher gab.

Videospiele wie Battlefield 3 orientieren sich am Markt. Sie sollen den 
Unternehmen so viel Geld wie möglich einbringen. Darauf ist auch die im 
Spiel erzählte Geschichte ausgerichtet: Ein Videospiel mit brisantem 
Inhalt verkauft sich besser. So merkt der 
US-Kommunikationswissenschaftler Roger Stahl in seinem 2010 erschienenen 
Buch „Militainment, Inc. – War, Media and Popular Culture“ an, dass 
militärische Videospiele heute zunehmend reale Konflikte aufgreifen.[7] 
Er macht dies etwa am Taktik-Shooter-Spiel „Conflict: Desert Storm“ 
deutlich. Das 2002 veröffentlichte Spiel versetzte den Spieler als 
US-Soldat in den Zweiten Golf-Krieg 1990/1991, spielte dabei aber klar 
auf den sich verschärfenden realen Konflikt zwischen den USA und dem 
Irak an, der im März 2003 zum Dritten Golfkrieg führte. Passend dazu 
erschien im Oktober 2003 das Nachfolgespiel „Conflict: Desert Storm 2“, 
in den USA mit dem Zusatztitel „Back to Baghdad“. Auch Battlefield 3 
greift einen realen politischen Konflikt auf: den zwischen den USA und 
dem Iran. Das Spiel sagt einen Krieg zwischen beiden Staaten im Jahr 
2014 voraus.

Gründe genug, sich näher mit Battlefield 3 zu beschäftigen – allerdings 
eben nicht so, wie es für ein Videospiel üblich ist.[8] Fachmagazine 
schreiben viel über Grafik, Sound und Gameplay. Und wenn über virtuelle 
Spiele in Nachrichten-Medien berichtet wird, dann kreist die Debatte in 
Deutschland oft nur um die Frage der dargestellten Gewalt. Was die 
Spiele für politische Aussagen verbreiten, spielt in der öffentlichen 
Diskussion kaum eine Rolle. Es wird über äußere Formen, nicht aber über 
den Inhalt der Videospiele diskutiert.[9] Dabei sind die in den Spielen 
erzählten Geschichten oft hochbrisant – wie Sebastian Biemann in seinem 
Leserbrief richtig bemerkt, gilt dies auch für Battlefield 3.

Der folgende Text befasst sich daher vor allem mit dem Inhalt von 
Battlefield 3 – will diesen auch nicht-Spielern zugänglich machen – und 
geht darüber hinaus auch noch auf die Produktion und Vermarktung des 
Videospiels ein. Im ersten Teil wird die Geschichte des Spiels Level für 
Level wiedergegeben. Anschließend werden einzelne Punkte der Geschichte 
aufgegriffen und genauer erläutert: Welche Feindbilder vermittelt das 
Spiel? Welche Helden werden geschaffen? Dazu soll auch ein Blick auf den 
Multiplayer- und auf den Kooperations-Modus des Spiels geworfen werden. 
Darüber hinaus wird auch die Authentizität von Battlefield 3 und die 
Zusammenarbeit der Spielentwickler von DICE mit dem realen Militär Thema 
sein. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit dem Battlefield-eigenen 
Social-Network „Battlelog“, der so spektakulär wie umstrittenen 
Vermarktungsstrategie von Electronic Arts und dem für das Spiel 
geltenden Jugendmedienschutz. Am Ende folgt ein kritisches Fazit.[10]

Zur gesamten Studie: 
http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie-12-5-Battlefield3.pdf

INHALTSVERZEICHNIS

1. Die Story
1.1 Einzelspieler-Kampagne
1.2 Multiplayer-Level
1.3 Kooperations-Modus

2. Der Hintergrund
2.1 Feindbilder
2.2 Heldentum
2.3 Realer Iran-Konflikt

3. Die Produktion
3.1 Zwischen Realität und Virtualität
3.2 Verbindungen zum Militär
3.3 Battlelog

4. Die Vermarktung
4.1 Werbekampagne
4.2 Jugendmedienschutz

5. Fazit: „Battlefield 3 – Das virtuelle Schlachtfeld“


Zur gesamten Studie hier: 
http://www.imi-online.de/download/IMI-Studie-12-5-Battlefield3.pdf

Anmerkungen:

[1] Biemann, Sebastian: Ich spiele da nicht mit!, in: GameStar 09/2011, 
S. 92.

[2] Linken, Andre: Battlefield 3 – Shooter bricht Verkaufsrekord in 
Deutschland, in: www.gamestar.de, 16. November 2011 – letzter Zugriff am 
23. November 2011.

[3] Ebenda.

[4] Linken, Andre: Battlefield 3 – Bereits fünf Millionen verkaufte 
Exemplare, in: www.gamestar.de, 1. November 2011 – letzter Zugriff am 
25. November 2011.

[5] Schneider, Christian: Battlefield 3 – Verkaufszahlen klettern auf 8 
Millionen, in: www.gamestar.de, 30. November 2011 – letzter Zugriff am 
30. November 2011.

[6] Balg, Björn: Die am meisten illegal heruntergeladenen Spiele 2011, 
in: www.eurogamer.de, 2. Januar 2012 – letzter Zugriff am 20. Februar 2012.

[7] Stahl, Roger: Militianment, Inc. – War, Media and Popular Culture, 
New York 2010, Seite 100f.

[8] Im Herbst 2011 kam es unter Videospiel-Fachjournalisten zum offenen 
Streit um die Zukunft der Videospielkritik. Christian Schmidt, 
langjähriger Autor und zuletzt auch stellvertretender Chefredakteur beim 
Magazin GameStar, machte dabei den Anfang und ging in einem Gastartikel 
auf Spiegel-online hart mit der aktuellen Videospielkritik ins Gericht. 
In den Artikeln würde die Funktionsweise der Spiele zwar bis ins Detail 
beschrieben (etwa die verschiedenen Waffen in First-Person-Shootern) und 
darüber geurteilt, es fehlten aber Urteile über den „ökonomische[n], 
politische[n], ethische[n], künstlerische[n] und gesellschaftliche[n]“ 
Gehalt der Spiele. Der vorliegende Artikel über Battlefield 3 kann als 
Versuch gesehen werden, auf die Kritik Christian Schmidts einzugehen, 
auch wenn dieser Text wohl nie in einem populären Videospiel-Magazin wie 
der GameStar abgedruckt werden dürfte; Schmidt, Christian: Mehr Geist 
bitte, liebe Games-Tester, in: www.spiegel.de, 6. September 2011 – 
letzter Zugriff am 4. Februar 2011.

[9] Schiffer, Christian: Machtspiele im digitalen Sandkasten – wie 
politisch sind Computerspiele?, in: Inderst, Rudolf Thomas/Just, Peter 
(Hrsg.): Contact – Conflict – Combat – Zur Tradition des Konflikts in 
digitalen Spielen, Boizenburg 2011, S. 71.

[10] Für diese Studie wurde Battlefield 3 – die überall erhältliche 
„Limited Edition“ für die Playstation 3 – mehrmals durchgespielt und das 
gesamte Spiel auch als Video aufgenommen. Für die Recherche wurde 
außerdem auf die englischsprachige Version des von Spielern und Fans 
erstellten „Battlefield Wiki“ zurückgegriffen (siehe N. N.: Battlefield 
Wiki – Battlefield 3, Bad Company 2, Weapons, Levels, Maps, Characters 
and more!, in: www.battlefield.wikia.com – letzter Zugriff am 30. Januar 
2012). Weitere Quellen befinden sich in den Fußnoten.


3) Links zu den neuesten Texten auf der IMI-Homepage

IMI-Analyse 2012/004 - in: W&F 1/2012
Der Internationale Strafgerichtshof – Trennung von Recht und Politik?
http://www.imi-online.de/2012/02/27/der-internationale-strafgerichtshof-%e2%80%93-trennung-von-recht-und-politik/ 

Michael Haid (27. Februar 2012)

IMI-Standpunkt 2012/010
Blut und Ehre für das deutsche Vaterland?
Es soll sich wieder lohnen, für Deutschland zu sterben. Dazu soll es 
nach Willen des Verteidigungsministers bald einen „Veteranentag“ geben.
http://www.imi-online.de/2012/02/25/blut-und-ehre-fur-das-deutsche-vaterland/ 

Michael Schulze von Glaßer (25. Februar 2012)

IMI-Analyse 2012/003 - in: junge Welt, 24.2.2012
Händler des Todes
Die Bundesrepublik gehört zu den weltweit größten Rüstungsexporteuren. 
Verkauft wird dabei auch an Länder, die in bewaffnete Konflikte 
involviert sind
http://www.imi-online.de/2012/02/24/handler-des-todes/
Lühr Henken (24. Februar 2012)

IMI-Standpunkt 2012/009, in: Telepolis (20.02.2012)
Siemens, Desertec und die Nato
Gemeinsam Märkte erschließen in "Gebieten ohne Selbstregierung"?
http://www.imi-online.de/2012/02/20/siemens-desertec-und-die-nato/
Christoph Marischka (20. Februar 2012)

IMI-Studie 2012/04
Der Libyen-Krieg und die Interessen der NATO
http://www.imi-online.de/2012/02/15/der-libyen-krieg-und-die-interessen-der-nato/ 

Jürgen Wagner (15. Februar 2012)

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